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Heiko Maas und Vorratsdatenspeicherung„Ja, das war ich“

Er war harter Gegner der Vorratsdatenspeicherung – bis er Justizminister wurde. Dann hat er ihre Umsetzung in der eigenen Partei durchgesetzt.

Nicht mit Bitten und Beten hat er Erfolg gehabt, sondern mit der harten Kante – auch gegen sich selbst. Foto: dpa
Christian Rath
Interview von Christian Rath

taz: Herr Maas, sind Sie derzeit ein skeptischer Befürworter der Vorratsdatenspeicherung oder ein konstruktiver Kritiker?

Heiko Maas: Die Begriffe haben ja eine große Schnittmenge. Aber eigentlich interessieren mich solche Schubladen nicht, unter denen sich jeder etwas anderes vorstellen kann.

Finden Sie Ihren Gesetzentwurf zur Vorratsdatenspeicherung richtig gut? Sind Sie stolz darauf, was Sie mit Innenminister de Maizière ausverhandelt haben?

Der von uns vorgelegte Gesetzentwurf hat mit dem alten Gesetz nicht viel zu tun. Es sollen weit weniger Daten für einen kürzeren Zeitraum gespeichert werden, sie sind besser gegen Missbrauch gesichert und sie können nur zur Aufklärung schwerer Straftaten abgerufen werden. Kein Gesetz in Europa ist so zurückhaltend, wie das von uns geplante.

Sehen Sie sich als Erfinder einer „zurückhaltenden Vorratsdatenspeicherung“?

Es gibt sicher Gesetze, denen ich emotional näher stehe. Aber ich bin mir sicher, dass es uns ganz gut gelungen ist, die grundrechtlichen Anforderungen einzuhalten und dennoch Mehrwert für die polizeilichen Ermittler zu schaffen.

Im Interview: Heiko Maas

48, ist seit Dezember 2013 Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz. Vorher war er SPD-Fraktionsvorsitzender im Landtag des Saarlandes und ab 2012 saarländischer Wirtschaftsminister. Seit 1989 ist Maas Mitglied der SPD.

Ich würde gern verstehen, wie sich Ihr Verhältnis zur Vorratsdatenspeicherung verändert hat. Was ist grundlegende Überzeugung, was sind neue Einsichten und was ist politische Loyalität?

Fragen Sie!

Als Karlsruhe 2010 das erste Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung kippte, lobten Sie das Urteil als „klare Absage an die Ermittlungsmethode des Generalverdachts“. Damals waren Sie also Gegner der Vorratsdatenspeicherung?

Meine Skepsis war und ist bekannt. Man kann das nur unter strengen Voraussetzungen machen, die ich eben skizziert habe.

Dann wurden Sie Minister einer Regierung , in deren Koalitionsvertrag die Vorratsdatenspeicherung vorgesehen war. Die Methode an sich war für Sie also kein rechtsstaatliches Tabu?

Das Verfassungsgericht hat 2010 klare Vorgaben gemacht, ebenso der EuGH 2014 – beide Gerichte haben aber die Vorratsdatenspeicherung nicht von vornherein ausgeschlossen.

Gleich nach Amtsantritt im Januar 2014 haben Sie aber angekündigt, die Vorratsdatenspeicherung erst einmal „auf Eis“ zu legen, bis der Europäische Gerichtshof über die entsprechende EU-Richtlinie entschieden hat.

Es schien mir einfach logisch, erst das Urteil abzuwarten und dann einen Gesetzentwurf vorzulegen.

Sie sagten damals, wenn der EuGH die Richtlinie kippt, entfällt die „Geschäftsgrundlage“ des Koalitionsvertrags. Etwas überraschend hat der EuGH im April 2014 tatsächlich die Richtlinie für nichtig erklärt. Trotzdem soll es jetzt eine Vorratsdatenspeicherung geben.

„Wegfall der Geschäftsgrundlage“ hieß ja nicht: dann machen wir gar keine Vorratsdatenspeicherung, sondern nur: dann müssen wir neu reden, wie man mit dieser Situation umgeht.

Was haben Sie und der Innenminister nach dem EuGH-Urteil vereinbart?

Dass wir erst mal abwarten, ob die EU-Kommission einen Vorschlag für eine neue Richtlinie vorlegt. Wenn ja, wollten wir die Richtlinie mitgestalten und hätten sie anschließend auch umsetzen müssen.

Dann ist aber monatelang gar nichts passiert …

Wir haben gewartet, was die Kommission macht, von der aber erst mal nichts zu hören war.

Im Dezember 2014 twitterten Sie: „#VDS lehne ich entschieden ab - verstößt gg Recht auf Privatheit u Datenschutz. Kein deutsches Gesetz u keine EU-RL!“ Waren das Sie oder hat ein pfiffiger Aktivist Ihren Account gehackt?

Das war ich.

Zu diesem Zeitpunkt sahen Sie also die Chance, ganz auf die Vorratsdatenspeicherung zu verzichten?

Es ging damals um eine Vorratsdatenspeicherung, wie sie sich die Sicherheitspolitiker stets gewünscht haben – also deutlich mehr Daten speichern und längere Speicherfristen. Für eine solche sah ich keine Grundlage – und die ist auch so nicht geplant.

Anfang Januar kam der Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo in Frankreich. Unions-Politiker forderten die Vorratsdatenspeicherung. Sie hielten jedoch dagegen.

Ich wollte vor allem verhindern, dass nun überstürzt über ein Gesetz diskutiert wird. Die Verschärfung von Gesetzen nach Anschlägen führt selten zu guten Ergebnissen. Es ist eine Aufgabe des Justizministers, hier zur Besonnenheit aufzurufen. Der Rechtsstaat bewährt sich vor allem in der Bedrohung.

Ab Mitte Januar 2015 erklärte SPD-Chef Sigmar Gabriel, die SPD sei offen, die Vorratsdatenspeicherung wieder einzuführen. Haben Sie versucht, in der SPD Widerstand dagegen zu organisieren?

Nein.

Warum nicht?

Der Anschlag auf Charlie Hebdo war ein Einschnitt, weil jeder wusste: Das hätte theoretisch auch bei uns passieren können. Ich habe gemerkt – nicht nur in der Politik, auch in der Bevölkerung –, dass im Lichte eines solchen Ereignisses Sicherheitsargumente plötzlich an Schlagkraft gewinnen. Das muss nicht immer rational sein – aber es ist so.

Und dann haben Sie eben mitgemacht?

Ich habe die Chance gesehen, jetzt mit der Union eine grundrechtsverträgliche Form der Vorratsdatenspeicherung auszuhandeln, die den strengen Vorgaben der Gerichte gerecht wird und auch den parteiinternen Hürden auf Grundlage des SPD-Parteitagsbeschlusses. Ich finde: Das ist alles gut gelungen.

Am 15. März hat Gabriel im Deutschlandfunk verkündet, „dass die Kollegen de Maizière und Heiko Maas gemeinsam einen solchen Vorschlag entwickeln müssen“. Hatte er da vorher mit Ihnen gesprochen?

Die Position von Sigmar Gabriel war weder neu noch überraschend.

War abgesprochen, dass Gabriel bekannt gibt, was Sie machen „müssen“?

Ich hatte doch längst angefangen, mit Herrn de Maizière zu reden.

Die parteiinterne Kritik an der Vorratsdatenspeicherung war dann doch viel größer, als Sie erwartet haben. Ohne Sie hätte Gabriel seinen Plan auf dem SPD-Konvent im Juni gar nicht durchsetzen können.

Das ist hypothetisch.

Warum haben Sie das getan? War es die Loyalität zu Sigmar Gabriel, zum SPD-Vorstand oder haben Sie aus eigener Überzeugung für das Projekt gekämpft?

Es ist mir gelungen, eine vergleichsweise restriktive und vor allem grundrechtsschonende Regelung auszuhandeln. Dass ich aus einer Position der harten Ablehnung kam, hat dies vielleicht sogar erleichtert.

Noch ist das Gesetz nicht verabschiedet. In der Union fordern manche Nachbesserungen zugunsten der Sicherheitsbehörden.

Herr de Maizière und ich sind der Auffassung, dass wir einen guten und ausgewogenen Kompromiss vorgelegt haben. Jetzt ist der Bundestag am Zug.

Gegen die neue Vorratsdatenspeicherung wurden schon viele Klagen angekündigt. Hoffen Sie insgeheim, dass die Gerichte das Gesetz kippen?

Nein. Ich bin sicher, dass wir alles dafür getan haben, dass das Gesetz bestätigt wird.

Haben Sie mehr Angst vor dem Bundesverfassungsgericht oder dem Europäischen Gerichtshof?

Ich habe überhaupt keine Angst. Denn das Gesetz genügt allen Vorgaben.

Im Januar haben Sie noch betont, eine Vorratsdatenspeicherung könne nicht wieder eingeführt werden, weil der EuGH darin eine Verletzung der Grundrechte sieht. War das damals etwas zu pauschal formuliert?

Wie bereits gesagt: Es ging damals um eine Vorratsdatenspeicherung, wie sie sich die Sicherheitspolitiker immer gewünscht haben. Was wir nun vorgelegt haben, hat damit nicht mehr viel zu tun. Wir erfüllen die EuGH-Vorgaben – auch, weil wir den E-Mail-Verkehr komplett von der Speicherung ausnehmen und die Berufsgeheimnisträger besonders schützen.

Parteichef Gabriel will die SPD zur „Partei der Sicherheit“ machen, so hört man. Sind Sie wieder mit dabei?

Die SPD ist und bleibt vor allem die Partei der sozialen Sicherheit, ich nenne nur mal die Mietpreisbremse. Aber man muss auch die Sorgen und Ängste der Bürger vor Kriminalität und Bedrohung ernst nehmen.

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16 Kommentare

 / 
  • Auch Heiko Maas plappert jetzt diesen Unsinn von der Kriminalitätsbekämpfung durch Vorratsdatenspeicherung nach. Als ob sich auch nur ein einziges nennenswertes Verbrechen damit verhindern ließe. Die Realität sieht völlig anders aus.

     

    "Die SPD ist und bleibt vor allem die Partei der sozialen Sicherheit, ich nenne nur mal die Mietpreisbremse."

     

    Stimmt! Die Mietpreisbremse hat die soziale Sicherheit der Hauseigentümer deutlich erhöht, indem Sie ihnen einen gesetzlich verbrieften Anspruch auf Mieterhöhungen bei Neuvermietung an die Hand gegeben hat. Die soziale Sicherheit der Mieter hat sich allerdings damit nur noch verschlechtert, aber um die ging's ja bei der SPD sowieso nie. Die sollen sowas ja nur wählen - und ab dafür.

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Entlarvend in seinem naiven Glauben, der Wähler sei zu dumm, den Verrat zu bemerken...

  • " dass im Lichte eines solchen Ereignisses Sicherheitsargumente plötzlich an Schlagkraft gewinnen. Das muss nicht immer rational sein – aber es ist so."

     

    Ein Absatz vorher:

     

    "Es ist eine Aufgabe des Justizministers, hier zur Besonnenheit aufzurufen. Der Rechtsstaat bewährt sich vor allem in der Bedrohung."

     

    Muss man da überhaupt noch weiter fragen/lesen?

     

    Die Rationalität, die Verhätlnismäßigkeit, sind die Grundlagen des Rechtsstaates. Ebenso die Subsidarität, so oft und gerne beschworen wenn es gegen die Rechte des Bürgers gegen den Staat geht, aber so selten beachtet wenn es um die Arbeitserleichterung des Staates geht.

     

    Subsidiarität im Straftrecht muss nichts anderes heißen als: "Erst muss ein Verbrechen stattgefunden haben um Ermittlungstechniken und Taktiken einzusetzen" und eben nicht "Wir horten die Ergebnisse der Ermittlungstechnik vor um sie nach der potentiellen Tat auszuwerten"

     

    Da kann die Datenmenge noch so klein sein, die Speicherfrist noch so kurz, das Prinzip und damit die Grundrechtsverletzung bleibt dieselbe.

    Frankreich hat keinen der letzten Anschläge trotz der VDS verhindert - oder gerade wegen ihr, denn man neigt dazu sich zu sehr auf die moderne Technik zu verlassen statt sein eigenes Hirn zu nutzen.

    Das fängt beim merken von Telefonnummer an, geht über die Navi Abhängigkeit hin zur VDS.

     

    Baut den Sozialstaat aus in die Dimensionen die das Demokratieprinzip und der Rechtsstaat brauchen um zu funktionieren, denn das ist der Grund seiner Existenz, dann braucht ihr keine weiteren Herrschafts und Unterdrückungsinstrumente mehr schaffen und unterhalten. Denn diese kosten ja auch und oft weit mehr als die sinvolleren Maßnahmen.

    • @Pleb:

      PS:

      Achja Heiko, wenn ich mal so flapsig sein darf, du weißt genau so gut wie ich, dass ein Jurist grundsätlich über nichts entscheidet, über das er nicht entscheiden muss.

      Dass das BVerfG und der EUGH keine generelleren Aussagen zur VDS getroffen haben, liegt an der "juristischen Zurückhaltung" begründet.

      Dem Prinzip dass die Gerichte nur korrektiv eingreifen sollen, aber nicht als nicht gewählte Juristen dem Gesetzgeber zu sehr in den Gestaltungsspielraum eingereifen sollten.

       

      Das hat die gleiche Qualität wie Seehofers Idiotie das Betreuungsgeld in Bayern noch weiter zahlen zu wollen, weil damit dem formalen Aspekt den Ferdinand Kirchhoff und seine Kollegen als einzigen Grund für die Kippung des Gesetzes benötigt haben, Genüge getan wäre.

      Kirchhoff aber in der Urteilsbegründung schon mehr oder minder auf diesen Punkt schon hingewiesen hat mit der sinngemäßen Aussage:"[...]da wir schon in der formalen Prüfung gescheitert sind, bestand keine Notwendigkeit die materielle überhaupt noch anzugehen.[...]"

  • Wo habe ich solche Worte wie die von Herrn Mass nur schon einmal gehört? Ach ja:

    http://neusprech.org/

    grundrechtsschonend

  • Tja Herr Maas, ich würde mal sagen, das Maas ist voll. Mit diesem Interview, in dem Sie anscheinend Zeitungsleser für blöd halten, haben Sie sich zumindest hier endgültig ins Aus katapultiert.. nun ja, dorthin, wo ihre Partei nach diversem Wahlklientelverrat sowieso schon steht, nur unterbrochen vom Geräusch des sich im Grab rotierenden Willy Brandt. Ganz ehrlich, es ist mir schlicht egal, wie Sie sich Ihre absolute Niederlage und Ihr absolutes Umfallen in Sachen VDS selbst schönreden und wie Sie Begriffe nachträglich einfach umdefinieren. Ich habe Ihre früheren Interviews gelesen und Ihre Aussagen von "damals" sind mir auch bekannt, daran gibt es nicht herumzudeuteln. Sie und Ihre SPD haben (schon) wieder Beschlüsse gegen Basis und Bevölkerung gemacht.

    Ihr Partei hat sich von einer Arbeiterpartei zu einem reinen Merkel-Beklatschungsverein gewandelt, ohne eigene Ziele oder Visionen, damit sind Sie und Ihre "Partei" für mich nicht nur unwählbar geworden, ich werde Sie auch zukünftig bekämpfen, damit Sie beim nächsten Wahlkampf nicht mehr einfach so Ihre Lügenkonstrukte weiter unwidersprochen absondern können. Erwarten Sie einfach auf jedem SPD-Stand zukünftig Gegendemonstranten und Schmähplakate.

    Als Verschwörungstheorie würde es mich mal interessieren, wie viel Sie und Ihre "Genossen" eigentlich von der CDU erhalten, um ihr die absolute Mehrheit bei der nächsten Wahl zu sichern, denn genau darauf arbeiten Sie und Ihr feiner Herr Gabriel gerade hin.

    Ach ja, und wenn Sie sich so über die Zusammenarbeit mit Herrn Demissere freuen, googeln sie doch einfach mal über diesen Herrn im Zusammenhang mit dem Elf-Skandal.

     

    Ohne Grüße

    C

    • @Cypher:

      Was bekommen die Systemgenossen Heiko Maas & Co für ihre Politik

       

      Nichts leichter als diese Frage zu beantworten. Ganz einfach, einen spitzen massig bezahlte Ministervergütungen, Spesen, Altersbezüge deren Barwerte im Millionenbereich liegen, Ansehen und ziemlich sicher nach der Politikerlaufbahn eine sehr gut bezahlte Anstellung in der Wirtschaft für Lobbyarbeiten (siehe Kurt Beck (SPD)).

      Wenn die SPD jemals wieder den Kanzler stellen will, müssen die Schröderianer aus SPD restelos verschwinden. Nur dumm, dass Maas, Albig, Gabriel, Steinmeier & Co weiter kassemachen wollen und ihre schönen und warmen Ministerposten behalten wollen. Für dieses Ziel reichen der SPD auch 10% bis 15% um mit der UNION die Macht zu teilen. Erst wenn die SPD unter 10% sinkt, verliert auch Merkel ihren Machtanspruch und der Ministerposten für die SPD-Protogonisten gerät in Gefahr.

      Wenn also bei der nächsten Wahl die SPD nur 15% erreichen sollte, wird sich nichts ändern. Man wird weder sachliche noch personelle Konsequenzen von dem erneuten Jahrhundertwahldebakel, wie zuvor in 2003, 2005, 2009 und 2013 ziehen.

       

      Das wirklich verwunderliche dabei ist für mich, dass der Michl scheinbar wirklich glaubt, sobald die SPD unter 15% ist, die SPD die Politik ändern würde.

  • 2G
    23879 (Profil gelöscht)

    Bei der SPD ist solch Verhalten ziemlich genau seit 1913 Tradition - das Jahr, in dem Bebel starb und der unsägliche Friedrich Ebert die Geschäfte übernahm (Burgfrieden, Ebert-Groener-Pakt usw.) Seit dem ist es in der SPD en vogue, die Interessen der Basis zu verraten. Aber solch eine 100jährge Tradition hat ja auch etwas Anheimelndes. Es weckt ein gemütliches Gefühl der Vertrautheit, wenn sich die Parteiführung an alten Traditionen orientiert. Da wird einem ganz warm ums Herz.

  • "Er war harter Gegner der Vorratsdatenspeicherung – bis er Justizminister wurde. Dann hat er ihre Umsetzung in der eigenen Partei durchgesetzt."Zitat

    Und das ist exakt das Grundproblem in der heutigen Politik.Da kann man sich das Wählen doch sparen,oder sieht das jemand anders?

  • Der Systemgenosse Heiko Maas

     

    Man muss ja nur mal die politische Vergangenheit des Herrn Maas genauer ansehen und stelle fest, eines zieht sich wie ein roter Faden durch seine Karriere: Stets wenn es darum gegangen ist die Interessen seiner Wähler auf der einen Seite wahrzunehmen und auf der anderen Seite dem zu folgen was die Genossen-Elite für ihren Machterhalt für erforderlich gehalten haben, hat Heiko Maas seine Überzeugungen über Bord geworfen und hat das getan was die Genossen-Elite / Seeheimer Verein gefordert hat. Dieses Verhaltensmuster hat er insbesondere in seiner politischen Laufbahn im Saarland unter Beweis gestellt. Damals hat die Genossen-Elite / Seeheimer Verein von ihm den Verzicht auf den Landesministerposten (Koalition mit den Linken unter Oskar Lafontaine) gefordert. Entgegen seinen politischen Ansagen im Wahlkampf ist er eine GroKo unter Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) eingegangen. Das für diesen „Kadavergehorsam“ ein Ministerposten auf Bundesebene anfiel war dann der „Judaslohn“ für Heiko Maas.

  • Der "Mehrwert für die polizeilichen Ermittler", den Heiko Maas und Thomas de Maizière geschaffen haben mit dem Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung, scheint mir in erster Linie darin zu bestehen, dass sich nun noch mehr ängstliche, träge Polizisten hinter Bildschirmen verschanzen können, statt auf Streife zu gehen und (lebens-)gefährliche Basis-Arbeit vor Ort oder Präventionsarbeit am lebenden Objekt zu betreiben. Nicht mehr das Verhindern oder Aufklären von Straftaten steht im Fokus der hochdotierten "Verbesserer" des Polizisten-Jobs, sonder das Identifizieren potentieller Sündenböcke, die zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort waren und das Pech hatten, die Aufmerksamkeit der Staatsmacht zu erregen.

     

    Für manche der betroffenen Polizisten mag der Job des Daten-Auswerters ja tatsächlich mehr Wert zu haben als der des Kontaktbereichsbeamten. Der Wert, den Polizeiarbeit für die Gesellschaft hat, wird allerdings geringer mit dem neuen Gesetz, scheint mir. Aber das, nicht wahr, ist halt der sogenannte Zeitgeist momentan: Entscheidungen werden nicht getroffen, weil sie sinnvoll sind, sondern weil es Leute gibt, die die Macht dazu besitzen. Wer "clever" ist, der greift sich die dadurch entstehenden "Mehr-Werte". Und dann sieht er zu, dass er Land gewinnt.

    • @mowgli:

      Ist eigentlich gerade der Tag der SPD-Bankrotterklärungen?

       

      Obwohl Herrn Maas' Darstellung wirklich in einem Punkte überzeugt: wir brauchen keinen SPD-Kanzlerkandidaten mehr.

       

      Vor allem auch ihn nicht.

  • Das alles zeigt, das es in der deutschen Politik so etwas wie eine negative Auslese gibt. Die Opportunisten und Nullen machen das Rennen. Anders läßt sich das abgefuckte Verhalten von Maas & Co. nicht erklären, ob bei Vorratsdatenspeicherung, Euro(Banken)rettung, der Ukraine oder sonstwo.

    • @produster:

      So etwas kann man erleben, wohin man hier blickt, ob in der Wirtschaft, der Politik, in den Amtsstuben, Schulen, Unis. Unfähige werden nicht durch Belassen in ihrer Position oder Herabstufung und in Gesprächen mit Vorgaben zu einer Änderung veranlasst. Das gilt allenfalls noch für die niedrigeren Gehaltsklassen und bei Neulingen, an denen die Übergeordneten ihren Machtwillen austoben können. In der Bewertung wird das dann lobend mit Befähigung verwechselt. Ab einer gewissen Beförderungsstufe kann man nur noch nach oben fallen, d.h. dass aus einem unfähigen Lehrer ein unfähigerer Schulrat wird, der noch mehr Unheil anrichten kann. Echte Perlen sind äusserst rar. In der Politik fällt mir da in den letzten Jahren spontan nur Frau Leutheuser-Schnarrenberger ein. Die fehlt hier.

       

      Das Problem scheint mir hier ein Grundsätzliches zu sein, solange Politiker nur aus den Reihen der Regierungspartei(en) ausgewählt und angelernt und nicht aus einem Fachpool nach Befähigung eingesetzt werden können. Solange müssen wir uns mit einem Konglomerat aus angelernten Laien und vernebelnden Dampfplauderern mit mehr oder minder umfangreichem Halbwissen zufrieden geben.

  • Auch hier gilt -

     

    Nur ungern nehmen Bügersfrauwieman

    Statt baren Geldes -

    Stuhlgang an;

    Das gilt für Mund- wie Gesetzesstuhl

    gleichermaasen.

     

    (ps das Fotto hingegegen ist als bis zur Kenntlichkeit entstellend zu monieren -

    wg zu starker Ähnlichkeit mit dem

    römischen Spion im Asterrix Band¿)

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Maas war "harter Gegner" der Vorrats-Datenspeicherung?

    Ich sehe in ihm schon eher den daunenweichen Schwätzer, der super zur Groko-SPD passt.

    Das Interview spricht für sich.