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Die Kritik ist berechtigt aber leider teilweise nicht sonderlich zu Ende gedacht.
Es gibt nur wenig Lösungen bei Mangel: Man regelt es über Geld (das ist die Marktlösung), man regelt es über Bedürftigkeit (das ist etwa ein Teil der Wiener Lösung) oder etwa man regelt es über so etwas wie Wartefristen. Was anderes fällt mir nicht ein, es gibt leider auch in Wien nicht das Geld für Milliarden an Gemeindewohnungen.
Das Zitat "Der Markt gilt hier sogar als noch weniger reglementiert als in Deutschland" ist schlicht Unsinn. Die Mehrheit der Mietwohnungen in Wien ist Mietpreisreguliert und bei unbefristeten Verträgen darf nur mit der Inlfation angepasst werde nicht mit einem Mietspiegel der sich ins unendliche schraubt.
Die "Bedarfsprüfung" wird immer von den rechten PArteien gefordert. Sie würde aber die Durschmischung verhindern und diejenigen die sich etablieren aus den Bauten vertreiben. Gut wären Einkommensabhänguge Mieten wie sie ursprünglich in den 20ern mal vorgesehen waren.
Es gibt immer was zu verbessern!
Klar, jeder, dem es gerade einfällt, zieht in die Stadt und bekommt dort selbstverständlich sofort das Rundum-Sorglos-Paket zum günstigen Preis. In den Dörfen auch im Umland der Städte stehen die Häuser leer (bei Wien weiss ich das allerdings nicht) und die Dörfer veröden, aber es ist nun mal nicht hip und cool, da zu wohnen. Zugegebermaßen ist die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln oft schlecht. Da sollte investiert werden, nicht in das Zubauen auch noch des letzten Fleckchens Grün in den Städten. Zusätzlich sind Telearbeitsplätze zu schaffen, nicht jeder muss persönlich anwesend sein.
Hauptsache: Nörgeln... :-(
@Franny Berenfänger An sich wäre das ja eher was wo die Wiener meinen besser zu sein. Jetzt wollen die Piefkes schon beim Nörgeln besser sein!
Als Wiener wollte ich nur eines dazu angemerkt haben: Ich bin sehr froh, dass es soziale Durchmischung in wenigstens vielen Gemeindebauten gibt.
Zumindest aus einer linken Perspektive ist es völlig absurd, BewohnerInnen in immer knapper werdenden, leistbaren Wohnungen besser in Hinblick auf ihre Bedürftigkeit kontrollieren zu wollen… Es müssen ganz einfach (sic!) mehr Gemeindewohnungen her. Es ist eben sehr wünschenswert, wenn auch gut verdienende InformatikerInnen, RichterInnen usw. usf. dort – neben prekarisierten Scheinselbständigen, Arbeitslosen, Pflegekräften, HilsarbeiterInnen usw. usf. – wohnen. Ich will weder Viertel für Arme bzw. Reiche noch Häuser für Reiche bzw. Arme.
Ich selbst wohne in einer geförderten Wohnung (keiner Gemeindewohnung im engeren Sinn, auch wenn die Gemeinde Wien Eigentümerin ist) und erlebe es als sehr positiv, nicht nur mit "Meinesgleichen" zusammen zu wohnen. Die ca. 150 Parteien im Haus haben unterschiedlichste sozioökonomische und kulturelle Hintergründe. Ich verstehe wirklich nicht, wie man gegen so etwas (wenn auch nur ganz nebenbei) anschreiben kann…
Wenn mehr Leute in Gemeindewohnungen wohnen wollen als derzeit vorhanden sind (was der Fall ist), müssen mehr solche Wohnungen errichtet werden. Und dann kann man in einem Artikel darauf fokussieren, warum das in viel zu geringen Ausmaß passiert. Aber nein, der Fokus liegt bei den Gar-nicht-(mehr)-Bedürftigen…
Die Alternative sind Häuser für Arme, die großzügigerweise von der Allgemeinheit bereitgestellt werden; Almosen – Sozialbauten im schlimmsten Sinne des Wortes. Was ist daran so wünschenswert?
Warum soll die Allgemeinheit nicht einfach für leistbares Wohnen sorgen?
Vergleichen wir die Situation Wiens mit der anderer (westlicher) Metropolen - Berlin, Paris, London, oder kleinerer wie Hamburg, München, Amsterdam, Brüssel, ...
dann schneidet Wien sehr gut ab.
AUCH dank der Gemeindebauten und der sonstigen Wohnungsförderung für die Alteingesessenen.
Ich bin Münchner - und finde es schade, dass München nicht einen ähnlichen Weg gegangen ist. Nach dem Krieg wäre dieser andere, dieser soziale Weg im Wohnungsbau, in der Stadtplanung, etc. möglich gewesen.
Ich gratuliere den Wienern zu ihren 100 Jahren Gemeindebau!
Ich kann diesen ganzen Wien Hype auch nicht so richtig nachvollziehen (und hinterfrage dies in vielen Beiträgen). Nur die hier kritisierte Privilegierung der Alteingesessenen finde ich halt an Wien einen echten Vorteil. Dies sollte auch für Berlin übernommen werden.
Auch wenn es vielen nicht mit rechten Dingen zugeht Wien hat einiges richtig gemacht.
Natürlich muss immer auch aktiv etwas getan werden, aber wenn ich mit anderen Städten vergleiche ist Wien immer noch leistbarer.
Die Tochter einer Freundin hat sich für eine Gemeindewohnung angemeldet ohne Bezihungen und hat auch eine auf legalem Wege bekommen.
Mensch Leute. Es gibt so etwas wie Naturgesetze. Was soll man denn gegen die Wohnungsnot machen? Alle Grünflächen vollbauen? Überall drei Stockwerke draufsetzen?
Faktum ist, dass mehr Menschen in den attraktiven Städten wohnen wollen, als vom Platz her möglich ist. Das kann man regeln, indem man das dem Markt überlässt, also über den Preis.
Oder Man kann die Leute schützen, die zwar wenig Geld haben ,aber schon ihr ganzes Leben da waren.
Was man nicht kann, ist genügend Wohnungen in bester Innenstadtlage mit ausreichend Grünanlagen und öffentlichen Einrichtungen in der Nähe herbeizaubern.
Das Leben ist nun mal kein Computerspiel und keine Allmachtsphantasie. Es erfüllen sich nicht alle Wünsche.
@Breitmaulfrosch Was man nicht kann, ist genügend Wohnungen in bester Innenstadtlage mit ausreichend Grünanlagen und öffentlichen Einrichtungen in der Nähe herbeizaubern. - und das auch noch kostengünstig!
Besser kann man s nicht zusammenfassen! Danke
@Breitmaulfrosch Nicht nur die "Naturgesetze" sind es, sondern auch die "Marktgesetze" -- sprich Spekulation.
Es ist kein Zufall, dass die Explosion, die wir gerade beobachten während einer Zeit der niedrigen Zinsen stattfindet.
"Spekulanten" haben halt gerne ihre "Kunden" in der Zange (mir lag eine etwas unfreundlichere Wortwahl auf der Zunge).
Dagegen gilt es, etwas zu tun. Denn im Gegensatz zu Naturgesetzen [1] sind Marktgesetze lediglich Übereinkünfte, die das Zusammenleben ermöglichen sollen -- und kein Schicksal.
[1] Bei den Naturgesetzen braucht es halt Erfindungsreichtum. Weniger Quadratmeter pro Person (in der Stadt leichter möglich). Autos raus (verbrauchen zu viel Fläche -- in der Stadt auch viel leichter möglich). Usw.
@tomás zerolo Völlig richtig. Es ist doch krank Autos statt Menschen Platz einzuräumen
@Breitmaulfrosch Muss Ihnen recht geben. Alteingesessene haben auch bei schwachen Einkommen die reale Möglichkeit eine günstige Wohnung zu bekommen. Neuhinzugezogene müssen sich ein paar Jahre durchwurschteln.
Das es keine regelmäßige Bedürfniskeitsprüfung gibt, ist ein Unding, was leider auch in anderen Städten grassiert. Hier sei nur Paris genannt. Vor ein paar Jahren gab es ja deswegen ein medialer Aufschrei, da hier die Eliten diese Wohnungen haben.
Möchte aber noch anmerken wie die taz abgehen würde wenn nach fehlender Bedürftigkeit die Wohnung los ist: Junges Paar mit Kind und guten Einkommen muss raus oder die besagte Seniorin müsste zwei Straßen weiter in eine Zweizimmerwohnung...
Nur als heterosexueller, non poc cis-Mann mit MINT-Studium und entsprechenden Job wärst du Auszugsberechtigt... aber Spaß beiseite, auch für die hat die taz (manchmal) ein Herz
Wer 2 Jahre in einer Stadt lebt, ist also ein "Alteingesessener"?
@Zven Wenn er so gut nörgeln kann sicher!
Steigende Mieten in Großstädten: Pseudovorbild Wien
Wenn es ums Mieten geht, blicken viele Großstädte neidisch auf Wien. Ein Trugschluss, denn die Stadt privilegiert vor allem die Alteingesessenen.
Blick auf die Wiener Altstadt: Da wohnt man doch gern Foto: dpa
Fällt der Name Wien, bekommen viele glänzende Augen: Diese wunderschönen Altbauten, diese alten Kaffeehäuser, und dazwischen das Rattern der Pferdekutschen über Kopfsteinpflaster. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, auch was Wohnraum und Mietpreise angeht. Anders als etwa in Berlin, wo gerade über Mietendeckel und Enteignung diskutiert wird, gilt Wien stets als absolutes Positivbeispiel, das seit Jahren alles richtig macht. Die Schlussfolgerung lautet dann oft: Andere Metropolen müssten sich nur an der österreichischen Hauptstadt orientieren.
Der sehnsüchtige Blick in Richtung Südosten gilt vor allem den viel gepriesenen Gemeindebauten, von der Stadt Wien errichtet und zu einem gedeckelten Quadratmeterpreis von um die 5 Euro vermietet, plus Betriebskosten und Steuern. 32 Prozent der Mietwohnungen gehören der Stadt, weitere 26 Prozent fördert sie. Oft sind es beeindruckende Bauten, luftig durchzogen von grünen Innenhöfen. Für Mieter*innen in anderen europäischen Großstädten klingt das nach gelebter Utopie.
Dabei haben viele Menschen in Wien gar keinen Zugang zu diesen Wohnungen. Nur wer dort mindestens zwei Jahre hauptgemeldet ist, kann sich bewerben. In der Realität muss man oft viel länger warten. Menschen, die neu nach Wien ziehen, etwa Studierende aus anderen Bundesländern oder Migrant*innen, haben erst mal keine Chance auf eine geförderte Wohnung. Und gerade diese Gruppen sind auf günstigen Wohnraum angewiesen. Selbst wer Anspruch hat, muss von dieser Möglichkeit erst einmal erfahren und beim Bewerbungsverfahren durchsteigen. Für Nichtmuttersprachler*innen schier unmöglich.
An eine Wohnung im Gemeindebau zu kommen ist auch deshalb schwierig, weil diejenigen, die einmal eine ergattert haben, diese so schnell nicht wieder hergeben. So wohnt ein Bekannter seit seiner Studienzeit in einer Zweizimmerwohnung im Gemeindebau in bester Lage. Obwohl er heute als Informatiker ziemlich gut verdient, zahlt er für 55 Quadratmeter keine 500 Euro warm, inklusive Strom und Internet. Müsste er sich die Wohnung frei finanzieren, würde er locker 1.000 Euro hinblättern, sagt er selbst. Schön dumm, wer so eine Wohnung wieder abgibt. Im selben Haus wohnt auch eine ältere Frau allein in einer Dreizimmerwohnung, über die sich so manche Familie sicher freuen würde.
Natürlich kann man von einer 80-Jährigen nicht verlangen, umzuziehen. Die Gerechtigkeitsfrage drängt sich hier trotzdem auf. Denn um die geförderten Wohnungen entsteht oft ein dubioses Geschacher: Einzelne Zimmer und ganze Wohnungen werden illegal untervermietet oder durch das „Eintrittsrecht“ legal an Familienmitglieder weitergereicht – ohne dass die Bedürftigkeit noch mal geprüft würde. Denn das geschieht nur beim Einzug. In Wien kennt man deshalb Politiker und Richterinnen, die im Gemeindebau wohnen. Währenddessen werden die Wartelisten für Menschen, die auch mal gerne dran wären, immer länger. So hilft der Gemeindebau vor allem jenen, die schon lange in Wien wohnen, ganz nach dem Motto: Wiener first!
Bei regulären Wohnungen hat sich die unsägliche Praxis eingebürgert, Mietverträge zu befristen
Dabei wächst Wien – verhältnismäßig sogar noch schneller als Berlin. Voraussichtlich 2027 wird die österreichische Hauptstadt die 2-Millionen-Marke knacken. Wo sollen diese neu Zugezogenen also hin? Ihnen bleibt abseits der Gemeindebauten und genossenschaftlich geförderten Wohnungen nur der freie Mietmarkt, der immerhin noch über 40 Prozent ausmacht. Dort steigen die Preise extrem, auch in Wien. Der Markt gilt hier sogar als noch weniger reglementiert als in Deutschland.
Laut einer Studie der Plattform Immobilienscout24 aus dem Vorjahr ist in Wien das Mieten auf dem privaten Markt gemessen an der Kaufkraft sogar teurer als in Berlin. Wiener*innen geben dort für die Miete einer durchschnittliche Wohnung 55 Prozent ihres Nettoeinkommens aus, Berliner*innen 46 Prozent. Und obendrein hat sich die unsägliche Praxis eingebürgert, vor allem befristete Verträge zu vergeben. Menschen, die aus verschiedenen Gründen keinen Anspruch auf eine Wohnung im Gemeindebau haben, sind diesem Mietmarkt ausgeliefert.
Auch Wien ist nicht gefeit vor Gentrifizierung. Als Studentin habe ich im 15. Bezirk gewohnt, der als schmuddelige Ecke galt. Als ich vor Kurzem dort war, habe ich meine alte Straße kaum wiedererkannt: Die meisten Imbisse, schummrigen Kneipen und der kleine Laden für Briefmarkensammlungen waren verschwunden. Stattdessen ein hipper Taco-Laden und ein Bioladen. Mein altes, damals noch kackbraunes Wohnhaus erstrahlt jetzt in grellem Weiß. Wegen der Sanierung mussten meine WG und die anderen Mieter*innen damals ausziehen. Zwar verläuft Gentrifizierung in Wien noch sanfter als anderswo, Verdrängung gibt es aber auch hier.
Eigene Strategien finden
Ganz so neidisch müssen andere Großstädte also nicht auf Wien schauen, das gerade 100 Jahre Gemeindebau feiert. Darauf darf sich auch Wien nicht ausruhen, wenn so viele Menschen gar keinen Zugang zu diesem günstigen Wohnraum haben. Außerdem hatten die Gemeindebauten dort 100 Jahre Zeit, zu wachsen. Berlin und Co können das gar nicht so schnell aufholen. Sie müssen andere, eigene Strategien finden, um mit Wohnungsmangel umzugehen.
Andere Städte sollten weniger auf den Gemeindebau, dafür mehr auf die Bodenpolitik und die Bautätigkeiten der österreichischen Hauptstadt schauen. Beim Neubau kommt Wien dem Bedarf nämlich besser nach als viele deutsche Großstädte. Auf ehemaligen Bahnhofsarealen entstehen derzeit Stadterweiterungsprojekte, mit der Seestadt Aspern wird vor den Toren Wiens gerade eine ganze neue Stadt inklusive See und erweiterter U-Bahn-Linie fertiggestellt. Also lieber nicht neidisch 100 Jahre zurückblicken, sondern mit innovativen Ansätzen in die Zukunft.
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Kommentar von
Jana Lapper
Redakteurin
Jahrgang 1991. Seit 2018 bei der taz, seit 2019 als Redakteurin im Auslandsressort mit Schwerpunkt online und Südosteuropa.
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