Klimastreik in Hamburg: Viele Emotionen bei FFF-Demo
Dutzende unterschiedlicher Gruppen demonstrieren in Hamburg für eine konsequentere Klimaschutzpolitik. Auch der schwarze Block ist dabei.
Mathilda sitzt vor einer Bühne am Jungfernstieg, vor der sich tausende Demonstrierende in der prallen Sonne zur Kundgebung versammelt haben. Bekannte Organisationen wie Greenpeace und Amnesty International springen einem in der Menge sofort ins Auge.
Das Publikum ist extrem gemischt – sowohl vom Alter her als auch von der politischen Ausrichtung. Luise und Kim, beide 25 Jahre alt, erzählen, wie wichtig sie Klimagerechtigkeit weltweit finden. Sie versuchen, mit ihrer Amnesty-International-Hochschulgruppe mehr Aufmerksamkeit für den globalen Süden zu schaffen, der am meisten unter der globalen Klimakrise leidet.
Annika ist 44 und mit ihren beiden Kleinkindern da. Sie hat Tränen in den Augen, während sie berichtet, wie sie nachts wach liegt und Angst um die Zukunft hat. „Ich bin hier mit meinen Kindern, um diese im jungen Alter zu sensibilisieren, sodass diese sich auch trauen, ihre Meinung zu sagen.“
Klassenkampf fürs Weltklima
Viele antikapitalistische Stände ziehen durch ihr radikales Aussehen Blicke auf sich. Der 44jährige David von der Sozialistischen Alternative proklamiert einen Klassenkampf und Klimaschutz von unten: „Der sozial-ökologische Umbau muss sich mit dem Kapitalismus anlegen!“, findet er.
Ähnlicher Meinung ist der schwarz/lila Block, unter anderem organisiert von Ende Gelände und der Interventionistischen Linken (IL). Auf einem lila Banner steht in großen Buchstaben: “Konsumiert Klimafreundlich. Eat the Rich.“ Der Block ist schwarz, organisiert, laut und vor allem ist er sehr jung. Obwohl sie sich mit dem Banner von dem Rest der Menschenmenge abgrenzen, sehen sie sich als Ergänzung zu Fridays for Future.
Die Klimaaktivist*innen haben sich im Vorfeld mit dem Antikapitalistischen Block abgesprochen und zusammengetan. Trotzdem kritisiert Robin Stawsberg aus dem antikapitalistischen Block die FFF-Organisation als reformistisch und nicht radikal genug. Ein anderer Aktivist sagt ganz klar: “Der Kapitalismus ist das größte Problem und dem gilt es sich zu stellen!“
Am Ende der Kundgebung bringen die Band Silbermond und der Sänger Herbert Grönemeyer die Teilnehmenden des Demozuges in Stimmung. „Wie schön ist es zu sehen, dass wir heute so viele sind“, ruft die Sängerin von Silbermond, Stefanie Kloß, bei ihrem Auftritt. Auch die 90 Jahre alte Großmutter von Umweltaktivistin Luisa Neubauer, Dagmar Reemtsma, spricht auf der Bühne.
Die Polizei zählt 15.000 Teilnehmende, die Veranstalter*innen 22.000, die nach dem Ende der Reden durch die Innenstadt ziehen. Zu Zwischenfällen kommt es nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag