Grünen-Vorschlag gegen Coronakrise: 250 Euro für jeden
Die Grünen wollen an alle Gutscheine verteilen, um kleine Läden, Friseure und Kneipen zu unterstützen. Das sei gerechter als Steuersenkungen.
Diese Kaufgutscheine wären nur in Geschäften vor Ort gültig; die Supermärkte und der Onlinehandel wären explizit ausgeschlossen. Es „droht eine Verödung von Innenstädten und ein Aussterben von Dorfkernen“, warnt die grüne Bundestagsfraktion in ihrem Papier. Denn viele Bürger hätten im Internet bestellt, während die Geschäfte geschlossen waren. Es sei damit zu rechnen, dass der Onlinehandel die angestammten Läden auf Dauer verdrängt.
Zwar dürfen viele Läden jetzt wieder öffnen, aber der Umsatz bleibt oft gering. Viele Beschäftigte befinden sich in Kurzarbeit oder sorgen sich um ihren Job. Mehr als ein Viertel aller Deutschen gibt in Umfragen an, dass sich ihr Konsum erst in mehr als einem Jahr wieder normalisieren wird – wenn überhaupt.
Der grüne „Kauf-vor-Ort-Gutschein“ soll eingeführt werden, sobald das Coronavirus so weit eingedämmt ist, dass es wieder möglich ist, sich in den Innenstädten normal zu bewegen. Der Gutschein soll ein Jahr gelten.
Gutschein für alle gleich viel
Die Grünen betonen, dass ein Gutschein weitaus gerechter wäre, als die Steuern zu senken, wie es viele Unionspolitiker fordern. Von der Soli-Abschaffung würden nur Besserverdienende profitieren. Beim Gutschein-Modell erhalten alle gleich viel: „Familien, die durch die letzten Wochen besonders belastet waren, profitieren besonders, weil sie auch für jedes Kind einen solchen Gutschein bekommen.“
Darüber hinaus fordern die Grünen, dass die lokalen Geschäfte direkt unterstützt werden, wenn sie geschlossen bleiben müssen. Bisher läuft der Rettungsfonds nur für drei Monate – diese Frist wollen die Grünen um ein weiteres Vierteljahr verlängern.
Zudem dürfen die Zuschüsse von 9.000 bis 15.000 Euro bisher nur beantragt werden, um die Betriebskosten abzudecken. Die Grünen wollen auch diese Regelung aufweichen: Bis zu einem Maximalbetrag von 1.180 Euro monatlich sollen die Zuschüsse genutzt werden können, um den Lebensunterhalt zu bezahlen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“