Heftklammern und Stahlnägel: Trump strafzollt again
US-Präsident Donald Trump verhängt weitere Zusatzzölle auf Waren aus Europa. Dabei bereitet die EU gerade einen großen Handelsvertrag vor.
taz | Es klingt wie ein schlechter Witz: Seit Samstag erheben die USA Strafzölle auf Stahlnägel und Heftklammern aus Europa. Auch Draht und Kabel sind betroffen. Was auf den ersten Blick wie eine Bagatelle aussieht, sorgt in Brüssel für Streit.
Denn die EU-Kommission bereitet sich auf einen großen Handelsdeal mit US-Präsident Donald Trump vor. Behördenchefin Ursula von der Leyen will noch im Februar nach Washington fliegen, um den Deal einzufädeln. Die neuen Strafzölle kommen zur Unzeit.
Sie belasten die angespannten Beziehungen – und könnten neue Vergeltungsmaßnahmen auslösen. Als die US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium 2018 eingeführt wurden, hat die EU mit Sonderabgaben auf Jeans, Whiskey oder Motorräder der Marke Harley Davidson reagiert. Diesmal würde von der Leyen am liebsten stillhalten – um die Gespräche mit Trump nicht zu gefährden.
Die USA fordern, dass die EU ihre Regel lockern und den Import von Chlorhühnern und Hormonfleisch zulassen. Ende Januar hatte Trump deshalb seinen Agrarminister Sonny Perdue nach Brüssel geschickt. Seither wächst die Sorge, dass sich die EU-Kommission über den Tisch ziehen lassen könnte.
„Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sollte sich vor Hinterzimmerdeals mit Donald Trump in Acht nehmen“, sagte die grüne Europaabgeordnete Anna Cavazzini der taz. „Falls ein solcher Deal nämlich das Absenken von Lebensmittelstandards oder mehr Importzusagen für dreckiges Fracking Gas enthält, wird sie hier auf gewaltigen Widerstand stoßen.“
Auch die EU-Staaten sind auf der Hut. „Hier sind alle sehr nervös – niemand weiß, was die EU-Kommission vorhat“, sagte ein EU-Diplomat. Die neuen US-Zölle auf Heftklammern und Stahlnägel haben daran nichts geändert, im Gegenteil: Die Brüsseler Behörde schweigt auch dazu.
Gemeinsam für freie Presse
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert