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Klimadeal zwischen China und USAReine Symbolik

Fabian Kretschmer
Kommentar von Fabian Kretschmer

Dass sich die zwei größten CO2-Emittenten beim Klimagipfel auf einen Pakt einigen, klingt großartig. Doch es gibt es an dem Papier nichts, was hilft.

Der chinesische Präsident Xi Jinping beim APEC-Treffen am 11. November Foto: Xinhua/ap

D ie Beziehungen zwischen den zwei führenden Weltmächten sind derart angespannt, dass man sich mit rein symbolischen Schritten in die richtige Richtung schon zufrieden gibt. Allein dass China und die USA wieder miteinander reden, ist angesichts der jüngsten Entwicklungen begrüßenswert. Dass sich die zwei größten CO2-Emittenten nun in Glasgow auf einen Klimaschutzpakt einigen, klingt auf dem ersten Blick geradezu großartig.

Nur: Bei näherer Betrachtung gibt es an dem Papier nichts, aber auch gar nichts Neues. Was der internationalen Staatengemeinschaft wirklich helfen würde, wäre ein konkreter Zeitplan zur Schadstoffreduktion der Chinesen. Wie schnell wird der CO2-Ausstoß sinken und wann genau werden die einzelnen Wirtschaftsbereiche ihren CO2-Höhepunkt erreicht haben? Noch will sich Peking in vielen dieser zentralen Punkte nicht festlegen.

Insofern sollte der Klimaschutzpakt eher als politisches Vorspiel zur Entspannung der bilateralen Beziehungen gesehen werden, eine Art roter Teppich für die diplomatischen Ereignisse in der nächsten Woche: Dann werden US-Präsident Joe Biden und Chinas Staatschef Xi Jinping zu einem virtuellen Gipfeltreffen zusammenkommen. Dass es dabei auch prominent um Klimafragen gehen wird, ist zu hoffen.

Doch das jetzige Dokument aus Glasgow dient noch einem weiteren Zweck: Nachdem die Nichtteilnahme von Xi Jinping für Kritik und Spott gesorgt hat, möchte die Volksrepublik nun das PR-Desaster wiedergutmachen.

In Peking ist das Thema Klima gerade wieder etwas nach hinten gerückt. China hat gerade erst die schlimmsten Folgen der Energiekrise abgewendet, indem man die Kohlekraftwerke hochfuhr. Nun nimmt der größte Covid-Infektionsausbruch seit der ersten Welle sämtliche Energien der Behörden in Anspruch. Dann stehen die Olympischen Winterspiele an, und schon bald folgt Xi Jinpings politische „Krönung“ zur dritten Amtszeit. Der konkrete Plan zur Schadstoffneutralität muss wohl warten. Dabei wäre er eigentlich die wichtigste aller Angelegenheiten.

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Fabian Kretschmer
Korrespondent in Südkorea
Seit 2024 Korrespondent für die koreanische Halbinsel und China mit Sitz in Seoul. Berichtete zuvor fünf Jahre lang von Peking aus. Seit 2014 als freier Journalist in Ostasien tätig. 2015 folgte die erste Buchveröffentlichung "So etwas wie Glück" (erschienen im Rowohlt Verlag), das die Fluchtgeschichte der Nordkoreanerin Choi Yeong Ok nacherzählt. Betreibt nebenbei den Podcast "Beijing Briefing". Geboren in Berlin, Studium in Wien, Shanghai und Seoul.
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11 Kommentare

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  • Biden hat wieder gezeigt, wie schwach er ist.



    China hat überhaupt kein genauere Zahlen deklariert... In dieser s.g. Vereinbarung...

    Biden & Harris waren die schlimmste Kandidaten in der Reihen von Demokraten... nun waren die beste für Reichen und die Industrie...

  • „Schadstoffreduktion“ bitte zunächst mal bei den Konsumwessis.



    Außerdem, China setzt wieder verstärkt auf Planwirtschaft, damit besteht wenigstens eine theoretische Chance halbwegs die Kurve zu kriegen bei der Klimapolitik. Mit den Konzernkapitalisten, die sich ihre Präsidenten aussuchen wird das sicher nichts.

  • Freie Fahrt für den Ökozid!



    Hat jemand etwas anderes erwartet?

  • "wäre ein konkreter Zeitplan zur Schadstoffreduktion der Chinesen..."



    ...und der Amerikaner, deren Engagement sich auch in Grenzen hält; ich erinnere gerne daran, dass die Volksrepublik nicht der einzige Staat ist, der zu viel CO2 ausstößt, auch wenn sie gerade als globaler Buhmann herhalten muss.

    • @O.F.:

      Durchschnittlich emittiert jede/r US-Bürger/in doppelt so viel CO₂ wie ein/e Chines/e/in.

      • @Toto Barig:

        China ist der größter Reiter von CO2-Produktion weltweit. 1/3 von CO2 kommt aus China.

        So Ihre "Relativierung" macht diesen Fakt nicht anders.

        • @Robert Boyland:

          China ist aber auch deutlich größer als die meisten anderen Staaten... Sie können nicht einfach Deutschland und China vergleichen, sondern müssen sich an den Pro-Kopf-Emissionen orientieren (und dabei auch das Konsumentenprinzip berücksichtigen!); Klimaschutz setzt auch eine Angleichung der Lebensverhältnisse voraus - es ist dem Rest der Welt kaum vermittelbar, dass man im Westen hemmungslos lebt und in Asien weiterhin arm bleibt.

      • 8G
        83379 (Profil gelöscht)
        @Toto Barig:

        gibt aber mehr als 4x mal soviele Chinese, für das Gewissen ist Gerechtigkeit wichtig aber für den Planeten zählt nur die Gesamtmasse CO2

        • @83379 (Profil gelöscht):

          Dann kann sich China ja einfach formell in vier Teile spalten und schon wären die CO₂-Emissionen irrelevant, da jedes Viertel einzeln getrennt gezählt würde.

          • 8G
            83379 (Profil gelöscht)
            @Toto Barig:

            Mein Punkt ist die Masse macht es, auch in Schwellenländern müssten die Menschen auf Wohlstand verzichten will man den Klimawandel aufhalten das zeigt wie hoffnungslos die Sache ist.

            • @83379 (Profil gelöscht):

              Natürlich macht es die Masse. Aber warum faßt man die Masse "der Chines(inn)en" zusammen und nicht z.B. die Masse "der Flugreisenden", was im Zusammenhang mit Klima sinnvoller erscheint als altmodische Nationalismen?

              Irgendwie müssen wir auf eine Tonne CO₂-Emission pro Person und Jahr kommen. Ich bin je nach CO₂-Rechner (UBA, WWF, usw.) bei fünf bis acht Tonnen. Jedenfalls viel zu viel, egal, welche Nationalität ich habe.