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Grüne und GlobuliMit Postkarten für die Homöopathie

Die Homöopathie-Branche setzt die Grünen-Spitze vor dem Parteitag mit Protestpost und einer Online-Petition unter Druck. Habeck bleibt in der Deckung.

Kleine Kugel, großer Ärger: Die Grünen streiten über den Umgang mit Homöopathie Foto: dpa

Berlin taz | Die Grünen streiten vor ihrem Parteitag im November über den Sinn und Unsinn von Homöopathie. Und die Branche, die ihr Geld mit homöopathischen Behandlungen verdient, macht Druck. Ein Aktionsbündnis #RetteDeineHomöopathie ruft seit knapp einer Woche dazu auf, Postkarten an die Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck und Annalena Baerbock zu schicken.

Ziel sei es, ihnen deutlich zu machen, „wie viele Menschen sich die Anti-Homöopathie-Kampagne der neoliberalen Fraktion bei den Grünen und der Anti-Globuli-Lobby nicht mehr widerspruchslos gefallen lassen“, schreiben die Initiatoren im Netz. Bis zum vergangenen Samstag seien bereits 15.000 Karten bestellt worden. Bisher kommt dieser Protest in der Berliner Grünen-Zentrale aber nur in homöopathischen Dosen an. Zwar seien viele E-Mails eingegangen, die sich für die Homöopathie starkmachten, sagte ein Sprecher am Montag. „Aber es kamen bisher nur drei Postkarten.“

Eine Onlinepetition mit – Stand Montagnachmittag – rund 14.000 Unterschriften fordert zudem die Delegierten des Parteitags dazu auf, gegen einen Homöopathie-kritischen Antrag zu stimmen. Zwischen der Homöopathie-Branche und der Grünen-Mitgliedschaft gibt es Überschneidungen. Ein Antrag für den Parteitag, eingereicht von Basismitgliedern, wirbt dafür, Homöopathie weiter durch die Krankenkassen finanzieren zu lassen. Grundsätze der grünen Politik seien Toleranz und „die Akzeptanz verschiedener Ansichten“.

In der Begründung des Antrags „V-04“ steht ein Absatz, der sich fast wortgleich in einem offenen Brief wiederfindet, den Dachverbände für anthroposophische und Komplementärmedizin im September an die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) geschrieben haben. KBV-Chef Andreas Gassen hatte zuvor das Ende der Kassenfinanzierung gefordert. Der Spiegel hatte zuerst über die Dopplung berichtet.

Auch am offenen Brief beteiligt

Schreibt also die Homöopathie-Lobby an Anträgen für Grünen-Parteitage mit? Den Antrag hat das Grünen-Mitglied Ulrich Geyer aus dem Kreisverband Heidenheim initiiert. Auf taz-Anfrage sagte er am Montag, die Initiative sei allein von ihm ausgegangen, er sei „von keinem dazu aufgefordert worden“.

Dass die Textpassage in dem Antrag und in dem offenen Brief nahezu übereinstimmten, liege daran, dass er selber an dem Schreiben an KBV-Chef Gassen beteiligt gewesen sei. Die Hufelandgesellschaft, die den Brief mit unterzeichnet hatte, sei ein Dachverband verschiedener Ärzteorganisationen, die sich für integrative Medizin einsetzten. „Dagegen, dass ich mich als Grünen-Mitglied auch ärztlich organisiere, kann wohl keiner etwas haben.“

Ein Grünen-Mitglied, das sich für einen Verband engagiert, nutzt seine Expertise also für Parteiarbeit. Verwerflich ist das nicht, aber in diesem Fall auch nicht besonders elegant. Die Grünen-Spitze bleibt angesichts der hitzigen Debatte in der Deckung. Parteichef Robert Habeck sagte am Montag, er kenne „keine wissenschaftliche Evidenz“, dass Homöopathika wirkten. Aber die Beratungsleistung, das Reden über die Krankheitssymptome, habe „sehr wohl einen Effekt“. Habeck wich Fragen aus, ob gesetzliche Krankenkassen für Homöopathie zahlen sollten. Er strebe ­einen Antrag an, „der die Komplexität des Themas umfassend darstellt“.

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29 Kommentare

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  • Erstaunlich, was für ein plumpes Wählertäuschungsmanöver die Parteispitze da vorhat. Der Wähler soll offenbar nicht erfahren, ob die Grünen pro oder kontra Kostenerstattung homöopathischer Medikamente sind. Man blinkt vor den Wahlen etwas nach links (äußert sich nicht direkt gegen die Kostenerstattung) und biegt dann nach der Wahl nach rechts ab (schafft sie dann eventuell doch ab). Für wie dumm hält die Spitze der Grünen eigentlich ihre Wähler, dass sie dieses Täuschungsmanöver nicht durchschauen? Offenbar verlangt die Parteispitze von den über 70% der Bundesbürger, die pro Komplementärmedizin sind (Umfrage siehe Link), dass sie die grüne Katze im Sack kaufen sollen. Also erst mal bitte uns wählen, ob wir dann eurem Anliegen, die Kostenerstattung beizubehalten, nachkommen oder vielleicht das Gegenteil von dem tun, wofür wir von Euch gewählt wurden, verraten wir Euch dann nach der Wahl. Wer soll auf eine derart plumpe Strategie reinfallen? Die Absicht der Parteispitze ist klar: man steht nicht hinter der Kostenerstattung, sonst könnte man es jetzt ja offen sagen, will diese Absicht den Wählern gegenüber aber bis zur nächsten Bundestagswahl verschleiern. Die 70 % der Wähler, die pro Komplementärmedizin sind, sollten es sich daher genau überlegen, ob sie künftig weiter die Grünen wählen wollen. Eventuell droht ihnen sonst nach der Wahl eine herbe Enttäuschung.

    www.aerztezeitung....thie-co-kasse.html

  • Ich habe Null Bock darauf,



    a) mir von halbgebildeten Leuten, die glauben, sie hätten "die Wissenschaft" hinter sich, vorschreiben zu laasen, wie ich mein Leben zu gestalten habe.



    Sinn ist kein Gegenstand der Wissenschaft. Soll-Aussagen sind politisch. Sachzwänge sind halb-Gedachtes.



    b) mir von irgend jemandem vorrechnen zu lassen, was ich tun soll, damit es sich rechnet.



    Der naturwissenschaftliche Monotheismus ist für das Klima prima. Der Mensch hat noch Seele und Geist. Der ökonomische Monotheismus ist fast noch zwingender, weil Alle hinter dem Geld her sind.



    Was heisst Solidargemeinschaft? Ist das eine Sparkasse? Was kriege ich raus, wenn ich gesund bleibe? Da muss doch was drin sein! (Finde den Fehler.)

    • @Hans-Florian Hoyer:

      Das hört sich genauso chaotisch an wie alles, was die Globoli-Fraktion so von sich gibt. Wer Worte wie "Wissenschaftsmonotheismus" von sich gibt, hat nichts, aber auch gar nichts verstanden

  • Ich halte es für vollkommen korrekt, wenn die Krankenkassen schon aus purer Sorgfaltspflicht mit den Beiträgen ihrer Mitglieder ökonomisch umgehen und daher nur Behandlungen und Mittel erstatten, die wissenschaftlich (und das heißt hier erst einmal empirisch und statistisch belegt) erwiesenermaßen wirken.

    Über alles andere kann man sich meinetwegen streiten, das ist mehr oder weniger Privatsache. Wer an Homöopathie glaubt, soll dafür bezahlen, aber nicht aus den Taschen der zahlenden Mitglieder, also mit dem Geld anderer. Das kann doch so schwer nicht zu vermitteln sein?

    • @Mustardman:

      Unwirksamkeit ist per se schon mal keine wissenschaftliche Aussage.



      Studie, die Wirksamkeit nahelegen, werden einfach nicht beachtet. (Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.)

      Wer fordert denn mal eine neutrale Aufarbeitung und Bewertung der Studien, die scheinbar klar die Unwirksamkeit belegen? Ein wissenschaftlich supervisioniertes, übergreifendes Gremium.

    • @Mustardman:

      "Das kann doch so schwer nicht zu vermitteln sein?"



      Doch, weil unredlich, unehrlich und Falschspielerisch!



      Kosten Homöopathie ca. 1 €/ Versicherten und Jahr



      Kosten Antdepressiva: 100...€/ Versich.

      Evidenz von Antidepressiva weit unter der von Homöopathie

      Wer´s ehrlich mit dem Kostenspar-Argument meint und nicht nur insgeheim die Inquisition im Schilde führt, der zeige das offen und fange hier an!

      • @HGH:

        Ganz genau so ist es! Die Liste ließe sich ohne großen Aufwand verlängern:



        Nur noch Chemotherapien, die nachweislich mehr nützen als schaden.



        Keine erwiesenermaßen unnötigen Operationen mehr, z.B. an Hüfte und Rücken.



        Keine Antibiotika mehr bei Atemwegsinfekten.



        Das alles kostet mehrere Dimensionen mehr als Homöopathie und richtet auch deutlich größeren Schaden an.



        etc.



        Hier eine Übersicht von Kosteneffizienzstudien zur Homöopathie (14 davon wurden im Rahmen einer Übersichtsarbeit zusammengefasst): www.naturundmedizi...nversicherung.html

  • Die vorhandene Evidenz aus klinischen Homöopathiestudien wurde von den Antragstellern der GRÜNEN nicht beachtet. Hier der Faktencheck zum Antragstext inkl. wissenschaftlicher Referenzen: www.naturundmedizi...-homoeopathie.html

    • @Jens Behnke:

      Die Fakten zur (nicht vorhandenen) "Evidenz" der Homöopathie: www.homöopedia.eu/...e_-_%c3%9cbersicht

      • @Bernd Harder:

        Aber Herr Harder,



        leiden Sie unter SEE (Skeptiker-Evidenz-Einäugigkeit)?



        In Ihrem zitierten Link von INH steht doch z.B. wörtlich:



        .......Die ERGEBNISSE der vorliegenden randomisierten kontrollierten Studien DEUTEN DARAUF HIN, dass die HOMÖOPATHIE eine ÜBER PLACEBO hinausgehende WIRKUNG AUFWEIST. Die Nachweise sind jedoch wegen methodischer Schwächen und Widersprüchlichkeit nicht überzeugend.[B 8]....."



        War das wirklich Ihre dezidierte Absicht, Ihre eigene Argumentation ad absurdum zu führen und sich damit selbst vorzuführen?



        Lesen Sie nicht erst mal das, was Sie dann verlinken?



        Im übrigen müssen wir nicht darüber diskutieren, dass die HOMÖOPATHIE EBENSO WIE die SOG. WISSENSCHAFTLICHE MEDIZIN nach wie vor eine verbesserungswürdige Evidenz aufweist (insgesamt ziemlich genau gleiche Evidenz laut Übersichtsarbeiten von Cochrane!)

  • Tja,



    der hinter den Ohren noch sehr grüne Polemiker Tim Demisch hat natürlich keinerlei Verbindungen zu gwup/INH , und sein Antrag hat natürlich auch keine Ähnlichkeiten zu den Lobby-Schriften von gwup/INH/Grams/Lübbers/Endruscheit....



    Deswegen müssen diese Verbindungen ja auch keinesfalls erwähnt werden....

    • @HGH:

      Demisch kooperiert ganz offen mit der GWUP, die sich ja ebenfalls für Glyphosat und Gentechnik in der Landwirtschaft einsetzt. Mit Stolz verlinkt er auf Twitter das #TeamGlobukalypse u.ä.

  • Zum Thema Homöopathie und dass die Wirksamkeit der Homöopathika nicht wissenschaftlich geprüft sei. Hier ist zu bemerken, dass die Kinderheilkund, genau wiedie Homöopathie, eine reine Erfahrungsmedizin ist und ebenfalls nicht wissenschaftlich fundiert. Grund hierfür ist: an Kindern dürfen per Gesetz keine Versuche vorgenommen werden. Soll mann jetzt die Kinderheilkunde aus der Kassenleistung streichen?



    Wie heute üblich hat ein Arzt laut Verordnung eines Herrn Spahn tatsächlich 7(sieben) Minuten Zeit sich mit einem Patienten zu befassen. Wie soll das gehen. Da ist das Gespräch bei einem Homöopathen und der verabreichen Globuli vielleicht dann doch einem Heilungserfolg zuträglicher als der Abfertigungsmedizin. Mann sollte immer prüfen, wem nutzt solch eine Kampagne.

    • @Pelo:

      Genau das ist ja die große Ungerechtigkeit, dass der Homöopath so viel mehr Zeit abrechnen darf. Und der dadurch gegebene Vorteil gegenüber dem Allgemeinarzt wird dann den angeblich wirksamen Globuli zugerechnet.

      • @auchdas:

        Das ist dann aber schlechte Politik! Statt Homöopathie (bzw. die bezahlte Zeit dafür) nicht mehr zu entlohnen, könnten die GRÜNEN Kids ja konstruktiv fordern, dass Ärzte, vor allem niedergelassene Allgemeinmediziner wieder mehr nach Zeit mit dem Patienten abrechnen können.

        Die Globuli muss der Patient sowieso selbst bezahlen, die übernommenen Kosten für die Repertorisation und die Zeit mit dem Patient sind sowieso auch nicht immens, und die homöopathische Ausbildung muss der Arzt auch selbst tragen.

        Es geht also eigentlich nur um mehr Zeit am und mit dem Patienten.

    • @Pelo:

      Die Kinderheilkunde basiert im Wesentlichen auf die wissenschaftlich basierte Erwachsenenmedizin. Kinder sind schließlich keine anderen Spezies sondern schlicht junge Menschen.

      • @Kolyma:

        Schulmedizin basiert hauptsächlich auf Männermedizin. Das ist lange bekannt und wird auch lange schon kritisiert.

        Weder sind Kinder (m/w/d) noch Frauen Männer und nicht nur das Körpergewicht spielt bei der Dosis der an i.d.R. an Männern erprobten Pharmazeutika eine Rolle.

        Und grundsätzlich ist jede/r ein Individuum und alles noch so in Studien erprobte kann aufgrund von diversen Faktoren bei einzelnen ganz anders und vor allem auch gefährlich ablaufen.

    • @Pelo:

      "Hier ist zu bemerken, dass die Kinderheilkund, genau wiedie Homöopathie, eine reine Erfahrungsmedizin ist und ebenfalls nicht wissenschaftlich fundiert."

      Unfug.

      • @Haggi:

        ... und Frauen sind nur weibliche Männer derselben Spezies. Schonmal vom weiblichen Herzinfarkt gelesen?

    • @Pelo:

      Die Kinderheilkunde ist eine Erfahrungsmedizin und passt sich den Erfahrungen an. Die Kinderheilkunde ändert sich daher im Laufe der Jahre deutlich.

      In der Homöopathie kann ich solches Denken nicht erkennen.

      • @Sonntagssegler:

        In der Homöopathie ist das Umdenken schon Teil der Behandlung, die sich immer individuell dem Patienten anpassen muß.

        • @Bodo Eggert:

          So ist es :-)

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    "Anti-Homöopathie-Kampagne der neoliberalen Fraktion bei den Grünen und der Anti-Globuli-Lobby"

    Welche Fraktion bei den Grünen ist Pro-Homöopathie?

    Wessen Interessen vertritt die Anti-Globuli-Lobby?

    Und wann hört dieser Wahnsinn endlich mal auf?

  • So ist das halt. Wenn du Geld hast, dann kannst du alles kaufen. Am billigsten ist es, im eigenen Laden!

    • @Drabiniok Dieter:

      Wer fünf Euro hat, kann sich eine Jahrespackung Globuli kaufen. Oder die Zuzahlung für eine halber-Monats-Packung verschreibungspflichtiger Schmerzmedikamente (Paracetamol+x), wobei reines Paracetamol in der selben Packungsgröße 1,20 € kosten würde.



      Beides hat den gleichen Mehrwert, nämlich daß man weniger Paracetamol-Tabletten braucht und die Leber überlebt. Wer arm ist, darf in Deutschland an den Pharmapreisen verrecken.

      • @Bodo Eggert:

        Meine Anmerkung zielte nicht auf die Konsumenten, sondern auf die Produzenten. Die Grünen wollen unbedingt ein Kapitel in dem Fortsetzungsroman: "Die gekaufte Republik"

        • @Drabiniok Dieter:

          Ach das Geld kommt nur für Globuli beim Produzenten angetröpfelt und fließt nicht zum Pharmakonzern?

  • Es ist eher unterkomplex: Homöopathie ist Quacksalberei.



    Diese ganze Lobby-Pressure der Quacksalber (sic!) sollte doch hoffentlich das Gegenteil bewirken.

    "Beratungsleistung, das Reden über die Krankheitssymptome" - Ja, vielleicht sollten Ärzte primär dafür besser bezahlt werden, nicht für Zuckerkügelchen.

    #RetteDeinenVerstand

    • @Laurenz Kambrück:

      Der Arzt bekommt für Zuckerkügelchen genau 0 Euro und 00 Cent.