Hoher Textilkonsum: Europäer kaufen so viel Kleidung wie noch nie
Die Europäische Umweltagentur warnt vor Fast Fashion. Die Billig-App Shein wird am stärksten von Top-Verdienern genutzt.
Der Grund für den Anstieg sind die niedrigen Preise von sogenannter Fast Fashion, sagte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums der taz. Fast Fashion bezeichnet das Geschäftsmodell der Modeindustrie, aktuelle Trends schnell und günstig zu produzieren und in großen Mengen auf den Markt zu bringen.
Eine entscheidende Rolle beim Verkauf von Kleidung spielen Apps: 84 Prozent der Deutschen nutzen mindestens eine und über die Hälfte der Deutschen sogar mehr als drei Fashion-Apps, zeigt eine Studie des Unternehmensberaters Simon-Kucher vom März 2025. Mit personalisierten Prämien und günstigen Angeboten können Interessierte hier mit wenigen Klicks Textilien kaufen.
Massenweise Produkte gelangen darüber in den EU-Binnenmarkt, betonte der Sprecher des Bundesumweltministeriums. Die beliebteste App ist Zalando. Sie wird von 41 Prozent der Deutschen genutzt. Ein überraschende Erkenntnis, so die Studie: Die Billig-App Shein wird am stärksten von Top-Verdienern genutzt.
Auswirkungen auf Umwelt und Klima
Dass der Textilkonsum in der EU steigt, ist für die Umwelt und das Klima schlecht. Für die Herstellung von Textilien werden große Mengen Wasser und Flächen zum Anbau von Baumwolle und anderen Fasern benötigt.
Laut Angaben des Europäischen Parlaments sind etwa 2.700 Liter Süßwasser nötig, um ein T-Shirt aus Baumwolle herzustellen. Auch der Verbrauch von Materialien, Emissionen, Chemikalien und Mikroplastik belastet die Umwelt. Die Herstellung von Textilien verursacht 20 Prozent der weltweiten Wasserverschmutzung.
Großes Abfallproblem
In erster Linie ist Fast-Fashion aber ein großes Abfallproblem, so der Sprecher des Bundesumweltministeriums. Das zeigt auch der Bericht der EEA: Rund 6,94 Millionen Tonnen Textilmüll erzeugten die 27 EU-Mitgliedstaaten im Jahr 2022. Umweltexperten sehen ein großes Problem darin, dass 85 Prozent der Textilien im gemischten Hausmüll landen und nicht im Recycling-Müll. Die EEA hofft, dass eine seit Januar 2025 bestehende EU-Richtlinie das ändert. Danach dürfen Textilien nicht mehr in den Restmüll geworfen werden.
Problematisch ist auch, dass Textilien aus Fasern bestehen, die schlecht recycelbar sind. Die seit Juli 2024 in der EU geltenden Ökodesign-Verordnung soll dieses Problem lösen. Sie sieht vor, dass künftig nur noch Produkte auf den europäischen Binnenmarkt kommen, die recycelbar sind.
Auf EU-Ebene eine Lösung für die negativen Folgen von Fast-Fashion zu finden, ist nach Auffassung des Sprechers des Umweltministeriums wichtig. So könnten einzelne Länder, in denen neue Regeln nicht gelten, nicht als Schlupfloch genutzt werden.
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