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Italienischer Staat gegen KlimaaktivistenLetzte Generation als Bande

Die Staatsanwaltschaft von Padova will Mitglieder der „Letzten Generation“ wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung anklagen. Die protestieren.

Das Programm der „Letzten Generation“ ist in Italien wie in Deutschland: Blockaden, Kleber und Farbe Foto: Claudia Greco/reuters

ROM taz | Die „Letzte Generation“ ist eine gestandene kriminelle Vereinigung. Dies jedenfalls ist die am Samstag bekanntgegebene Position der Staatsanwaltschaft in Padova, die zwölf Mitglieder der „Ultima Generazione“ – so heißt die Organisation auf Italienisch – nicht bloß wegen Sachbeschädigung oder Straßenblockaden anklagen will. Schließlich hätten die Beschuldigten ja keineswegs ihre Aktionen improvisiert, so die Ermittler, sondern sie akribisch geplant und damit den Tatbestand der Bildung einer kriminellen Vereinigung erfüllt.

Sollte diese Auffassung vor Gericht durchkommen, so fände sich in Italien die „Letzte Generation“ auf eine Stufe mit Geldfälscherringen oder Banden von Autodieben gestellt. Die vorgeblichen Verbrecher müssten allein unter dem Anklagepunkt „Kriminelle Vereinigung“ mit Haftstrafen von bis zu sieben Jahren rechnen.

Durchgezogen haben die jetzt von der Staatsanwaltschaft ins Visier genommenen 12 Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen in den letzten Monaten das übliche Programm der Ultima Generazione, wie man es auch aus Deutschland kennt: Verkehrsblockaden, Klebe- sowie Sprühaktionen an Kunstwerken. So hatten drei Mitglieder der Gruppe sich im letzten September an einem Gemälde des berühmten Renaissancemalers Giorgione festgeklebt, wie immer bloß an der das Bild schützenden Glasscheibe, ohne weitere Schäden anzurichten. Und so hatten sie am 14. Dezember eine halbe Stunde lang die Brücke blockiert, die Venedig mit dem Festland verbindet.

Das soll ihnen jetzt Anklagen wegen Sachbeschädigung, Unterbrechung des Straßenverkehrs sowie öffentlicher Dienstleistungen einbringen – und wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung.

„Behandelt als wären sie Mafiosi“

Das Einzige, was sie aufhalten könne, wäre, dass ihre Position zur Umwelt Gehör findet, erklärte daraufhin einer der Sprecher der Gruppe. Und auf Instagram teilte „Ultima Generazione“ mit, die jetzt Beschuldigten seien „gewaltlos agierende Bürger, die behandelt werden, als seien sie Mafiosi“, das sei das Gesetz des Wilden Westens, nicht das einer Demokratie.

Mit spektakulären Aktionen hat „Ultima Generazione“ in den letzten Monaten sich auch in Italien eine große Medienpräsenz erarbeitet – und für heftige Kontroversen gesorgt. Es ging im Sommer letzten Jahres los, als sich mehrere Mitglieder an dem weltberühmten „Venus“-Bild Botticellis in den Uffizien in Florenz festleimten. Am 2. Januar wurde der Palazzo des Senats in Rom dann zum Opfer einer Farbsprühaktion, am 1. April kippten Ak­ti­vis­t*in­nen schwarze Kohlefarbe in einen barocken Brunnen vor der Spanischen Treppe in Rom. Doch immer galt: Die Farbe ist abwaschbar.

Die größte Furore gab es am 17. März, als in Florenz der Palazzo della Signoria – auch heute noch Rathaus der Stadt – mit Farbe besprüht wurde: Der zufällig vorbeikommende Bürgermeister Dario Nardella stürzte sich auf einen der Täter und brüllte „che cazzo fai?!“ („Was für einen Scheiß machst du?!“).

Nardella gehört jetzt allerdings zu denen, die die Verfolgung der Letzten Generation als kriminelle Vereinigung ablehnen: „Sie irren, aber sie sind keine Terroristen“. Ganz anders sieht der Chef der rechtspopulistischen Lega und Verkehrsminister Matteo Salvini die Dinge. „Richtig so!“, freut er sich. Größere Härte will auch Giorgia Melonis Rechtsregierung zeigen. Sie erhöhte gerade die Geldbußen für das „Beschmieren von Kunstwerken“ auf bis zu 60.000 Euro.

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8 Kommentare

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  • Die LG mit der organisierten Kriminalität gleichzusetzen halte ich für Quark.



    Ich denke bei kriminellen Vereinigungen eher an Drogenhandel, Prostitution oder Bestechung.

    Das die LG ganz einfach nervt, nötigt und andere Personen in Ihrer Bewegungsfreiheit einschränkt ist unbestritten. Es gibt aber tatsächlich ausreichende Rechtsmittel um so eine Gruppierung in ihre Schranken zu weisen. Zum Beispiel den § 26 aus dem Versammlungsgesetz:

    "Gesetz über Versammlungen und Aufzüge (Versammlungsgesetz)



    § 26



    Wer als Veranstalter oder Leiter

    1. eine öffentliche Versammlung oder einen Aufzug trotz vollziehbaren Verbots durchführt oder trotz Auflösung oder Unterbrechung durch die Polizei fortsetzt oder

    2. eine öffentliche Versammlung unter freiem Himmel oder einen Aufzug ohne Anmeldung (§ 14) durchführt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft"

    Es gilt also nur noch zu ermitteln wer die Aktion angezettelt hat und dann werden die Strafen wirklich empfindlich.

    Was die Teilnehmer betrifft, da könnte man ja noch mal versuchen eine Umfahrung einzurichten oder einzelne Fahrspuren freizumachen und alle kleben lassen. Das bleibt bestimmt in Erinnerung.

    Gruß vom Mondlicht

    • @Moonlight:

      Und was hat das dt. Gesetz zur Versammlungsfreiheit nun mit dem ital. gemeinsam? Ist es nicht eher so das die Mehrheit Italiens eine rechts-extreme Partei gewählt hat? Wollen Sie mir Italien als Urlaubsland empfehlen?

      • @HAHABerlin:

        Na ja die Versammlungsfreiheit ist ein Grundrecht, das Versammlungsgesetz schränkt das soweit ein, das nicht jeder Depp den Aufstand probt.

        Genau sowas wie die Aktionen der LG sind durch Gesetze geregelt.



        Auch in Italien.

        Das mit der kriminellen Vereinigung ist einfach nur absurdes mit Kanonen auf Spatzen schießen.



        Ich wollte ein Beispiel geben, wo sich rechtlich solche Proteste packen lassen, wenn man es denn unbedingt möchte...

        Machen Sie Ihren Urlaub ruhig da wo Sie gerne mögen.

        Gruß vom Mondlicht

  • " Schließlich hätten die Beschuldigten ja keineswegs ihre Aktionen improvisiert, so die Ermittler, sondern sie akribisch geplant und damit den Tatbestand der Bildung einer kriminellen Vereinigung erfüllt."



    Wenn dem so ist, dann stellt sich die LG selbst auf eine Stufe mit anderen kriminellen Vereinigungen.



    Empfehlenswert auch für Klimaschutzwillige (sie schützen selbiges ja nicht, sondern fordern nur), Aktionen immer vom Ende her denken.

  • "„gewaltlos agierende Bürger, die behandelt werden, als seien sie Mafiosi“, das sei das Gesetz des Wilden Westens, nicht das einer Demokratie."

    Also bei aller Sympathie zu FFF und dem Einsatz für den Klimaschutz, aber wenn die Letzte Generation sich über mangelnde Demokratie beschwert, dann ist das schon sehr zynisch.

  • Ein wenig schockiert? Vielleicht. Überrascht? Nein. Aber zu laut darüber poltern will ich nicht. Die Bekämpfung der tatsächlichen Mafie funktioniert weder dort noch hier besonders erfolgreich. Ich würde soweit gehen und behaupten, dass es in Deutschland nicht mal echte 'awareness' dafür gibt.

  • Ach, Salvini & Meloni immer so sympathisch.

    Ein Blick durch die hiesigen Foren verrät, dass (leider!) sich hier ähnlich sympathische Menschen tummeln :-(

    • @tomás zerolo:

      Gut und schlüssig auf den sympathischen Punkt gebracht:



      Alles Kriminelle, Mafiosi, Terroristen!