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Hashtag #MeTwoEinfach mal zuhören

Unter dem Hashtag #MeTwo twittern Tausende ihre Erfahrungen mit Rassismus. Viele Reaktionen darauf sind verharmlosend und beleidigend.

Der 24-jährige Ali Can hat #MeTwo gestartet und damit eine Debatte über Rassismus ausgelöst Foto: reuters

Seit Tagen beschreiben Tausende Menschen bei Twitter unter dem Hashtag #MeTwo, wie sie in Deutschland ausgegrenzt und diskriminiert werden. Statt der sonstigen Fußballkommentare und Tatort-Witze wird die Plattform nun dazu genutzt, um auf Rassismus aufmerksam zu machen. Und das ziemlich erfolgreich – innerhalb von zwei Tagen wurde #MeTwo zum meistgeteilten Hashtag innerhalb des deutschschsprachigen sozialen Netzwerkes.

Ins Leben gerufen hatte die Debatte der Autor und Aktivist Ali Can, eine Woche nachdem der Fußballspieler Mesut Özil seinen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft bekannt gegeben hatte. Can rief per Videobotschaft dazu auf, diskriminierende Erfahrungen zu teilen: „Wir brauchen sozusagen eine ‚MeToo‘-Debatte für Menschen mit Migrationshintergrund.“

Die Bandbreite der Tweets ist groß und sie reicht von der Beschreibung von diskriminierenden Äußerungen, gewaltätigen Übergriffen bis hin zu Benachteiligungen in alltäglichen Situationen. Manche erzählen, dass sie aufgrund ihrer Hautfarbe nicht in den Club gekommen sind oder aufgrund ihres nicht deutsch klingenden Nachnamen eine Wohnung nicht bekommen haben.

Viele der Erzählungen sind in der Schule, am Arbeitsplatz oder auf der Straße geschehen – alltägliche Orte, an denen sich nicht-weiße Menschen immer wieder mit Rassismus konfrontiert sehen. Auch Politiker*innen, wie der Grünen-Bundestagsabgeordneter Cem Özdemir, teilen ihre Erfahrungen bei Twitter.

Rechte vereinnahmen den Hashtag

Soziale Medien sind nicht für ihre konstruktiven Debatten bekannt. Es ist keine Seltenheit bei Twitter, das Rechte einen Hashtag für sich vereinnahmen. So lassen sich auch unter #MeTwo viele Tweets finden, in denen sich User*innen diskriminiert fühlen, weil sie als „Almans“ oder „Kartoffeln“ bezeichnet werden. Es sind Menschen, die nicht verstanden haben oder verstehen wollen, was Rassismus ist – und dass als Kartoffel bezeichnet zu werden keine strukturelle Diskriminierung ist.

Doch in dieser Debatte ist es extrem – nach wenigen Tagen wird sie von Hass anstatt von Solidarität und Verständnis dominiert. In den Kommentaren unter den Tweets produzieren viele erneuten Rassismus. Der reicht von Beleidigungen, über Hass bis hin zu Gewaltandrohungen.

Die Journalistin und Autorin Hatice Aküyn löschte ihre Tweets unter #MeTwo am Freitag und erklärte, sie sähe sich dazu gezwungen, da der rassistische Backlash zu groß sei. Am Sonntagvormittag äußert sie sich erneut zu der Thematik – und auch hier ließen die negativen Kommentare nicht lange auf sich warten.

Unter den Kommenta­tor*in­nen sind nicht nur rechte Trolls zu finden. Der Journalist Jan Fleischhauer beschwert sich beispielsweise bei Twitter, dass seine Spiegel-Online-Kolumne noch keine Preise gewonnen hat und versieht den Tweet mit dem Hashtag #MeTwo. Damit setzt er seine Erfahrung mit Diskriminierung und Ausgrenzung gleich.

Erfahrungen werden in Frage gestellt

Ganz so, als würde es keinen Unterschied machen, ob die Texte eines privilegierten Mannes nicht ausgezeichnet werden oder beispielsweise eine Frau aufgrund eines getragenen Kopftuches bedroht wird.

Der sächsische CDU-Landtagsabgeordnete Sebastian Fischer bezeichnet die Debatte als „ein typisches Wohlstandsphänomen – wie so oft in Deutschland“. Es sind keine einzelnen Stimmen, die sich über die MeTwo-Debatte ablehnend äußern und Rassismuserfahrungen in Frage stellen.

Die Mehrheitsgesellschaft ist nicht bereit, sich mit dem Thema Rassismus zu beschäftigen

Auch gerade im Hinblick auf die Debatte um Özils Rücktritt zeigen die zahlreichen Tweets und Kommentare, dass ein großer Teil der Mehrheitsgesellschaft nicht bereit zu sein scheint, sich mit dem Thema Rassismus und den eigenen Privilegien auseinanderzusetzen.

#MeToo hat bewiesen, dass Hashtags gesellschaftlichen Wandel vorantreiben können – zumindest zu einem Teil. Das könnte auch #MeTwo schaffen. Zu Beginn fordern Betroffene dafür etwas Leichtes, nämlich: Einfach mal zuhören!

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80 Kommentare

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  • Es gibt auch Zuwanderer, die keine Lust haben mit türkischen Faschisten in eine Topf geworfen zu werden, geschweige denn Türkennazis "zuhören" zu sollen.

    Merke: Nicht jeder Immigrant ist Faschist oder Rassist. Und erst recht nicht Türke bzw 70% Fascho wie die Erdoganfans (und seltsamerweise auch ziemlich viele Araber).

  • Den Begriff sttukturelle Diskriminierung finde ich gut. Das kann die Debatte endlich versachlichen.

    Dann können Menschen ihre Erfahrungen schildern, sie können gehört werden und eingeordnet werden.

    Denn trotz alledem, eine subjektive Erfahrung ist schlussendlich noch keine strukturelle Diskriminierung, erst wenn sie als Muster erkennbar ist, kann sie als solche betrachtet werden.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    "Ich leide ja so bitterlich. Und immer muss ich die Straßenseite wechseln wenn mir in Brandenburg, Sachsen oder der dortmunder Nordstadt ein paar Männer in Thor Steinar Shirts entgegen kommen weil ich sonst Angst haben muss bespuckt zu werden oder einem plötzlich die Hand entgleitet"

    -Das ist dasselbe Gefühl was so manch einen Biodeutscher überkommt, wenn er durch Berlin-Wedding, Duisburg-Marxloh oder Hamburg-Billstedt läuft. Mir geht es nicht so. Ich bin allerdings auch kein blondes Leichtgewicht mit Akademikerhintergrund und den Umgang mit Migranten gewohnt.

    Genau da wird es eben ein bischen komplexer mit den Diskriminierungserfahrungen. Ein blonder, schmächtiger und schüchterner Junge der in einem migrantisch geprägten Stadtteil aufwächst, kann halt durchaus eine wirklich beschissene Kindheit und Jugend als Klassendepp und Opfer auf dem Schulhof haben.



    Genau das habe ich an meiner Multikulti-schule erlebt, auch wenn ich nicht das Opfer war, sondern ein Klassenkamerad von mir. Jugendliche mit Migrationshintergrund sind frustriert darüber, wie die Gesellschaft über sie spricht und lassen diesen Frust dann am direkten Gegenüber aus-was ist in diesem Fall eben der schmächtige, schüchterne blonde Junge war. Da ändert auch die ganze strukturelle Diskriminierung in der Gesamtgesellschaft nichts daran, das diese Erfahrungen eine prägende Lebensrealität für ärmere "Biodeutsche" in (West)Deutschland sein kann, die sich das Leben in den schicken Stadtteilen nicht leisten können.

    Man kann die strukturelle Diskriminierung und den Alltagsrassismus gegenüber Personen mit Migrationshintergrund sehen und benennen und trotzdem ein bisschen Empathie aufbringen, für die Erfahrungen von sozial schwachen "Biodeutschen". Aber mit dieser Haltung stehe ich wohl eher alleine da.

    Ich bezeichne Deutsche die bei Internetdiksussionen auf ein förmliches "Sie" bestehen, oder ab 8 Uhr die Nachtruhe einfordern, auch gerne mal Kartoffel. Damit meine ich aber nicht jeden "biodeutschen"

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @6474 (Profil gelöscht):

      Warum solltest DU mit DEINER Haltung allein dastehen (wollte jetzt nicht als Kartoffel rüberkommen :-))? Den Fokus auf den Rassismus zu legen, ist verständlich, aber Diskriminierung fängt hier natürlich nicht an und hört hier auch nicht auf. Nicht jeder ist ein Bulle von einem Mann und hat sich von der Bildungsmaschinerie so erfolgreich fernhalten können wie DU. :-)

      In einer Peer-Group gibt es immer auch solche, die dulden und solche die herrschen. Da fängt es schon an, ganz früh. Wenn man sich nicht durch Kraft, Intelligenz oder Ignoranz oder sonst eine Strategie dagegen immunisiert, wird man schnell zum "Opfer".

      Der Unterschied zur strukturellen DIskriminierung liegt aber gerade darin, dass es das Opfer in der Peer-Group - wenigstens theoretisch - in der Hand hat, sein Opferdasein zu beenden, während jene, die strukturellen Rassismus erfahren, zu Opfer werden, ohne dass sie irgendeinen Anlass dazu gegeben hätten.

  • "und dass als Kartoffel bezeichnet zu werden keine strukturelle Diskriminierung ist."

    Interessant.



    Lassen Sie mich raten: Solange alte, weiße, biodeutsche, heterosexuelle Männer beschimpft werden ist es kein Hass oder Rassismus, richtig?

    Das ist schon ein wenig peinlich!

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Alfred Vail:

      Das entscheidende Wort an dieser Stelle ist "strukturell".

      Es gibt in Deutschland keine formellen Strukturen, die "alte, weiße, biodeutsche, heterosexuelle Männer" systematisch benachteiligen.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @74450 (Profil gelöscht):

        Es gibt auch keine formalen Strukturen in Deutschland, die Deutsche mit Migrationshintergrund systematisch benachteiligen.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Und genau das stimmt eben nicht. Wenn Behörden oder andere rassistisch handeln bleiben die staatlichen Konsequenzen in der Regel aus. Und das ist eben ein strukturelles Problem.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Genauso ist es.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Richtig.



          Aber es kommt den Opfern aber häufig so vor.



          Wenn Diskriminierungen von denen ausgehen die über die Verteilung von Ressourcen bestimmen hat dies natürlich gravierendere Folgen als wenn jemand von der Mehrheitgesellschaft von einem Angehörigen einer unterpriviliegierten Minderheit diskriminiert wird

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Suchender:

            Und sie haben ja Recht damit, sich als Opfer zu fühlen. Nur: die Diskriminierung ist nicht strukturell in dem Sinn, dass sie sich in den Gesetzen fände, aber sehr wohl bei jenen, die diese ausführen, auf den Ämtern und natürlich besonders bei Privatpersonen oder Firmen. Insofern denke ich, man müsste genauer sagen, worin denn diese strukturelle Diskriminierung bestünde und wie man sie abstellen kann. Bei Geh- oder Sehbehinderten oder Gehörlosen ist das leicht zu bewerkstelligen. Bei der Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Religion, Geschlecht usw. scheint mir das viel schwerer dingfest zu machen und verbleibt daher meist auf der Ebene der Anekdote.

            Vielleicht wären z.B. Quoten für Vermieter sinnvoll: in einer Stadt mit einem Anteil von 30% Menschen mit Migrationshintergrund, müssten 30% der Mieter eines Mehrfamilienhauses oder einer Straße ebenfalls einen solchen Hintergrund haben: dann aber bitte auch dafür sorgen, dass in vorwiegend migrantisch bewohnten Häusern Nichtmigranten einziehen, um die Durchmischung zu fördern).

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Gehen Sie mal zur Bahnhofsmission oder ins Nachtasyl, da finden Sie genug systematisch Benachteiligte aus dieser Gruppe - ohne Großfamilie oder Religionsgemeinschaft im Rücken.

  • "Ganz ehrlich ihr seid so ein klassischer Fall von "Wenn man keine Ahnung hat einfach mal..." (DER EPPING)

    Jetzt outet sich jemand damit, dass er Ahnung hat und lässt uns damit sitzen.

    Ich erinnere einfach noch einmal daran, dass jede Form von Diskriminierung und somit auch die schlimmste Form, der Rassismus, weniger mit Mangel an Aufklärung zu tun hat, sondern eine Folge der herrschenden Produktionsverhältnisse ist. Eine Herrschaftsform auf der Basis der kapitalistischen Produktionsweise kann nicht frei sein von Diskriminierung wie z.B. Sexismus, Erniedrigung, Benachteiligung Rassismus usw. Bei weitem ist nicht jede Form von Diskriminierung Rassismus. Ein türkischer Arbeinehmer ist genau so fremdbestimmt wie ein biodeutscher Arbeitnehmer. Sie sind den gleichen Mechanismen der fremdbestimmten Diskriminierung ausgesetzt. Nun soll die Diskriminierung des türkischen Arbeitnehmers plötzlich Rassismus sein und die des Biodeutschen keine?

    Eine Diskussion über Rassismus hat nur Sinn, wenn etwas mehr auf saubere Begrifflichkeit geachtet werden würde. Sonst ist das Stammtisch.



    Es ist völlig egal, ob "Kartoffel" oder "Kümmeltürke" sich in Nuancen unterscheiden. Wichtiger ist die Frage, ob ein System der strukturellen Ungleichheit nicht zwangsläufig zum Rassismus neigt. Wenn dem so wäre, dann wären alle Diskriminierten Opfer des Systems. Aber das ist ein Aspekt, der gerne unter den Teppich gekehrt wird. Bloß nicht an die Ursachen gehen. Dann geht es nämlich weit weg vom Stammtisch.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      "Eine Herrschaftsform auf der Basis der kapitalistischen Produktionsweise kann nicht frei sein von Diskriminierung wie z.B. Sexismus, Erniedrigung, Benachteiligung Rassismus usw."

      Komisch nur, dass all diese Ismen genau dort als erstes thematisiert wurden, wo sich die "kapitalistische Herrschaftsform" bzw. Wirtschaftsform am ehesten durchgesetzt hat.

      Gleichzeitig nehmen die genannten Ismen mit der Dauer der kapitalistischen Wirtschaftsform ab, zumindest wenn sie dabei in eine demokratische Herrschaftsform eingebettet ist.

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Wo gibt es denn Produktionsverhältnisse, die jenseits der kapitalistischen Herrschaftsform mit demokratischer Selbstbestimmung und ohne Entfremdung frei von Diskriminierung sein sollten? Sie nennen Nordkorea als Gegenbeispiel, wo es keine Diskriminierung geben würde. Das sagt eigentlich alles. Und Sie denken, meine Beiträge mit dieser Methode diskreditieren zu können?

        Und wo gibt es die von Ihnen wohlfeil gepriesene "kapitalistische Wirtschaftsform" mit demokratischer Herrschaftsform, wo Diskriminierung und Rassismus beständig abnehmen? Lummerland?

    • @Rolf B.:

      Auch in der sozialistiaschen DDR mit anderen Produktionsverhältnissen (kein Privateigentum an Produktionsmitteln) gab es Rassismus. Rassismus lässt sich eben nicht nur ökonomisch erklären. Wer die ganze Widersprüche immer nur durch eine marxistisch politökonomische Brille betrachtet, denkt zu kurz.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Hans aus Jena:

        Im Sozialismus, der die DDR zu sein nur behauptete, kommt es aber nun mal nach dem ollen Marx noch nicht zum Absterben von Ideologie. Die ist dem Kommunismus vorbehalten, zumal die DDR im Grunde ein Gefängnis mit Fenster zu den saftigen westlichen Jagdgründe war und nie auch nur im Ansatz die Unterdrückung durch nichtentfremdete Arbeit oder die (angebliche) Macht über die Produktionsmittel überwunden hat.

      • @Hans aus Jena:

        Im Staatskapitalismus der DDR waren die Menschen genau so fremdbestimmt. Wenn die Produktionsmittel Eigentum des Volkes gewesen wären, dann wären sie nicht heute im Besitz westdeutscher Kapitalisten und/oder zerschlagen worden.

        Diskriminierung hat nicht zuletzt etwas mit einem Mangel an Selbstbestimmung und verlorener Würde derjenigen zu tun, die sich rassistisch gebärden. Oder meinen Sie, das Rassismus Folge einer genetischen Fehldisposition ist?

        @DHIMITRY



        Ich teile nicht Ihre seltsam einfältige Meinung, dass Nordkorea oder Venezuela Länder sind, die die Voraussetzungen dafür bieten, frei von Rassismus zu sein.



        Offensichtlich sind die Produktionsverhältnisse in den von Ihnen genannten Länder nach Ihrer Meinung so, dass Menschen dort frei und selbstbestimmt leben können und deshalb meine Aussage widerlegen. Ziemlich krude das. Unsinniger geht es kaum noch.



        Sorry, dass ich Sie offensichtlich überfordere und bitte nochmals darum, einfach meine Meinung zu ignorieren, bevor Sie total zum Stalker werden.

        • @Rolf B.:

          Es ist immer das gleiche, wenn man Linken mit den realsozialistischen Experimenten kommt, wird dies als Staatkapitalismus etc. bezeichnet. Lieder haben wir bisher keine anderen Belege vollzogener linker Politik, alles andere ist theoretische Blase und Wolkenkuckucksheim. N´Und nein, dass hilft ns bei der Überwindung des alltäglichen Rassismus' wirklich nicht.



          PS. Da Sie immer so schön wie meine ehemaligen Staatbürgerkindelehrer, ML-Dozenten und FDL-Sekretäre argumentieren, werden ich Ihnen auch weiterhin widersprechen, das habe ich schon damals mit Freude gemacht.

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @Hans aus Jena:

        Und in Venezuela gibt es sicher nicht weniger Sexismus als in den USA. In Nordkorea nicht weniger Erniedrigung als in Südkorea.

        Die Thesen lassen sich empirisch nicht halten.

    • @Rolf B.:

      Nun gut, dann will ich geduldig warten, die Blicke, die zusätzlichen Hürden ertragen, bis die "Nuance" durch die gerechtere Zukunft hinweg egalisiert ist.

  • "Kartoffel" unterscheidet sich nicht vom "Kümmeltürken". Beide bewirken Schamgefühle bei der betroffenen Person. Man schämt sich für etwas, was einem so inhärent dazu gehört, nämlich für seine ethnische Wurzel. Ich finde es nicht richtig, zu sagen, dass "Kartoffel" keine strukturelle Diskriminierung ist. Und ich finde sogar, dass diese Haltung zu einer Vertiefung des Problems beiträgt. Eine ähnliche Haltung in Sachen Islamkritik im links-liberalen Spektrum hat die taz selber kritisiert: taz.de/Essay-Linke...-Muslime/!5317219/

    Was die Haltung in diesem Artikel und die Haltung ggü "Kartoffel" als nicht-strukturelle Diskriminierung gemeinsam haben, ist, dass sie den gegenüber so sehr schützen wollen, dass sie sich selbst diskriminieren. Und das ist auch nicht der richtige Weg.

    Auf der anderen Seite darf man die Erfahrungen von ausländischen Mitbürgern in Deutschland auch nicht klein machen. Ich halte mich für relativ gut integriert und interessiere mich sehr für die Gesellschaft, in der ich lebe. Ich teile die Werte, die in dieser Gesellschaft geschätzt werden und fühle mich zuhause aber rassistische Kommentare bekomme ich auch zu hören. Ich habe das Gefühl, dass wir offene Diskussionen in der Gesellschaft brauchen, weil die Menschen (Deutsche und Migranten) sehr viel in sich tragen, was sie einander nicht sagen können.

    • @thegoodsamaritan:

      Ist Ihnen der Unterschied zwischen Rassismus und strukturellen Rassismus klar?

  • Wir armen armen "biodeutschen"



    Wie ich doch darunter Leide wenn mich jemand Kartoffel nennt. Das ist natürlich absolut zu vergleichen mit den Erfahrungen die andere nicht "biodeutsche" machen. So oft habe ich eine Wohnung oder einen Job nicht bekommen weil ich ein weißer deutscher Mann bin... und dann nennen sie mich noch Alman (deutscher) oder Kartoffel. Ich leide ja so bitterlich. Und immer muss ich die Straßenseite wechseln wenn mir in Brandenburg, Sachsen oder der dortmunder Nordstadt ein paar Männer in Thor Steinar Shirts entgegen kommen weil ich sonst Angst haben muss bespuckt zu werden oder einem plötzlich die Hand entgleitet. Ich bin Opfer denn was soll ich bitte sonst sein etwa Täter?



    Mimimimimi...



    Sarkasmus Ende

    Mal im Ernst liebe mitbiodeutsche habt ihr eigentlich noch alle Tassen im Schrank oder den Schuss nicht gehört? Was ihr hier für einen geistigen Dünnpfiff ablässt... Das ist etwa so als wenn euch eine Selbsthilfegruppe Krebskranker von ihren Erfahrungen berichtet und ihr stellt euch hin und sagt:"redet nicht weiter wir wissen alle wie ihr euch fühlt jeder von uns hatte schonmal ne Erkältung und mir wurden erst letztes Jahr die Mandeln entfernt ich weiß also aus eigener Erfahrung wie ihr euch fühlt."

    Ganz ehrlich ihr seid so ein klassischer Fall von "Wenn man keine Ahnung hat einfach mal..."

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Der Epping:

      Ja, ja, 'die Anderen'!!!

      Der deutschen Geistesgröße Jupp Derwall wurde vor vielen Jahren die nicht selten anzutreffende Gabe bescheinigt, den Splitter im Auge des Gegenübers zu erkennen und dabei das Brett vor dem eigenen Kopf zu übersehen.

      Der Blick nach innen könnte vielleicht weiterhelfen. Schon die alten Chinesen wussten: "Ehe du daran gehst, die Welt zu verändern, gehe dreimal um dein eigenes Haus."

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Tut mir leid vielleicht bin ich ja zu dumm aber was genau möchten Sie mir jetzt damit sagen?

    • @Der Epping:

      Nach einer Umfrage hat fast jeder Deutscher schon einmal strukturelle Diskriminierung erlebt.

      Die häufigste genannte, aber überhaupt kaum thematisierte, ist die Altersdiskriminierung.

      • @Age Krüger:

        Und was genau hat diese Tatsache nun mit der Frage um die es geht zu tun?



        Frage ich jetzt mal so als Schwerbehinderter.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Age Krüger:

        Ich denke gerade an Behinderte und Mobilität. Bei der Bahn gibt es ja immer mal wieder moderne Züge. Erlauben die es etwa Rollstuhlfahrern, ohne Hilfe einzusteigen? Meines Wissens nur zum Teil. Oder warum sind die Fahrpläne eigentlich so klein gedruckt? Was ist mit den Sehbehinderten (auch das Internet ist mit seinen modernen Grautönen und seiner Kontrastarmut übrigens nicht gerade lesefreundlich)? Was ist mit intelligenten Schülern, die nicht durch gute Noten auffallen? Was mit Menschen, die "überqualifiziert" sind und deshalb bei kaum einem neuen Arbeitgeber eine Chance haben. Die strukturellen Diskiminierungen sind Legion, aber thematisiert werden die meisten nicht, weil sich - so meine Befürchtung - die als linke Avantgarde aufspielende Klientel damit schlecht profilieren kann.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Und zum Thema Bahn: die Züge sind nicht das Problem da hilft das Personal im Zweifel wenn man drum bittet.



          Auf vielen Bahnhöfen überhaupt aufs Gleis zu kommen ist das eigentliche Problem. Aber auch das ist kein Vergleich zu Rassismus.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Als jemand der gehbehindert ist, chronisch krank, auf einem Auge blind und nur noch eine vollfunktionsfähige Niere sein eigen nennt versteh ich den Kommentar nicht ganz.



          Wird der strukturelle Rassismus hierzulande weniger schlimm durch die von Ihnen beschriebenen Zustände die durch mangelnde Investition, stumpfes übersehen oder mangelnde Technik hervorgerufen wird?



          Es macht einen gewaltigen Unterschied ob ich benachteiligt werde weil mich die Gesellschaft gerne mal vergisst wie in den von Ihnen beschriebenen Fällen und mich die Leute als Rollstuhlfahrer übersehen weil ich nicht in Blickhöhe bin oder sie auf ihr Smartphone starren oder ob ich aktiv diskriminiert werde weil jemand der gleichen Person etwas vorenthält weil ihm ethnische Herkunft oder Geschlecht nicht passt. Das ich als Schwerbehinderter schlechtere Chancen auf dem Wohnungsmarkt bsplw. hätte weil ich schwerbehindert bin kann ich z.B. Nicht bestätigen.



          Und bevor jetzt der Vorwurf kommt ich bin bestimmt nicht Teil der linken Avantgarde, aber das würde jetzt zu weit führen.

  • Rassismus hoch 2

    Besonders hart trifft Rassismus Menschen, die „Halbblut“ haben. So machten beispielsweise viele Russlanddeutsche auch persönliche und/oder familiäre Erfahrungen mit Diskriminierungen, Rassismus, Verfolgung, Repression, Inhaftierung, Hinrichtung (vor allem Aktionen vom Stalin), weil sie deutsch (oder halbdeutsch =Halbblut = halbdeutsch und zugleich halbrussisch) waren und Nazis in Deutschland damals eine Bedrohung für Sowjet Union darstellten. Dabei war Stalin ein Georgier und hat viel Rassismus nicht nur gegen Deutsche betrieben. Auch auf der Abschussliste von der Mafia z.B. tschetschenischer Mafia als Familie gestanden zu haben, war keine Seltenheit.

    Nun kamen sehr viele Russlanddeutsche zum „Vaterland“ zurück. Es war also eine Art Widervereinigung. Allerdings nicht allzu Viele haben es geschafft. So gibt es viele Familien, bei denen mehrere Menschen ermordet wurden.

    Aber diese Menschen erfahren viel Rassismus auch in Deutschland. Sie werden diskriminiert, gesetzlich benachteiligt, sogar als Schweine bezeichnet und wie Dreck von einigen Behördeninstanzen behandelt. So etwas ist natürlich unfair und schwierig zu handhaben: von allen Seiten ausgegrenzt zu werden und keine wirkliche Heimat zu besitzen, wenn es sich um Migranten mit „Halbblut“ handelt. Also Rassismus hoch 2.

  • Es sind Menschen, die nicht verstanden haben oder verstehen wollen, was Rassismus ist – und dassals Kartoffel bezeichnet zu werden keine strukturelle Diskriminierung ist."



    Es wäre schön, wenn man den Betroffenen die Entscheidung überlässt ob es #MeTwo ist oder nicht.

  • "Soziale Medien sind nicht für ihre konstruktiven Debatten bekannt"



    In der Tat

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    "Der Journalist Jan Fleischhauer beschwert sich beispielsweise bei Twitter, dass seine Spiegel-Online-Kolumne noch keine Preise gewonnen hat "

    Die Kolumne hat noch keine Preise gewonnen, weil sie kacke ist.

    "Ich war mal links, ich war mal links, ich war mal links." Das ist so ungefähr der Gehalt.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @88181 (Profil gelöscht):

      Und selbst das ist fragwürdig!

  • "Kartoffel" unterscheidet sich vom bspw "Kümmeltürken" dahingehend, dass ersteres zwar auch eine Verletzung des Egos nachziehen könnte, doch eine gewachsene Benachteiligung den "Kümmeltürken" konnotiert, sodass gleichsam der gesellschaftl. Nachteil thematisiert, sowie ggf. eine existenzielle Bedrohung damit verbunden ist.



    Die #metwo- Kampagne entspringt also einer erlebten spezifischen Not/ Frustration, die nicht viel mit den Befindlichkeiten der Mehrheitsdeutschen zu tun hat. Dafür ist diese Kampagne gemacht.



    Die diskriminierende "Kartoffel", ja es ist auch eine und die ich selbst nicht verwende, kann nicht von dem Ausmaß sein, sich gleichgewichtig dagegen zu positionieren.



    Welcher Deutsche erlebt ein Fremdheitsgefühl, ein Gefühl des nicht hierher Gehörens, wenn er als Kartoffel bezeichnet wird? Darum geht´s.

    • @lions:

      Wobei sich der Ausdruck "Kümmeltürke" historisch ja auch auf Deutsche bestimmter Gebiete bezog - Wikiüpedia: "Der Ausdruck Kümmeltürke stammt aus der Studentensprache des ausgehenden 18. Jahrhunderts und bezeichnet einen Studenten, der aus der näheren Umgebung seiner Universität stammt.

      Die Bezeichnung rührt daher, dass die Gegend um die Stadt Halle, wo dieser Ausdruck entstanden ist, früher als Kümmeltürkei bezeichnet wurde. Dort wurde seinerzeit viel Kümmel angebaut, und als Türkei wurden damals auch andernorts Landstriche in Deutschland bezeichnet, die trostlos und wenig erbaulich waren."

      • @Hans aus Jena:

        Mir ist dies aus vorherigen Debatten schon bekannt, ändert aber nichts an der heutigen Verwendung des Begriffs und taugt auch nicht zur Relativierung.

        • @lions:

          Ich wollte hier bzw Sie nicht relativieren, inhaltlich bin ich wohl eher auf Ihrer Seite. Ich bin nur dafür, in der schwierigen und emationalen Debatte argumentativ genau und differenziert zu sein und und dies bedeutet auch, weniger mit hinterfragbaren Beispielen zu arbeiten.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @lions:

      Wenn's um's Erleben geht, ist aber nun mal beides subjektiv.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Die eine ist aber faktisch Richtung Objektivität näher dran.

  • Schöne Debatte auch das hier, um von den materiellen Problemen abzulenken und sich mit allem Möglichen auseinanderzusetzen anstatt mit der Problematik der Ungerechtigkeit im Kapitalismus.

    Warum sollte jemand mit fremdländisch klingenden Namen nicht bei einem/einer HausbesitzerIN mit Migrationshintergrund eine Wohnung oder bei einem Arbeitgeber mit Migrationshintergrund Arbeit erhalten?



    Da fände keine Diskriminierung statt idR.

    Das Problem ist doch das, was tausende, die nicht unter strukturellen Rassismus leiden, auch haben. Sie besitzen keine Häuser und keine Firmen mit Arbeitsplätzen.

    Aber lasst Euch mal weiter erzählen, dass das Problem der strukturelle Rassismus oder sowas ist und nicht etwa irgendwie etwas, was im Kapitalismus begründet liegt. Sonst stellt Ihr am Ende noch die richtigen Fragen.

    • @Age Krüger:

      Besser kann man es nicht sagen. Danke.



      Die Rassismus-Diskussion wird reduziert auf Individuen und führt meilenweit weg von den strukturellen Bedingungen des Rassismus. Ob Frankreich, Deutschland, USA, England oder Schweden: Rassismus ist nicht zu verstehen, wenn man die Produktionsbedingungen, also den Widerspruch von Kapital und Lohnarbeit ignoriert.

      • @Rolf B.:

        Es ist schon erstaunlich, auf welch flacher Ebene Rassismus diskutiert wird. Offensichtlich halten viele Rassismus für eine individuelle Schuld infolge eines Versäumnisses, an der Aufklärung vorbei geschlittert zu sein.



        Ob "Kartoffel" oder "Kümmeltürke". Wer hier über unterschiedliche Nuancen diskutiert, hat nichts begriffen. Aber es entbindet von der unangenehmen Debatte, über die strukturellen Voraussetzungen von Rassismus nachzudenken. Ist vielleicht auch etwas komplizierter. Vor allen Dingen kann bequem über Rassismus schwadroniert werden, weil die sozioökonomischen Grundlagen offensichtlich keine Rolle spielen. Zum Beispiel der Widerspruch von Kapital und Lohnarbeit. Oder die Frage, welche Rolle die Entfremdung spielt oder die Ideologie. Und zwar Ideologie im umgekehrten Sinne von Kant. Also Kant vom Kopf auf die Füße gestellt.

        Aber wir wollen ja einfache Antworten und einfache Lösungen. Auch wenn sie falsch sind. Selbstbestimmte Menschen sind keine Rassisten. Dazu bedarf es aber anderer Produktionsverhältnisse, die eine Kultur der Gleichberechtigung ermöglichen. Oder Ist Rassismus etwa eine genetische Fehldisposition?

        Man kann nicht alles haben. Ein System, das auf Ausbeutung von Menschen durch Menschen beruht, soziale Ungleichheit, Erniedrigung, Fremdbestimmung usw. usw. und dann -ganz nebenbei- frei von Rassismus, Sexismus oder Diskriminierung von Minderheiten usw.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Rolf B.:

          Zu Ihrer Unterstützung: die Verwendung von -ismen war noch nie ein Hinweis auf ausgepägte Differenzierungsfähigkeit und Klarsicht, sondern Ausdruck grober Vereinfachung und Stereotypen. Etwas für den kognitiv begrenzten Massengeschmack.

          Wer schon einmal von einem türkischstämmigen Knaben als Rassist beschimpft wurde, dessen Alphabet weit vor Z (wie Zimmerlautstärke) endete, wundert sich über solche Petitessen weniger.

          Auch als Agnostiker erinnere ich mich gelegentlich an Geschichten aus der Bibel. Seit etlichen Jahren bekomme ich einen sinnlichen Eindruck von babylonischer Sprachverwirrung.

    • @Age Krüger:

      Es sind zwei verschiedene Baustellen und ja, sie korrelieren auch.

  • Ich erschreckt und beunruhigt diese Rhetorik im Artikel, die von vornherein Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe versucht Ausgrenzen. Diese Blindheit vor den Problemen in unserer Gesellschaft ist Gefährlich.



    #MeTwo ist für ALLE die Rassismus erfahren und nicht nur für einzelne Gruppen - nur wenn wir ALLE gefahrlos und Vorbehaltlos über das Thema sprechen und Berichten können, können wir als Gesellschaft Fortschritte machen.



    Die TAZ sollte sich deutlichst von der rassistischen Diskriminierung im Artikel distanzieren.

    • @Franz Georg:

      Gefährlich sind körperliche Angriffe, Mord (NSU) aufgrund bspw. der Hautfarbe und Brandanschläge auf Wohnungen sowie Asylunterkünfte (siehe auch Rostock-Lichtenhagen, Solingen, Mölln usw.)



      Gefährlich sind Diskurse, in denen Hetze, Vorurteile usw. gegen Geflüchtete, Muslima usw. gefördert werden - siehe AFD, CSU, Pegida usw.

      Darüberhinaus bin ich mir nicht sicher, ob Sie verstanden haben, was Rassismus bedeutet. Was verstehen Sie darunter? Wäre es für Sie Rassismus, wenn ein weißer Deutscher als Kartoffel bezeichnet wird?

      • @Uranus:

        Vorurteile wollen sich erarbeitet werden und die islamische Szene in Deutschland arbeitet mächtig an dem hässlichen Bild des Fanatismus.

        Das alle "Muslime" dadurch in einen Topf geworfen werden ist nicht fair aber auch nicht ganz unverständlich.

        Ich bin persönlich im Ausland als Deutscher in England in den 70ern pauschal als Nazi verunglimpft worden, obwohl ich erkennbar viel zu jung für die "Nazi-Zeit" war und meine politische Orientierung links war und ist. Dass war doof aber nicht ganz unnormal - ich habe es mit Fassung getragen und mit den meisten anderen Engländern hatte ich viel Spaß.

        • @Justin Teim:

          "Das alle "Muslime" dadurch in einen Topf geworfen werden ist nicht fair aber auch nicht ganz unverständlich."



          Inwiefern ist das "nicht ganz unverständlich"? Was haben liberale Muslima mit Salafist*innen gemein? Kann mensch evangelischen Christ*innen dann den KKK oder Evangelikalismus vorwerfen? (Wobei hier das Machtverhältnis ein anderes ist, so sie weiße ev. Christ*innen sind. Insofern ist es nicht vergleichbar.)

          • @Uranus:

            Weil das mit Vorurteilen zu tun hat. welche die islamische Szene in Deutschland sich arbeitet hat - ich denke das macht die Szene bewusst um die Gesellschaft zu spalten. Kleidung und Habitus werden dann zum Symbol.

            Was haben liberale Muslima mit Salafist*innen gemein?

            Eine liberale Muslima einer reaktionären Religion müsste dem Islam den Rücken kehren, sonst wäre sie nicht liberal sondern verlogen.

            • @Justin Teim:

              Beschäftigen Sie sich bitte mal mit der Geschichte des Islam bevor sie so einen Unsinn schreiben.



              Die Mehrheit der Rechtsschulen des sunnitischen Islam (3\4) sind nicht ansatzweise reaktionärer als die anderen Weltreligionen was sie wüssten wenn sie ernsthaftes Interesse an einer sachlichen Debatte hätten. Zu sagen der Islam sei grundsätzlich Reaktionar ist genauso falsch wie zu sagen das Christentum sei Reaktionär weil man sich nur die evangelikalen Christen im amerikanischen Bible belt angeschaut hat. Muss Frau Käßmann Agnostikerin werden weil Frau v. Storch ein fundamentalistisch evangelikales Verständnis vom Christsein hat? Von der Religionspraxis der meisten Muslime in diesem Land scheinen sie offenkundig nicht die geringste Ahnung zu haben. Muss ich Ihnen als Kartoffel der in der Kleinstadt mit dem höchsten Migrationsanteil bundesweit aufgewachsen ist und mittlerweile im über 400km entfernt davon liegenden Berlin lebt so attestieren.

  • 9G
    95823 (Profil gelöscht)

    Wenn ich von englischsprachigen Menschen als "Kraut" bezeichnet werde, ist das dann auch rassistisch?



    Wenn die blonde Freundin meiner Tochter nicht mit einem dunkelhäutigen Mann tanzen möchte, ist das dann rassistisch von ihr, wie von dem Typen unterstellt wurde?



    Wenn ich mit 2 russisch-stämmigen Kollegen im Team arbeite und die sich dabei miteinander nur auf russisch unterhalten, ist das dann auch rassistisch?



    Wenn ich in Paris in ein Geschäft gehe und plötzlich sämtliche Verkäuferinnen spurlos verschwunden sind nachdem sie mitbekommen haben das ich Deutscher bin, ist das rassistisch von ihnen?

    Jedes einzelne Beispiel das ich hier aufgezählt habe hat sich übrigens genau so ereignet, Punkt 1, 3 und 4 habe ich selbst erlebt, Punkt 2 hat mir meine Tochter erzählt.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @95823 (Profil gelöscht):

      "Wenn ich von englischsprachigen Menschen als "Kraut" bezeichnet werde, ist das dann auch rassistisch?"

      Nennen Sie sie doch Tommy.

      "Wenn die blonde Freundin meiner Tochter nicht mit einem dunkelhäutigen Mann tanzen möchte, ist das dann rassistisch von ihr, wie von dem Typen unterstellt wurde?"

      Wenn sie gesagt hat: Ich tanze nicht mit Schwarzen....

      "Wenn ich mit 2 russisch-stämmigen Kollegen im Team arbeite und die sich dabei miteinander nur auf russisch unterhalten, ist das dann auch rassistisch? "

      Vielleicht mögen sie Sie nicht.

      "Wenn ich in Paris in ein Geschäft gehe und plötzlich sämtliche Verkäuferinnen spurlos verschwunden sind nachdem sie mitbekommen haben das ich Deutscher bin, ist das rassistisch von ihnen?"

      Haben Sie: Grüß Gott gesagt, als Sie eintraten?

      Ich war ja schon in hundert Geschäften in Paris und keine und keiner ist verschwunden. In den teuren Läden wurde ich eher katzenhaft umworben.

      • 9G
        95823 (Profil gelöscht)
        @88181 (Profil gelöscht):

        zu Punkt 1: das tue ich nicht, das wäre ja rassistisch, ausserdem würde ich mich damit auf deren Niveau herab begeben.



        zu Punkt 2: ihre genauen Worte waren: "Nein danke, kein Interesse."



        zu Punkt 3: ich komme sehr gut mit den Beiden zurecht und nachdem ich sie mit einem freundlichen "nje panemaju" auf mein Unverständnis hingewiesen habe, haben sie sofort ins Deutsche gewechselt.



        zu Punkt 4: nein, haben wir nicht und es ist schön für Sie das Sie andere und vor allem positivere Erfahrungen gemacht haben, ich kenne aber einige Leute die dort ähnliches erlebt haben, unter anderem habe ich mit Franzosen darüber gesprochen die nicht aus Paris stammen, diese meinten das die Pariser ganz allgemein unhöflich und arrogant auftreten.



        Sonst noch Fragen?

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @95823 (Profil gelöscht):

          Nein, aber danke schön.

          Mit den Parisern haben Sie ja auch ein bisschen recht.

          Je besser man Französisch spricht, desto besser ist es allerdings. Wobei die Briten und die Amerikaner schon viel netter sind. Und die Italiener (vor allem die Sarden) und die Spanier.

    • @95823 (Profil gelöscht):

      All diese Beispiele sind Einzelfälle, die das Leben der beschriebenen Personen mittelfristig nicht tangieren - anders der sog. strukturelle Rassismus einer Mehrheitsgesellschaft ggü ihren Minderheiten, wo es um Zugang und Teilhabe an der Gesellschaft geht (Arbeitsmarkt, Wohnungsmarkt, Freundschaften). Angenommen der Deutsche lebt in Großbritannien, wird dort als Kraut beschimpft, findet wegen seiner Herkunft keinen Job und Wohnungen nur in der Peripherie, dann ja, dann haben wir eine Art Rassismus/Xenophobie.

    • @95823 (Profil gelöscht):

      "Wenn ich mit 2 russisch-stämmigen Kollegen im Team arbeite und die sich dabei miteinander nur auf russisch unterhalten, ist das dann auch rassistisch? "

      Weiß ich nicht, ob das rassistisch ist. Es ist auf jeden Fall eine ziemlich Unhöflichkeit von Ihren Kollegen und kann idR durch einen Hinweis aus der Welt geräumt werden. Ich habe das in meinen Teams durchgesetzt, dass die KollegInnen, die eine andere Muttersprache gemeinsam sprechen, die nicht alle verstehen, sofort, sobald jemand hinzukommt, der kein Polnisch kann in Deutsch weiterreden müssen. Hat wunderbar geklappt.

      • 9G
        95823 (Profil gelöscht)
        @Age Krüger:

        Das haben sie nach einem kurzen Hinweis von mir ("nje panemaju") mit einem Lachen ganz schnell sein lassen, ich habe es ihnen auch nicht weiter übel genommen. War wohl nicht beabsichtigt.

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Ich bin eine Kartoffel, Zeit meines Lebens.



    Da ich aber der biodeutschen Kartoffel so überhaupt nicht ähnlich sehe, kenne ich Rassismus seit neuestem sehr gut.

    Man hält mich für eine Jüdin und dass bekomme ich und mein Mann tagtäglich zu spüren. In meinem Fall nicht von den biodeutschen Kartoffeln sondern von meinen türkischen Mitbewohnern hier im Viertel und den arabischstämmigen Männern.

    Ich habe mich mit der Antisemitismussstelle in Berlin in Verbindung gesetzt und das ganze Vorgehen dort geschildert. Die TAZ hatte freundlicherweise mal einen Hinweis zu dieser Stelle in einem Artikel eingefügt.

    Was mir und meiner Familie zustößt ist Rassismus in höchster Form. Das sahen auch die dortigen Mitarbeiter so.



    Rassismus kann also jeden treffen, und wird von jedem Volk praktiziert.

    • @98589 (Profil gelöscht):

      Wir sind meist Krauts - nur für die "rassistischen Türken" sind wir Kartoffeln

      Sozusagen Kraut-Kartoffel ;-)

  • Banal im Vergleich zu mee too. Im Prinzip nur Trittbrettfahrerei. Die Jagd auf Frauen war und ist vielfach noch bis in die Unternehmensspitzen, vor allem in Unternehmen wegen der starken Abhängigkeit vom Jobs usus.



    Ganz im Gegensatz zu rassistischen Äußerungen, die vielfach im Alltag erfolgen und meist dabei das Ergebnis von Konfliktsituationen als letztes Mittel gezückt werden, wenn man in der Sache zu doof ist für vernünftige Argumentation, übrigens auch auf der Seite mit der Ausländerkarte.



    Die Konzentration muss auf die geschätzten 15 % gerichtet sein, die in Schach gehalten werden müssen. Den Anteil gibt es i jedem Land. Übrigens liegt der in vielen religiösen Ländern deutlich höher, in Nahost bei 80%, wo es mittlerweile bsp. w. keine Christen mehr gibt. Judenhetze ist dort auch Alltag. Jede Religion ist eben in Wahrheit eine Ideologie, von Rassismus mehr oder weniger durchtränkt. Mildtätigkeit wird vorgeschoben, damit die Religionsfreiheit nicht gefährdet ist.

    • @Thomas Sauer:

      "Die Konzentration muss auf die geschätzten 15 % gerichtet sein, die in Schach gehalten werden müssen."



      Wie meinen Sie das?

      Als Ergänzung: für Antisemitismus, antimuslimischen Rassismus bedarf es keiner Religion(szugehörigkeit). U.a. viele Deutsche beweisen/bewiesen das allzu gerne...

  • 9G
    96702 (Profil gelöscht)

    Habe ich das richtig verstanden? Man ist also rechts, sobald man die Bezeichnung "Kartoffel" als diskriminierend ansieht?

    Ist es nicht genau das Problem des Rassismus, inhomogene Gruppen aufgrund eines einzigen Merkmals zu verallgemeinern, ihnen (negative) Eigenschaften zuzuschreiben und sein Verhalten der Person gegenüber aufgrund dieser zu ändern?



    "Jaja die Kartoffel: weiß, rassistisch, [Hier für den Text passendes Vorurteil einfügen], unbelehrbar"



    Wenn in einer Berliner "Brennpunktschule" ein hellhäutiges Kind täglich Kartoffel genannt wird, ist es doch das gleiche Spiel wie der einzige dunkelhäutige in der Dorfschule der "Kümmeltürke" genannt wird. Hat das deutsche Kind dies zu ertragen und andersherum muss Rassismus geschrien werden? Diskriminierung ist es erst wenn es andersherum passiert oder was. Nein verdammt nochmal, die haben beide das Recht, nicht aufgrund ihres äußeren belangt zu werden. Weder von rechten Idioten noch von Elfenbeinturmlinken. Rassismus ist kein Problem von deutschen, sondern eines von Menschen...



    Mein Kommentar bezieht sich nicht nur auf diesen Text, sondern auf die Mode unter linken Medien das Wort "Kartoffel" zu nutzen, um sich schön abgrenzen zu können und überlegen zu fühlen. Genau solche Doppelmoralaposteltexte wie dieser senken mein Vergnügen die taz, welche ich sonst sehr mag, zu lesen...

    • @96702 (Profil gelöscht):

      "Rassismus ist kein Problem von deutschen, sondern eines von Menschen..."



      Das "dumme" ist bloß, dass weiße von Rassismus profitieren, also diesbezüglich eine andere gesellschaftliche Stellung haben und entsprechend anders behandelt werden. Rassismus hat in Deuschland Tradition - Antisemitismus, Antiromaismus, antimuslimischer Rassismus, ... Schwarze, Jüd*innen, Muslima, Romnija wurden Betroffene von Rassismus, durch Kolonialismus, Shoa, Porajmos, NSU ... Täter*innen sind überwiegend weiße Deutsche. Der deutsche Staat war/ist darin verwickelt bis vorantreibend.

    • @96702 (Profil gelöscht):

      "Diskriminierung ist es erst wenn es andersherum passiert oder was."



      Da haben Sie etwas falsch verstanden. Eine Diskriminierung bleibt eine Diskriminierung. Es gibt keine schlimmere oder bessere Diskriminierung - allenfalls die (langfristigen) Folgen sind andere bzw. können schwerwiegender sein. Der soziale Herrschaftskontext kann allerdings ein anderer sein und dazu führen, dass etwas dem Rassismus zugeordnet werden kann und etwas anderes nicht. Dann ist eine Frage der (Macht)perspektive. Ändern tut es an einem Diskriminierungserlebnis für den Menschen nichts. Wenn sich jemensch bspw. verletzt fühlt, ist es so.

      • @Uranus:

        Genau das hat Uranus doch gesagt. Was sie hier gemacht haben, ist klassisches "aus dem Zusammenhang reissen" und falsch interpretieren.

        • @Wuff:

          Das ergibt so keinen Sinn.

    • @96702 (Profil gelöscht):

      Volle Zustimmung.

    • @96702 (Profil gelöscht):

      Die Theorie baut halt auf dem Unterschied zwischen "strukturell" und "nicht strukturell" auf, um seine eigenen Lösungsansätze gegen jegliche Kritik zu immunisieren. Rassistisch kann nur die weiße Mehrheitsgesellschaft sein. Selbst wenn wir von einer nicht weissen Mehrheitsgesellschaft sprechen, so kann sie der Theorie nach nicht rassistisch sein. Sie reagiert nur auf den strukturellen Rassismus der Weißen im Weltkontext.

      Sobald die Weißen damit aufhören, oder eben verschwinden, löst sich Alles im Wohlgefallen auf und alle tanzen nackig in den Sonnenuntergang. Über einen eigenen Willen verfügen Nichtweisse eben nicht. Sie können nur auf Strukturen der Weissen reagieren.

      Um bei Ihrem Beispiel zu bleiben, ist "Kümmeltürke" die Folge von Bösartigkeit. Entsprechende Beleidigungen gegen weiße Kinder stellen dagegen lediglich eine Reaktion da.

    • @96702 (Profil gelöscht):

      Nein, sie haben nicht richtig verstanden. Es geht darum, dass der alltägliche Rassismus gegenüber Leute mit fremdklingenden Namen, weit weit tiefer greift und verbaut ist, als Kartoffel. Und während Diskriminierungen stattfinden(das Beispiel mit Wohnungssuche kann ich allzu gut bestätigen)findet kein Diskurs statt. Es wird nur typisch deutsch argumentiert "aber hier die Berliner Brennpunkte" ja genau das sind Brennpunkte -ein anderes Thema. Bei#metwo geht es um Landesweiten Rassismus, der wohl leider als unwichtig oder gar lächerlich angesehen wird... Traurig

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Seppbrennt:

        Wer von Diskriminierung reden will und sich dabei auf Empfindlichkeiten jener beruft, die sich zu Wort melden, aber andere Wortmeldungen mit dem Argument zurückweist, sie seien strukturell irrelevant, hat von Diskrimierung nichts verstanden.

        Wenn wir über strukturellen Rassismus sprechen, brauchen wir kein MeTwo, ebensowenig wie wir MeToo brauchen, um über Sexismus zu sprechen. Wir brauchen diese Hashtags lediglich dazu, um Aufmerksamkeit herzustellen. Sich dann zu beschweren, dass andere "unstrukturell Diskriminierte" auch einen Teil des Aufmerksamkeitskuchens abhaben wollen, ist genauso kindisch und nutzlos, wie der Versuch, sich diesen zu backen.

        • @849 (Profil gelöscht):

          "Wer von Diskriminierung reden will und sich dabei auf Empfindlichkeiten jener beruft, die sich zu Wort melden, aber andere Wortmeldungen mit dem Argument zurückweist, sie seien strukturell irrelevant, hat von Diskrimierung nichts verstanden."



          Nicht nur die strukturelle Ebene fehlt sondern auch die gemeinte Gruppe. Hier Menschen mit Migrationshintergrund.

          "Wenn wir über strukturellen Rassismus sprechen, brauchen wir kein MeTwo, ebensowenig wie wir MeToo brauchen, um über Sexismus zu sprechen."



          Wieso bräuchten wir das Ihrer Ansicht nach nicht?

          "Sich dann zu beschweren, dass andere "unstrukturell Diskriminierte" auch einen Teil des Aufmerksamkeitskuchens abhaben wollen, ist genauso kindisch und nutzlos, wie der Versuch, sich diesen zu backen."



          Nö, ist es nicht. Es ist auch ein Herrschaftssmechanismus, Diskurse zu derailen und so diskriminierte Gruppen zum Schweigen zu bringen.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Uranus:

            Es ist ein Herrschaftsmechanismus, wenn man Leute, die von ihren Diskriminierungserfahrungen berichten wollen (und über deren Intention kann man im Übrigen nur mutmaßen kann) mit dem Verweis zum Schweigen zu bringen, dass ihre Erfahrungen nicht relevant seien.

            Wir brauchen MeTwo nicht, weil hier Menschen ihre Erfahrungen bewerten. Das ist eine komplett subjektive Angelegenheit auf Anekdotenniveau. Wenn dann andere kommen und meinen, das sei nicht relevant, sondern ihre Bewertungen seien es, sind wir hingegen auf Kindergartenniveau angekommen: mein Kuchen ist aber schöner (in diesem Fall hässlicher) als deiner.

            Wir werden weder Rassismus in Wohlgefallenauflösen, noch Sexismus oder sonst ein strukturelles Problem, wenn wir (bzw. die Betroffenden) dauernd Befindlichkeiten breittreten und rumjammern. Age Krüger und Rolf B. haben es an- und ausgeführt: strukturelle Probleme löst man nicht dadurch, dass man sie unstrukturiert angeht. Das Gewese über MeToo/Two ist ein Ablenkungsmanöver. Außer "schön, dass wir mal (wieder) drüber geredet haben", bleibt davon nichts übrig.

            Ferner ist der Fokus auf Deutschland falsch, weil er das Problem auf Nationenebene individualisiert, dabei korrelieren Nation(alismus) und Rassismus auf das Intimste mit einander. Da aber/also der Rassismus, von dem wir reden, ein Problem der westlichen Länder ist, ist deren Konditionierung auf den Prüfstand zu stellen, nicht aber die Konditionierten (die rasisstischen Individuen im Kapitalismus) selbst. Das interessiert aber niemand, weil Hand an die Wurzeln der Bedingung der Möglichkeit des Rassismus' zu legen, eine verdammte Revolution wäre, die nicht mehr viel ließe, wie es ist.

            Insofern sehe ich die Diskussion als eine an, die Rassismus fördert, indem sie Menschen gegeneinander ausspielt und gegeneinander aufbringt, statt sich mit den Ursachen zu beschäftigen, die im Kapitalismus stets tabu sind.

            • @849 (Profil gelöscht):

              "Es ist ein Herrschaftsmechanismus, wenn man Leute, die von ihren Diskriminierungserfahrungen berichten wollen (und über deren Intention kann man im Übrigen nur mutmaßen kann) mit dem Verweis zum Schweigen zu bringen, dass ihre Erfahrungen nicht relevant seien."



              Ob jene Erfahrungen relevant sind, ist hier nicht die Frage. Hier ist der Kontext ein anderer. Mehr dazu schrieb weiter unten ja Saccharomyces cerevisiae.



              Zum Anderen werden jene ja nicht zum Schweigen gebracht. Ihre Macht (bspw. weißer Deutscher) schätze ich größer ein, um hingegen Diskurse abzuwürgen (hier Rassismus).

              Ich sehe #MeTwo als grundlegend an, um die Gesellschaft darüber aufzuklären, was Rassismus ist, wie er in der Gesellschaft in Erscheinung tritt und inwieweit Betroffenheit da ist.

              "Insofern sehe ich die Diskussion als eine an, die Rassismus fördert, indem sie Menschen gegeneinander ausspielt und gegeneinander aufbringt, statt sich mit den Ursachen zu beschäftigen, die im Kapitalismus stets tabu sind."



              Verstehe ich Sie richtig, dass Sie für die Einteilung in Haupt- und Nebenwiderspruch argumentieren?

              • 8G
                849 (Profil gelöscht)
                @Uranus:

                Der Kontext ist mir vurscht. Wenn jemand von seinen Befindlichkeiten berichtet (nichts anderes ist MeTwo), dann habe ich das nicht einfach so zu akzeptieren, aber ich kann es ernstnehmen. Warum ich deshalb andere nicht hören soll, die ebenfalls von ihren Befindlichkeiten berichten, ist mir schleierhaft. Entweder wir diskutieren das Problem an sich oder wir hören auf das, was uns Menschen sagen wollen.

                Diskurse werden in diesem Land nicht abgewürgt. sie werden erst gar nicht geführt, z.B. in solchen Befindlichkeitstweets. Wenn eine selbsterklärte Minderheit der angeblichen Mehrheit etwas vorhält, ist das schließlich kein Diskurs, sondern eher Anklage, die das denunzierte Herrschaftsverhältnis umzukehren sucht.

                Was Rassismus ist, weiß ein jeder. Betroffenheit erzeugt man aber nun mal nicht mit penetrant vorgetragener Larmoyanz. Und das meine ich völlig wertfrei.

                Was Sie mit dem letzten Satz meinen, verstehe ich nicht. Ich meine, das MeTwo den Rassisten Wasser auf die Mühlen kippt. Man kann keinen Fleischfresser vom Gegenteil überzeugen, indem man ihn einen Mörder schimpft. Das müsste Ihnen als Mit-Veganer ja Fingerzeig genug sein!

            • @849 (Profil gelöscht):

              Vielen Dank für den wertvollen Kommentar!

      • @Seppbrennt:

        Bevor auch in den Kommentaren der Streit entbrennt, welche Seite rassistischer ist oder wie viele "Kartoffeln" ein "Ne***" wert ist, sollten sich alle, und ich meine alle, auf den Sinn von #metwo besinnen.



        Es ist ein Hashtag für Leute, die ihre Erfahrungen mit alltäglicher rassistischer Diskriminierung teilen wollen.



        Es ist kein Hashtag für #WeißDeutscheChristenMännerwerdenauchdiskriminiert.



        Es ist kein Hashtag für #SchlimmwasDuerlebthastaberichbinauchOpfer oder #Ihrseidselbstschuldweilblablabla.



        Dass Rassismus auch von anderen Communities ausgehen kann hat auch die hier über jeden Verdacht des Whataboutism erhabene Amadeu Antonio Stiftung erkannt.



        (de.wikipedia.org/w...g_in_München_2016)



        Also, wer sich vom Hashtag angegriffen fühlt sollte sich eher fragen was er gegen rassistische Diskriminierung in seinem Umfeld tun kann oder ob er selbst nich auch irgendwo ist rassistischen Strukturen gefangen ist.

        • @Saccharomyces cerevisiae:

          Dito! Danke!