Grüne Industrie: Staatsgeld hilft nicht
Robert Habeck wollte die grüne Transformation durch Milliardenhilfen erreichen – die Konzerne wollen aber nicht. Klare Regeln statt Geld sind besser.

W as für ein Flop. Da möchte der Staat einer Firma Förderung in Höhe von 1,3 Milliarden Euro gewähren – und das Unternehmen sagt am Ende trotzdem Nein. Offenkundig reichte der Firma ArcelorMittal selbst diese Summe nicht, um ihr Stahlwerk auf „grün“ zu trimmen, wie es der einstige Wirtschaftsminister Robert Habeck so gerne gesehen hätte. Der Konzern begründet seine Entscheidung mit angeblich fehlender Wirtschaftlichkeit und der geringen Verfügbarkeit von Wasserstoff.
Wenn es denn nur ein Einzelfall wäre. Das Projekt Northvolt, die Batteriefabrik, die Habeck so unbedingt wollte, endete im Fiasko. Hunderte von Millionen an Staatsgeld sind futsch, Kritiker fordern einen Untersuchungsausschuss. Im November schon musste außerdem die Wasserstofffirma HH2E – genannt „Habecks Flaggschiff“ – Insolvenz anmelden.
Die Liste lässt sich fortsetzen. Auch ThyssenKrupp hadert mit Plänen, die Stahlerzeugung in Duisburg auf grün umzustellen. Zwei Milliarden Euro Förderung sind für das Projekt zugesagt, das Habeck einst „Leuchtturmprojekt“ nannte. Noch will Thyssen-Krupp den Leuchtturm zwar nicht abschalten, aber wirklich davon überzeugt klingt das Unternehmen schon lange nicht mehr.
Die viel zitierte Transformation hängt inzwischen allenthalben – und schon das Schlagwort ruft Unbehagen hervor, denn das Konzept, politische Ziele mit der Geldschatulle zu erreichen, versagt zusehends. Es trägt der Energiewende längst den Ruf ein, ein Fass ohne Boden zu sein.

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.
Verursacherprinzip bitte
Doch was ist die Alternative? Halten wir kurz fest, um was es im Kern geht: Es soll der CO2-Ausstoß sinken. Dafür gibt es kein besseres Instrument als den CO2-Preis; Verursacherprinzip eben. Zwar gibt es den Emissionshandel seit 20 Jahren, doch die Tonne CO2 ist noch zu billig, weil es zu viele Emissionsrechte auf dem Markt gibt. Hier muss man ansetzen.
Ehe nun die Stahlwerke klagen, sie seien dann international nicht mehr konkurrenzfähig: Dafür gibt’s künftig den CBAM, den CO2-Grenzausgleichsmechanismus der EU, der Import-Stahl mit CO2-Preisen belegt, wenn er aus einem Land kommt, in dem das Treibhausgas nicht besteuert wird. So geht Klimaschutz: Wenige, dafür effektive Regeln – statt maßloser Subventionen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klimagerechtigkeit in Berlin
Hitzefrei für Reiche
Irrsinn des Alltags
Wie viel Krieg ertragen wir?
Artenvielfalt
Biber gehören in die Flüsse und nicht auf den Teller
US-Luftangriff auf Irans Atomanlagen
Trump droht mit „Frieden oder Unheil“
Situation im Gazastreifen
Netanjahus Todesfalle
Diskussion um Kriegseintritt der USA
Zwischen drohen und bomben