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Kämpfe in SudanMenschen und Hoffnung sterben

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Nach dem Sturz von Diktator al-Bashir hat die Welt Sudan im Stich gelassen. Nun steht die Stabilität der gesamten Region auf dem Spiel.

In Khartum wird gerade die Hoffnung auf eine demokratische Wende zerbombt Foto: Mohamed Khidir/XinHua/dpa

S udans Revolution ist gescheitert. Fast auf den Tag genau vier Jahre, nachdem ein mächtiger Volksaufstand die Absetzung des brutalen Militärdiktators Omar Hassan al-Bashir durch die eigenen Generäle erzwungen hatte, führen die beiden mächtigsten Generäle des Landes Krieg gegeneinander mitten in der Hauptstadt, ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung.

Im Raketen- und Kugelhagel von Khartum sterben nicht nur Menschen. Es stirbt auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft – die Perspektive, dass in einem der ärmsten Länder der Welt trotz aller Verzögerungen und Widrigkeiten am Ende der Militärherrschaft doch noch ein ziviles, demokratisches politisches System entstehen könnte.

Es ist nur vier Jahre her, dass die Menschen in Khartum und anderen Städten todesmutig auf die Straße gingen, um Freiheit einzufordern. Dass sie ihren Diktator stürzen würden, hielt damals kaum jemand für möglich. Sie schafften es. Aber den Systemwechsel schafften sie nicht. Auf dem Weg in eine bessere Zukunft hat die Welt sie im Stich gelassen. Nun muss die Welt entsetzt zur Kenntnis nehmen, dass ein Land in einer schier unaufhaltsamen Abwärtsspirale von ökonomischer Verarmung und politischem Stillstand nicht auf Dauer ruhig bleibt. Probleme verschwinden nicht dadurch, dass man sie nicht sehen mag.

Ob nun in Sudan Armee- und Staatschef Burhan die Oberhand behält oder der paramilitärische RSF-Milizenchef Hametti, ist dabei gar nicht so wichtig. Eher ist bedenklich, dass sich die beiden Kriegsgegner in unterschiedlichen Landesteilen festsetzen, der Präsident in der Hauptstadt und der Milizenführer in Darfur, wo seine Milizen einst in einem Vernichtungskrieg gegen aufständische Bevölkerungsgruppen ihre Feuertaufe bestanden. Sudan droht eine weitere Etappe seines Zerfalls, nachdem es bereits 2011 seinen nichtarabischen Süden in die Unabhängigkeit entlassen musste – nach jahrzehntelangem Freiheitskrieg dort. Südsudan ist danach zum permanenten Bürgerkriegsland geworden. Sudan droht jetzt das gleiche Schicksal.

Auf dem Spiel steht dabei viel mehr als die innere Verfasstheit Sudans. Es geht um die Stabilität der gesamten Region. Ägypten unterstützt Burhan, Eritrea eher Hametti. Äthiopien ist in seinen eigenen Konflikten gefangen, die wiederum eigene Spannungen erzeugen. In Libyen, Tschad und der Zentralafrikanischen Republik droht eine militärische Destabilisierung. Manche arabische Länder haben viel in Sudans Stabilität investiert und müssen jetzt überlegen, wie tatkräftig sie ihre Interessen wahren. Schon vor den neuen Kämpfen fürchteten manche Beobachter in Sudan, die Zukunft ihres Landes ähnele der von Irak oder Jemen, also zwei arabischen Dauerkrisenherden, wo endlose Stellvertreterkonflikte toben. Was für eine düstere Aussicht für 45 Millionen Menschen, die noch nie etwas anderes kennengelernt haben als Gewaltherrschaft und Krieg.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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2 Kommentare

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  • "Auf dem Weg in eine bessere Zukunft hat die Welt sie im Stich gelassen".

    Sie sollten wissen, wie schwierig die Einflußnahme von außen zur Stabilisierung eines Landes ist. Hier pauschal "der Welt" vorzuwerfen, sie habe den Sudan im Stich gelassen, wird der Komplexität des Problems nicht gerecht.

    • @Stefan Schaaf:

      In der Tat, es irritiert mich zusehends das aus der gleichen politischen Ecke die immerfort über den Interventionismus in Afghanistand, Irak, Syrien, Somalia etc gemeckert hat nun geklagt wird das wir zu wenig tun.