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Islamismus und FußballSie wollen die Moderne auslöschen

Der tödliche Hass von Islamisten trifft Konzerte und Festivals. In Berlin folgt der TuS Makkabi dem Rat, zunächst alle Wettbewerbe ausfallen zu lassen.

Gedenken: In der Terrornacht von Paris 2015 war auch ein Anschlag auf das Stade de France geplant Foto: Müller-Stauffenberg/imago

D ieses Mal war es ein Rave. Es sind beinah immer Orte und Veranstaltungen, die etwas mit der Liebe zum Leben zu tun haben, die sich islamistische Terroristen als Ziele ausgesucht haben. Nach dem Überfall auf die Besucher des Rave-Festivals in der Wüste Negev zogen die Terroristen der Hamas weiter durch israelische Ortschaften, töteten, vergewaltigten, entführten Menschen von der Straße weg oder in ihren Wohnungen. Ein antisemitisches Pogrom. Es gehört zum Hass dieser Leute, dass sie Menschen dort angreifen, wo diese leben, im öffentlichen Raum, der doch allen gehört. Doch außerdem wollen Islamisten Juden vertreiben, auslöschen.

In Berlin folgt der TuS Makkabi dem Rat, zunächst alle Wettbewerbe ausfallen zu lassen: keine Ligaspiele, keine Wettkämpfe in anderen Sportarten. Die Gefahr, dass jüdische Sportler angepöbelt werden, ist sehr realistisch. Und die Gefahr, dass noch Schlimmeres passieren kann als Pöbeleien, ist auch da.

Der Fußball gehört zu den schönen Dingen des Lebens, die von Islamisten gehasst werden. Vor acht Jahren, 2015, suchten sich Attentäter ein Länderspiel zwischen Frankreich und Deutschland in Paris als Ziel aus. Bei der WM 1998 in Frankreich wurden Anschlagspläne auf ein Vorrundenspiel in Marseille vereitelt: Terroristen wollten gezielt englische Nationalspieler ermorden. Die Authentizität dieser Pläne gilt mittlerweile als sicher; die Journalisten Adam Robinson („Terror on the Pitch“, 2002) und Jürg Altwegg („Ein Tor, in Gottes Namen“, 2006) haben darüber gründlich recherchiert.

Es gibt noch mehr Beispiele, und beinah immer ist es eine Hassliebe, die Terroristen und andere Islamisten ausleben, wenn sie Konzerte, Einkaufsmärkte, Festivals oder Sportveranstaltungen überfallen. Die gelten ihnen als hassenswerte Erscheinungen des Westens, in denen Menschen ihre Bedürfnisse ausleben, Spaß haben und vielleicht auch einmal Haut zeigen. Und zugleich bekämpfen diese Leute ihre eigenen Begierden, die sie glauben, hassen zu müssen, und die sie doch haben – weil sie Menschen sind.

Kicken und töten

Die fünf Männer, die bei der WM 1998 ein Massaker anrichten wollten, waren Fans des französischen Erstligisten Olympique Marseille. Von Bin Laden, dem Kopf und Finanzier der Anschläge von Nine-Eleven 2001, weiß man, dass er manchmal zu Heimspielen von Arsenal London ging, und die Attentäter, die 2015 die Charlie Hebdo-Redaktion sowie die Kunden eines jüdischen Supermarktes ermordeten, hatten ihren Plan fünf Jahre zuvor bei einem gemeinsamen Fußballspiel entwickelt.

Das ist viel Fußballbezug für Menschen, die doch alles, was das Leben schön machen könnte, töten und eliminieren möchten. Selbsthass kann man das Phänomen wohl nennen.

Ohne Antisemitismus kommt dieser Hass selten aus. Auf Juden und Jüdinnen wird all das projiziert, was abgelehnt wird. Das Ziel, das mit dem barbarischen Terrorkrieg, der aktuell stattfindet, verfolgt wird, findet sich im Kulturkampf.

Die Hamas-Kämpfer, die Menschen demütigen, vergewaltigen, entführen und abschlachten, suchen nicht den Anschluss an die politische Architektur des 21. Jahrhunderts. Noch weniger verlangen sie ­Respekt oder Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Sie wollen keine ernstzunehmende zeitgenössische politisch-militärische Kraft sein. Ihr Projekt ist die Vernichtung der Moderne, die Auslöschung aller Fortschritte der Gesellschaft, die Eliminierung all dessen, was Menschen unternehmen, um ein schöneres Leben zu haben. Das ist Kultur, das ist Sport, und diesmal war es ein Rave-Festival.

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Martin Krauss
Jahrgang 1964, freier Mitarbeiter des taz-Sports seit 1989
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10 Kommentare

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  • Es gibt doch genug Antifas, die gerne Fußball gucken und genug Fußballfans, die gerne Antifa-Parolen rufen. Da werden sich doch pro Spiel ein paar Hundert finden lassen, die sich Makkabi-Spiele ansehen und nebenher für eine sichere und für die Spieler:innen angenehme Atmosphäre sorgen.

    Dass der Staat hier versagt... Der schafft es ja auch nicht 50-Leute-Nazi-Demos mit Tausenden Polizist:innen zu schützen.

  • Dass Fußball eine Hassbrutstätte ist, kann man jedes Wochenende in Deutschland verfolgen.

    • @Kappert Joachim:

      Sie sind nicht so häufig im Stadion, gell?

  • So weit sind wir jetzt schon:



    Jüdische Sportler lassen ihre Veranstaltungen ausfallen, weil der deutsche Staat sie nicht schützt.

    Und im Bundestag faseln sie was von Solidarität mit Israel.

  • Und wenn sie damit fertig sind machen sie sich gegenseitig das Leben bzw. ihre Existenz zur Hölle.

  • Diese menschen- und lebensfeindliche Ideologie wird in diesem bin Laden zugesprochenen Satz zusammengefasst:

    "Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod"

  • Da ist viel Wahres in diesem Kommentar. Geht dieses Verhalten aber nicht sogar weiter bis ins Innere der konservativen islamischen Gesellschaft, der Beziehungen auch untereinander. Der Mann läuft im T-shirt durchs Quartier, die Frau verschleiert sich. Männer in Bars, Frauen sieht man da alle falls sporadisch, bei Sportveranstaltungen.....



    Genuss allenfalls unter Männern auslebbar. Letztlich schwächlich, Dinge die man gerne tut nicht auch teilen zu können, innerhalb einer größeren Gruppe, als Gesamtgesellschaft. Mit übel gelaunten Gesichtsausdruck allein im PS Boliden sitzen, das scheint anerkannte Teilnahme.



    Ganz übel wird das nun aber wenn jüdische Mitbürger sich diesem Regime insofern unterwerfen müssen, die eigene Lebensweise daran anzupassen. Ich finde das kaum erträglich. Wieso gibt es kein Kataster von entsprechend auffälligen Personen und Möglichkeiten diese zu sanktioniert. Früher hatten wir 'Nazis raus' auf dem Schulranzen gestickert. Gleiches heute analog der Bedrohungslage gegenüber islamischen Gefährden zu äußern wird im dümmsten Fall mit Spaltung oder Rassismus (zuletzt ein Kommentar hier in der TAZ) beschrieben. Wenn Makabi Berlin alles absagen muss, Leute, dass nenne ich gesellschaftliche Spaltung, als Resultat falsch verstandener Toleranz. Ich sage, wir müssen da wehrhafter werden und die richtigen 'Veranstaltungen' absagen.

  • 6G
    678193 (Profil gelöscht)

    'Die Gefahr, dass jüdische Sportler angepöbelt werden, ist sehr realistisch. Und die Gefahr, dass noch Schlimmeres passieren kann als Pöbeleien, ist auch da.'

    Aha, also doch nix mit: Deutschland ist das sicherste Land für Juden außerhalb Israels. Karl Lagerfeld hat recht gehabt.

  • Danke. All dies muss leider immer und immer wieder gesagt werden. Hamas ist keine "Wohltätigkeitsorganisation", auch wenn sie im Gaza und andernorts Bedürftigen Hilfe zukommen lässt, wie das alle religiösen Vereine und Gruppen tun - sondern eine tödliche Bedrohung, letztendlich auch derjenigen, die sie momentan unterstützt. Gaza ist längst zur Geisel von Hamas geworden.

  • So weit ist es in Deutschland schon gekommen. Ein deutsch-jüdischer Verein muss aus Angst vor Gewalt und Anfeindungen den Spielbetrieb vorerst einstellen.

    Auch in der Vergangenheit ist es immer wieder zu Übergriffen bei Spielen des TuS Makkabi gekommen, man kann sich denken von was für Vereinen und Spieler das immer ausgeht.

    Was bringen all die Solidaritätsbekundungen des Staates, das jüdisches Leben geschützt werden müsse und zu Deutschland gehört, wenn diese noch nicht mal ohne Angst vor Übergriffen Fußball spielen können?