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Klimapläne der deutschen LuftfahrtEin bisschen Demut, bitte!

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Die Luftfahrtbranche liegt am Boden. Und will jetzt mehr aufs Klima achten. Nur der Staat soll bitte keine Vorgaben machen. Doch so geht das nicht.

Die deutsche Luftfahrtbranche will bis 2050 CO2-neutral werden, allerdings nicht dafür zahlen Foto: Julian Stratenschulte/dpa

D ie deutsche Luftfahrtbranche will bis zum Jahr 2050 CO2-neutral werden. Das ist erfreulich. Weitaus weniger erfreulich ist allerdings, dass andere dafür bitte schön zahlen sollen. Für eine Branche, deren Unternehmen gerade vom Staat viele Milliarden Euro ohne jegliche Gegenleistung bekommen, ist das ziemlich frech. Die Coronahilfen scheinen den Appetit auf mehr geweckt zu haben – statt bei den RepräsentantInnen und ManagerInnen der Luftfahrtbranche wenigstens für ein bisschen Demut zu sorgen.

Die Verantwortlichen der Branche machen mental da weiter, wo sie vor der Coronakrise gestanden haben: Die wahren Kosten ihrer Dienstleistungen bürden sie anderen auf, unter anderem den Beschäftigten oder den Menschen, die an vielen Orten der Welt keineswegs vom Massentourismus profitieren, sondern darunter leiden. Wenn alleine die Klimakosten des Fliegens auf die Unternehmen umgelegt würden, wäre wenig Spielraum für Dumpingpreise und Ausschüttungen an die AktionärInnen gewesen. Dass diese Kosten nie auf die Verursacher umgelegt worden sind, war und ist bereits eine enorme Subventionierung.

Die Branche liegt am Boden – vor allem wegen der Coronakrise, aber auch aufgrund eigener Fehler. Denn in der Vergangenheit ging es um immer neue Rekorde: mehr PassagierInnen, mehr Umsatz, mehr Verbindungen. Das rächt sich jetzt, wo kaum noch Flieger abheben. Richtig ist, dass die Branche jetzt den Blick auf die Zeit danach richtet und verspricht, sich endlich der Klimakrise zu stellen, für die sie – wenn auch nicht an erster Stelle – mitverantwortlich ist. Aber was sie vorlegt, ist enttäuschend: eine Bündelung der Vorhaben, die sie ohnehin schon geplant hatte. Für neue Maschinen und Kraftstoffe soll der Staat sorgen, aber Vorgaben für etwas weniger Klimaschädlichkeit soll er nicht machen. So geht es nicht.

Es ist richtig, klimaneutrales Fliegen voranzutreiben. Die Welt kennenzulernen, gehört zu den wichtigsten und schönsten Erfahrungen, die Menschen machen können. Aber das Immer-mehr-weiter-schneller-billiger ist nicht der richtige Weg.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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5 Kommentare

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  • Demut im Kapitalismus? Ich fürchte, dafür hat der Weihnachtsmann keinen Platz mehr auf seinem Schlitten. Obwohl er ja schon seit Jahrhunderten klimaneutral fliegt, wenn ich mich richtig an die Geschichten und Bilder erinnere. Wie übrigens auch die Vögel und die Windvögel, die wir als Kinder gebastelt haben.



    Aber ansonsten ist die Schwerkraft nicht ohne hohen Energieaufwand zu überwinden. Selbst der Baron Münchhausen flog nicht klimaneutral auf einer Kanonenkugel. Aber er ist entschuldigt, im 18. Jahrhundert gab es noch kein "grünes" Schießpulver!



    Wir sind jetzt ein bisschen schlauer, wir überwinden die Schwerkraft mit klimaneutralen Bio-Kerosin, dass beim regionalen Biobauern angepflanzt wird.

    • @Drabiniok Dieter:

      Und bezogen auf: "Die Welt kennenzulernen, gehört zu den wichtigsten und schönsten Erfahrungen, die Menschen machen können."

      Ein kleiner Filmtipp, um Erfahrungen zu machen, bei einer Tasse Tee/Kaffee oder einem Glas Rotwein auf der Couch.



      Home



      www.youtube.com/watch?v=NQzLNqrdizE

  • Tja, wenn Männer in gestreiften Anzügen selbstsicher ihre Forderungen stellen......das hat doch meistens geklappt!

    "Klimaneutrales Fliegen" wird es nie geben auch wenn der Begriff immer wieder auftaucht. Weder mit Synfuel noch mit Wasserstoff und egal wieviele Bäume gepflanzt werden.



    Aber wir (ich!) lieben solche Andeutungen damit nicht alle zukünftigen Flüge zu einer Straftat verkommen. Wir zwinkern uns bei diesen Texten zu.....

  • Danke. Ganz meine Meinung.

    Für die 9 Milliarden "Hilfe" hätte der Bund die ganze Hütte aufkaufen können. Das war ungefähr die Marktkapitalisierung der Lufthansa Group kurz v o r der Covid19-Nummer. Dann wäre auch noch ein kleinerer österreichischer Flieger mit im Korb gewesen.

    Ich glaube, die Lufthansa-Obermotzis gerieren sich so frech, weil sie w i s s e n, dass das nochmal klappt. Die wahren Bösewichte sitzen in unseren Ministerien. Wie bei der Autoindustrie auch.

  • Vielen Dank Frau Krüger für den treffendenden und realistischen Kommenetar!