Kandidat für Bundespräsidentenwahl: Linke schlägt Trabert vor
Die Linke schickt den Sozialmediziner Gerhard Trabert fürs Amt des Bundespräsidenten ins Rennen. Die breite Mehrheit für Steinmeier dürfte das kaum gefährden.
Eine offizielle Vorstellung Traberts als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten ist für Dienstag geplant, wie ein Linke-Parteisprecher am Abend bestätigte. Zuerst hatte die Süddeutsche Zeitung über die Kandidatur berichtet.
„Würdig und eine gute Wahl für das Amt des Bundespräsidenten“, schrieb Linksfraktionschef Dietmar Bartsch am Sonntagabend auf Twitter. „Professor Gerhard Trabert ist tagtäglich mit dem Arztmobil unterwegs, um obdachlose Menschen zu versorgen, war in vielen Krisengebieten als Arzt und Seenotretter tätig, wurde mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.“
„Meine Kandidatur steht unter dem Slogan: Mehr soziale Gerechtigkeit wagen“, sagte Trabert der Deutschen Presse-Agentur. Im Programm der neuen Bundesregierung könne er dies nicht erkennen. „Viele Politiker sind so weit entfernt von der Lebensrealität der Empfänger von Transferleistungen, dass sie nicht mehr nachvollziehen können, was es bedeutet, von Hartz IV leben zu müssen.“ Es müsse Aufgabe eines Bundespräsidenten sein, das Thema der Ungleichheit in Deutschland stärker zu akzentuieren. Gerade in der Pandemie werde viel zu wenig beachtet, dass Krankheit und Sterblichkeit sehr mit dem sozialen Status verbunden seien. Trabert warf der Bundesregierung außerdem vor, angesichts der Not von Flüchtlingen im Mittelmeer der humanitären Verantwortung Deutschlands in keiner Weise gerecht zu werden.
Der Mediziner ist Gründer und Vorsitzender des Vereins Armut und Gesundheit in Deutschland. Er nahm wiederholt an zivilen Einsätzen zur Seenotrettung von Migranten im Mittelmeer teil. Bei der Bundestagswahl im September hatte Trabert im Wahlkreis Mainz als Direktkandidat der Linken für den Bundestag kandidiert, er wurde aber nicht gewählt.
Die Bundesversammlung tritt am 13. Februar zusammen. Sie wird 1.472 Mitglieder zählen – die 736 Abgeordneten des Bundestags und eine gleich große Zahl von Menschen, die die 16 Landtage entsenden. Die Linke stellt dort nach dpa-Recherchen 71 Mitglieder. Die AfD hatte ebenfalls angekündigt, einen Kandidaten aufzustellen, aber noch keinen Namen genannt.
Bei Steinmeiers erster Wahl zum Bundespräsidenten vor fünf Jahren hatte die Linke ebenfalls einen Gegenkandidaten aufgestellt, damals schickte sie den Armutsforscher Christoph Butterwegge ins Rennen.
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