piwik no script img

Großstädter haben weniger WohnflächeRisiko für die Liebe

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

In den Metropolen schrumpft die Quadratmeterzahl pro Kopf. Das gefährdet Rückzugsräume auch innerhalb der Paarbeziehung.

Entsteht hier auch genug Raum für die Liebe? Neubau in Laatzen, Niedersachsen. Foto: dpa

D as Eckbettsofa „Friheten“ (zu Deutsch: „Freiheit“) ist das neue Sozialmöbel. Ausgeklappt, verwandelt das Möbelstück „den Wohnraum abends in Mamas und Papas Schlafzimmer“, heißt es im neuen Ikea-Katalog. „Mehr Familienleben pro Quadratmeter“ verspricht der Einrichter und beschäftigt sich mit der Frage, wie man als große Familie oder als junges Paar in einer engen Wohnung ­überlebt. Klappsofas, blickdichte ­Vorhänge als Raumteiler und Schränke mit ­Schiebetüren sind wieder im Kommen.

Die Schweden haben es gerafft. Mieter in Deutschlands Metropolen haben im Durchschnitt weniger Quadratmeter zur Verfügung als noch vor zehn Jahren. Das hat das Institut der Deutschen Wirtschaft jetzt in einer Erhebung festgestellt. In jedem sechsten Haushalt in den Großstädten leben in einer Wohnung sogar mehr Menschen, als es dort Zimmer gibt. Dabei gilt im sozialen Wohnungsbau eigentlich die Regel, dass pro Person ein Raum vorhanden sein muss.

Wie eng, mit welcher Raumaufteilung kann man wohnen, ohne dass es auf die Seele schlägt? Paare finden in Berlin fast nur noch Neubauwohnungen mit zwei Räumen, von denen einer die „großzügige“ Wohnküche ist, das zweite Zimmer dann der Schlafraum fürs gemeinsame Doppelbett. Hey, was ist mit der Individualisierung?

Braucht nicht jeder auch mal die Möglichkeit, die Tür hinter sich zuzumachen? Oder soll der Partner im Streitfall dann eben den blickdichten Vorhang zuziehen und das Sofa in der Wohnküche aufklappen?

Ja, es stimmt, die Wohnungen in den 50er Jahren waren auch eng, Ehemänner arbeiteten lang, manch einer flüchtete in die Kneipe, der Rückzugsraum der Frauen war die Küche … Igitt! Da will niemand mehr hin. Ob ein einziges Doppelbett auf Dauer gut ist für die Liebe, diese Frage sollten sich Raumplaner heute aber schon mal stellen. Jedenfalls, wenn es um Menschen geht, die sich keine loftartige Eigentumswohnung mit Wohnküche, mehreren Schlafzimmern und Gästebad leisten können.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
Mehr zum Thema

30 Kommentare

 / 
  • Jahrzehntelang würden unsere Wohnungen immer größer und beim ersten Rückgang wird das Ende der Welt angekündigt.

    Was für ein ausgemachter Unsinn.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    "Risiko für die Liebe".

    Wenn es einen Preis gäbe für die dämlichste Überschrift des Jahres, so wäre diese mein haushoher persönlicher Favorit für 2019.

    Wer sich über die Liebe, deren Chancen und Gefahren, ernsthafte Gedanken macht, sollte am besten bei Kriegsgenerationen anfangen. Hier könnten echte "Risiken" gefunden werden.

    Dieser Artikel ist in meinen Augen überflüssiger Journailleabfall.

    Dabei könnte das Thema 'Auswirkungen von Wohnverhältnissen auf die Lebensweisen moderner Menschen' einiges hergeben. Auf der einen Seite: die Enge der Städte. Auf der anderen: die Abgeschnittenheit des flachen Landes.

    Ernsthafter Journalismus könnte sich anhand 'persönlicher Schicksale' sehr anschaulich an diesem Thema abarbeiten. Fernab des entbehrlichen Überbaus.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      …anschließe mich zu dieser Wüs'te —



      aussem Urlaub anne - Küü'ste. 😎

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        Nee - oder?

        Nord- oder Ostsee? Im ersten Fall: bitte keinen musikalischen Anspieltipp ... :-)

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Ach was! Überschwemmte Wiese -

          & so gegenständlich am Strand -



          “…Er wusste nicht von Hemden



          in seiner Götterruh;



          drum kehrt er allen Fremden



          den blanken Podex zu.“

          unterm—geklaut beim ollen -



          Emanuel Geibel -



          luebeck-hat-geburt...hte-detail/79.html



          Bitte zuende lesen. 😎 genderneutral!!!

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Lowandorder:

            Ihr Wunsch war mir Befehl.

            Einmal mehr bewahrheitet sich, dass die Lübschen Poesie besitzen.

            Hätte ich das mal vor gut vierzig Jahren gewusst ...

            Ein Mägdelein



            so zart und rein



            das konnte nur



            aus Lübeck sein ...

            für A ... wie Alpha.

            • @76530 (Profil gelöscht):

              Bin ich mal gemein -

              Dafür kann Grönemeyer nicht tanzen.



              m.youtube.com/watch?v=PI0P4KbyHxY



              Liggers. Holsatia non cantat 👻

              • 7G
                76530 (Profil gelöscht)
                @Lowandorder:

                Na Meister, langsam wäre mal zeit, mir ein Latein-Deutsch-Wörterbuch rüberwachsen zu lassen ...

                Was hat des Hebettsche mit den Lübschen zu tun?

                • @76530 (Profil gelöscht):

                  Umme Ecke - heute aus? Gelle.

                  Poesie - Droste Spott - (Tanzen/Singen)



                  Holstein - kann (auch/aber) nicht …



                  Get it? Fein. (cantare singen (belcanto¿)

                  kurz - Das hat aber ge…dauert



                  Mr GIWEZUAN

                  unterm—-productplacement - höhö



                  www.zeit.de/1986/2...lik-fuer-die-kunst



                  Na ja! 👻

                  • 7G
                    76530 (Profil gelöscht)
                    @Lowandorder:

                    Wenn - wie eben - ein kombierter analog-digitaler Totalausfall zu vermelden ist, ist dies für mich das Signal, die Waffeln zu strecken.

                    Komme später noch mal zurück. Für den Moment gilt: Umme Ecke - "Aus! Aus! Aus!" (H.Z.)

                  • 7G
                    76530 (Profil gelöscht)
                    @Lowandorder:

                    Genau, umme Ecke. "Aus, aus, aus."

                    Bei zweien, die umme Ecke denken, kann es an bestimmten Tagen (heute ist so einer) schwiiiiierig werden.

                    Drostes Text mal wieder vom Allerfeinsten.

                    Btw: wenn ich Ihnen weitere Stationen meines Lebens nenne, werden die in die Anrede eingebaut?



                    MR GIWEZUAN ist schon beachtlich.

                    Ansonsten gilt gerade:

                    "Achim, was ist eigentlich ein Vakuum?"

                    "Moment, ich komme gerade nicht drauf. Aber ich habs im Kopf." :-)

                    • @76530 (Profil gelöscht):

                      Im Kopf? …genetzt!“

  • 0G
    06455 (Profil gelöscht)

    Wo ist das Problem?



    Wenn es nicht klappt auf wenigen Quadratmetern, dann klappt es auch nicht in vielen.



    Angesichts der viel wichtigeren Themen ist das schon lachhaft, was in dem Artikel steht.



    Viele Menschen denken anders und beschränken sich bewußt, platzmäßig. Das ist zeitgemäß und sinnvoll.

  • Ich suche jetzt schon eine ganze Zeit eine Statistik, die die deutschen Wohnflächen pro Person mit den anderen europäischen Ländern vergleicht. Ich meine nämlich, vor einiger Zeit gelesen zu haben, dass z.B. Niederländer oder Dänen, die eine höhere Produktivität pro Kopf wie die Deutschen sogar noch haben, mit weniger Wohnfläche auskommen, weil die einfach intelligenter bauen bei ihren Raumeinteilungen.

    Und:



    "Ja, es stimmt, die Wohnungen in den 50er Jahren waren auch eng, Ehemänner arbeiteten lang, manch einer flüchtete in die Kneipe, ..."



    Richtig, früher konnte man noch irgendwo draußen Menschen treffen. Das kann sich die Generation heutzutage gar nicht mehr vorstellen, wie das ohne Smartphone ging. Da ging man nach draußen und traf Menschen ohne vorherige Verabredung manchmal. Doch dann kam das Rauchverbot...

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Age Krüger:

      Habe ich etwas verpasst? Gibt es jetzt auch ein Rauchverbot für draußen?

  • Plädiere schon lange für die Doppelsinglewohnung: Jeder ein Zimmer(chen) mit Bad, dazwischen teilt man sich eine Küche. Alle sind sich einig, dass Kinder ein eigenes Zimmer brauchen. Wieso ist damit Schluss, wenn man erwachsen ist? Paare teilen sich Ess-, Wohn-, Schlafzimmer und auch noch das Bad, das ZWEI Waschbecken hat. DAmit man gemeinsam gleichzeitig mit Zahnseide zugange sein kann und schön dabei Fratzen schneidet in den beiden Spiegeln. Solche Wohnungen sind üblich und Beziehungskiller, Entfaltungskiller. Lieber klein, dafür die Tür zu. Und nur bei Bedarf auf.

  • Dafür verdienen Großstädter im Schnitt 1/3 bzw. etwa 10.000 € im Schnitt mehr als in Mecklenburg-Vorpommern.

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Nur einmal so: Statistische durchschnittliche WF 1990 34,8 qm, 2010 45,0 qm und 2017 46,5 qm. Pro Kopf - wohlgemerkt. Dann gibt es ein Neubau- Stadt-/Landgefälle: Neubau Wohnung Land im Durchschnitt größer als 110 qm, Neubau Wohnung Stadt im Durchschnitt zwischen 100 und 120 qm. Kann man/frau recht schnell recherchieren. Woher die Redakteurin ihr umfangreiches Flächenwissen in Sachen Flächenabnahme hat verschließt sich mit gänzlich.

    • @97088 (Profil gelöscht):

      In den 50/60ern waren es sogar nochmal 10m2 weniger.

    • @97088 (Profil gelöscht):

      75% haben weniger als das Durchschnittseinkommen - so ist das mit dem "Durchschnitt"...

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Pro Kopf sind es jetzt 51 m2! Was ist das für ein dekadenter Artikel. Poppen nur auf mindestens 120m2, 102 ist Käfighaltung oder was?

  • Die Ursache liegt bei der Stadtregierung, welche durch teuren Wohnraum sich finanziert.

  • Und davon einmal abgesehen existiert draußen außerhalb der Wohnung ja auch noch eine Welt. Wer also noch neben einem evtl. getrennten Arbeitsalltag, seperaten Feundeskreisen, Hobbies, oder auch nur einem einfachen "Ich geh mal 'ne Weile in den Park/an die frische Luft" noch weitere Rückzugsorte benötigt, sollte seine Beziehung auch vielleicht einmal ganz hart hinterfragen.

  • Offene Kuechen sind nun mal in Mode. Eine Abtrennung vom eigentlichen Wohnraum ist gar nicht gewuenscht.

  • Das ist ja sicherlich richtig, dass eine beengtere Behahusung mitunter schlechtere Wohnbedingungen schafft. Ich bin mir nur nicht ganz sicher, wie die Autorin sich vorstellt das Ganze in Zeiten von Klimawandel, Verstädterung, steigenden Mietpreisen und zumindest global gesehen einem explodierenden Bevölkerungswachstum genau vorstellt. Wenn man jetzt denkt, einfach zu sagen "ja dann bauen wir halt wieder größere Wohnungen" wäre tatsächlich ein real so ohne weiteres umsetzbarer Lösungsvorschlag, hat man ganz offensichtlich die Schwere bzw. den größeren Gesamtzusammenhang ded Themas noch nicht so ganz erblickt.

  • Wenn der neue Mietendeckel in Berlin so kommt, wie angekündigt, dann steigt auch die Quadratmeterzahl pro Kopf - vorausgesetzt, man hat ein entsprechendes Einkommen. Da sind dann 140 qm Altbau auch wieder Pillepalle.

  • Egal, was eine Studie feststellt, es gefällt nie.

    Gerade ging es noch im Klimaschutz und das Autoverkehr etc klein wären, im Verhältnis zum Flächenverbauch, besonders auch der Wohnfläche, die immer größer wird.

    Jetzt wird festgestellt, dass ein paar Wohnung in der City kleiner werden, schon wird mit der fehlenden individuellen Rückzugsmöglichkeit argumentiert, warum die Wohnung größer werden müssen.

    Individuell Rückzug gibt es doch beim PKW - aber das ist dann wieder nicht korrekt.

    So dreht man sich jedenfalls unendlich im Kreis.

  • Zitat: „Die Frage, ob ein einziges Doppelbett auf Dauer gut ist für die Liebe, diese Frage sollten sich Raumplaner heute aber schon mal stellen.“

    Sie werden lachen, Frau Dribbusch: Das tun sie. Ernsthaft sogar. Die meisten allerdings nur so lange, bis einer kommt, der ihnen sagt: „Preisgestaltung geht dich nichts an, Raumplaner! Halt dich zurück!“

    Das, werte Frau Dribbusch, kommt davon. Davon, meine ich, dass sich zu viele Menschen über ihre Kompetenzen definieren. Über die Kompetenzen, meine ich, die sie sich mühsam genug angeeignet haben und die sie nicht unbedingt teilen wollen. Wo Menschen kleine Könige sind in abgegrenzten Königreichen, kann die freieste Gesellschaft nicht gut sein.

    Kein Bauunternehmer möchte sich von Raumplanern in seine ökonomische Zuständigkeit pfuschen lassen. Schon gar nicht, wenn er vermuten muss, dass seiner Konkurrenz nicht oder nicht im selben Maß in die Zuständigkeit gepfuscht wird. Die Bauunternehmer wollen auch gar nicht so genau wissen, mit welcher Begründung Raumplaner ihnen Grenzen setzen möchten. Geht sie ja angeblich nichts an. Unternehmer wollen auch morgen noch was unternehmen. Das ist einfach das Wichtigste hierzulande heutzutage.

    Umgekehrt möchten auch Planer frei entscheiden. Sie haben schließlich studiert und wissen, was sie tun (müssten). Dass Bauunternehmer den Kontakt zu den Vorgesetzten der Planer pflegen, weil sie - anders als Planer - jeden Monat neu zusehen müssen, wo das Geld für ihre Mitarbeiter herkommt, macht beide Seiten einander nicht unbedingt sympathisch. Zumal der Raumplaner dem profitorientierten Bauunternehmer sowieso nicht zwingend vertraut.

    Einer Journalistin kann das komplizierte Verhältnis zwischen Planer und Unternehmer natürlich egal sein. Wenn es so richtig knirsch im "System", ist das gut für ihr Geschäft. Wenn es hingegen reibungslos läuft, hat die Journalistin mangels Skandal nichts zu berichten. Spätestens dann fällt ihr auf, dass sie nicht verbeamtet ist und auch kein Unternehmen hat.

    • @mowgli:

      kurz - Flach - Fläche - Flächer.



      Voll Normal Ey.

  • Ist doch gut für den Klimaschutz.