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Wieso die Aufregung? Zumindest nach den letzten von der taz veröffentlichten Erkenntnissen hat der Spieler gelogen und zwar zumindest betreffend seiner vorherigen Spielertätigkeit. Er hat stets angegeben, noch nie in einem Verein gespielt zu haben. Damit fehlen die nach den FIFA Regularien notwendigen Bescheinigungen im Falle eines internationalen Wechsels. Das kann sowohl für den Spieler als auch für den Verein schwere Konsequenzen nach sich ziehen (siehe Barcelona).
Warum sollte denn einer aus dem gambischen Verein zu Wort kommen, wenn der Spieler behauptet, nie in einem (gambischen) Verein gespielt zu haben?
@Chemser Nachsatz:
Laut diesem taz.de/Identitaet-...ry-Jatta/!5614317/ Artikel passiert genau so etwas, wenn man mal bei dem Verein fragt. Hat die Blöd aber nicht gemacht.
@Chemser Weil es nicht um den Verein geht, in dem Jatta gespielt hätte sondern um den Verein, in dem Daffeh gespielt hat. Und weil da vielleciht jemand sagt: "Der Daffeh? Der ist vor zwei Jahren auf's Land gezogen. Ich gebe ihm mal seine Adresse". Und schwupp, kann man prüfen, ob Jatta wirklich Daffeh ist. Nur so als Beispiel. Das nennt sich dann Recherche.
Naja, 17jährige können keinen Asylantrag stellen, später dann 18jährige tun dies aus verschiedenen Gründen nicht oder erstmal nicht. Falscher Name und falsches Geburtsdatum sind trotzdem keine harmlose Fehlleistung sondern gezielter Betrug. Warum auch immer ... und sei es wegen der Steuer (in Gambia).
@TazTiz Was hat das mit der Steuer in Gambia zu tun? Er lebt und arbeitet in Deutschland und bezahlt auch in Deutschland seine Steuern. Ihm jetzt noch einen Steuerbetrug unter zu jubeln hätte auch von der Bild kommen können.
@Andreas J Ein Wechsel der Identität kann viele Gründe haben ... Schulden (häufig Unterhalt- oder Steuerschulden) sind dabei nicht selten.
Aber Sie haben recht, es ist reines Spekulieren.
Da gibt's nur eins: Enteignet Springer!
Die Diskussion um die Klimakrise habe sich darauf reduziert, wie man demonstrieren solle, sagt Protestforscher Simon Teune. Das sei bequem.
Die Identität des Bakery Jatta: Eine faulige Medienzitrone
Mit Falschinformationen spekulieren Medien über den HSV-Spieler Bakery Jatta. Ein Nährboden für Rassismus.
Auch wenn Bakery Jatta wirklich Bakery Jatta ist, könnten die Vorwürfe an ihm haften bleiben Foto: dpa
Das Traurige ist, dass man von manchen Medien nichts anderes erwartet. Eine Knallerstory, man kann „ungeheuerlich“ in den Text schreiben, „Asylverfahren“ und „Täuschungsversuch“. Das zieht. Vor allem in jener Zielgruppe, die sowieso am liebsten „Asylbetrug“ brüllt und „Abschiebung“.
Heißt HSV-Spieler Bakery Jatta in Wahrheit Bakary Daffeh, und ist er 23 Jahre alt statt 21? Das legt die Sport Bild nahe, lässt aber viele Fragezeichen stehen – und behauptet gar Dinge, die einfach nicht stimmen. So hieß es zunächst, Jatta habe sich als minderjährig ausgegeben, um bessere Chancen auf Asyl zu haben.
Falsches und Lückenhaftes bedient ein Geraune, das wie ein Nährboden für rassistische Hetze wirkt.
Inzwischen erklärte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Jatta habe nie einen Asylantrag gestellt. Online hat Sport Bild das inzwischen korrigiert – der Vorwurf „Asylbetrug“, in knallroter Signalfarbe leuchtend, ist aber kaum mehr aus der Welt zu schaffen. Und warum kommt im Text nicht eine einzige Person aus Daffehs gambischem Verein Brikama United zu Wort? War eigentlich ein*e Reporter*in vor Ort, um den schwerwiegenden Vorwurf, so gut es geht, zu belegen?
Ob die Geschichte stimmt oder nicht, wissen wir noch nicht. In einer bis zum Zerreißen gespannten Stimmung, wie sie derzeit herrscht, sind solche Ungenauigkeiten aber fatal. Nicht nur Falsches, auch Lückenhaftes bedient ein Geraune, das wie ein Nährboden für rassistische Hetze wirkt. Die sprießt wie Schimmel auf einer matschigen Zitrone. Das betrifft Jatta und seinen Verein, wird aber auch unzählige Unbeteiligte treffen, Geflüchtete und Sportler*innen of Color – denn ein Wesenszug des Rassismus ist es nun mal, absurd zu verallgemeinern.
Da bleibt dann auch kein Raum, um über Wichtigeres zu sprechen: Hätte das neue Einwanderungsgesetz einem jungen Fußballtalent aus Gambia geholfen? Wenn nein – wäre das nicht Anlass, noch mal über liberalere Gesetze nachzudenken?
In der realen Welt bebildert die Sportredaktion der Bild-Zeitung den Kommentar mit einem Foto von Jattas HSV-Kollegen Gideon Jung. Hauptsache, zu sehen ist ein schwarzer Mann.
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Fußball
Kommentar von
Dinah Riese
Redakteurin Inland
ist seit Oktober 2018 Redakteurin für Migration und Integration. War von 2016-17 Volontärin der taz Panter Stiftung. Für ihre Berichterstattung zu Paragraf 219a wurde sie 2018 vom Journalistinnenbund mit dem Sonderpreis des Marlies-Hesse-Nachwuchspreises und 2019 vom Journalistenverband Berlin-Brandenburg mit dem 1. Preis des Langen Atems ausgezeichnet. Im März 2022 erschien von Gesine Agena, Patricia Hecht und ihr das Buch "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte" im Verlag Klaus Wagenbach.
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Dinah Riese
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