piwik no script img

Kein PlagiatsverfahrenLammert bleibt Doktor

Die Universiät Bochum sieht kein wissenschaftliches Fehlverhalten bei der Doktorarbeit von CDU-Politiker Norbet Lammert. Das Ergebnis sei eindeutig, so die Uni.

Hat nicht abgeschrieben: Bundestagspräsident Norbert Lammert. Bild: dpa

BOCHUM/BERLIN dpa | Die Universität Bochum wird kein Verfahren zur Aberkennung des Doktorgrades von Bundestagspräsident Norbert Lammert eröffnen. Das beschloss das Rektorat der Hochschule nach eingehender Prüfung, wie die Ruhr-Universität am Mittwoch mitteilte. „In der Dissertation finden sich zwar vermeidbare Schwächen in den Zitationen, die aber den Verdacht des Plagiats oder der Täuschung keineswegs rechtfertigen“, heißt es in der Mitteilung.

Ein anonymer Blogger mit dem Pseudonym „Robert Schmidt“ hatte Lammert Ende Juli vorgeworfen, dass sich auf 42 Seiten seiner Arbeit aus dem Jahr 1975 Unregelmäßigkeiten fänden. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte Lammert selbst um eine Überprüfung gebeten. Der Ombudsmann habe seinen Bericht dem Rektorat Ende Oktober vorgelegt.

„Wir haben jede einzelne Verdachtsstelle genau überprüft und uns bemüht, so sorgfältig wie möglich vorzugehen“, sagte Elmar Weiler, Rektor der Universität. „Da das Ergebnis ein so eindeutiges ist, ist das auch für die Universität eine Erleichterung.“ Durch die Methode der digitalen Auswertung, mit der Plagiatsjäger häufig vorgingen, gehe leicht der Kontext verloren. Dieser sei jedoch wichtig sei, um beurteilen zu können, ob es sich tatsächlich um die Übernahme geistigen Eigentums ohne Kennzeichnung handle.

Sowohl der von der Universität eingesetzte Ombudsmann Ulf Eysel als auch der externe Gutachter Jürgen Kocka seien unabhängig voneinander zu der Einschätzung gelangt, dass kein wissenschaftliches Fehlverhalten vorliege. Beide bezeichnen die nachweislichen Fehler in Lammerts Promotion der Mitteilung zufolge als "handwerkliche Schwächen". Kocka betone in seinem Gutachten die begrenzte Bedeutung der beanstandeten Passagen für die wissenschaftliche Gesamtleistung des Werkes, heißt es weiter.

„Ich freue mich über die Beendigung des Verfahrens und das einstimmige Votum des Rektorats zum Prüfungsbericht des Ombudsmanns und seinem Ergebnis“, ließ Bundestagspräsident Lammert über seinen Pressesprecher mitteilen. Sein Respekt gelte den beiden Gutachtern für die sorgfältige Prüfung.

Erst am Dienstag war SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeyer von Plagiatsvorwürfen entlastet worden. Auch hier sprach eine Untersuchungskommission lediglich von handwerklichen Schwächen und Zitierfehlern in der Doktorarbeit.

Dem ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der Ex-Vizepräsidentin des Europaparlaments, Silvana Koch-Mehrin (FDP) und Ex-Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) waren nach Plagiatsvorwürfen die Doktortitel aberkannt worden. Schavan klagt gegen die Entscheidung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!