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Klimaschutz vor GerichtDeutsche Umwelthilfe verklagt Kretschmann-Regierung

Baden-Württemberg verfehlt die Klimaziele, aber die grün-schwarze Landesregierung legt keine Maßnahmen vor. Umweltschüt­ze­r*in­nen klagen nun.

Tut nicht genug für den Klimawandel: die grün-schwarze Landesregierung unter Ministerpräsident Kretschmann Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Berlin taz | Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) verklagt die Landesregierung in Baden-Württemberg, weil sie bis zum 8. Juni kein Klima-Sofortprogramm vorgelegt hat. „Die grün-schwarze Landesregierung unter Ministerpräsident Kretschmann verletzt vorsätzlich geltendes Recht“, sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch.

Die Landesregierung hatte sich 2023 das Ziel gesetzt, 2030 65 Prozent weniger CO2 auszustoßen als 1990 und 2040 klimaneutral zu sein. Der von der Landesregierung eingesetzte Expertenrat Klima geht aber nur von einer Reduktion um 53 Prozent bis 2030 und 77 Prozent bis 2040 aus, wenn die aktuelle Politik fortgeführt wird.

Die DUH-Forderung nach einem Sofortprogramm bezieht sich auf das baden-württembergische Klimaschutzgesetz, das in einem solchen Fall „erforderliche Landesmaßnahmen“ zur Kurskorrektur verlangt. „Mit unserer Klimaklage werden wir die Landesregierung noch vor der Landtagswahl im Frühjahr 2026 dazu verpflichten lassen, Recht und Gesetz zu beachten und wirksame Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen“, sagt Resch.

Die DUH schlägt unter anderem ein Tempolimit auf Autobahnen und eine Sanierungsoffensive für Schulen und Kitas vor, um im Verkehrs- und Gebäudesektor die Emissionen zu senken. DUH-Anwalt Remo Klinger ist zudem der Auffassung, dass sich die Landesregierung nicht mit Verweis auf unzureichende Maßnahmen der Bundesregierung aus der Verantwortung ziehen kann. Schließlich könne sie über den Bundesrat Gesetzesinitiativen einbringen.

Die Landesregierung wollte sich nicht zum Verfahren äußern, Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) nannte die prognostizierte Zielverfehlung aber gegenüber der taz einen „Weckruf“. Die Landesregierung reagiere im Haushalt bereits „mit einer millionenschweren Förderung für Wasserstoff-Infrastruktur, die energetische Sanierung von kommunalen Gebäuden und einer Stärkung der Beratung für Menschen, die sich eine Solaranlage aufs Dach oder eine neue Heizung in den Keller setzen wollen.“

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12 Kommentare

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  • Nun ja, Kretschmann ist so grün, wie die CDU christlich ist.



    Vielleicht sollte er die Daimler-Porsche Partei gründen. Natürlich mit viel Grün im Logo!

    • @ Christoph:

      sehr schöner Vergleich! Der Resch macht einen wirklich guten Job, dass mit der Beugehaft war auch ein guter Plan. Wenn er eben zu oft schwarzfährt...😂

  • BW ist mit ca. 0,2% an der weltweiten CO2 Produktion beteiligt. Was soll dieser Oeko-Populismus der DUH? Wird die Klage irgend etwas zur Verhinderung des Klimaproblems beitragen?

    • @maxwaldo:

      0,2% nur durch BW???



      Das ist pro Kopf satt doppelt so viel CO2-"Produktion" wie der Durchschnitt.



      Das Land gehört zu den wohlbehaltensten Ländern der Welt, da kann der Rest der Welt schon erwarten dass es nicht zu den faulen Sitzenbleibern und Versagern gehört.

    • @maxwaldo:

      Jeder ist beteigt. Nach Ihrer Öogik muss miemand etwas tun.

  • Steht die DUH nicht auch auf der Förderliste der EU-Kommission?

  • Resch hat in Ba-Wü angefangen. Beim Vogelsterben am Bodensse reagierte der CDU Landwirtschaftsminister sehr schnell mit dem Verbot des betreffenden Gifts.



    Heute sind die Wege länger und ökologisch begrünt.

  • Ist das nicht ein Schreibfehler:

    "mit einer millionenschweren Förderung für Wasserstoff-Infrastruktur"

    Müsste doch eigentlich "mit einem Millionengrab der Förderung der Wasserstoff-Infrastruktur".

    Oder für welchen wirklich ernsthaften Wasserstoff-Anwendungsfall wird die Infrastruktur noch gefördert?

    • @Bauer Gerry:

      Alles wofür man Gas braucht z. B. Stahl und sso

      • @Sonntagssegler:

        @Bauer Gerry fragte nach einem "ernsthaften" Anwendungsfall.

        • @sollndas:

          Genau das ist die Produktion von grünem Stahl.

  • Man könnte sich ja fragen, ob das bei Den Welken in Ba-Wü nicht sogar als positiv angesehen wird...