HSV-Spieler Bakery Jatta in Kritik: Nur ein Fußball-Märchen

Der Geflüchtete und HSV-Profi Bakery Jatta steht im Verdacht, seine Identität gefälscht zu haben. So what? Er hat doch kein Verbrechen begangen.

Bakery Jatta in Jubelpose auf dem Platz mit ausgebreiteten Armen

Vom Märchenhelden zum kriminellen Buhmann? Bakery Jatta Foto: Robert Michael / dpa

Erst war er der Held: Bakery Jatta, der jugendliche Flüchtling aus Gambia, der nie zuvor in einem Verein gekickt hatte und es beim HSV aufgrund seines Talents zum Fußballprofi brachte. Eine Geschichte, zu schön, um wahr zu sein. Die Sport-Bild meint, dass es das sei, wonach es von vornherein aussah: ein Märchen. Der junge Profi wird als Lügner und Betrüger dargestellt. Er soll seinen richtigen Namen abgelegt, sich jünger gemacht und sich damit den Aufenthalt in Deutschland erschlichen haben.

Zeugen sind zwei gambische Trainer, die in Jatta den verschollenen Fußballer Bakery Daffeh erkannt haben wollen. Nun droht Jatta eine Sperre durch den DFB – und die Ausweisung aus Deutschland dazu. Der Held wird zum Buhmann.

Klar ist: Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge haben in Deutschland größere Chancen, einen Aufenthaltstitel zu bekommen, als Menschen, die ihr 18. Lebensjahr erreicht haben. Weil Flüchtlinge, die eine Odyssee durch die Sahara oder über das Mittelmeer überlebt haben, nicht gleich wieder abgeschoben werden wollen, wird beim Alter oft gemogelt. Geflüchtete, die die Rechtslage kennen, machen sich oft jünger, Rechtsmediziner machen sie dagegen bei der „Altersfeststellung“ oft älter, als es in ihren Dokumenten steht.

Wirbel um Bakery Jatta vom HSV: Nach einem Bericht von Sportbild soll der 21 Jahre alte Spieler aus Gambia, dessen Geschichte vom Flüchtling zum Fußball-Profi für Schlagzeilen gesorgt hatte, Bakary Daffeh heißen, zweieinhalb Jahre älter sein als angenommen und für Gambias U20-Nationalteam gespielt haben. Das Magazin beruft sich auf zwei Trainer, die Jatta als Daffeh identifizieren. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sowie das Bezirksamt Hamburg-Mitte haben Ermittlungen aufgenommen. Jatta streitet die Vorwürfe ab und verweist auf seinen gültigen Pass. Sollte sich der Verdacht erhärten, drohen ihm der Entzug der Aufenthaltsgenehmigung sowie eine Sperre durch den DFB.

Und so, wie es das Recht jedes Angeklagten vor Gericht ist, zu lügen, um sich nicht selber belasten zu müssen, so wird es in Deutschland auch (noch) nicht unter Strafe gestellt, wenn Asylbewerber zu ihrer Identität, Staatsangehörigkeit oder ihrem Alter falsche Angaben machen. So geht Rechtsstaat.

Es gilt sein Wort

Für Jatta gilt die Unschuldsvermutung und damit gelten sein Wort und die Papiere, die er vorlegen kann. Der HSV, sein Arbeitgeber, muss sich nun ohne Wenn und Aber vor den jungen Profi stellen, der ein Musterbeispiel gelungener Integration ist und unseren Schutz auch verdienen würde, wäre er es nicht. Ihn vom Spielbetrieb ausschließen oder gar abzuschieben, wäre ein völlig falsches Signal.

Denn wie immer der Gambier auch heißt und wie alt er auch ist: Jatta hat kein Verbrechen begangen. Das tun die, die dafür verantwortlich sind, dass noch immer fast täglich Geflüchtete im Mittelmeer ertrinken.

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