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Gewalt in der PartnerschaftHinter verschlossener Tür

Jede vierte Frau erfährt Gewalt in der Partnerschaft. Auch Frauengewalt an Männern gibt es, doch diese ist sehr selten und auch nicht so brutal.

Zumeist sind es die Männer, die zuschlagen Foto: dpa

Im November 2016 schleift ein Mann seine Frau an seinem Auto hinter sich her. Die Frau hängt mit einem Strick um den Hals an der Anhängerkupplung, der Mann rauscht mit 80 Sachen durch die Straßen von Hameln in Niedersachsen. Vorher hat er mehrfach mit einem Messer auf die Frau eingestochen.

Anfang April dieses Jahres beobachten Autofahrer, wie ein BMW auf der Haseltalbrücke im Spessart in Bayern mit der Leitplanke kollidiert. Sie wollen zu Hilfe eilen. Doch als der Fahrer aus dem Wagen steigt, stürzt er sich – nach kurzem Wortwechsel – unvermittelt über das Brückengeländer in die Tiefe. Die Augenzeugen sind geschockt. Zu jenem Zeitpunkt wissen sie noch nicht, dass auf dem Beifahrersitz im Unfallauto eine Leiche liegt – die der Exfreundin des Mannes. Er hat sie vorher erstochen.

Das sind zwei – zugegeben äußerst krasse – „Beziehungstaten“, deren Brutalität öffentliche Aufmerksamkeit erregte. Die meisten Fälle von Partnerschaftsgewalt bleiben unerkannt. Bestenfalls erfährt die Polizei davon, wenn sie gerufen wird. 128.000 Delikte von Partnerschaftsgewalt – Mord, Totschlag, Körperverletzung, Stalking, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung – zählt die Polizeiliche Kriminalstatistik im Jahr 2015. In 82 Prozent sind die Opfer weiblich, in 80 Prozent die Täter männlich.

Einer umfangreichen Studie des Familienministeriums zufolge erlebt jede vierte Frau zwischen 16 und 86 Jahren körperliche und psychische Gewalt – vom aktuellen oder Expartner. 20 Prozent der Frauen haben mittlerweile digitale Gewalt erfahren: Hassmails, -posts und -kommentare im Internet, Identitätsdiebstahl und intime Fotos, die veröffentlicht werden. Die Datenlage ist eindeutig: Partnerschaftsgewalt ist Gewalt an Frauen.

Und doch erfährt das Thema Gewalt an Männern publizistische Konjunktur. In kurzer zeitlicher Abfolge berichten Welt, Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung über Männer als Opfer – und Frauen als Täterinnen. Die Texte tragen Titel wie „Wenn Frauen zuschlagen“ und „Wenn Männer von Frauen geschlagen werden“. Mitunter entsteht ein Eindruck, der diametral zu den bisherigen Darstellungen von Partnerschaftsgewalt steht: Männer seien ebenso Opfer wie Frauen.

Männer schlagen Männer

Stimmt das? Laut Polizeistatistik werden zwar mehr Männer als Frauen verprügelt, ermordet, bedroht, gestalkt, unter Druck gesetzt. In der Regel aber nicht von ihren aktuellen oder früheren Freundinnen und Ehefrauen, sondern von anderen Männern. Die Übergriffe passieren zudem meist nicht in den eigenen vier Wänden, wie bei Partnerschaftsgewalt, sondern im öffentlichen Raum: in Restaurants, Kneipen, Spielhallen, Parks. Täter und Opfer kennen sich zum Tatzeitpunkt in der Regel nicht.

Partnerschaftsgewalt

Die Forschung: Gewalt an Frauen ist mittlerweile gut erforscht, Übergriffe auf Männer dagegen nur marginal. Als Grund dafür nennen WissenschaftlerInnen vor allem das verhaltene Redebedürfnis männlicher Gewaltopfer. Die Ursache hierfür, so die ForscherInnen, sei ein nach wie vor stark vorherrschendes Geschlechterbild, nach dem Männern eher Stärke zugeschrieben wird. Opfer zu sein passt nicht in dieses Bild.

Die Gesetze: Seit 2002 gilt das Gewaltschutzgesetz, das Opfer vor häuslicher und vor Partnerschaftsgewalt schützen soll. So können TäterInnen aus der Wohnung gewiesen werden, der Kontakt zum Opfer kann verboten werden. Seit 2016 wird Stalking, das direkte und indirekte Verfolgen und Belästigen von Personen, härter bestraft. Danach drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis, wenn sich der Täter dem Opfer unerlaubt nähert. Ebenso verboten sind Briefe, Anrufe, E-Mails, SMS und andere Kommunikationswege. Durch den Passus „Nein heißt Nein“ wurde im Sommer 2016 das Sexualstrafrecht verschärft: Jetzt können unerlaubte sexuelle Handlungen auch dann als Vergewaltigung eingestuft werden, wenn sich das Opfer nicht aktiv wehrt. Es reicht, dass sich der Täter über den erkennbaren Willen des Opfers hinweggesetzt hat.

Doch Übergriffe von Frauen auf Männer sind kein Mythos. Immerhin waren 18 Prozent der Opfer von Partnerschaftsgewalt im Jahr 2015 Männer. Sie wurden geschlagen, angespuckt, psychisch fertig gemacht, gestalkt – von homosexuellen Partnern, aber auch von Frauen.

Und doch gibt es wesentliche Unterschiede zur Männergewalt an Frauen: Die Schläge, die Frauen austeilen, sind in der Regel nicht so heftig wie die von Männern. Das belegen zahlreiche Studien. Frauen werden häufiger mit schweren und dauerhaften Körperverletzungen und psychischen Schäden in Kliniken eingeliefert als Männer.

Taktische Gegenanzeigen

Außerdem nehmen Frauen Gewalt sensibler wahr. Antigewalttrainer, die mit männlichen Tätern arbeiten, berichten, dass Frauen schon einen leichten Schubs, den sie einem Mann verpasst haben, als Gewalt definieren. Männer hingegen würden diesen Schubs kaum spüren, geschweige denn es Gewalt nennen.

Trotzdem zeigen manche Männer ihre Partnerin an, wenn sie sich mit einem mehr oder weniger leichten Schlag gewehrt hat. So hat der Mann etwas ­gegen die Frau in der Hand. Die Polizei spricht dann von „taktischen Gegenanzeigen“ der Männer, die in die Polizeistatistik miteinfließen.

Das Buch

Simone Schmollack: „Und er wird es wieder tun“, Westend Verlag, Frankfurt 2017, 240 Seiten, 18 Euro.

Gewalt von Frauen an Männern darf nicht verharmlost werden. „Häusliche Gewalt ­gegen Frauen, gegen Männer, gegen Kinder ist keine Privatsache. Das ist eine Straftat – und muss entsprechend verfolgt werden“, sagt Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamtes. Ungeachtet dessen ist Gewalt an Männern unzureichend erforscht. Es fehlen insbesondere qualitative Erhebungen: über Täter und Opfer, zu Verhalten und Motiven, zu Konfliktlagen und Gewaltspiralen.

ForscherInnen beklagen immer wieder, dass solche Erkenntnisse schwer zu bekommen seien. Weil Männer kaum über ihre Gewalterlebnisse reden. Eine Ursache hierfür scheint das archaische Geschlechterbild zu sein, dem zufolge ein „richtiger“ Mann potent, agil, aktiv ist, jemand, der eher angreift als angegriffen wird.

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37 Kommentare

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  • In beiden Fällen waren leider ausländische Mitbürger die Täter.

     

    Hier geht es viel um Ehre.

     

    Warum kann man nicht überlegen wie man die ausländischen Frauen vor diesem Tätern schützt?

     

    Was kann man gegen dieses mittelalterliche, archaische Verhalten tun?

  • Teil 1

     

    Diesem Thema kann man sich nur psychologisch fundiert nähern. Das Beklagen der häuslichen Gewalt kratzt lediglich an der Oberfläche. Dem eskalierenden Gewaltausbruch, der zu Anzeigen, Trennungen, schweren Verletzungen führt, geht meist eine Entwicklung voraus, die auch vom Opfer nicht als so schwerwiegend wahrgenommen wird. Und das hat mit Fehlkonditionierung zu tun. Eine Frau, ggf. ein Mann haben oft kindheitsbezogenen Gewalthintergrund, aus der heraus es als relativ normal angesehen wird, ein gewisses Maß an Gewalt aushalten zu müssen; Es paradoxer Weise geradezu als Indiz der familiären und Partnerrollen-Stabilität angesehen wird. Hintergrund bei einer solchen Frau ist nicht selten, dass deren Vater ähnlich mit Frau und Kindern so umgegangen ist. Der Vater spielt bei der Vorstellung von einem späteren Mann für die Tochter eine nicht unwesentliche Rolle, genauso wie die Mutter für die Partnerwahl des Sohnes. Es ist also entscheidend für das spätere "Beuteschema" des Kindes, wie die Eltern charakterlich beschaffen sind. Das Kind sucht in der Wahl des Partners die Fortsetzung des kindlichen Existenzbestrebens; Der starke Mann, die sich unterwerfende Frau; ggf. umgekehrt. Es fällt auf, dass Frauen oft immer wieder an solche tyrannisierenden Männer geraten. Soll heißen, dass die starren Schemata am Wirken sind, die nicht nur im gewaltbereiten Mann, sondern auch in der geschundenen Frau angelegt sind. Eine selbstbewusste Frau wird sehr früh handeln, wenn nur geringe Anzeichen von Ermächtigung des Mannes auftreten.

  • Teil 2

     

    Diese ist aber in der Partnerwahl schon auf den respektvollen Mann fixiert, wie dieser Mann auf die verantwortungsvolle, selbstbewusste Frau. Es hat also mit Selbstbewusstsein zu tun und in der lange anhaltenden Gewaltpartnerschaft gibt das Gewaltopfer die Verantwortung mit dem Preis der Hinnahme von Gewalt an den gewalttätigen Partner ab; Eine fatale Konstellation. Wer hier vorschnell von victim blaming spricht, sollte sich psychologisch mit dem Phänomen auseinandersetzen, um die Ganzheitlichkeit des Problems zu erkennen. Das Gewaltopfer als rein zu markieren, geht zu kurz, um eine Lösung zu erreichen. Beide, der Täter und das Opfer sind Menschen, deren Selbstbewusstsein schwach ausgeprägt ist, um eigenverantwortlich diese Gewaltausbrüche zu vermeiden. Die Wächterfunktion über gewaltfreie Partnerschaften kann nicht überwiegend von außen, sprich von der Gesellschaft übernommen werden, da sich Gewalt oft nur verborgen abspielt. Der Wächter darüber kann effektiv nur der Betroffene selbst sein. Die Gesellschaft muss die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass die Eigenverantwortung durch Persönlichkeitsentwicklung dafür entstehen kann, und die entsteht im Gro nur in der Kinderstube. Die Frau ist das Opfer ihres schlagenden Mannes. Der gewaltvolle Mann ist Opfer seiner kindlichen Prägung und riskiert seine familiäre Basis, wie der der Frau und hier setzt es sich fort: der Kinder. Es ist leicht, von erwachsenen Menschen zu reden, die dem Kopf ja nicht nur zum Haare schneiden haben, aber erwachsen sind diese Menschen nicht wirklich; Sie werden nur via Alter und Gesetz dazu erklärt, doch von Schuld ist eben dadurch nur bedingt zu sprechen, auch wenn Gewalt immer verurteilungswürdig ist.

    • @lions:

      Danke.

      So sehen Ansätze jenseits des Affirmativen aus -

      Licht auf gewaltgesteuerte Verschränkungen in der -

      Paarbeziehung = Zweier-Sekte (iSv - M.L. Moeller) -

      Zu richten & Lösungsansätze auszuloten.

       

      (ps - auch schön: - product-placement - der besonderen Art -

      Schnackeldidackel & ... Nej tak!)

  • "ForscherInnen beklagen immer wieder, dass solche Erkenntnisse schwer zu bekommen seien."

     

    Mir kommen die Tränen! Wo sind denn die Forschungsmittel für solche Studien?

     

    Mit relativ einfachen Mitteln hat man in Eichstätt herausgefunden, dass - zumindest in Bayern - die Männer sehr wohl gesprächig sind und dokumentierten eine überaus überwältigende weibliche Gewalt:

     

    1) 2002, 1236 Interviews, Seite 9

    "Es ist bemerkenswert, dass Männer signifikant häufiger als Frauen angeben, schon einmal Opfer geworden zu sein (6,0% gegenüber 2,7%)." http://www.ku.de/fileadmin/190302/Agora/Agora_1_2002_01.pdf

    2) 2007, Befragung von 1003 Männer, Seite 30

    "Der Anteil der „gewalterfahrenen“ Männer war erstaunlich hoch: 84% (847) hatten in ihrer derzeitigen bzw. in der letzten Partnerschaft, mindestens einmal Gewalt erfahren und 27% (271) lebten sogar in einer stark Gewalt belasteten Beziehung.“ http://www.ku.de/fileadmin/190302/Agora/Agora_1_2009.pdf

  • "Taktische Gegenanzeigen"??

     

    Männer werden der Wohnung verwiesen, obwohl keine objektive Gründe dafür sprachen.

     

    „Schon aus dem Einsatzprotokoll geht deutlich hervor, dass die Beigeladene von sich aus weder den Polizeieinsatz noch die Verhängung eines zehntägigen Rückkehrverbots gegenüber dem Antragsteller für geboten gehalten hat.“

    OVG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 14. Mai 2012 - Az. 5 B 599/12 https://openjur.de/u/455396.html

     

    Dieser Fall beweist, dass die Polizeieinsatzkräfte oft übereifrig "häusliche Gewalt" diagnostizieren, wo es nicht der Fall war.

     

    Die Statistik der ANZEIGEN wird aber nicht korrigiert.

     

    Journalistinnen wie Frau Schmollack machen regelmäßig den Fehler die Tat-Verdächtigen mit den Tätern zu verwechseln.

     

    Dabei fällt dieser Art des feministischen Journalismus nicht auf, dass bei der Statistik der Anzeigen Falscheinordnungen und Falschbeschuldigungen dabei sind.

     

    Insoferne ist die Feststellung, dass immer mehr Journalisten diesem Sexismus nicht mehr folgen, nichts anderes, als die Feststellung, dass feministische Lügen nicht mehr ziehen.

    • @Mike54:

      ich war mal mit einem gewalttätigen mann zusammen - als er im drogentausch ausgeflippt ist,mich verprügelte und mit selbstmord drohte ,rief ich die polizei.(ich war damals 17 jahre alt) - die standen dann vor meiner tür und sagten,solange der sich nicht wirklich was angetan hat,könnten sie nichts machen.

      meine erfahrung ist also eine ganz andere als ihre.

      sind das vielleicht patriarchale Lügen,die sie da erzählen?

      • @pippilotta_viktualia:

        "mich verprügelte" und "solange der sich nicht wirklich was angetan hat" sind zwei vollkommen unterschiedliche Handlungen.

         

        Bei der ersten wären Sie das Opfer gewesen (und vom Gewaltschutzgesetz geschützt), bei der zweiten wäre er selbst das Opfer gewesen.

         

        Daher: Wie genau lauten Ihre Erfahrungen?

         

        Wie in dem von mir verlinkte Fall dargestellt, gab es offensichtlich kein Anlass zur Wegweisung aus der Wohnung.

         

        Wenn die Polizei ihn nicht aus der Wohnung verwiesen hatte, dann bestand selbst für die Polizei keine Veranlassung, gegen den Mann vorzugehen.

         

        Mehr noch, wenn er Suizid-gefährdet war, dann war es unterlassene Hilfestellung Ihrerseits. Sie hätten den Notarzt rufen müssen, nicht die Polizei.

         

        Sollte ich jetzt nun in Ihrem Tonfall fragen, ob das Ihrer feministischer Einstellung zu verdanken ist?

         

        Ich meine:

        a) die unterlassene Hilfestellung

        b) die verworrene Darstellung des Falles?

      • @pippilotta_viktualia:

        Ich denke, es können durchaus unterschiedliche Ausgangssituationen vorherrschen. Beides findet statt. Meine ja auch subjektive Wahrnehmung dessen ist aber, dass eine manipulative Falschbeschuldigung doch eher in der Minderzahl ist.

        • @lions:

          Ob die manipulativen Falschbeschuldigungen in der Minderzahl oder Mehrzahl sind, lässt sich tatsächlich nicht mit Sicherheit sagen. Da aber die Zahl der Einstellungen der Verfahren wahnsinnig hoch ist (über 80%), besteht der gerechtfertigte Verdacht, dass viele dieser Fälle viel zu hoch angehängt werden.

           

          Wie man unschwer der folgenden, ebenfalls bayrischen, Studie entnehmen kann, ist die Einschätzung der Zahl der Falschbeschuldigungen durch die bearbeitenden Sachbearbeiter ebenfalls wahnsinnig hoch.

           

          Siehe Graphik 39, "mit hoher Wahrscheinlichkeit Vortäuschung" und "eher Vortäuschung" ergeben zusammen über 63%! http://www.polizei.bayern.de/content/4/3/7/vergewaltigung_und_sexuelle_n_tigung_in_bayern_bpfi.pdf

  • Leider gibt es zur Zahl der Einstellungen der Verfahren nur Daten aus Berlin.

     

    Die Amtsanwaltschaft Berlin hat im Jahr 2013, 13702 Verfahren abgeschlossen. 11064 Verfahren wurden eingestellt!

     

    Das sind 82,4% eingestellte Verfahren!

     

    In 434 Fälle davon wurde der Privatklageweg weiterverfolgt. 320 Anklageerhebnungen fanden statt. Siehe Seite 8, http://bit.ly/2p5cwQY

     

    Das sieht also sehr stark nach gewaltiger Übertreibung und künstlicher Inflation der Gewaltzahlen aus. Es ist bezeichnend für die Diskussion dazu, dass die Zahl der Einstellungen und der Falschbeschuldigungen immer unter dem Teppich gekehrt wird.

  • "Die Datenlage ist eindeutig: Partnerschaftsgewalt ist Gewalt an Frauen."

     

    Wenn das Bundesfrauenministerium nur Studien in Auftrag gibt, die NUR die Gewalt gegen Frauen erfasst, dann haben wir eine eindeutige Diskriminierung der Männer.

     

    Hier wird gemäß dem Motto verfahren: Das Leben der in der Partnerschaft ermordeten Männer ist nicht der Rede wert, also unwert.

     

    International anerkannte Studien, die eine Paritätet der Geschlechter bei der Partnergewalt belegen, werden hartnäckig ignoriert.

     

    Sie machen es denjenigen, die behaupten, dass die Presse uns nicht die Wahrheit sagt, besonders leicht, denn ein jeder kann diese seriöse Studien im Netz finden:

    1) „Wenn Frauen zuschlagen“, Bild der Wissenschaft 8/2006 http://www.bild-der-wissenschaft.de/bdw/bdwlive/heftarchiv/index2.php?object_id=30710972

    2) Bastian Schwithal, Dissertation, „Weibliche Gewalt in Partnerschaften. Eine synontologische Untersuchung“

    "Das Verhältnis von Männern und Frauen im Hinblick auf "verübte Gewalt" ist 47,0% zu 53,0%. Bei "erlittener Gewalt" ergibt sich hinsichtlich der Geschlechtsverteilung folgendes Bild: 52,3% Männer gegenüber 47,7% Frauen hatten schwere Gewaltformen durch einen Intimpartner erlitten.“ http://www.cuncti.net/haltbar/112-haeusliche-gewalt-gegen-maenner-ein-feministisches-tabu

    3) Eine der vollständigsten Liste mit Studien zur Partnergewalt: http://web.csulb.edu/~mfiebert/assault.htm

  • "128.000 Delikte von Partnerschaftsgewalt – Mord, Totschlag, Körperverletzung, Stalking, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung – zählt die Polizeiliche Kriminalstatistik im Jahr 2015. In 82 Prozent sind die Opfer weiblich, in 80 Prozent die Täter männlich."

     

    Die Zeitreihentabellen der PKS geben diese Zahlen nicht her.

     

    Die Tabelle 92 "Opfer - Tatverdächtigen - Beziehung" weist für das Jahr 2015, 148912 weibliche und 55888 männliche Opfer aus, bei Ehe, Partnerschaft einschliesslich Angehörige?

     

    Das sind nach Adam Ries 27,3% männliche und 72,7% weibliche Opfer. https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/PolizeilicheKriminalstatistik/2015/Zeitreihen/Opfer/tb92_OpferTatverdaechtigenBeziehungInsgesamtAb2000_excel.xlsx?__blob=publicationFile&v=3

     

    Daher wäre ich sehr dankbar, wenn die Autorin die Datenbasis auf der sie sich bezieht verlinken würde. Da werden offensichtlich 10% zu viele weibliche Opfer gezählt, also die übliche feministische Übertreibung.

  • @Michael Bolz: „was mir (ganz persönlich) aber aufstößt - und darum geht es mir eben - ist, dass sie die 70% - die meinen sie doch, wenn sie von 30% gewalt gegen männern sprechen? - nicht berücksichtigen mögen. oder wie?“

     

    Ich glaube, jetzt habe ich Ihren Einwand verstanden. So war es selbstverständlich nicht gemeint. Natürlich sollen die 70% angemessene Hilfe erhalten. Wo lesen Sie heraus, dass ich das nicht will? Ich erwarte nur, gerade in einer Stadt wie Berlin, in der Gender Budgeting großgeschrieben wird, dass Männer *entsprechend ihres Anteils* die analogen Mittel für Hilfe erhalten wie Frauen, wenn es sich wie hier um die gleiche Straftat handelt. Jetzt kann man sicherlich noch um Kleinigkeiten feilschen, aber darum geht es mir nicht. Es geht mir darum, dass mir in Berlin nicht ein einziges mit Steuermittel gefördertes Projekt bekannt ist, 2008 aber schon in der Berliner Morgenpost zu lesen war (Artikel nur noch für Abonnenten, zu denen ich nicht gehöre), dass der Senat 6 Millionen für die Bekämpfung häuslicher Gewalt gegen Frauen ausgegeben hat. Für Männer, obwohl die Zahlen ähnlich waren (ca. 25%), gab es damals schon nichts (https://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article102533952/Zuflucht-fuer-3000-geschundene-Seelen.html#). Und das ist das Problem. Dem einzigen Männerhaus in Berlin wurde, stand Anfang 2016 (und ich glaube nicht, dass sich da etwas verändert hat), noch nie ein einzige Cent an staatlichen Zuschüssen gewährt. Die genauen, aktuellen Zahlen kann ich Ihnen so schnell leider nicht liefern, das wäre aber – wie ich in meinem ersten Post schrieb –eigentlich eine Aufgabe für die TAZ oder irgendeiner anderen Presseveröffentlichung.

     

    Es wäre natürlich schön, wenn Sie mir noch den zweiten Teil meines Posts beantworten würden.

    • @Dissi:

      hui! das wird schwierig - in bezug auf den zweiten teil zu antworten - da kann ich nur soweit auf gesetze und regelungen eingehen, wie sie einfach ungeschrieben dastehen.

       

      aber dastehen tun sie!

       

      zum beispiel das "schlampengesetz":

      damit meint man die olle zuhause, die einem sowieso nur auf die nerven geht und keinen bock auf küche, kind und krombacher holen hat.

       

      das "bumsgesetz":

      damit meint man, dass man jede frau haben kann (und darf!!), weil frauen es sowieso so wollen. oder besser: sollen?

       

      das "halts-maul-gesetz": sobald die alte nervt, wird ihr das denken und reden verboten. ist eh alles mist, was da vorn bei der "nimm-ihn-in-den-mund-luke" rauskommt.

       

      das "männer-sind-solidarisch-gesetz": das heißt, dass sich kein mann je gegen die oben genannten gesetze auflehnen darf, weil die sind biblisch richtig.

       

      es wäre sehr schade, wenn den männerhäusern aufgrund einer politischen ungerechtigkeit keine gelder zukämen, die sie brauchen und die sie versprochen bekommen haben.

       

      wie gesagt: mir geht es um gerechtigkeit in alle richtungen. und dazu gehört es eben, die realität zu betrachten - und da helfen mir weder zahlen noch statistiken. die realität verweigert sich den frauen und behält ihnen gewalt vor.

       

      und was gar nicht geht, ist: dass man nicht in aller ruhe darüber reden darf, ohne gleich wieder als einseitig, diskriminierend und so weiter, da steht.

       

      wenn frauen gewalt erfahren, ist das genauso wichtig wie wenn männer gewalt erfahren. hier geht es aber ums totschweigen der einen seite - der der frauen über viel zu lange zeit - und das ist systemisch und wahr - und wenn sie kritisch reflektieren, wissen sie das auch.

      • @michael bolz:

        @Michael Bolz, nochmals ein Teil 1: Danke für Ihre Antwort. Ungeschriebene Gesetze gibt es natürlich Zahlreiche, sowohl für Männer als auch für Frauen. Man nennt sie oft auch „gesellschaftliche Normen“.

        Die von Ihnen genannten sind mir allerdings neu und mir ist unklar, wo Sie die herhaben oder wo Sie glauben, dass diese gelten würden. Deutschland in den 1910er Jahre? Weder in unserem Freundeskreis noch auf der Arbeit oder in unserer Verwandtschaft habe ich jemals so etwas beobachtet/gehört – und das, obwohl wir in der weitläufigen Verwandtschaft auch HarzIV Empfänger haben und auf deren Geburtstagsfeiern durchaus Einblicke in diesen Bereich der Gesellschaft erhalten. Da geht es zwar rauer zu, als in anderen Kreisen (jedoch sowohl von Seiten der Männer als auch von Seiten der Frauen), aber keine der Frauen würde sich solchen „Gesetzen“ beugen, sondern eher – und da ist der Bezug zum Artikel – zuschlagen, als sich das gefallen zu lassen.

        Nein, ich meine vom Gesetzgeber abgesegnete Regelungen und Gesetze, aufgeschrieben in Verordnungen und Gesetzbüchern. Ich beobachte das schon ein paar Jahre und bisher ist es mir nicht „vergönnt“ gewesen, eines zu finden, wo Frauen benachteiligt wurden. Ich will Ihnen aber mal ein paar wenige Beispiele nennen, die Männer betreffen.

        Ich fange mit dem mE mehrfach grundgesetzwidrigen Beschneidungsgesetz an: Die Körperverletzung an Jungen wird legalisiert, für die bei Mädchen wird kurze Zeit später ein extra Straftatbestand eingeführt (Verstoß gegen Art1, Art2 und Art3 des Grundgesetzes). Dabei will ich mit Ihnen überhaupt nicht über die Schwere der Körperverletzung diskutieren, weil die Schwere nur einen Einfluss auf die Höhe des Strafmaßes hat, nicht auf die Entscheidung, ob es eine Straftat ist der nicht.

        Nochmal ein 2.Teil: Es geht weiter mit

      • @michael bolz:

        Nochmal ein 2.Teil: Es geht weiter mit so relativ seltenen Dingen, wie dass krebsbehandelten Frauen eine Echthaarperücke zusteht, Männern nicht. Und dass behinderte Frauen und Mädchen (Bezug zum Artikel!), die Opfer von Gewalttaten wurden, automatisch ein Selbstbehauptungstrainig zusteht, nicht aber Jungen und Männern in der gleichen Situation. (§44 SGB IX (1) 3).

        Es geht weiter über die Riesterrente, wo Väter die ihnen zustehende Hälfte der Kinderzuschläge nur erhalten können, wenn die Mutter schriftlich die Genehmigung dazu gibt, die sie einmal jährlich ohne Angabe von Gründen und ohne Widerspruchsrecht des Vaters widerrufen kann (stellen Sie sich mal den umgekehrten Fall vor!)

        Oder auch bei den Gleichstellungsbeauftragten, wo im Bund und vielen Länder ausschließlich Frauen wählen und gewählt werden dürfen. (http://www.gesetze-im-internet.de/gleibwv_2015/)

        Und können Sie sich vorstellen, dass ein öffentlicher Arbeitgeber versucht, Druck auf Frauen auszuüben, damit sie auf die Klage gegen eine Regelung verzichten, die sie als diskriminierend empfindet und können Sie sich vorstellen, dass eine Landesregierung an so einem Gesetz festhält, nachdem mehrere Gerichte unabhängig voneinander dessen Rechtswirdrigkeit festgestellt haben? Bei Männern geht das: http://www.rundschau-online.de/politik/frauenquote-in-nrw-maennliche-beamte-unter-druck-gesetzt-25689662

        Ich höre an der Stelle mit den Beispielen auf und will nur mal noch erwähnen, dass das alles von einem Staat gemacht wird, der lt Grundgesetz zur Gleichberechtigung verpflichtet ist, denn das GG gilt in erster Linie für den Staat gegenüber seinen Bürgern. Insofern können Sie vielleicht verstehen, dass ich Aussagen wie der Ihre („(...)welt, in der (...) mädchen und frauen systematisch benachteiligt und unterdrückt werden.“) eher mit Unverständnis gegenüberstehe.

        • @Dissi:

          was sie sagen macht alles sinn und ich denke, wir verstehen uns soweit ganz gut.

          der von ihnen beschriebene irrsinn der totalen fragmentierung unserer lebenswelt, der es so gar nicht mehr gelingen kann halbwegs "menschlich" zu funktionieren, ist damit leider offensichtlich.

           

          sie verzeihen mir bitte nur, wenn ich mich aufgrund der bisherigen jahrtausendealten ungerechtigkeit in dem von mir formulierten sinn verstärkt für frauen einsetze.

          • @michael bolz:

            @Michael Bolz: Noch ein paar abschließende Worte, denn wir sind wohl wirklich nicht so weit voneinander entfernt, auch wenn wir aus unterschiedlichen Richtungen kommen.

             

            Sie schreiben: „sie verzeihen mir bitte nur, wenn ich mich aufgrund der bisherigen jahrtausendealten ungerechtigkeit in dem von mir formulierten sinn verstärkt für frauen einsetze.“

             

            Da gibt es nichts zu verzeihen, das ist ihr gutes Recht. Noch leben wir in einer freiheitlichen Demokratie. Die Begründung, die Sie liefern und die darin enthaltene Grundvoraussetzung, möchten ich aber nicht unkommentiert lassen.

            Richtig ist, dass es Jahrtausende lang Ungerechtigkeiten gab. Falsch ist hingegen, diese Ungerechtigkeiten nach dem Geschlecht zu sortieren: Frauen ungerecht behandelt, Männer bevorzugt. So einfach war und ist die Welt nicht.

            Wenn man in die Geschichte schaut, fällt auf, dass die Grenze zwischen Bevorzugung und Benachteiligung die von arm und reich, von oben und unten ist. Kinder – gleichgültig ob Jungen oder Mädchen – die aus adligen Familien stammten, hatten im Allgemeinen eine wie auch immer geartete Bildung erhalten und konnten schreiben, lesen und rechnen. Kinder aus den niederen Schichten des Volkes war das in der breiten Masse verwehrt, auch den Jungen. Es sei denn, sie gingen in ein Kloster. Natürlich gab es auch für Frauen spezifische Nachteile, die gab es allerdings auch für Männer. Bei Männern vor allem an jenen Stellen, wo die beiden wichtigsten Güter des Menschen betroffen waren: Gesundheit und Leben. Damit meine ich nicht nur deren „Nutzung“ als Kanonenfutter, sondern auch die früher zahllosen, gefährlichen Berufe, die diese Männer ja nicht zum Spaß ausgeübt haben, sondern um ihre Familie zu ernähren.

            Doch selbst wenn es so wäre, wie Sie schreiben, ist das uninteressant, denn ein Rechtsstaat kennt nur Individualschuld, keine Kollektivschuld und keine Sippenhaft. Und damit auch keinen Grund, dass der zur Gleichberechtigung verpflichtete Staat Männer bei Gesetzen benachteiligt.

          • @michael bolz:

            @MICHAEL BOLZ "wie gesagt: mir geht es um gerechtigkeit in alle richtungen. und dazu gehört es eben, die realität zu betrachten - und da helfen mir weder zahlen noch statistiken."

             

            Zahlen und Statistiken gehören zur Realität.

             

            Wer also Zahlen und Statistiken nicht berücksichtigen möchte, der verweigert sich der nachprüfbaren Realität.

             

            Wer aber die Realität leugnet - weil er Zahlen und Statistiken leugnet, die die Realität abbilden - der kann nur ungerecht sein.

             

            Denn wenn von 100 Opfer 50 männlich sind und Sie diese als weibliche Opfer zählen, weil Ihnen die Zahlen und Realitäten schnuppe sind, dann verhöhnen Sie diese Opfer.

             

            Übrigens: Interessante Gesetze haben Sie da ausgegraben. In welchen asozialen Kreisen waren die in Kraft? Haben Sie Links dazu?

             

            Apropos jahrtausendealte Ungerechtigkeit: Auf der Titanis hiess es in vollkommen ungerechter Art und Weise "Frauen und Kinder zuerst!" Das hatte zur Folge, dass alle Väter, die mit ihren Kindern alleine unterwegs waren, ihr Leben lassen mussten. Insgesamt hatten von den Reisenden auf der Titanic 80% der Frauen und nur 20% der Männer überlebt, wenn ich mich richtig erinnere.

             

            Nun die Frage: War es den Frauen gegenüber ungerecht, dass so viele überleben durften, oder den Männern und Vätern gegenüber, dass ihr Leben als unwert betrachtet wurde?

  • Es gibt wirklich selten Artikel in der TAZ, die mich aufregen. Aber Menschen die Opfer von Gewalt werden kleinzureden, weil andere Gruppen stärkern betroffen sind ist, verzeihung, widerwärtig. Nein, mehr muss ich dazu auch gar nicht sagen.

    • @Vanessa Lerch:

      das kleinreden macht der artikel gar nicht. es ist schade, dass sie - im gegenteil zu dem was sie kritisieren - mitmachen dabei, die 82% bzw. in berlin rund 70% der gewalt gegen frauen als frau mit kleinzureden. dazu muss man wirklich nicht mehr sagen.

      • @michael bolz:

        Zitat Bolz: "(...) dazu muss man wirklich nicht mehr sagen."

        Doch, Herr Bolz, eines gibt es da noch zu sagen: Nämlich, Dass nicht sein kann, was nicht sein darf.

        Die Sache ist nämlich einfacher mit der bewährten alten Formel: "Frau=Opfer / Mann=Täter". Schwarz/Weiß ist immer einfacher. Alles andere erfordert geistige und psychische Anstrengung.

      • @michael bolz:

        @Michael Bolz Woher wissen Sie so genau, dass die Statistiken und Zahlen stimmen?

         

        Wieso sind Sie jetzt auf einmal so genau mit den 70% in Berlin? In einem anderen Post verschmähen Sie ja Zahlen und Statitiken, da sie ja die "Realität" nicht abbilden würden.

         

        Wie wäre es dann mit folgender Zeugenaussage:

        „Deshalb nimmt die Polizei im Zweifelsfall ihn mit, selbst wenn er sie gerufen und blaue Flecken hat.“

         

        ER ist das Opfer, aber in der Statistik wird ER als Täter geführt. http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/f-a-z-woche-wenn-frauen-zuschlagen-14977960.html?printPagedArticle=true

         

        Wenn wir nun die Realität um diese gefälschten Daten bereinigen, wieviel bleibt noch von Ihren 70% übrig? Nähern wir uns vielleicht der 50%-Zielgeraden?

      • @michael bolz:

        @MICHAEL BOLZ Man mache sich klar, dass z. B. im Jahr 2013 die Amtsanwaltschaft Berlin 13702 Verfahren abgeschlossen hat .

         

        11064 Verfahren wurden eingestellt. Hallöchen! Das sind 82,4% eingestellte Verfahren!

         

        Nur in 434 Fälle davon wurde der Privatklageweg weiterverfolgt. 320 Anklageerhebnungen fanden statt. Seite 8, http://bit.ly/2p5cwQY

         

        Da wird gewaltig übertrieben! Die meisten, als häusliche Gewalt registrierte Fälle scheinen nur handfeste Familienstreitigkeiten zu sein.

  • Da meine Antwort etwas länger ausfällt, muss ich sie auf zwei Posts aufsplitten. Ich schicke den zweiten zuerst weg, in der Hoffnung, dass beide Teile dann in der richtigen Reihenfolge erscheinen. Hier also Teil 1:

    @Michael Bolz: Sie schreiben: „(…) es ist trotzdem so, dass viel, viel mehr frauen und mädchen opfer - nicht nur häuslicher gewalt - sonder von gewalt seitens der männer überhaupt werden.“

     

    Da sollten Sie den Artikel noch einmal lesen. Bei Gewalt im öffentlichen Raum – der überwiegenden Zahl der Gewaltdelikte – sind Männer die hauptsächlichen Opfer, etwa zu 2/3 (PKS des BKA). Richtig ist zwar auch, was im Artikel steht, dass die Mehrzahl der Täter/innen Männer sind. Das kann aber weder eine Rechtfertigung für die Erstellung einer „Opferwertigkeit“ sein und schon gleich gar nicht für eine unterschiedliche Hilfebereitschaft – speziell von staatlicher Seite. Den Status eines/einer Betroffenen als Opfers davon bestimmen zu lassen, ob der/die Täter/in(!!!) dasselbe oder ein anderes Geschlecht hat, wäre nicht nur rechtsstaatswidrig, sondern auch schlicht antihumanistisch. Insofern ist das von Ihnen Vorgebrachte kein Argument und erst recht keine Rechtfertigung für die Benachteiligung von Jungen/Männern gegenüber Mädchen/Frauen bei der Opferhilfe.

     

    Sie schreiben weiter: „klar ist es richtig, sich ebenso gegen die gewalt gegen männer zu stellen. aber bitte nicht die relationen aus den augen verlieren und reflexhaft bleiben.“

     

    Wenn in Berlin 2015 der Betroffenenanteil von Männern bei häuslicher Gewalt bei knapp 30% lag, die Verteilung der finanziellen Mittel zur Bekämpfung bzw zur Unterstützung von Opfern dieser Straftat zwischen Frauen und Männern jedoch bei rund 100% zu 0% liegt, ist mir nicht klar, an welcher Stelle ich Ihrer Meinung nach die Relationen aus den Augen verliere.

    • @Dissi:

      klar - es ist schön, wenn man sagen kann: 1+1=2.

      und darin sind wir männer richtig gut, nicht? (ich übrigens auch...)

       

      "Wenn in Berlin 2015 der Betroffenenanteil von Männern bei häuslicher Gewalt bei knapp 30% lag"

       

      ich sage doch gar nicht, dass sie nicht recht haben mit "ihren" zahlen - die lassen sich ja nachweisen, nicht?

       

      was mir (ganz persönlich) aber aufstößt - und darum geht es mir eben - ist, dass sie die 70% - die meinen sie doch, wenn sie von 30% gewalt gegen männern sprechen? - nicht berücksichtigen mögen. oder wie?

       

      die 30% sind natürlich auch sehr wichtig in der betrachtung - aber von der gewichtung her haben wir ein eindeutiges ungleichgewicht von 70% auf der anderen seite.

       

      "...die Verteilung der finanziellen Mittel zur Bekämpfung bzw zur Unterstützung von Opfern dieser Straftat zwischen Frauen und Männern jedoch bei rund 100% zu 0% liegt, ist mir nicht klar, an welcher Stelle ich Ihrer Meinung nach die Relationen aus den Augen verliere."

       

      das möchte ich bitte nachgewiesen haben. es tut mir leid, wenn ich sie dazu auffordern muss - aber das ist, wie sie dann herausfinden werden - leider nicht wahr.

       

      und damit sind wir genau hier angekommen, wo ich meine, dass männer einfach im kreis laufen:

       

      " die Relationen aus den Augen verliere(n)."

      • @michael bolz:

        "die Verteilung der finanziellen Mittel ... bei rund 100% zu 0% ... Relationen" vs. "...das möchte ich bitte nachgewiesen haben. "

        Es ist ungenügend eine (Gegen)position einzunehmen, ohne Nachweise zu erbringen, diese aber von der jeweiligen Gegenseite zu fordern. Im Idealfall hätte sich bereits die Autorin näher damit befasst und seriöse Quellen benannt. Die PKS ist zu diesem Themenbereich nicht als seriöse Quelle heranziehbar, dient sie doch in erster Linie dem Nachweis polizeilicher Aktivitäten.

        • @Öhem:

          ich denke, meine position ist klar - ich bin vollkommen dagegen, 82% oder wie in berlin 70% von bekannten fällen häuslicher gewalt gegen frauen kleinzureden. hier, wie sonstwo auf der welt.

           

          dass es auch gewalt gegen männer gibt ist klar. und auch hier muss man hinsehen.

           

          es geht aber darum, dass wir hier - ich mit ihnen, ihren vorrednern - darüber diskutieren "muss", dass 82 oder 70% an gewalt gegen frauen eben kein kinkerlitzchen sind.

           

          und warum jeder so tut, als wäre das trotzdem so und völlig normal.

           

          und das erstaunt sie nicht genauso wie mich?

  • @Michael Bolz: Hier der Teil 2:

    Sie meinen: „(…)ein wenig sachlichkeit ist nötig, ein wenig mehr selbstbewusstsein wäre schön und dann mal an die tatsachen ranwagen.“

     

    Das kann ich nur unterschreiben und ich fände es wirklich super, wenn Sie da mit gutem Beispiel voran gehen würden und anstatt Behauptungen aufzustellen, sich an die Tatsachen heranwagen und mit konkreten, nachprüfbaren Fakten argumentieren würden. Was ich damit meine, möchte ich Ihnen an diesem Beispiel zeigen, ein Zitat von Ihnen auf einen anderen Kommentar:

     

    „männer brauchen diese lobby auch nicht, immerhin ist es ihre welt, in der wir alle gemeinsam leben müssen und in der mädchen und frauen systematisch benachteiligt und unterdrückt werden.“

     

    Meinen Sie nicht, dass Sie es da ziemlich an Sachlichkeit mangeln lassen, indem Sie HarzIV-Empfänger und einen Aufsichtsratsvorsitzenden in einen Topf werfen?

    Außerdem: Man kann systematische Benachteiligung und Unterdrückung ganz unterschiedlich definieren, aber wir können uns sicherlich darauf einigen, dass wir erstens von Deutschland im Jahr 2017 sprechen und zweitens systematische Benachteiligungen und Unterdrückungen bei den Gesetzen und Verordnungen eines Landes anfangen (nicht aufhören, aber anfangen!). Gerade bei Letzterem fallen mir eine Reihe von Gesetzen und Regelungen ein, die Jungen und Männer gegenüber Frauen und Mädchen benachteiligen. Im Gegensatz dazu ist mir kein einziger umgekehrter Fall bekannt. Möglicherweise ist da Ihr Wissensstand ein anderer. Daher wäre ich sehr dankbar, wenn Sie mir konkrete staatliche Gesetze/ Verordnungen/ Regelungen nennen könnten, die Ihre Behauptung der systematischen Benachteiligung und Unterdrückung von Frauen und Mädchen in Deutschland belegen.

  • Ich helfe der TAZ gerne einmal bei der Recherchearbeit. In der Berliner PKS von 2015 (von 2016 gibt es noch keine Langform und nur dort stehen die Zahlen zu den Täterinnen drin) findet man auf der Seite 131 oben, Zitat: "Der Anteil der weiblichen Opfer betrug 72,2%." Zitat Ende. Oder anders ausgedrückt: 27,8% der in Berlin von häuslicher Gewalt Betroffenen waren männlich. Auf Seite 133 unten findet man die Angaben zum Anteil der Täterinnen: 24,3%.

    So, und jetzt könnte die TAZ ja mal recherchieren, wieviel Geld Berlin zur Bekämpfung häuslicher Gewalt gegen Männer ausgibt und wieviel für den Kampf gegen häusliche Gewalt gegen Frauen. Und dann bitte beachten, dass in Berlin ja angeblich das Genderbudgeting-Prinzip gilt. Ich schätze mal, dass das Verhältnis bei 8 Millionen für Frauen zu Null für Männer liegt...zumindest so in der Größenordnung, denn der einzigen Hilfseinrichtung für betrofferne Männer in Berlin wird seit vielen Jahren jeder Cent verwehrt. Und dann "bedauert" die TAZ, dass das Thema häusliche Gewalt durch Frauen gegen Männer und Kinder so "unsichtbar" ist? Nicht wirklich, oder?

    Übrigens gibt es bereits eine repräsentative Studie zum Thema: von Dr. Peter Döge und der Evangelischen Kirche: "Männer - die ewigen Gewalttäter?: Gewalt von und gegen Männer in Deutschland". Dazu müsste man aber eben mal richtig recherchieren.

    • @Dissi:

      was sie sagen stimmt.

      was sie wieder im reflexhaften angriffsverhalten vergessen - es ist trotzdem so, dass viel, viel mehr frauen und mädchen opfer - nicht nur häuslicher gewalt - sonder von gewalt seitens der männer überhaupt werden.

      klar sind männerhäuser wichtig.

      klar ist es richtig, sich ebenso gegen die gewalt gegen männer zu stellen.

      aber bitte nicht die relationen aus den augen verlieren und reflexhaft bleiben.

      angriff ist eben nicht immer die beste verteidigung - und dieses verhalten - selbst verbal - fällt einfach auf.

       

      gleich in die ecke gestellt sehen, gleich in den angriffsmodus schalten, gleich wieder trotz.

       

      ein wenig sachlichkeit ist nötig, ein wenig mehr selbstbewusstsein wäre schön und dann mal an die tatsachen ranwagen.

       

      bin übrigens selbst "opfer" häuslicher gewalt seitens einer frau geworden.

       

      aber das ist eine ganz andere nummer, als die, von der wir hier reden.

  • Leider gibt es auch sehr wenige Beratungsstellen, oft nur für Männer als Täter und nicht für Männer die Opfer werden. Vielleicht wäre dies auch ein Weg für die "ForscherInnen" an diese geheimnisvollen "Erkenntnisse" zu gelangen...?

  • Wow, was für ein intensiv unsensibler Artikel.

    Männer zeigen also Frauen taktisch an? (Machen Frauen natürlich nicht)

    Gewalt gegen Männer ist nicht so schlimm, weil Frauen nicht so stark zuschlagen können?

     

    Männerhäuser in Deutschland muss man mit der Lupe suchen im Vergleich zu Frauenhäusern.

     

    Jede Gruppe die versucht dieses Thema überhaupt zu besprechen bekommt Gegenwind von Frauengruppen. Siehe die Kontroverse zum Genderkongress in Nürnberg.

     

    Frauen haben eine staatlich geförderte Lobby, Männer nicht.

    • @Dideldidum:

      männer brauchen diese lobby auch nicht, immerhin ist es ihre welt, in der wir alle gemeinsam leben müssen und in der mädchen und frauen systematisch benachteiligt und unterdrückt werden.

       

      ihr argument ist ein stereotyp: wir, die "armen männer" fühlen sich sofort von artikeln wie diesen, von fakten wie diesen und überhaupt von der wahrheit in bezug auf die geschlechterproblematik dermaßen bedrängt und in die ecke gestellt ... ich als mann kann und will das nicht mehr verstehen und daran mitwirken.

       

      es ist zeit umzudenken und die eigenen probleme, die bei männern meist tief sitzen und im unbewussten eine depression darstellen, anzugehen.

       

      und entsprechend zu handeln.

       

      bitte nicht immer und immer wieder ins selbstmitleid retten.

       

      zum thema gibt es übrigens einen wundervollen song von k.i.z. - doitschland schafft sich ab.

       

      reinhören, mitdenken, anders machen.

      • @michael bolz:

        @Michael Bolz

        Die "welt, in der wir alle gemeinsam leben müssen und in der mädchen und frauen systematisch benachteiligt und unterdrückt werden"

         

        Wenn ich Sie richtig verstehe, dann geht es wohl um die Privilegien der bösen alten, weissen Männer auf dieser Welt, nicht wahr?

         

        Das Privileg bei Verdun, Stalingrad und neulich am Hindukusch für Kaiser, Vaterland oder die Rechte der Frauen ins Gras beissen zu dürfen.

         

        Das Privileg, auf der Titanic sein Kind im Boot davonfahren sehen, während man selbst im Meerwasser versinkt.

         

        Das Privileg Unterhalt zu zahlen, da über 90% der Kinder bei der Mutter bleiben, gemäß dem Motto: "Das Kind gehört zur Mutter und der Vater soll seine Werte überweisen, nicht vermitteln!"

         

        70% der Selbstmörder sind Männer: Warum fragt keiner, warum? Gerne lassen wir den Damen den Vortritt bei dieser erdrückenden Dominanz!

         

        50% der häuslichen Gewalt geht von Frauen aus. In der feministischen Märchenwelt werden durch Unterschlagung und Vertuschung nur 3 bis 5% zugegeben, Sie gestehen gönnerhaft 12%.

         

        Bei über 90% der Berufsunfälle sind Männer betroffen. Gerne lassen wir den Damen den Vortritt bei dieser erdrückenden Dominanz!

         

        Männer leben in DE 5 bis 6 Jahre weniger als Frauen. Auch hier: Gerne lassen wir den Damen den Vortritt bei dieser erdrückenden Dominanz!

         

        Wie blind muss mann denn sein, um an allen Ecken und Enden nur männliche Dominanz und Privilegien erkennen zu können?

         

        Wie lange meint man noch, mit solchen Plattitüden die Öffentlichkeit blenden zu können?

      • @michael bolz:

        Männer sterben Jahre früher, sitzen länger im Knast fürs gleiche Verbrechen,

        stellen die Mehrheit der Obdachlosen, Arbeitsunfälle und mehr. Während bei der Gleichberechtigung für Frauen große Fortschritte gemacht wurden, ist bei uns Männern alles beim alten geblieben.