Handelskrieg zwischen USA und Kanada: Der „Trump-Flüsterer“ ist gescheitert
Justin Trudeau hat es nicht geschafft, dem US-Präsidenten Strafzölle ausreden. Der Konflikt könnte den G7-Gipfel in der nächsten Woche überschatten.
Es hat nichts genützt. Am Ende konnte auch Justin Trudeau keine Ausnahmne mehr erwirken. Ab sofort müssen auch die Kanadier wie die EU Strafzölle auf Stahl und Aluminium zahlen – und das trifft das Land hart. Denn Kanada verkauft an kein anderes Land so viel Stahl oder Aluminium wie an die USA und das Land galt bislang als wichtigster und treuester Verbündeter und Handelspartner Washingtons.
Doch diese Partnerschaft wird jetzt auf eine harte Probe gestellt. Auf einer Pressekonferenz in Ottawa nannte Trudeau die neuen Zölle einen Affront und sprach von einem Wendepunkt in den Beziehungen beider Länder. „Es ist absurd, die Zölle mit einer eine Gefahr für die nationale Sicherheit der USA zu begründen“, kritisierte Trudeau und kündigte Vergeltungsmaßnahmen der kanadischen Seite an.
Im Gegenzug zu den US-Maßnahmen will Kanada nunmehr selbst Zölle auf amerikanische Produkte im Umfang von bis zu 16,6 Milliarden kanadische Dollar erheben. Diese sollen laut Trudeau ebenfalls auf Stahl und Aluminium, aber auch auf Lebensmittel und Haushaltsgüter fällig werden, darunter zum Beispiel auf Rasenmäher, Waschmaschinen, Orangensaft, Ahornsirup, Ketchup und Whiskey.
Ein letztes bisschen Optimismus
Noch hofft man in Ottawa, in letzter Minute einen Kompromiss zu finden, weswegen die Gegenzölle erst im Juli in Kraft treten sollen. Besonders in den Grenzregionen läuft ohne einen funktionierenden Handel mit den USA nur wenig, zum Beispiel in der Automobilindustrie, bei Zulieferern oder beim Militär. Manche Komponenten überqueren mehrmals die Grenze, bis sie fertiggestellt werden können.
Die Frist lässt auch Raum, bei den laufenden Verhandlungen zwischen Kanada, den USA und Mexiko über ein neues Nafta-Freihandelsabkommen doch noch Fortschritte zu erzielen. Trump hatte Ausnahmen bei den Zöllen mehr oder weniger offen von einem Durchbruch bei den Nafta-Gesprächen abhängig gemacht. Seit Monaten wird auf Druck Trumps über Änderungen an dem Vertrag gesprochen.
Bislang allerdings mit wenig Erfolg. Noch letzte Woche hatte Trudeau dem US-Präsidenten angeboten, die offenen Fragen bei einem Gipfeltreffen beider Regierungschefs in Washington zu klären. Trump aber wollte nur unter der Voraussetzung teilnehmen, dass Kanada und Mexiko in dem neuen Vertrag eine Ausstiegsklausel akzeptieren. Das hatten beide Länder abgelehnt und das Treffen platzte.
In Kanada ist man daher nicht mehr optimistisch, dass die Nafta-Verhandlungen in absehbarer Zeit abgeschlossen werden können. Erschwerend kommt hinzu, dass Trump die Kanadier bereits mehrmals einseitig mit neuen Strafzöllen überzogen hatte. Zunächst betraf das die kanadische Forstwirtschaft, dann den Luftfahrtkonzern Bombardier, dann die kanadische Papierindustrie, jetzt betrifft es Aluminium und Stahl.
Schlechte Vorzeichen für den G7-Gipfel
Das Vertrauen ist also dahin, auch das bislang ordentliche Verhältnis zwischen Trudeau und Trump. Für den G7-Gipfel der sieben großen Industrienationen nächste Woche im kanadischen Charlevoix sind das keine guten Vorzeichen. Gastgeber Trudeau war unter den Regierungschefs eigentlich eine Rolle als Vermittler zugedacht worden, der versuchen sollte, Trump von Alleingängen abzuhalten.
Doch das hat erkennbar nicht funktioniert und nun dürfte das G7-Treffen von den strittigen Zollfragen überschattet werden. In Ottawa befürchtet man bereits, dass sich der Gipfel zu einem gigantischen Fehlschlag entwickelt oder Trump wegen der miesen Stimmung unter den Partnern womöglich erst gar nicht anreist. Bislang aber hat Donald Trump seine Teilnahme nicht abgesagt.
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