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Jugendliche mit NebenjobPrägendes Beispiel

Jeder zweite 17-Jährige aus einer reichen Familie jobbt neben der Schule. Arme Jugendliche machen das seltener. Warum? Und muss das so bleiben?

Der Ferienjob in der Kantine: Lebens­erfahrung Foto: SVen Simon/imago

Meinen ersten Ferienjob hatte ich mit 14. Ab 6 Uhr morgens reichte ich Salamibrötchen und Kaffee durch die Küchenluke der Kantine einer Großbaustelle in Ostberlin, mittags packte ich Fleisch, Kartoffeln und Soße auf die Teller der staubbeklebten Bauarbeiter, nachmittags wusch ich ab und wischte die Küche. Zwei Wochen lang, Ferienarbeit.

Wenige Monate zuvor kamen irgendwelche Menschen irgendwelcher staatlicher Institutionen zu uns in die Schule und warben für die freiwillige Ferienarbeit. Fanden wir super, und fast alle machten mit, sowohl Kinder, deren Eltern in einer Fabrik arbeiteten, als auch Profes­sor:in­nen­spröss­linge. Endlich eigenes Geld verdienen und damit machen können, was man will.

Das ist immer noch so. Wie eine frische Studie des Instituts der Wirtschaft in Köln (IW) zeigt, hatten in den Jahren 2018 bis 2020 knapp 42 Prozent der 17-Jährigen in den vergangenen Jahren einen Nebenjob. Kellnern, Betten aufschütteln im Hotel, Wettscheine ausgeben, Babysitten, so was. Kurz: Während der Schulzeit oder der Ferien arbeitet fast jeder zweite 17-Jährige nebenher, manche von ihnen schon seit sie 13 waren.

Aber im Gegensatz zum Sozialismus, in dem es bei der Ferienarbeit keinen Unterschied bei der Herkunft gab, stellte das IW nach Auswertung von Daten des Sozio-oekonomischen Panels fest, dass mittlerweile rund 52 Prozent Kinder von Besserverdienenden jobben, aber nur rund 32,5 Prozent der Jugendlichen aus einkommensschwächeren Familien. Dabei brauchen noch immer alle Schü­le­r:in­nen immer Geld, egal, ob ihre Eltern Leh­re­r:in­nen sind, selbstständige Jour­na­lis­t:in­nen oder Pa­ket­zu­stel­le­r:in­nen. Warum aber begeben sich vor allem jene jungen Menschen schon frühzeitig in den Arbeitsmarkt, von denen man annimmt, dass sie es aufgrund ihres gut betuchten Elternhauses gar nicht nötig haben? Und nicht vor allem die, die von Hause aus weniger Geld haben?

Anerkennung und Netzwerke

So verwunderlich, wie das vielleicht erst mal anmutet, ist das gar nicht. Denn auch bei Ferienjobs – so wie bei vielen anderen Bereichen des Alltags – bricht sich die soziale Herkunft Bahn. Oder anders formuliert: Was Eltern vorleben, prägt das Leben ihrer Kinder. Wenn beide Eltern berufstätig sind, möglicherweise beide in Vollzeit, erleben die Kinder dieses Arbeitsmodell als Normalität. Hinzu kommen Gespräche beim Abendessen: „Meine Fresse, wat für’n Tag heute – zwei Kollegen krank, ich musste einspringen, aber hat alles super geklappt.“ Die Kinder Besserverdienender sehen, wie sich Erfolge im Job auswirken können: soziale und finanzielle Anerkennung, berufliche Netzwerke, erweiterter Bekannten- und Freundeskreis.

Und nicht wenige Eltern, für die der Beruf ein Lebenselixier ist, animieren ihre Kinder frühzeitig, zu arbeiten und eigenes Geld zu verdienen. „Du Merle, die Tochter meines Kollegen braucht Mathe-Nachhilfe. Willst du das nicht machen?“ „Wenn du einen neuen Computer willst, Emil, musst du den selber bezahlen. Die Müllers nebenan suchen jemanden, der ihren Hund zweimal in der Woche ausführt. Gibt 10 Euro die Stunde.“ So ungefähr. Das zahlt sich in ihrer Jugend nicht nur finanziell aus, sie profitieren davon auch später im „richtigen“ Job. Denn sie ahnen rechtzeitig, was auf sie zukommt.

Und die anderen? Denen niemand einen Tipp für einen Ferienjob gibt? Deren Eltern über ihre schlecht bezahlten und körperlich anstrengenden Jobs eher klagen? In deren Nachbarschaft niemand mit kleinen Kindern und Babysitterbedarf wohnt?

Sie sind weder faul noch unfähig, sondern schlicht benachteiligt. Sie haben keine gut vernetzten Eltern, die ihren Kindern nicht selten Ferienjobs (und später möglicherweise sogar eine feste Stelle) vermitteln. Sie sollten sie aber bekommen. Wie wäre es, wenn Jobagenturen in die Schulen gingen? Wenn Firmen gezielt Ferienjobs in sogenannten „Problemkiezen“ ausschrieben? Wenn sie nicht nur mit dem Salär, sondern auch mit positiven Zukunftsaussichten lockten? Das kann klappen. Ich hab es erlebt.

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30 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Ein paar Fakten zu den Zuverdienstmögklichkeiten beim Bürgergeld:

    Hinzuverdienst für Schüler und Auszubildende

    Für Schüler und Auszubildende gilt beim Hinzuverdienst zum Bürgergeld die Minijob-Grenze. Sie können bis zu 520 Euro im Monat hinzuverdienen, die nicht auf das Bürgergeld angerechnet werden. Für Schüler gilt die Regelung bei Arbeit während der Schulzeit. Während der Ferien dürfen Schüler ihr gesamtes Einkommen behalten, ohne dass es auf das Bürgergeld angerechnet wird. Auszubildende profitieren von der Minijob-Regelung nur bei einer dualen Ausbildung und bei einem Alter bis zu 25 Jahren.

    Quelle:



    www.t-online.de/fi...issen-sollten.html

    • @Kairav2:

      Die statistischen Daten zur Job-Situation erhoben 2018-2020.

      Bis 2020 galten max. 320 Euro von 1.200 Euro Verdienst anrechnungsfrei, seit 2020 1.320 Euro anrechnungsfrei für Einkommen bis 2.400 Euro aus Ferienjob. Bedingung, es musste Ferienjob sein, keine reguläre Arbeit.

      "Erschwerend kam hinzu, dass wenn der eigene Bedarf des Schülers gedeckt war, der Mietanteil entsprechend gekürzt wurde."

      www.hartziv.org/fe...r-ohne-anrechnung/

      Ihre "Fakten" gelten ab 1. Juli 2023.

  • Himmel, so viele Gedanken, die mir bei diesem Artikel kommen:



    1. warum sollten sich noch mehr Schüler*innen für sauwenig Geld ausnutzen lassen?



    2. Während die einen mit 14 jobben und noch jahrelange Ausbildung mit Studium, Auslandssemester, Sabbatical etc. vor sich haben und diese Arbeit eher symbolischen Wert ala "Leistung lohnt sich" hat, gehen die anderen etwa 2 Jahre später Vollzeit arbeiten.



    3. Die Kids aus Familien mit wenig Kohle machen dieselben Dinge oft unbezahlt. Helfen bei Mama oder Papa im Laden, auf Geschwister aufpassen etc. Während Philip-Alexander wahrscheinlich schon Geld bekommt wenn er mal die Spülmaschine ausräumt.



    3. Erst seit 1.7. wird das Geld von Kindern in Ferienjobs nicht mehr bei den Eltern mit angerechnet falls diese im SGB 2 Bezug sind. Vorher lohnte sich das schlicht nicht - außer aus Sicht kapitalistischer Zurichtung Arbeit - egal wie.



    4. Ist doch super wenn Kinder nicht arbeiten müssen! Denn die sollen wenigstens ein bisschen Kind sein dürfen. Ihre Generation wird wahrscheinlich eh ein Renteneintrittsalter von über 70 Jahren haben.

  • Warum genau ist es wünschenswert, wenn Jugendliche in den Ferien arbeiten, statt einfach unstrukturierte freie Zeit zum Träumen zu haben? Also, wer das Geld für was Bestimmtes sparen will, okay. Als ich so alt war, war mir die freie Zeit aber wichtiger, und lange Sommer ohne Verpflichtungen waren das Beste. Auch wenn ein Ferienjob mittlerweile ein Distinktionsmerkmal sein sollte, würde ich lieber mal hinterfragen wollen, wieso er das sein sollte. Man verkauft seine Arbeitskraft im Leben normalerweise ohnehin schon lange genug. Mehr Phasen, in denen das niemand von einem verlangt, wären fein.

    • @stimmeausdemoff:

      Seh ich auch so. Meine Mutter, die als Kind selbst ausgebeutet wurde (DDR-Kinderheime waren keine wohltätigen Einrichtungen), war stolz darauf, dass wir als Kinder und Jugendliche eben NICHT arbeiten mussten. Unser Taschengeld war nicht reichlich, aber wir haben eben auch gelernt, gut mit dem umzugehen, was vorhanden ist.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @stimmeausdemoff:

      Nichts dagegen.

      Bei mir war der Teil der Ferien, in dem ich gearbeitet habe, eine Sozalisationm in die damals noch westdeutschen Welt der - ich sag's- Werktätigen, Ich fühlte mich aufgewertet. 3 Wochen waren schon genug für Geld und die Erfahrung, was es bedeutet, so zu arbeiten. Ich kam in der Welt, in der ich lebte, besser zurecht.

  • Jahre ist es her, DLF, ein Bericht über Zuverdienstoptionen , da als 1€ Jobber.



    Beides Frauen im Porträt,



    Fall 1: Frau arbeitet in der Essensausgabe von Obdachlosen, im Interview: Sie freut sich jeden Tag, hier mit den Leuten, und Erfüllung, und wie Familie hier und redet und lacht und macht und tut.



    Fall 2: Frau im Interview, zu Hause rumsitzend, warum soll ich arbeiten gehen, das lohnt sich bei dem Gehalt und dann die Abzüge doch nicht. Stimmlage kurz vor Tiefschlaf und alles ganz schlimm.



    Das ist eben dann der individuelle Unterschied. Ob man das wegverordnen kann? Wohl kaum. Bei welchem Fall die Chancen auf eine besser bezahlten Vollzeitjob höher stehen?



    Aber richtig ist auch: bin ich schon oben ist es einfacher oben zu bleiben als von unten hoch zu kommen. Ob ich 17 bin oder 37 oder 77.

  • Erst mal danke an die TAZ, daß es keine Bezahlschranke gibt und nur minimale Cookie-Nerverei. Danke, denn so kann tatsächlich jeder auch mal die TAZ lesen.



    Heute habe ich mich denn doch mal eingeloggt, um zu kommentieren, weil bei diesem Artikel so deutlich wird, wie weltfremd, dekadent und selbstgerecht abwertend eine gewisse Bevölkerungsgruppe sich ein Urteil über "die da unten" erdreistet, daß einen der Zorn packt! Man hat hier sehr viel herablassende Meinung ohne einen Schimmer von Ahhung bei den selbsternannten "Leistungsträgern". Ja, so zeichnet sich Dekadenz im Endstadium aus! Bitte informieren Sie sich doch mal ernsthaft über die Zuverdienstmöglichkeiten, der Kinder von den so gerne als faul diskriminierten HartzIV-Beziehern. Die gibt es quasi nicht, ohne daß den Eltern (ja, Sie lesen richtig, Bedarfgemeinschaft-Sippenhaft) Geld zum Essen abgezogen wird, vom Existenzminimum. Nein, ich tue Ihnen hier nicht den Gefallen, Ihnen jetzt vorzukauen, was Sie durch Eigeninitiative selbst in Erfahrung bringen können. Kleiner Tip: "Sanktionsfrei e.V."u.a. Und noch eins: Menschen in "prekärer Finanzsituation" und ebensolcher Wohnlage können sich KEINE Babysitter leisten, um zum Jogakurs zu gehen. Noch nicht mal einen Schüler-Babysitter. Man hat da erst gar kein Geld für irgendein "Ausgehen", außer zum Billigdiscounter. Sozialkompetenz der grünen Blase? Nada, niente, nix.

    • @Klio:

      Das ist eher so die gelbe als die grüne Blase.

  • "Und die anderen? Denen niemand einen Tipp für einen Ferienjob gibt? Deren Eltern über ihre schlecht bezahlten und körperlich anstrengenden Jobs eher klagen? In deren Nachbarschaft niemand mit kleinen Kindern und Babysitterbedarf wohnt?"

    Dort, in der Nachbarschaft der anderen, wohnen genügend Kinder mit Betreuungs- oder Nachhhilfebedarf.

    Es wird für diese Care-Arbeit nichts bezahlt, bzw. diese armen Netzwerke können Schülerjobs nicht zahlen, schon gar nicht regelmäßig.

    Für Kinder, die aus Haushalten kommen, in denen das Geld nicht bis zum Ende des Monats reicht, jede ungewöhnliche Belastung einer Katastrophe gleichkommt, ist es überwiegend so, dass ein Job kein Taschengeld für Luxuswünsche ist und Geld zur freien Verfügung bleibt, wenn Jugendliche arbeiten, sondern dass das Einkommen der Jugendlichen zum Familieneinkommen und damit für das dringendste genutzt wird, oder für das, was in anderen Familien normal ist. Grund-Ausstattung an Kleidung zum Beispiel.

    Zahlt sich Leistung also aus?



    Ja und nein. Der untere Lebensstandard wird dadurch ein wenig verbessert, aber es kommt nicht direkt den Jugendlichen aus den benachteiligten Familien zugute.

    Jugendliche lernen dann, solidarisch mit ihrer Familie zu sein oder zu verzweifeln. Aber wer ist solidarisch mit diesen Jugendlichen, die eine Chance brauchen, aus diesem Kreislauf heraus zu kommen?

    In Unternehmerfamilien werden Kinder oft in das eigene Unternehmen oder in das Unternehmen von Bekannten eingestellt. Immer wieder.

    Es sind das eine oder andere Mal sogar die besseren, vielfältigeren Jobs, die hinterher für das spätere Berufsleben förderlich sind.

    So läuft es dann auch bei Ausbildungsplätzen und sogar Studienplätzen.

    Es gibt einen gläsernen Boden für die einen, ein undurchlässiges Sicherheitsnetz vor einem Absturz nach unten.

    Für die anderen gibt es eine "Leistungsgesellschaft".

  • @Alle, wo beim Thema ein Eigenmotivationsdefizit seitens der (finanziell) armen jungen Leute vermuten; wenn die Armen ganz arm sind und "Transferleistungen" beziehen, wird auch die Kohle der Kinder mitreingerechnet, ob bei "Halbarmen" dann z.B. das Taschengeld im Finanzhaushalt umgelagert wird, weiß ich ned.

  • Bitte nicht vergessen: viele Menschen, die Transferleistungen erhalten, müssen jedes Einkommen der Familie angeben, ob ich arbeiten würde, wenn das heißt, dass ich das Geld nicht behalten darf, weil es woanders dann abgezogen wird. Und wenn in einkommensschwachen Familien die Kinder vielleicht eher Hausarbeit übernehmen, weil Eltern viel arbeiten, dann bleibt vielleicht auch weniger Zeit für Zusatzjobben.

    Ich finde die Idee des Artikels, dass die priviligierten das ihren Kindern vorleben sehr abwertend - wenngleich es vielleicht nicht auszuschließen ist. Aber: für die, die aus Familien kommen, die gar nicht arbeiten gilt oberer Satz!

  • Ich würde mal sagen, das es einen einfachen Grund hat warum, 17jährige aus besser gestellten Verhältnissen mehr jobben. Sie machen zu der Zeit ihr Abi, während die andere Seite bereits Vollzeit arbeitet in einer Berufsausbildung.

  • Was für ein enttäuschender Artikel! Kein Wort darüber, dass das Einkommen von Kindern deren Eltern Hartz 4/Bürgergeld bekommen, a.k.a. Einkommensschwach sind, auf das Familieneinkommen angerechnet wird. Dass es sich also für 16jährige aus armen Familien schlicht nicht lohnt zwei Wochen in den Ferien zu arbeiten weil sie das Geld eben nicht behalten und verschleudern dürfen, sondern (alles außer 100 Euro freibetrag) einfach die Leistungen des Jobcenter für die gesamte Familie gekürzt werden.

    • @the.a:

      Danke für diese wichtige Anmerkung. Scheinen wirklich viele nicht zu wissen. Die Eigeninitiative, für di sich hier so viele selber loben, wird dann eben nicht belohnt. Es wäre ja wirklich blödsinnig, zu Hause als kostenlose Hilfskraft auszufallen, wenn man dann nur Geld verdient, was man zum größten Teil nicht behalten darf.

      • @Margot71:

        Das ist überholt. Seit 01.07.2023 bleiben Einkünfte aus Schülerjobs bis 520,00 € anrechnungsfrei. Vorher galten die 100 € Freibetrag plus 20% von dem was über den 100 € lag. Ein Ferienjob blieb bis 2400 € pro Jahr anrechnungsfrei. Ab 01.07.2023 gilt hier vollständige Befreiung. Das sind die guten Änderungen beim Bürgergeld, die aber schlecht in der Presse kommuniziert wurden.

      • 3G
        31841 (Profil gelöscht)
        @Margot71:

        und das Eltergeld ...



        www.hartziv.org/el...buergergeld-bezug/

        Nicht dass zu viele Bürger einer gewissen Klasse auf Staatskosten zu viele Kinder bekämen ... ;-((

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Vielleicht ist auch dieser banale Faktor im Spiel: Unter "Seinesgleichen" tut mensch sich leichter, auch beim Finden und noch mehr beim Ausüben des Ferienjobs.



    Wie sind denn die Erfahrungen der Jugendlichen beim Suchen und Arbeiten im Ferienjob? Was sagen die Menschen aus unterschiedlichen Milieus selbst dazu?

    P.S. Ich habe ab Alter 14 Jahre (jünger war damals nicht erlaubt) in den Sommerferien 3 Wochen in der Maschinenbau- und Elektroindustrie als Aus-Hilfsarbeiter gearbeitet - nicht gejobbt ;-). Gutes Geld für gute Arbeit verdient, gespart und mit 19 das erste Auto selbst finanziert. War damals ungewöhnlich als Student aus dem Arbeitermilieu.

  • Irgendwie geht es hier völlig unter, dass Jugendliche aus ärmeren Verhältnisse (vor allem Mädchen) genau diese Tätigkeiten ausführen - aber unbezahlt. Babysitten, Kochen und Haushalt werden von älteren Kindern übernommen, unbezahlte Sorgearbeit. Vor allem wenn die Eltern kein Geld für außerschulisches Nachmittagsprogramm, Essen vom Restaurant oder Putzkraft aufbringen...

  • Ich habe es auch erlebt. Meinen besten Job hatte ich ein Jahr lang bei einem Burgerbrater zur Finanzierung des Führerscheins. Nie wieder habe ich derart verantwortungslos gearbeitet (und durfte dabei noch unbegrenzt Burger verzehren). Selbstverständlich werden meine Kinder auch frühzeitig arbeiten gehen, obwohl sie es nicht müssten. Das ist einfach Teil der sogenannten Sozialisierung.

  • Der Schlüsselsatz des Artikels ist für mich: „Was Eltern vorleben, prägt das Leben ihrer Kinder“. Wer als Jugendlicher hier in Deutschland sein Taschengeld aufbessern will, findet auch ohne Vitamin B einen (Ferien)Job.

  • Ich finde die Idee gut, dass Jobagenturen in den Schulen noch aktiver werden.

    Gleichzeitig finde ich falsch, bei immer mehr Themen die Benachteiligung von Personen in Diskussionen in den Vordergrund zu rücken.

    Die Eigenverantwortung geht da unter. Der Kinder und der Eltern.

    Man kann von fast Volljährigen egal welchen Hintergrund erwarten, dass sie sich einen Ferienjob besorgen können.

    Und man sollte von den Eltern verlangen, dass sie ihre Kinder unterstützen, die richtigen Werte vermitteln und ein Vorbild sind. In der Schule und auf dem Weg in die Ausbildung.

    • @gyakusou:

      Verlangen kann man es. Erreichen wird man es so nicht.

    • @gyakusou:

      kann man ja verlangen, was aber wenn dem (wie aus im Artikel beschriebenen Gründen ) nicht so ist?



      Eigenverantwortlichkeit fällt nicht vom Himmel, auch da muß man herangeführt werden und es ist auch in keinsterweise verwerflich, wenn das nicht alles aus eigenem Antrieb heraus erfolgt. Andere Kinder, die eigenverantwortlich agieren, haben dazu schon früh und fortlaufend Motivation und Vorbild erfahren, meist ohne das zu merken. Auch das steht schön im Artikel beschrieben.



      Der Mensch ist ein soziales Wesen und lernt aus seinem Umfeld, ergo haben nicht alle die gleichen Chancen und ein nicht kümmern der Gesellschaft zementiert das Lamento der Älteren über die faule Jugend, äh zementiert die schlechteren Chancen gewisser Jugendlicher. Nicht gut für diese und nicht gut für die Gesellschaft.

      • @nutzer:

        Als Ergänzung @nutzer @gyakusu: Die Studie behandelt ihr Thema „Schüler jobben“ NICHT unter dem Aspekt von Benachteiligung u. ä. Sie bezieht Aspekte wie Werthaltungen u. Persönlichkeitsmerkmale von Schülern u. ihrer Eltern nicht in ihr Forschungsinteresse mit ein. Mit repräsentativem Anspruch fragt sie „lediglich“ (diese Arbeit muss auch erst mal getan werden), wie viele Schülerinnen/Schüler im genannten Zeitraum jobbten. Sie kann feststellen, dass korrelierend die Zahl der jobbenden Schüler umso höher liegt, als das Einkommen der Elternhäuser zunimmt und damit ebenso „aufsteigend“ berufl. Stand u. Bildung der Eltern u. mehr. Das gilt auch hinsichtlich des Bildungsstandes der Schüler. Nach meiner Lesart will die Studie solche Zusammenhänge aufzeigen. Sie weist seriös darauf hin, dass darüber hinaus keine kausalen Begründungen dafür gegeben werden können: „Auch wenn diese multivariaten Analysen keinen Aufschluss über die genauen Wirkungszusammenhänge geben können, zeigen sie deutlich, dass der elterliche Hintergrund entscheidend dafür ist, ob Schülerinnen und Schüler in ihrer Jugend jobben oder nicht.“ (Studie S. 63) Solche kausalen Zusammenhänge valide festzustellen, bräuchte es weitere Untersuchungen. Uns Publikum bleibt dann, mehr oder weniger stimmige VERMUTUNGEN anzustellen, wenn wir uns Gedanken machen z. B. über die Situation der ärmeren Einkommensgruppen u. wie die z. B. durch Eigeninitiative/ Verhaltensänderung verbessert werden könnte. Man muss aber sehen, dass man sich da mehr oder weniger nur auf Vermutungen stützt. Sie handelt aber fahrlässig, wenn sie darauf NICHT AUSREICHEND hinweist. Das öffnet auch unterschiedlichen Interessenlagen – DIW - die Tür für willkürliche Deutung aus Eigennutz, die auf manipulativer Spekulation beruht. Ist „Schüler jobben“, fraglos „wünschenswert“, wie das die Studie UNHINTERFRAGT suggeriert? Wer meint damit was? Da gibt die Studie etwas zu unseriös versteckte Antworten!

  • Als ob ein Ferienjob ein Privileg wäre, an den man nur durch Beziehungen kommt. Man muss ihn wollen, dann findet man auch einen.



    Ähnliches gilt auch für schulischen Erfolg, auch den muss man wollen und bereit sein etwas dafür zu tun, evtl. auf anderes zu verzichten.



    Allerdings spielt sicher eine Rolle, ob und wie einem Leistungsbereitschaft in Familie und Umfeld vorgelebt wird. Es ist auch nicht hilfreich immer zu vermitteln, dass nur die Gesellschaft Schuld ist, und so die Motivation zu eigener Anstrengung zu bremsen.

    • @Pfennig:

      "Allerdings spielt sicher eine Rolle, ob und wie einem Leistungsbereitschaft in Familie und Umfeld vorgelebt wird."

      Das ist aber eine von Ihnen getroffene Annahme - sie kann zutreffen oder nicht, jeweils in verschiedenster Weise.

      Die Studie selbst spricht gar nicht von "Leistungsbereitschaft" u. ä. als erfasstes Persönlichkeitsmerkmal der befragten Jugendlichen oder Mekmal ihrer Werthaltungen. Das gilt genauso in Bezug auf die Eltern. Solche Merkmale fragt die Studie nicht ab. Sie trifft dazu keine Aussagen im Zusammenhang ihres Themas.

    • @Pfennig:

      Volle Zustimmung.

  • Ein wenig Eigeninitiative sollte doch schon noch möglich sein, oder?



    Weder meine Söhne noch vor langer Zeit ich selbst haben elterliche "Netzwerke" gebraucht, um an Ferienjobs zu kommen. Man kann für die Suche z. B. das Internet nutzen - da gibt's nicht nur Filme...

    • @Felis:

      Stimmt, ich glaube heute war es noch nie so einfach einen Schülerjob zu finden!



      Neben dem Internet machen auch die Schulen öfters Ausflüge zu Jobcentern wo man sich informieren kann, genauso wie noch hin und wieder Pinwände in Supermärkten. Allgemein suchen Supermärkte oft Schüler auf Minijob Basis.

      Man kann ein Angebot machen, aber annehmen müssen die Personen es schon selbst (gilt für alle Altersklassen)