Kirche und Union: Das Kreuz mit dem Markus
Markus Söder mag sich immer noch nicht beruhigen über die kirchliche Kritik am Asylkurs der Union. Er sollte mal ein wenig in der Bibel lesen.
![Markus Söder mit Kreuz Markus Söder mit Kreuz](https://taz.de/picture/7529747/14/25060741-1.jpeg)
Die Christdemokraten und Christsozialen sind sauer. Wie können die Kirchen es auch wagen, sich gegen die Asylpolitik und den Flirt der Union mit rechts außen zu stellen. „Die Kritik nehmen wir an, aber umgekehrt müssen wir auch unsere Meinung sagen dürfen“, legte Markus Söder jetzt in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland noch mal nach – „auch ich als gläubiger Christ“. Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef freut sich, wenn die Kirchen sich durchaus engagieren. „Ich würde mir aber auch bei Fragen, die den Kern des Christentums berühren, eine lautere Stimme der Kirchen wünschen – beispielsweise beim Lebensschutz und beim Paragrafen 218.“
Ja, freilich darf der Markus seine Meinung sagen, auch er als gläubiger Christ. Nur Christ sein kann man halt nicht alleine. Und es legt – Göttin sei Dank – nicht der bayerische Ministerpräsident fest, was der „Kern des Christentums“ ist, sondern die Gemeinschaft der Gläubigen.
Für die protestantische Crowd, der auch Söder angehört, hat Martin Luther schon im 16. Jahrhundert festgehalten: Sola scriptura, die Heilige Schrift ist der Kern des Christentums. Und auch das Zweite Vatikanische Konzil der Katholik:innen kam in den 1960er Jahren auf den Trichter, dass es der Kirche nicht vor allem um Machterhalt, sondern um die biblische Botschaft gehen sollte. Und in der Bibel lässt sich halt so gar nichts über Schwangerschaftsabbrüche finden. Materialmangel nennen das die Theolog:innen.
Viel steht in der Bibel jedoch zum Umgang mit den Schwächsten und mit den „Fremden im eigenen Land“. Auch da geht es um „Lebensschutz“. Daran haben die Vertreter:innen der beiden großen Kirchen in Berlin zurecht erinnert angesichts der migrationspolitischen Entgleisungen in letzter Zeit.
Der Markus sieht das anders. „Wir sind wohl das kirchenfreundlichste Bundesland. Sei es mit Kreuzen, Religionsunterricht, Steuern, Gehältern übrigens, die bezahlt werden.“ „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“, sollte das wohl heißen. Nur: Es war ausgerechnet Söder, der die Ablöse der Staatskirchenleistungen blockierte, die Ampelregierung und Großkirchen schon verabredet hatten. Das wiederum berührt den biblischen Kern des Christentums: Zeugnis ablegen von der Wahrheit.
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