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Kampf der spanischen SpielerinnenEs ist ein Fall Fußball

Martin Krauss
Kommentar von Martin Krauss

Bei den Übergriffen von Fußballpräsident Rubiales geht es nicht um diesen einen Mann. Es geht darum, dass der Fußball nicht solchen Typen gehören darf.

Spanische Demonstrantinnen in Las Rozas Foto: reuters

A uf den ersten Blick ist es nur ein Fall Rubiales. Der spanische Fußballpräsident war übergriffig, hat sich dumm und dreist versucht zu verteidigen, und die Aussichten, dass wir diese Type nie mehr in gehobener Position erleben werden, sind groß. So weit ist das ein großer Erfolg der spanischen Spielerinnen.

Doch der zweite Blick zeigt, dass es nicht so sehr um die Person Luis Rubiales geht. Aber lassen wir es doch Karl-Heinz Rummenigge selber sagen: „Wenn man Weltmeister wird, ist man emotional. Und was er da gemacht hat, ist – sorry, mit Verlaub – absolut okay“ – so der Mann, der auf allen möglichen Bühnen des europäischen Fußballs agiert.

Es geht um die tiefe Überzeugung solcher Leute, sie seien es, die so etwas wie WM-Erfolge erst möglich machten. Luis Rubiales hat vor der WM einen Spielerinnenstreik ausgesessen. Er sieht sich als harten Mann, der einen Mann als Cheftrainer verteidigt hat, gegen den die Frauen opponiert haben. Und der dann noch den WM-Titel geholt hat. So einer glaubt dann auch, sich jede Spielerin greifen zu dürfen.

Die Person Rubiales mag ein erledigter Fall sein, aber es gibt ja noch den Weltverband Fifa. Und Spielerinnen und Spieler als Eigentum des Verbands zu verstehen, gehört ganz zentral auch zum Selbstverständnis der Fifa-Funktionäre. Doch die stellen sich nun – beinah möchte man sagen: leider – nicht ganz so dumm an wie Rubiales. Hinterherdackelnd versucht der Weltverband, sich an die Spitze der Kritikbewegung zu stellen, und hat nun den Spanier für 90 Tage gesperrt.

Die Fifa hat nämlich begriffen, dass sie zur Verteidigung ihrer eigenen Macht gegen die aufbegehrenden Spielerinnen, die von der spanischen Zivilgesellschaft unterstützt werden, ein Bauernopfer erbringen muss. Wenn die Fifa auf diese billige Weise ihre Macht verteidigen könnte, wäre der große Erfolg, vor dem die kämpfenden Fußballerinnen gerade stehen, gefährdet.

Der zweite und dritte Blick lehrt: Es geht nicht um diesen einen spanischen Mann. Es geht darum, dass der Fußball nicht solchen Typen gehören darf.

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Martin Krauss
Jahrgang 1964, freier Mitarbeiter des taz-Sports seit 1989
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5 Kommentare

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  • Frauenfussball gehört in Frauenhände.



    Eigenen Verband gründen, und FIFA-Mafia-Macker wegkicken.



    Nur radikaler Schnitt wird dem Sexismus die Grenzen zeigen.

  • Eigentlich müsste die gesamte Führungsriege der spanischen RFEF, die am Freitag Rubiales noch beklatscht und gefeiert hat, rausfliegen und für einen moralischen Neuanfang gesorgt werden. Weder der Vizepräsident noch die Trainer der Nationalteams sind weiter tragbar. Das geht aber nur mit Druck (bis zu Streiks) der weiblichen und männlichen SpielerInnen.

  • "Und Spielerinnen und Spieler als Eigentum des Verbands zu verstehen, gehört ganz zentral auch zum Selbstverständnis der Fifa-Funktionäre."

    Die Fifa ist ein kapitalistisches Unternehmen. Natürlich betrachtet sie die Leute auf dem Spielfeld als Eigentum. Als Humankapital. Oder denkt noch jemand, es geht um Sport?

  • Für die FIFA geht es vor allem um Geld. Sie wird sich einen kommerziell stark wachsenden Frauenfußball nicht von einem bockigen Landeschef versauen lassen.

    Die FIFA hat taktisch abgewartet, bevor sie ihr Verfahren gestartet hat. Mit der Sperre schwächt sie auch den starken europäischen Verband, hält ihn politisch auf Distanz.

    Dieser Kuss wird den Frauenfußball letztlich insgesamt stärken. Sehr schade ist es um den verlorenen Genuss am Titelgewinn. Die Freude daran gönne ich allen Fußballerinnen in Spanien und darüber hinaus.

  • Alles richtig Aber welcher Mensch, der einigermaßen bei Verstand ist, will diesen von Machogehabe, Geld, Zuwendungen, elitärem Gehabe etc. geprägten Job machen. Niemand! Also wird wieder auf solche Typen zurückgegriffen, die genau diesen erwähnten Kriterien unkritisch gegenüberstehen und diese eher noch protegieren. Somit bleibt alles beim Alten, zum Leidwesen der meisten SpielerInnen