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Grüne und HomöopathieVorstand will keinen Globuli-Streit

Die Grünen-Spitze legt einen Kompromiss vor, um eine Eskalation auf dem Parteitag zu verhindern. Der Streit soll in einem Fachgespräch geklärt werden.

Bloß keinen Streit: Die ChefInnen wollen auf dem Parteitag lieber keine Globuli einschmeißen Foto: dpa

Berlin taz | Der Grünen-Vorstand will mit aller Macht einen hitzig geführten Streit über Homöopathie auf dem nächsten Parteitag verhindern. Bundesgeschäftsführer Michael Kellner hat Kritikern und Befürwortern der umstrittenen Heilmethode jetzt einen Kompromiss vorgeschlagen, nämlich ein Fachgespräch jenseits des Parteitages. Das erfuhr die taz am Dienstag aus Parteikreisen.

Kellner möchte den Delegierten, die Mitte November in Bielefeld tagen, eine Formulierung des Bundesvorstandes zur Abstimmung vorlegen. „Grüne Gesundheitspolitik bekennt sich ausdrücklich zum Selbstbestimmungsrecht der Patient*innen und zur Therapiefreiheit der Ärzt*innen“, heißt es in dem Passus. Die Grünen wollten eine umfassende Versorgung aller Versicherten, sie sähen aber mit Sorge Versorgungslücken bei Arzneimitteln, Kostenexplosionen oder die mangelnde Erforschung lebenswichtiger Medikamente.

„Diese Punkte wollen wir als Partei gemeinsam diskutieren, dazu gehört dann auch die Frage von Kostenübernahmen von homöopathischen Verfahren.“ Der Bundesverband wolle alle AntragstellerInnen und FachpolitikerInnen aus Partei und Fraktion zu einem Fachgespräch einladen, „um eine gemeinsame Positionierung zu erreichen“, schreibt der Vorstand weiter. Sein Argument: Die Debatte um Homöopathie schlage „hohe Wellen“, sei aber mit Sicherheit nicht der wichtigste Punkt des Parteitags.

Die Grünen-Spitze fürchtet eine Eskalation. Schlagzeilen über einen Homöopathie-Streit könnten andere Themen, etwa Klimaschutz oder Wirtschaftspolitik überstrahlen. Zu der umstrittenen Heilmethode liegen mehrere Anträge für den Parteitag vor. KritikerInnen fordern, Kassenleistungen für homöopathische Behandlungen zu streichen, weil jene erwiesenermaßen nicht über den Placebo-Effekt hinaus wirkten. Homöopathie-Fans, von denen es bei den Grünen viele gibt, wollen am Status Quo der Kassenfinanzierung festhalten.

Ist die Kuh vom Eis?

Die AntragstellerInnen müssen den Kompromiss des Vorstands jetzt prüfen. Stimmen sie zu, ist für die Grünen-Spitze die Kuh vom Eis. Der Parteitag würde das Fachgespräch beschließen und nicht weiter in die inhaltliche Debatte über Sinn und Unsinn von Globuli einsteigen. Und die Frage, ob die Grünen für oder gegen die Kassenleistung Homöopathie sind, bliebe erst mal ungeklärt.

Einerseits sind solche Überweisungen nicht unüblich. Auch auf früheren Parteitagen wurden Themen in Kommissionen oder Bundesarbeitsgemeinschaften überwiesen, wenn es noch Gesprächsbedarf gab.

Andererseits widerspricht die professionelle Streitvermeidung dem Bild, dass Grüne gerne von sich zeichnen. Parteichef Robert Habeck beklagt etwa, dass die Gesellschaft das Streiten verlernt habe. Aber Streit im eigenen Laden tragen die Grünen dann doch lieber in homöopathischen Dosen aus.

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17 Kommentare

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  • Habecks Wissenslücken überaus witzig und zutreffend dargestellt:

    www.youtube.com/wa...64Naf6I&app=deskto

  • Die aktuelle Diskussion der Grünen zur Homöopathie ist zu begrüßen. Es zeigt, dass die Grünen in der europäischen Aufklärung (wissenschaftlich fundiertes Weltbild) angekommen sind. Die Homöopathie Affinität ist eine der Kinderkrankheiten der Grünen (aus der Zeit als die Welt noch magisch war und einem schnell die Phantasie durchging). Die anderen Kinderkrankheit sind: Impfangst, Angst vor Glyphosat und Atomangst. Alle diese Dinge kann man wissenschaftlich fundiert diskutieren. Bei nüchterner Betrachtung bleibt dann aber wenig von den positiven Effekten (Homöopathie) und den negativen Effekten (Impfen, Glyphosat und Atomkraft) übrig. Wenn man die Kinderkrankheit Homöopathie hinter sich lassen will, sollte man gleich die anderen drei Kinderkrankheiten in einem Abwasch miterledigen. Der Zauberspruch zur Therapie der Kinderkrankheiten ist: Dosis facit venum (die Menge macht das Gilft), Paracelsus.

    • @Pi-circle:

      Oje, Pi-Circle sieht Glyphosat und Atomkraft als Kinderkrankheit. Wie wir ja jetzt wissen (Masern) sind Kinderkrankheiten LEBENSGEFÄHRLICH und man muß da eine IMPFPFLICHT einführen. Warum erinnert mich nur die verharmlosende Begrifflichkeit "Kinderkrankheit" an einen Spruch wie "Ein Fliegenschiss der Geschichte"...



      By the Way: Diese unreflektierte Wissenschaftsgläubigkeit - Scientismus - wähnten wir doch schon längst überwunden. Aber nein, ich liege falsch, natürlich zeigen die von Monsanto bezahlten Studien EINDEUTIG, dass Glyphosat unschädlich ist. Von daher: EIN LOB AUF DIE WISSENSCHAFT UND GLYPHOSAT, ATOMKRAFTWERKE UND IMPFPFLICHT FÜR ALLE!



      Schöne, neue Welt...

  • ..."die Grünen sehen mit Sorge Kostenexplosionen..."



    Da sollte man genau bei der Homöopathie(=0,05% der von den Kassen bezahlten Medikamente) ansetzen, haha. Was ist mit den völlig überzogenen Preisen für Krebsmedikamente z. B.? Pharmakonzerne nutzen die Not der Menschen schamlos aus. Antibiotika werden auf den Markt geworfen, bis sie uns im Trinkwasser und in den Lebensmitteln wieder aufgetischt werden. Da könnte Geld gespart werden. Das sind große Themen

  • Hahnemann hat zu seiner Zeit in absolut revolutionärer Weise auf empirische Evidenzen gebaut. Er hat sich nicht an überkommenen Weltbildern orientiert, sondern eine Methode des Sammelns von Beobachtungen entwickelt, die zu erstaunlichen Heilungserfolgen geführt hat. Die Methode kann man lernen, überprüfen und verbessern. Ich habe als Patientin beste Erfahrungen mit der Wirksamkeit homöopathischer Medikamente gemacht, bei verschiedenen Ärzten und bei den unterschiedlichsten Problemen. Dass jemand wie ich deshalb nicht an den menschengemachten Klimawandel "glauben" soll, ist eine aus der Luft gegriffene Unterstellung, die mit Sicherheit keine wissenschaftliche Basis hat. Klimawandel ist real, homöopathische Heilungserfolge sind real, wenn auch vielleicht wissenschaftlich anormal. Placebos sind (im Vergleich mit Nichtstun) in signifikanter Weise wirksam und wenn es der Homöopathie gelungen sein sollte, ein System zur verlässlichen und wiederholten Erzeugung von Placeboeffekten zu erfinden, soll mir das recht sein. Die deutschen Wasserwerke habe die Pharmaindurstrie mit der Pestizidindustrie als die grössten Verschmutzer von Grundwasser ausgemacht und wollen sie zur Kasse bitten. Es ist absurd, das ausgerechnet Mitglieder der Grünen einer medizinische Methode, die kostengünstig ist und keine Umweltschäden anrichtet, den Garaus machen wollen. Es ist sehr bedauerlich, dass die irrationalen Kampagnen in den Medien dazu geführt haben, dass Leute jetzt meinen, ein wissenschaftliches Weltbild gegen die Homöopathie verteidigen zu müssen. Denn im Unterschied zur Wissenschaft selbst sind Weltbilder meist nicht weit von ideologischem Unfug entfernt.

  • Nach den Maßstäben der Erfahrungsheilkunde ist Homöopathie wirksam, daher stammt auch ihre große Beliebtheit in der Volksmedizin (Selbstmedikation). Zumal ja auch jeder eventuelle Placebo-Effekt bei der Behandlung von Säuglingen und Tieren (Hund, Katze, Pferd, Kuh und weitere Nutztiere) sicher ausgeschlossen werden kann. Dazu gibt es auch in nennenswertem Umfang Fachliteratur, die ich aber hier im einzelnen nicht aufführen will.

    • @Michael Heinen-Anders:

      Bei Säuglingen und Tieren gibt es den sehr gut erforschten und belegten placebo-by-proxy-Effekt, das heißt, die Bezugspersonen geben ihre Erwartung und/oder Sicherheit an Kind oder Tier weiter. Bei Nutztieren spielt die Interpretation der Halter eine große Rolle, inwieweit sie eine Verbesserung erkennen oder glauben zu sehen.

      • @auchdas:

        Wenn ich diesen "placebo-by-proxy-Effekt" schon lese, dann ... sorry... krieg ich einen Lachkrampf. Dieser angeblich wissenschaftliche Effekt ist noch esoterischer als die Erklärungsmodelle der Homöopathen. Man zeige mir bitte dafür die randomisierten, placebokontrollierten, doppelverblindeten und peer-reviewed Studien dafür. Und minestens 2 hochsignifikante Metastudien!



        Oder knackiger aus dem prallen Leben:



        Mein Hund spürt also meine Positiverwartung beim Globuli - wird geheilt und meine Positiverwartung beim Tierarzt-Medikament (das leider trotz häufiger Gabe nicht half)...!? Da war er wohl immer gerade abgelenkt.

  • Traurig, dass es den Grünen so schwer fällt, den Stand der Wissenschaft zu respektieren und esoterische Wirrköpfe in den eigenen Reihen zu überstimmen. Wer an diesem Unsinn festhält, hat keine Grundlage, die Wissenschaftsfeindlichkeit der AfD anzuprangern. Dabei braucht es gerade in Zeiten der Klimawandelleugnung eine Kultur des Respekts vor wissenschaftlichen Ergebnissen.

  • Die ganze Diskussion hat eine Schlagseite, die aber bereits seit langem vorgegeben ist. Der wissenschaftliche Materialismus hat zwar vieles erreicht und entwickelt, aber dafür anderes schwer prüfbares Wissen oder mit den vorgegebenen Messmethoden nicht erfassbare Ergebnisse verbannt.



    Ferner ist bei dem ganzen Hype um die Studien der Blick auf die praktischen Erkenntisse der tätigen Ärzte verloren gegangen. Diese Arbeiten nicht nach Gefühl und Wellensschlag. Um so erstaunlicher, als in der medizinischen Wissenschaft immer noch der Dreiklang gilt: 1.Studien, 2. (gleichwertig) Erfahrung des Arztes, es wäre einen völliger Wahnsinn das ausklammern zu wollen, 3. Wertesystem des Patienten.



    Aber der Blick fällt nur noch auf die Studien und jede Diskrepanz wird zu Lasten der anderen Kriterien interpretiert, als ob Studien unantastbar sind.

    • @Stefan Muck:

      «Ferner ist bei dem ganzen Hype um die Studien der Blick auf die praktischen Erkenntisse der tätigen Ärzte verloren gegangen»

      Ärzte haben Patienten jahrhundertelang mit Maßnahmen gequält, die bestenfalls wirkungslos, oft aber schädlich waren. Ein Arzt ist kein Wissenschaftler und genauso Opfer von Placeboeffekt und anderen Biases wie der Patient.

      Außerdem widerspricht der Glaube an Homöopathie nicht nur der Studienlage, sondern im Grunde dem gesamten wissenschaftlichen Weltbild. Ein nicht vorhandenes Molekül hat auch keine Wirkung (dass Materie nicht unendlich teilbar ist, sondern irgendwann schlichtweg nichts übrig bleibt, konnte Hahnemann noch nicht wissen); Wasser ist nicht in der Lage Informationen zu speichern. Außerdem kann die Homöopathie nicht erklären, warum wir nicht ständig Opfer von homöopathischen Effekten werden, obwohl das Wasser, das wir trinken, in seiner Geschichte mit allen möglichen Stoffen in Kontakt gekommen ist. Die Erklärung, dass nicht 4 mal auf Leder geklopft wurde, kann man ja nicht ernst nehmen.

      • @Thomas Friedrich:

        Na dann Mal lieber beim eigenen Glauben bleiben und für die vielen jährlichen Opfer beten, die durch medizinische Fehlbehandlung starben oder Schaden nahmen. Ein Gloria auf die konventionelle Medizin.



        Genau der Umkehrschluss bei gegenteiligen praktischen medizinischen Erfolgen ist das Problem. Beweis durch Studien ist nicht möglich, also kann es auch nicht wirken und wenn es wirkt, kann es nur durch die Einbildung sein. Was nicht sein darf, das nicht sein kann. Und fertig. Ich halte mich da lieber an die geübte Praxis in der Realität.

        • @Stefan Muck:

          "[...] Ein Gloria auf die konventionelle Medizin."



          Die Fehler und Fehlentwicklungen der Schulmedizin sind keine Argumente für Homöopatie. Vielmehr sollten systematische Fehlentwicklungen im Medizinwesen generell beseitigt werden.

          "Beweis durch Studien ist nicht möglich, also kann es auch nicht wirken und wenn es wirkt, kann es nur durch die Einbildung sein. Was nicht sein darf, das nicht sein kann."



          So argumentiert (seriöse) Wissenschaft genau nicht. Es ist genau andersherum. Es gibt keinen wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweis für Hoöopatie, der nicht mit einem beliebigen Plazebo erzielt werden kann.

          Plazebos werden in der Schulmedizin gezielt eingesetzt. Beim Korrekten Einsatz von Plazebos, tut das Wissen des Patienten um ihren Einsatz der Wirkung keinen Abbruch. Die Wirkung ist real nachweisbar (z.B. haben sich nachweislich zählbar Blutkörperchen gebildet). Plazebo geht also über bloße Befindlichkeiten und Erwartungshaltungen hinaus. Um einen Plazebo wirksam zu triggern zu können muss er Fachmännisch plaziert und die Wirksamkeit überwacht werden.



          Homöopatie kann dies, so wie sie praktisch eingesetzt wird, nicht leisten. Ihre Wirksamkeit geht i.allg. nicht über die Erwartungshaltung des Patienten hinaus. Eine realer nachweisbare physische Veränderung, wie sie beim Plazeboeffekt nachweisbar ist, gibt es auf diese Weise nicht.



          Homöopatie hat die Wirksamkeit von "dreimal Pusten, dann tut es nicht mehr so weh". Eine Methode, die sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen positive Effekte hat. Der Patient bekommt Mittleid, Aufmerksamkeit, Liebe und das Gefühl, dass ihm geholfen wird zuteil (vgl. Schröpfen u. Aderlass). Dies hilft dem Patienten sich zu entspannen und zu beruhigen. So positiv dies auch sein mag, es ist keine echte Medizin.



          Pseudomedizin ist sogar gefährlich wenn sie in dringlichen Fällen anstatt wirksamer Medizin zum Einsatz kommt.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Jetzt heißt es also runterkochen und abwiegeln und das Marketing-Instrument der Krankenkassen für die Bildungsbürger irgendwie in trockene Tücher bringen.

  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

    Nach der Action im letzten Forum kann ich das gut verstehen!