Jahrhundert-Hochwasser an der Ostsee: Das Aufräumen nach der Flut beginnt
An der Ostsee hat ein Hochwasser mit Rekordwerten Millionenschäden verursacht. Zum letzten Mal gab es ähnlich hohe Wasserstände 1904.
Auf 2,27 Meter über dem Normalmaß stiegen die Wasserstände in Flensburg – ein Rekordwert, den es so ähnlich zuletzt 1904 gab. Auch in Eckernförde wurde der Pegel von zwei Metern überschritten. Am Ostseefjord Schlei und in Lübeck drang das Wasser in Häuser und Straßen ein.
Bei Arnis, mit 300 Einwohner*innen die kleinste Stadt Deutschlands, brachen zwei Deiche, in mehreren Orten musste evakuiert werden. Der Kieler Sporthafen Schilksee gleiche einem Schiffsfriedhof, teilt die Stadtverwaltung mit. An der Nordseeküste drückte der Wind dagegen das Wasser weg. Wegen des extremen Niedrigwassers fielen zahlreiche Fähren aus.
Die Landesregierung verspricht rasche Hilfen. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) betonte aber auch, dass Küstenschutz eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Land sei. Der Flensburger Europa-Abgeordnete Rasmus Andresen (Grüne) verwies auf die Solidaritäts- und Soforthilfereserve der Europäischen Union.
Große Katastrophe 1872
Sturmfluten sind an der Ostsee mit ihrem geringen Tidenhub seltener als an der Nordsee, kommen aber durchaus vor: 1872 starben bei einer solchen Flut mindestens 271 Menschen an der deutschen und dänischen Küste, stand in der taz. Zum Jubiläum im vergangenen Jahr gab es dazu eine Ausstellung im Museum für Regionalgeschichte Pönitz.
Dennoch sehen Wissenschafler*innen auch hinter solchen einzelnen Wetterphänomenen den Einfluss des Klimawandels. So hat das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) im Jahr 2021 eine Studie veröffentlicht, die sich mit der Dauer von Wetterlagen befasst. „Allein in Europa sind bereits rund 70 Prozent der Landfläche von länger an einer Stelle verharrenden Wetterlagen betroffen“, sagt Peter Hoffmann, Erstautor der Studie.
Es lasse sich nachweisen, dass lang anhaltende Wetterlagen – wie in diesem Fall ein Hochdruckgebiet über Skandinavien, das viele Tage stabil blieb und damit für Wind aus einer Richtung sorgte – über dem Nordatlantik, Europa und Sibirien immer häufiger werden. „Sie begünstigen letztlich extreme Wetterereignisse“, so der Forscher.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
Wahlprogramm der FDP
Alles lässt sich ändern – außer der Schuldenbremse
Migration auf dem Ärmelkanal
Effizienz mit Todesfolge