Klimaschutz und Weltwirtschaft: Die Notenbanken wachen auf

Notenbanken sind für die Stabilität des Finanzsystems zuständig. Währungshüter fordern nun mehr Klimaschutz. Sonst könnte es teuer werden.

Klimaaktivisten protestieren vor Societé Generale

Klimaschützer fordern von Frankreichs Großbank Societé Generale mehr Umweltschutzbewusstsein Foto: reuters

BERLIN taz | Eine Gruppe von 34 Notenbanken hat erstmals Empfehlungen dazu veröffentlicht, wie Gefahren und Kosten des Klimawandels ins Finanzsystem integriert werden könnten. Sie reagieren damit auf das Klimaschutzabkommen von Paris, das fordert, „Finanzmittelflüsse in Einklang“ mit den Klimaschutz zu bringen. Logisch, denn bisher sorgen Geldanlagen in Öl, Gas oder Kohle für das Gegenteil.

Zu den Gründern des „Netzwerks der Zentralbanken und Aufsichtsbehörden für ein grüneres Finanzsystem“ gehört neben der Europäischen Zentralbank (EZB) und den meisten europäischen Notenbanken auch die Bundesbank. Die chinesische Zentralbank beteiligt sich ebenfalls an diesem Zusammenschluss. Mit der US-amerikanischen Notenbank FED fehlt allerdings die weltweit wohl wichtigste Notenbank. Gegründet hat sich die Gruppe im Dezember 2017 in Paris.

Die Forderungen der Banken richten sich vor allem auf zwei Punkte: Erstens bedroht der Klimawandel durch die Schäden, die er anrichtet, weltweit viele Investitionen. Bislang war dieses Risiko nicht erfasst. Das müsse sich nun ändern, fordern die Zentralbanken.

Zweitens würde eine Transformation einen signifikanten Strukturwandel in der Wirtschaft auslösen. „Einige Regionen und Sektoren werden damit besser umgehen als andere“, schreiben die Banken. Die Kosten für den Wandel zu einer CO2-armen Wirtschaft seien aber wesentlich niedriger als die, die aus einer aufgeheizten Welt an Schäden entstehen würden. „Geschwindigkeit und Timing des Wandels sind entscheidend“, heißt es in dem Bericht. Ein geordneter Übergang mit klaren politischen Signalen würde die Kosten niedrig halten. Der Vorsitzende des Netzwerks, Frank Elderson von der niederländischen Zentralbank, drückt es drastischer aus: Klimaschutz sei „entscheidend für unser Überleben. Es gibt keine Alternative“, sagte er.

Versicherungen fordern Berichte über Klimarisiken

Zentralbanken beaufsichtigen die großen Banken der Welt. Sie können deshalb Regeln setzen. Unter anderem können diese systemrelevanten Institute gezwungen werden offenzulegen, welche ihrer Investitionen vom Klimawandel bedroht sind oder wertlos werden, etwa weil Öl und Kohle im Boden bleiben müssen. Eines der Probleme ist, dass weder Finanzinstitute noch Aufsichtsbehörden bisher über die Infrastruktur, die Daten und das Personal verfügen, um solche Klimarisiken zu berechnen. Das zu ändern ist eine der Forderungen der Zentralbanken. Interesse an ausführlichen Berichten über Klima- und Umweltrisiken haben vor allem Pensionsfonds oder Rückversicherer. Ihre Investitionen sind häufig langfristig angelegt.

Frank Elderson, niederländische Zentralbank

„Klimaschutz ist entscheidend für unser Überleben“

Auch auf politischer Ebene passiert gerade jede Menge. Die Europäische Union will bis 2022 ein sogenanntes grünes Finanzsystem aufbauen. Die EU arbeitet derzeit daher an einem ganzen Bündel von Maßnahmen. Derzeit erarbeitet die Kommission beispielsweise eine EU-weit einheitliche Regelung, nachhaltige Geldanlagen zu bewerten.

Bislang müssen Anleger viel Zeit aufwenden, um herauszufinden, wie nachhaltig ein Fonds wirklich ist, oder sie beauftragen damit Anlageberater, die aber zu sehr unterschiedlichen Einschätzungen kommen. Ähnlich wie das Biosiegel im Lebensmittelbereich soll es auch bei Finanzprodukten künftig einheitliche Siegel für grüne und nachhaltige Geldanlagen geben.

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