Hetzplakate an der Wohnungstür: Nachbarn bedrohen Schwarze Familie
In dem links-bürgerlichen Hamburger Stadtteil Ottensen bedrohten Nachbarn eine Schwarze Familie, ein Kinderwagen ging in Flammen auf.
Eine Schwarze Familie ist in dem zu Hamburg-Altona gehörenden Stadtteil Ottensen aus ihrer Nachbarschaft bedroht worden. „Sie waren erst vor ein paar Monaten eingezogen“, sagt Klaus-Peter Berndt von der Linken Altona, aber von Anfang an seien sie von mehreren Seiten rassistisch angegangen worden. „Sie sagen, wir seien Tiere, ich käme aus dem Busch“, erzählte die Mutter der Hamburger Morgenpost. Inzwischen ist sie mit den Kindern abgetaucht.
An ihrer Wohnungstür fand die Familie Plakate vor mit Slogans wie „Das Pack erschießen oder zurück nach Afrika prügeln“, dazu das Logo der AfD. Ein Bild zeigt einen leeren Abschiebeflieger mit der Botschaft „Es sind noch Plätze frei“. Auf die Fußmatte der Familie wurde Müll gekippt, und in der Nacht zum Montag brannte vor der Haustür in der Griegstraße der Kinderwagen ab. Der Reporter des Hamburger Abendblatts fand nur noch einen „Haufen Asche und ein verkohltes Metallgestell“ vor.
Für Ärger bei der Nachbarschaft sorgte wohl, dass eines der Kinder nicht zur Kita gegangen und „sehr lebhaft“ gewesen sei, so Linken-Mann Klaus-Peter Berndt, der von der Geschichte selbst über soziale Netzwerke erfahren hat. „Aber das rechtfertigt doch nicht so was!“
Die Instagram-Gruppe ottensen.hamburg berichtete von dem Vorfall mit einer „Triggerwarnung“, in drei Tagen gab es 119 Kommentare: „hatte die Hoffnung das wir sowas hinter uns gelassen haben, aber offensichtlich leider nicht“, schreibt ein User, und eine andere wünscht „Ganz viel Kraft an die Familie!“
Empfohlener externer Inhalt
Die Linke in Altona hat zusammen mit anderen Parteien, Geschäftsleuten, Stadtteilkitas und Kirchengemeinden am Freitag um 16 Uhr zu einer Demo aufgerufen, die vom Bahnhof Altona aus durch Ottensen ziehen soll, Motto: „Ottensen bleibt bunt – Alle zusammen gegen Faschismus!“
Unterstützung vom Vermieter
Dabei ist auch der Fußballverein Altona 93, der in der Griegstraße sein kleines Stadion mit Vereinsheim hat. Es ist eine ruhige Straße, keine protzigen Altbauwohnungen, eher einfacher Rotklinker. Die Wohnung der angegriffenen Familie gehört der städtischen Wohnungsgesellschaft Saga, die angekündigt hat, die Familie bei der Suche nach einer anderen Wohnung zu unterstützen und, falls sich der Verdacht gegen Nachbarn bestätigen sollte, mietrechtlich gegen diese vorzugehen.
Unter dem mehrsprachigen Motto „Come together – Wir stehen zusammen“ gibt es am Sonntag um 14 Uhr eine weitere Kundgebung, zu der migrantische Organisationen aus der Black Community aufrufen. Treffpunkt ist die Ecke Friesenweg/Griegstraße, gegenüber dem Fußballplatz von Altona 93.
Der Verein hat den Aufruf zur Kundgebung auf seine Homepage gestellt. „Solche Angriffe nehmen wir nicht schweigend und tatenlos hin“, steht da, „wir lassen die Betroffenen nicht alleine!“ Laut NDR, der als erster im dem Fall berichtete, ermittelt die Polizei wegen Hasskriminalität. Der Staatsschutz ist eingeschaltet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste