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Klimaschädlicher TourismusWeg mit den Kreuzfahrtschiffen

Amsterdam ist beliebter Anlageort für Ozeanriesen, doch die Stadt will sie künftig verbannen. Sie brächten zu viele Touristen und schadeten dem Klima.

Bald nicht mehr erwünscht: Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Amsterdam Foto: imagebroker/imago

Amsterdam taz | Die Parole tauchte Mitte Juli auf: „He he ho ho Cruise Ships got to go!“ In großen Lettern zog sie sich über eine Brücke hinter dem Terminal, wo die riesigen Ozean-Kreuzfahrtschiffe bei ihrem Halt in der niederländischen Hauptstadt anlegen.

Verantwortlich dafür: die Klima-Aktivist*innen von Extinction Rebellion. Es ist kein Geheimnis, dass Kreuzfahrtschiffe aus ökologischer Sicht eine Zumutung sind. „Untragbar für Klima, Umwelt und Gesundheit“ nannte der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) sie, und im kürzlich veröffentlichten Kreuzfahrtranking 2023 heißt es: „Kreuzfahrt und Klimaschutz kommen nicht zusammen.“ In Rostock-Warnemünde hin­der­ten ­Ak­ti­vis­t*in­nen in Schlauchbooten und Kajaks im Juni ein Schiff der Aida-Flotte mehrere Stunden lang am Auslaufen.

In Amsterdam aber will die Stadtregierung nun eingreifen, um den Verkehr der Kreuzfahrtschiffe zu regulieren: Eine Mehrheit des Stadtrats nahm letzte Woche einen Antrag der liberalen Partei Democraten66 an, um besagtes Terminal, östlich vom Hauptbahnhof an einem Seitenarm des IJ gelegen, an einen anderen Standort außerhalb des Zentrums zu verlagern.

Fraktionsvorsitzende Ilana Rooderkerk sagte, das Terminal für Kreuzfahrtschiffen passe nicht zu den „nachhaltigen Ambitionen“ Amsterdams und dem Plan, die Zahl der Touristen in der Stadt zu reduzieren. Nicht zum ersten Mal überschneiden sich hier mehrere Diskurse, wenn es in der stark überlaufenen Hauptstadt um das Thema Übertourismus geht.

Tou­ris­t*in­nen „konsumierten“ die Stadt, hätten aber für diese wenig Bedeutung

In diesem Fall geht es um die deutliche Beschränkung der Besucher*innen-Zahlen, was sich die derzeitige linke Stadtregierung und Bürgermeisterin Femke Halsema unmissverständlich auf die Fahnen geschrieben haben, und zugleich um Klimaschutz und Nachhaltigkeit.

Halsema, einst Parteichefin und Fraktionsvorsitzende der Partei GroenLinks im niederländischen Parlament, sagte letztes Jahr in einem Pod­cast der Zeitung NRC Handelsblad, Kreuzfahrt-Tourist*innen würden einige Stunden lang in der Stadt „losgelassen“, äßen währenddessen bei internationalen Ketten und hätten keine Zeit für Museumsbesuche. Dadurch „konsumierten“ sie die Stadt, hätten aber für diese wenig Bedeutung.

Diskussionen um einen neuen Standort des Terminals gibt es seit 2016. Aktuell spielt noch ein weiterer Aspekt mit: die schnell wachsende Stadt will die nördlich des Flusses IJ gelegenen Teile besser anbinden, weshalb im Rathaus seit Langem über eine zusätzliche Brücke nachgedacht wird.

2021 empfahl eine Stadtplanungskommission, das Terminal zu diesem Zweck in den weit vom Zentrum entfernten Hafen zu verlegen. Ozean-Kreuzfahrtschiffe könnten unter einer Brücke nicht passieren, betonte auch D66-Fraktionsvorsitzende Rooderkerk.

Pläne zu CO₂-Reduzierung der Schiffe sind nun hinfällig

Was die Nachhaltigkeit betrifft, sollten vor Anker liegende Schiffe am aktuellen Standort ab 2025 ans lokale Elektrizitätsnetz angeschlossen werden und damit grünen Strom benutzen, sodass sie während der Liegezeit ihre eigenen Motoren ausstellen können. Laut der Tageszeitung Het Parool würden damit nahezu 75 Prozent der Feinstoffemissionen und 70 Prozent des CO₂ eingespart. Es sind aber noch nicht alle Kreuzfahrtschiffe dafür ausgerüstet. Durch den Umzug sind diese Überlegungen nun hinfällig.

„Amsterdam geht es besser ohne Cruise-Schiffe“, zitieren niederländische Medien Stadtratsmitglied Rooderkerk. Diederik Boomsma, Stadtrat der oppositionellen Christdemokraten, verwies hingegen auf die genannte Nutzung lokaler Elektrizität, um die Verschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe zu senken – eine Option, in die bereits „kräftig investiert“ werde und die ab 2030 für Seekreuzfahrtschiffe innerhalb der EU obligatorisch ist.

Wo das Terminal mitsamt Hotel, Gastronomie und Eventzentrum, an dem dieser Tage viel Betrieb herrscht, künftig angesiedelt werden soll, ist noch unklar. In einem Plädoyer wandten sich Rooderkerk und ihr Fraktionskollege Rob Hofland auch gegen den Hafen als neuen Anlegeplatz der „schwimmenden Wohnblöcke“, da dort ein neues Wohngebiet geplant ist. Klar ist nur: es soll sich um einen Ort „außerhalb der Stadtgrenzen“ handeln.

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21 Kommentare

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  • Wenn die Kreuzfahrt von einem deutschen Hafen startet, ist sie im Vergleich zum Fliegen wesentlich weniger umweltschädlich.



    Also besser in Hamburg in ein Kreuzfahrtschiff steigen als vom Hamburger Flughafen nach Bali fliegen!!!



    Fliegen ist bei weitem die umweltschädlichste Art sich fortzubewwgen.

  • Für ältere Menschen eine sehr erholsame und angenehme Art an mehrere Orte zu verreisen,und 1000 Autos bleiben jeweils in der Garage stehen

    • @Syltfreund:

      Nur dass die 1000 Autos in der Garage deutlich klimaverträglicher wären als das eine Schiff.



      Pro Passagier ein durchschnittlicher Jahresausstoß in einer Woche sind keine Seltenheit.

    • @Syltfreund:

      Es geht hervorragend mit dem Zug. Umweltfreundlich!



      Man kommt überall hin.



      Gruss von einer älteren Reisenden!

      • @H.L:

        Ich bin mir nicht sicher ob Ihnen bewusst ist was das Besondere an einer Kreuzfahrt ist, aber üblicherweise der Komfort, auf einem schwimmenden Hotel Strecken zu überwinden, die kein Zug fahren könnte.

  • "Tourist*innen würden einige Stunden lang in der Stadt „losgelassen“, äßen währenddessen bei internationalen Ketten und hätten keine Zeit für Museumsbesuche."



    Das mit den Museumsbesuchen ist allerdings nicht einfach - schon jetzt gibt es etwa beim Van Gogh Museum Tickets nur mit Zeitfenster im Internet, die muss man lange voraus buchen!!! Also, "Museumsbesuche" sind keine Empfehliung für Kurzzeit-Besucher...

  • Sehr gut: Weg mit den Kreuzfahrtschiffen.



    Wie sieht es mit einer EU-weiten politischen Initiative aus? von Grünen und Linken im EP?

    • @Land of plenty:

      EU? Lobbyismus international?



      Würde ich nicht drauf rechnen.

  • Warum sind die Überlegungen zur verpflichtenden Abnahme der Elektrizität im Hafen und Abschalten der Motoren vom Tisch? Das wäre auch außerhalb der Stadtgrenzen ein wichtiger Schritt um diese Monster wenigstens ein wenig netter zu machen.



    Wenn jeder europäische Hafen mitmachen würde, könnte man auch verlangen, dass Schiffe, die keine Fracht transportieren weit früher als die Containerschiffe auf erneuerbare Energie umsteigen. Es bricht keine Industrie zusammen, wenn Kreuzfahrtschiffe diese Auflagen innerhalb von 10 Jahren erfüllen müssen. Und Europa ist groß genug, um damit anzufangen. Die Kreuzfahrtliebhaber wollen die Punkte schließlich auch abklappern und nicht nur mit dem Flieger zum Schiff.

    • @Herma Huhn:

      Diese Form eines Urlaubes ist reiner, destruktiver Konsum ! Diese Dinger gehören schlicht geschrottet.

      • @Zebulon:

        Umbauen zu Protestschiffen. Halter: Greenpeace.

        Oder schwimmende Städte mit autarker Elektrizitätserzeugung. Dazu Umbau mit Flettner-Rotoren.

        Weil wenn schon diese Schrotthaufen auf die Welt gesetzt wurden, wurde bereits Raubbau begangen. Dann gleich zur Nachhaltigkeit umbauen.

      • @Zebulon:

        Welcher Urlaub hat denn nichts irgendwie mit Konsum zu tun?

      • @Zebulon:

        1.000 sternchen ...

  • Daa würde ich mir in Rostock-Waarnemünde auch wünschen.



    Das ist eine Zumutung für die Anwohner.



    Klebt euch bitte an diesen Dreckschleudern fest!

  • 6G
    663803 (Profil gelöscht)

    Besser wäre gewesen die Fertigstellung dieser megaschiffe zu verhindern

    • @663803 (Profil gelöscht):

      stattdessen wurde der Ausbau der Ems, um der dort ansässigen Werft die Produktion immer grösserer Einheiten zu ermöglichen, massiv mit Steuergeldern durchgeführt.

  • Alles richtig. Menschen sollen bitte mit dem Nahverkehr anreisen.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Eine Kreurfahrt mir dem Nahverkehr zu bewerkstelligen, dürfte eine Herausforderung sein.

      • @Tom Tailor:

        Richtig. So eine Metro hat ja auch Kapazitäten von gerademal eine Hand voll Leute. Amsterdam kann niemals das bewerkstelligen, was Tokio, Berlin oder New York mit Pendlern locker hinkriegt.

        • @Troll Eulenspiegel:

          Vor allem wenn man mit der U-Bahn von Amsterdam direkt bis nach Berlin, New York oder Tokio fahren will. So im Kreuzfahrt-Style eben.

  • Die Museen Amsterdams sind immer sehr gut gefüllt, da braucht es nicht auch noch die Kreuzfahrttouristen.