Kandidaten der US-Republikaner*innen: Trump, DeSantis und die Zwerge
Mit dem Eintritt von Ex-Gouverneur Chris Christie ist das republikanische Kandidatenfeld auf zehn angewachsen. Es wird ein schriller Wahlkampf werden.
Denn anders als Zählkandidaten wie der frühere Gouverneur von Arkansas, Asa Hutchinson, der amtierende Gouverneur von North Dakota, Doug Burgum oder sogar Tim Scott, der Schwarze Senator aus South Carolina, ist Chris Christie seit vielen Jahren auf der nationalen Bühne bekannt. Acht Jahre lang regierte er als Republikaner einen tendenziell demokratisch wählenden Bundesstaat, machte sich einen Namen als effektiver Haushaltssanierer und für seinen Umgang mit dem Hurrikan Sandy 2012. Aber als er 2016 schon einmal um die Präsidentschaft kandidieren wollte, flog er recht bald aus dem Rennen – und unterstützte als einer der ersten republikanischen Spitzenpolitiker den späteren Wahlsieger Donald Trump.
Damit allerdings ist es schon lange vorbei. Bei seinem Auftritt am Dienstag in einer Town Hall im Bundesstaat New Hampshire – einem der frühen Vorwahlstaaten, deren Abstimmungsergebnisse Anfang kommenden Jahres schnell den Ton setzen für Erfolg oder Misserfolg – präsentierte er sich als wütender Anti-Trump-Polterer, der alles drangibt, damit die Republikaner diesen „verbitterten, verärgerten Mann“ endlich loswerden. Er ist damit der erste im schnell wachsenden Feld republikanischer Bewerber*innen, der gar nicht erst versucht, die Trump-Fans auf seine Seite zu ziehen.
Christie könnte damit, spekulieren manche US-Kommentatoren, unabhängige Wähler*innen anziehen, für die eine Wahl Bidens nicht in Frage kommt, die aber von den radikalen Rhetoriken Trumps oder des derzeit zweitplatzierten Gouverneurs von Florida, Ron DeSantis, abgeschreckt sind.
Früherer Star-Moderator legt auf Twitter los
Allerdings: Genauso wie Mike Pence, Trumps früherer Vizepräsident, der am Mittwoch per Video seinen Wahlkampf eröffnete, braucht Christie schnelle Erfolge in den Umfragen. Die sehen derzeit rund 53 Prozent der Republikaner*innen bei Trump, 22 Prozent bei DeSantis – und dann kommt, nach einer großen Lücke, Trumps frühere UN-Botschafterin Nikki Haley mit 4,8 Prozent.
Das heißt: Christie, Haley und die anderen balgen sich in den nächsten Monaten darum, aus dem 25 Prozent umfassenden „Sonstige“-Feld herauszustechen, während drei Viertel der Republikaner*innen einen früheren Präsidenten unterstützen, der immer weitere Gerichtsverfahren am Hals hat, oder einen Gouverneur, der seinen Wahlkampf auf radikal-ideologischem antiliberalem Kulturkampf aufbaut und Trump zwar als Person verdrängen, seine Politik aber nicht angreifen will.
Welcher Kampf da die Nachrichten dominieren wird, ist absehbar: Derzeit räumt niemand in den USA jemand anderem als DeSantis eine Chance ein, an Trump vorbeizukommen. Und das bedeutet: Der öffentliche Diskurs wird noch schriller und radikaler werden.
Was aus dieser Richtung alles zu erwarten ist, konnten Twitter-Nutzer*innen am Dienstag sehen: Da strahlte Tucker Carlson, der bei Fox entlassene frühere Starmoderator, seine erste Show auf der Onlineplattform aus.
Mit seinen fast acht Millionen Followern ist Carlson durchaus ein Einflussfaktor – und er ließ an beißender Aggressivität wenig zu wünschen übrig, wobei er die schon bei Fox zu beobachtende Hinwendung zu Putin-Propaganda auf die nächste Stufe hob: Es sei vollkommen klar, dass die Ukraine den Kachowka-Staudamm gesprengt habe, genau wie North Stream 2, ließ er verlauten, aber das erfahre man natürlich aus den gleichgeschalteten Medien nicht. Eine zwölfminütige Litanei der Verschwörungserzählungen, Empörung garantiert.
Es steht zu befürchten: So wird der Wahlkampf auch. Denn Carlson prägt wie kaum ein anderer die politischen Ansichten genau jenes Wähler*innenfeldes, um das sich DeSantis und Trump balgen.
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