Integrationspläne in der Kritik: Willkommenskultur à la Union
Die Opposition und die SPD kritisieren die Pläne zur Integrationspflicht von Migranten heftig. Die Vorschläge würden Vorurteile gegen Flüchtlinge schüren.
Länger bleibende Migranten sollen nach dem Willen der CSU zu Deutschkursen und einem Grundwerte-Bekenntnis verpflichtet werden – sonst drohen notfalls Leistungskürzungen. Es müsse die Integrationsbereitschaft eingefordert werden, heißt es in einem Papier für die Klausur der CSU-Landesgruppe im Bundestag Anfang Januar. Die CDU von Kanzlerin Angela Merkel hat sich ebenfalls schon für die Einführung verbindlicher Integrationsvereinbarungen stark gemacht.
Özoguz wirft CSU und CDU vor, die Abneigung gegen Flüchtlinge zu fördern. „Mir scheint, die Unionsparteien beschränken sich weiterhin darauf, Nebelkerzen zu werfen, um Ressentiments zu bedienen.“ Ihr sei nicht klar, wie die Forderung der Union nach einer Integrationspflicht durchzusetzen wäre. „Wollen die Unionsparteien zur Überprüfung von Einstellungen eine Gesinnungspolizei einsetzen?“, fragte Özoguz.
Pro Asyl wirft der CSU vor, sie erwecke mit dem am Montag bekanntgewordenen Vorstoß den Eindruck, die Menschen seien nicht integrationswillig. „Das Gegenteil ist der Fall: Sie wollen neu anfangen, sie dürfen es aber oft nicht“, sagte der Geschäftsführer Günter Burkhardt dem Sender NDR Info. Nach Burkhardts Worten ist das Bundesinnenministerium die Integrationsbremse. „Der Schlüssel ist nämlich, dass die Menschen zügig einen Aufenthaltsstatus bekommen müssen, aber genau das wird ja auch von CDU und CSU verhindert.“
Auch die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hatte der CSU Populismus vorgeworfen. „Natürlich müssen Menschen, die in Deutschland leben wollen, sich an unsere Werte von Toleranz, Freiheit und Demokratie halten“, sagte sie dem „Tagesspiegel“. „Die Köpfe und Herzen der Geflohenen erreichen wir aber nicht mit einer Unterschrift auf einem Stück Papier und noch weniger mit Sanktionen.“ Der Linke-Fraktionsvize Jan Korte forderte die CSU auf, sie solle lieber Flüchtlingen bei der Integration helfen, statt weiter das Klima zu vergiften.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies