„Global Forest Watch“ und Abholzung: Regenwälder in Flammen

2020 ist die Abholzung des Regenwalds um 12 Prozent gestiegen, sagt die Umweltplattform „Global Forest Watch“. Verantwortlich sei Landwirtschaft.

Luftaufnahme: Sojafelder und Regenwald

Fein säuberlich abgeholzt: Amazonas, der an ein Sojafeld grenzt Foto: Leo Correa/ap

BERLIN taz | Die globale Waldzerstörung schreitet auch in Coronazeiten ungebremst voran. Nach einer von der internationalen Umweltplattform „Global Forest Watch“ veröffentlichten Auswertung von Satellitendaten wurde im vorigen Jahr rund um den Globus eine Gesamtfläche von 4,2 Millio­nen Hektar an tropischem Primärwald vernichtet. Dies entspricht der Fläche der Niederlande und war eine Zunahme um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2019.

Am schlimmsten wütete der Kahlschlag in Brasilien. 1,7 Millionen Hektar des Amazonas-Regenwaldes wurden durch Feuer oder Abholzung vernichtet – eine Zunahme um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. An zweiter Stelle der Waldvernichter steht die Demokratische Republik Kongo. Die dort abgeholzte Fläche war etwa ein Drittel so groß wie die in Brasilien.

Der stärkste Treiber ist, wie sich aus den Satellitendaten ergibt, die landwirtschaftliche Nutzung. Aber auch extreme Hitze und Dürre lösten zahlreiche riesige Brände aus, die zur Vernichtung großer Waldflächen in Brasilien, Australien und Sibirien führten.

Die Expertin Frances Seymour vom unabhängigen Umwelt-Thinktank World Resources Institute (WRI) in Washington bezeichnete das Ausmaß der Regenwaldzerstörung als „Klimanotstand“. Laut dessen Plattform „Global Forest Watch“ wurden im vergangenen Jahr durch die Vernichtung der Wälder 2,64 Milliarden Tonnen Kohlendioxid freigesetzt. Das entspricht den Emissionen von 570 Millionen Autos.

Bolsonaro kürzte Umweltschutzprogramme

In Brasilien hat die Abholzung des Amazonas unter dem rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro drastisch zugenommen. Bolsonaro hatte die Finanzmittel für Umweltschutzprogramme gekürzt und die Öffnung von Schutzgebieten für Landwirtschaft und Bergbau vorangetrieben.

Es sei „herzzerreißend“ zu sehen, wie sich die Zerstörung des Regenwaldes in Brasilien wieder beschleunigt habe, sagte Waldexpertin Seymour. Neben dem Ausstoß von Treibhausgasen durch die Brände wirkt der Verlust seltener Tier- und Pflanzenarten besonders schwer. Der Amazonas gilt als die globale „Schatzkammer“ der Biodiversität.

An der Tropenwaldvernichtung sind aber auch die Industrieländer nicht unschuldig. Der Konsum von importierten Nahrungsmitteln und anderen Verbrauchsgütern in wohlhabenden Ländern führt zu massiver Abholzung von Wäldern in vielen Regionen der Welt. Umweltforscher haben jetzt in der Fachzeitschrift Nature Ecology & Evolution einen „Tropenwald-Fußabdruck“ berechnet.

Danach ist jeder Bürger der G7-Industriestaaten durch seinen Konsum für die Abholzung von 58 Quadratmetern Wald pro Jahr indirekt verantwortlich. Die Produkte mit der größten Waldschadens-Wirkung sind Rindfleisch, Soja, Kaffee, Kakao, Palmöl, Holz und weitere Rohstoffe.

Weniger Fleischkonsum würde helfen

„Die Zusammenhänge sind in der Wissenschaft und der Politik im Prinzip lange bekannt“, sagt Geograf Florian Zabel von der Ludwig-Maximilians-Universität München in einer Kommentierung der Studie. Es gebe zwar Zertifizierungssysteme, die eine weitere Abholzung unterbinden sollen. Doch ein „intensiveres Monitoring und ein stärkerer Fokus auf ökologische und soziale Schäden“, etwa in Handelsabkommen, wären wichtig.

„Ein reduzierter Fleischkonsum in den Industrieländern hätte einen großen Effekt auf den ‚Deforestation-Footprint‘, da diese durch den Anbau von Futtermitteln und Weideflächen die größten Flächen in Anspruch nehmen“, so Zabel. Außerdem ergäbe sich dabei die größte Klimawirkung.

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