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Gesunde Böden, Gewässer, WälderBauernverband möchte lieber keinen Naturschutz

Drei Wirtschaftsverbände schreiben ans Kanzleramt, um die Verordnung zur Wiederherstellung der Natur zu beseitigen. Sie nutzen ein bewährtes Argument.

Schön und gut: Alpenblumenwiese mit Schlangenknöterich Foto: P.Frischknecht

Berlin taz | Landbesitzerverbände fordern Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) auf, sich „entschieden auf nationaler wie europäischer Ebene für eine Rücknahme, mindestens aber eine grundlegende Überarbeitung“ der Verordnung zur Wiederherstellung der Natur einzusetzen. In ihrem Brief an Frei von Ende Juni schließen sich der Deutsche Bauernverband, die Familienbetriebe Land und Forst sowie der Verband Die Waldeigentümer einer Forderung von CDU-geführten Agrarministerien aus acht Bundesländern an. Sie hatten die EU-Kommission aufgefordert, das Wiederherstellungsgesetz „vollständig aufzuheben“. Damit waren sie auf breite Ablehnung bei Kollegen aus Umweltresorts, bei den Grünen, Umweltverbänden und der ökologischen Lebensmittelwirtschaft gestoßen.

Die Verordnung würde „die Land- und Forstwirtschaft ebenso wie die zuständigen Verwaltungen massiv belasten“, heißt es in dem neuen Schreiben der Verbände. Vor dem Hintergrund der „Krisen- und Kriegssituation in Europa“ dürfe die heimische Versorgung nicht eingeschränkt werden. Mit diesem Argument hatten die Bauern Anfang 2024 die damalige Ampelregierung dazu gebracht, sie von der Verpflichtung zu befreien, Brachflächen auszuweisen.

„Allein die Bürokratiekosten eines einzigen Artikels der Wiederherstellungsverordnung belaufen sich auf 1,7 Milliarden Euro – Mittel, die in zahlreichen sinnvollen Projekten besser investiert wären als in zusätzliche Bürokratie“. Die Zahl stammt aus einem Papier der „Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung (LANA)“, einem Arbeitsgremium der Umweltministerkonferenz von Anfang des Jahres und bezieht sich auf Artikel 4 der Verordnung. Dieser sieht die Wiederherstellung von „Land-, Küsten- und Süßwasserökosystemen“ vor und enthält konkrete, zeitgebundene Ziele für die Umsetzung von Wiederherstellungsmaßnahmen, um den Zustand von Naturschutzgebieten zu verbessern.

Die LANA-Expertengruppe „Naturschutzfinanzierung und Agrarreform“ listet in einer Tabelle auf, wie viel Geld etwa für Ausgleichszahlungen für Artenschutzmaßnahmen, die Bewirtschaftung von Offenland oder Maßnahmen im Wald notwendig werden könnten. Dieses Geld würde auch an Land­be­sit­ze­r:in­nen fließen, die geschützte Flächen besitzen, wenn sie dort Naturschutzmaßnahmen durchführen. Insgesamt errechnen die Experten die Summe von 1.731,9 Millionen Euro – und benennen auch Möglichkeiten, sie zu finanzieren. So stünden den Ländern aus den Töpfen der Gemeinschaftsaufgabe der Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes sowie dem Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz erhebliche Mittel bereit.

Jenseits deutscher Realitäten

Auch an anderer Stelle bedienen sich die Verbände aus einem Zahlenwerk, das sie nur unvollständig wiedergeben. So heißt es in dem Brief: „Eine Studie des Thünen-Instituts warnt zudem, dass die vollständige Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie – und damit auch der EU-Naturwiederherstellungsverordnung – den Holzeinschlag in der EU je nach Szenario um bis zu 48 Prozent beziehungsweise rund 36 Millionen Kubikmeter pro Jahr verringern würde.“ Die zitierte Studie beruht auf einem Arbeitspapier des Thünen-Instituts für Internationale Waldwirtschaft und Forstökonomie aus dem Jahr 2020.

Die Wissenschaftler modellieren darin drei verschiedene Naturschutz-Szenarien und rechnen den jeweils möglichen Holzeinschlag hoch. Im extremsten Schutzszenario gehen sie davon aus, dass 30 Prozent der deutschen Waldfläche zusätzlich zu bestehenden Schutzgebieten nur noch eingeschränkt forstlich zu nutzen wären. Diese Zahl nutzen die Verbände in ihrem Schreiben.

Diese Annahme liegt weitab der Realitäten in deutschen Naturschutzgebieten. Regelmäßig beklagen Umweltorganisationen wie Greenpeace eine zu intensive Holznutzung in geschützten Wäldern. So stand Deutschland in der EU zuletzt in der Kritik, weil die Bundesländer das Naturschutzrecht nicht konsequent umsetzen. 2023 und 2024 verurteilte der EuGH Deutschland dazu, das Management dieser Gebiete zu verbessern und drohte mit Strafzahlungen. Zudem stellte das Bundesamt für Naturschutz schon im vergangenen Jahr klar, dass die Wiederherstellung „eine forstwirtschaftliche Nutzung nicht ausschließt“. Vielmehr sollten Maßnahmen ergriffen werden, die die Biodiversität in Wäldern erhöhten, etwa, einige alte ökologisch besonders wertvolle Bäume stehen zu lassen.

Der Brief der Landbesitzerverbände sei ein „Angriff auf die Existenzgrundlage unserer bäuerlichen Betriebe“, sagt Jan-Niklas Gesenhues, umweltpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag. Gesunde Landwirtschaft und bezahlbare Lebensmittel gebe es nur mit gesunder Natur. Beim Renaturierungsgesetz gehe es darum, Natur schützen und zu heilen, auch um eine stabile Versorgung mit Lebensmitteln zu sichern“, so Gesenhues.

Wie Kanzleramtschef Frei mit dem Brief umgehen und ob er im Sinne der Verfasser gegen das Naturschutzrecht vorgehen wird, war bis Redaktionsschluss nicht zu erfahren.

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37 Kommentare

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  • Die Preise für Lebensmittel müssen über Steuern erhöht und mit dem Geld eine ökologische Landwirtschaft finanziert werden.



    Das Problem ist, dass niemand diese Konsequenz benennen will, das eine ökologische Landwirtschaft dem Endverbraucher auch finanziell etwas abverlangt,

  • Diese Landwirte fordern, weiterhin ihre Böden bzw. eine unsere Lebensgrundlagen zerstören zu können. Was ist das für ein Eigentumsverständnis bzw. -begriff? M.E. gehören alle landwirtschaftlich genutzten Flächen gegen ein 100-jähriges Nutzungsrecht (Erbpacht) daran wieder ins Staatseigentum übertragen und wer die Flächen nicht nachhaltig bewirtschaftet, dem wird halt dann dieses Nutzungsrecht wieder entzogen, ggf. mit einer Entschädigung für die verbleibende Nutzungsdauer.

  • "Die heimische Versorgung darf nicht gefährdet werden."

    Für wie dumm hält uns dieser Bauernverband?

    Das meiste Getreide wird verfüttert. Die Tötungsindustrie gemästet.

    Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE): "Viele Menschen verbinden Getreide vor allem mit Brot und Nudeln und sind erstaunt, dass ein großer Teil des in Deutschland verfügbaren Getreides an landwirtschaftliche Nutztiere wie Rinder, Schweine und Hühner verfüttert wird.

    Diese Futtergetreide dienen damit nur indirekt der menschlichen Ernährung. Im Wirtschaftsjahr 2022/23 wurden rund 56 Prozent des verfügbaren Getreides in Deutschland als Futter genutzt.

    Die mengenmäßig wichtigsten Futtergetreide in Deutschland sind Weizen, Gerste und Körnermais. Von den rund 23 Millionen Tonnen Getreide für die Futterverwendung fielen 2022/23 rund sieben Millionen Tonnen auf Weizen, 5,9 Millionen Tonnen auf Gerste und 5,4 Millionen Tonnen auf Mais.

    Nur etwa 21 Prozent des gesamten Getreides in Deutschland gehen direkt in die Nahrungsmittelproduktion. Rund 17 Prozent werden für energetische oder industrielle Zwecke verwendet."

    www.landwirtschaft...ensmittel/getreide

  • Wieso muß der deutsche Landwirtschaftsminister eigentlich einen Dienstsitz in Bonn und einen in Berlin haben?

    • @Tom Lehner:

      Weil das alle Ministerien haben - aus dem einfachen Grund, dass die Berlin-Lobby nicht damit leben konnte, dass irgendein Ministerium keinen Dienstsitz in Berlin hat.

      Ich möchte mir aber auch nicht den Berliner Wohnungsmarkt vorstellen, wenn mehrere Tausend der insgesamt 24.000 (in der Regel gut bezahlten) Bundesbediensteten aus Bonn zusätzlich dauerhaft in Berlin arbeiten würden. 😎

    • @Tom Lehner:

      Wieso müssen alle Ämter in Berlin monopolisiert sein?

  • Was erwarten wir von der Agrarlobby? Was erwarten wir von einem schwarzen Landwirtschaftsminister?

    Wobei noch erschwerend dazukommt das er bei der CSU ist und aus Straubing stammt.

    • @Tom Lehner:

      "Die Agrarpolitik von Rot-Grün-Gelb droht schlechter zu werden als die der CDU", sagt Nabu-Chef Jörg-Andreas Krüger 2024. Was soll man dann also anderes erwarten als dass sie noch sehr besser wird als die von Rot-Grün-Gelb, bzw. Grün (Özdemir) taz.de/Nabu-Chef-u...rpolitik/!5999780/

  • 60% der Böden sind EU weit schwer geschädigt. (siehe: *Mission Boden* -3Sat). Die Artenvielfalt ist stark bedroht. Das gesamte Ökosystem verliert an Resilienz und beginnt bereits an einigen Stellen zu kollabieren (siehe Harz). Dazu kommen Bodenerosion. Probleme mit der Wasserversickerung, dem Grundwasser und ggf. auch Flutkatastrophen..usw.usw...







    Und jetzt kommt die Agrarindustrie mit ihren Lobbyverbänden und will wegen ein paar Prozent mehr Gewinn die (ohnehin zu) wenigen aber existenziell wichtigen Schutzmaßnahmen aushebeln..?







    (Das ist ungefähr so, als würde man von seinem Autohersteller fordern, er solle doch 3 von 4 Bremsen einfach weg lassen damit das Auto ein paar Kilo leichter wird).







    Aber im ernst: ganz offensichtlich wissen diese Leute nicht was sie anrichten. Deshalb liebe Bauern..in euerm ureigenen Interesse: zeigt diesen Typen die rote Karte..oder wollt ihr das erste Opfer dieser Zocker werden.?







    Liebe Mitbürger:innen zeigt diesen Typen die rote Karte und kauft bei Landwirtschaftsbetrieben und Bioläden, die nach anderen (nachhaltigen) Maßstäben wirtschaften.







    Liebe Politiker:hört auf die Umweltverbände und diejenigen denen das







    -> LAND WIRKLICH AM HERZEN LIEGT.

  • Die erste Frage taucht für mich gleich am Anfang der Reportage auf:



    Da steht:



    "Vor dem Hintergrund der „Krisen- und Kriegssituation in Europa“ dürfe die heimische Versorgung nicht eingeschränkt werden."

    Meine Frage ist: Was versteht das BMLEH unter "heimischer Versorgung"??



    im Landwirtchaftsministerium der Ampel gab es noch Folgende Statistik:



    Obst: 80% importiert; Gemüse knapp 70% importiert, Fleisch - und Milcherzeugnisse 100% heimische Versogung, aber 70% der Futtermittel importiert.



    Ergo: Deutschland ist zur Versorgung der Bevölkerung vollkommen abhängig von Importen!

    Und dann das eigentliche Thema!



    Man will also Landwirtwirtschaft mit dem Maximalgewinn für die Lebensmittelindustrie unter rücksichtslosem Einsatz von Pestiziden zulasten der Natur und der Verbraucher betreiben? Sehe ich das richtig?



    Merke: Auf der Startseite des BMLEH wird ganz stolz die Streichung der Stoffstrombilanzverordnung verkündet. Die Landwirte müssen also ab sofort den Einsatz von Pestiziden nicht mehr dokumentieren.



    Das heißt für uns Verbraucher zukünftig: Das Brot kann Spuren von BASF enthalten! Guten Appetit!

    • @Heinz Kuntze:

      "Heimische Versorgung" ist bedeutsam weil bereits jetzt viele Nahrungsmittel aus dem Ausland kommen (bei Obst und Gemüse über 50%) und wir die ökologischen Schäden in der Ramschpreisproduktion dort zu verantworten haben, gegen die die Landwirte hier nur schwer gegen an stinken können.

      Es geht hier also nicht um maximale Gewinne, sondern politisch darum dem Verbraucher nicht die Kosten für eine ökologische Landwirtschaft aufzubürden.

    • @Heinz Kuntze:

      Das kann doch nicht stimmen.

      A) Ein Großteil des Futters ist heimische Erzeugung.

      B) Durch das Ende des Kükentötens wurden Brütereien hier geschlossen und im Ausland z.T. wieder aufgebaut. Trotzdem fehlen auch dadurch Legehennen in einer siebenstelligen Anzahl in Deutschland.

    • @Heinz Kuntze:

      Bei der Stoffstrombilanz geht es nicht um Pestizide, sondern um Nährstoffe, vulgo: Mist und Gülle...

  • Schon klar, viele sehen ihre Chance auf Rückabwicklung von Naturschutzprojekten gekommen. Das einzige wirklich sinnvolle Projekt mancher Bauern besteht, wen wundert das, in der Entlastung und Bereicherung der Bauern.

  • Also Herr Kanzleramtschef Frei doch wohl nicht den größten Forsteigentümern seit Generationen nichts verwehren. Da wären die Thun und Taxis mit knapp 20.000 Hekta Waldbesitz , die Fürdtenbergs mit 18.000 Hektar Wald, der Fürst von Hohenzollern mit seinen 15.000 Hekta Wald und die Guttenbergs mit ihren 4.000 Hekta Wald in der Steiermark und weiteren 1.000 Hektar in Franken, aber nicht sehr erfreut.

  • Bauern werden in der Tat durch zahlreiche, sich ständig ändernde Vorschriften eingeengt und fühlen sich außerdem zunehmend marginalisiert. Da ist es leicht, den Ärger darüber auf den Naturschutz zu lenken, und so gibt es - wie ich meine, beobachtet zu haben - in manchen, nicht nur landwirtschaftlichen Kreisen schon fast einen Haß auf die Natur. Arten, die sich wieder ausbreiten, werden schnell als Störung empfunden und mit Verschwörungstheorien belegt. Das gilt nicht mehr nur für den Kormoran, sondern auch für den Gänsesäger, nicht nur für den Biber, sondern auch den Fischotter, und für den Wolf sowieso. Das Fehlen von früher allgegenwärtiger Natur, wie Lerche, Hase, Rebhuhn oder Kiebitz, fällt zwar manchen schmerzlich auf, aber für die Bauernverbände spielt es keine Rolle. Zuviel Natur ist für sie Anlaß zur Sorge, das Verschwinden von Natur und dessen Ursachen nicht.

    • @Ulrich Hartmann:

      Es wird immer schwieriger mit diesen landwirtschaftlichen Betrieben.

      Mit den Kindern gehe ich eh nicht mehr an irgendwelchen Ställen vorbei. Kühe in Anbindehaltung? Die Kinder fangen na zu weinen und können gar nicht mehr aufhören, wenn sie so etwas Entsetzliches sehen.

      Wir meiden also Betriebe mit Tierhaltung (natürlich gibt es auch Ausnahmen), doch freie Natur wird immer knapper, die Bauern wollen mehr und mehr, damit sie immer mehr Rinder, Schweine und Geflügel an die Tötungsindustrie weiterreichen können.

      Den Großteil der Landwirtschaft in Deutschland nehmen immer mehr Menschen als feindlich gegenüber Natur, Tier und Mensch wahr. Die Antipathie wächst.

  • Die Lobbys der Killing Fields im Einsatz.

    Diese haben dafür gesorgt, dass hier in den letzten 40 Jahren 80 Prozent der kleineren Vögel verschwunden ist.

    Das ist leider in der ganzen EU so.

    SPIEGEL: "In der Europäischen Union sind laut einer Studie in fast 40 Jahren rund 600 Millionen Brutvögel verschwunden. Es handelt sich dabei aber kaum um imposante Großvögel, sondern um die vielen unscheinbaren Finken, Sperlinge und Lerchen, die unsere Wiesen und Felder lebendig machen." 200 Millionen davon in Deutschland.

    ARDalpha: "2021 wurden 43 Prozent der 259 regelmäßig in Deutschland brütenden Vogelarten auf die Rote Liste der Brutvögel Deutschlands gesetzt, also fast jede zweite." Will der Bauernverband und seine Agrarminister auch noch den Rest umbringen?

    "Und auch der drastische Insektenschwund der letzten Jahre wird nicht zuletzt von der intensiven Landwirtschaft verursacht: Pestizide und Herbizide."

    www.ardalpha.de/wi...n-gruende-100.html

    www.spiegel.de/wis...-b0f3-6815537a6e5b

  • Sie konservieren halt die Bewahrung der Schröpfung natürlicher Ressourcen zum eigenen Vorteil. Insofern bleiben die Land-Wirtschaftler ihrer Sicht- und Arbeitsweise treu. Weitblick war in dem Umfeld schon immer häufiger auf den eigenen Kirchturm begrenzt.

  • Kein Landwirt hat ein Problem mit Naturschutz.



    Jeder Landwirt hat ein Problem damit ein ineffizientes Bürokratieding mit seiner Arbeitszeit zu füttern ohne Verbesserungen für die Natur. Das ist der Punkt.



    Vielleicht sollte man sich mit der Kritik etwas präziser beschäftigen.

    • @Edzard Dralle:

      Interessante These. Und zum Beleg können Sie mir sicher 2 oder 3 Sachverhalte nennen, wo sich Bauern oder ihre Interessenvertreter für Umweltschutz eingesetzt haben? Kann ja nicht so schwer sein, wenn kein Bauer ein Problem damit hat.

    • @Edzard Dralle:

      Bürokratie wird oft nur negativ gesehen, ist aber oft Grundlage für Umweltschutz, Arbeitnehmendenschutz, Sicherheit (bis hin dazu, wie hoch und vor allem gleichmäßig Treppenstufen sein dürfen).



      -



      Überdüngung, Monokulturen, Tierquälerei, Erosion, Artensterben gäbe es ohne Bürokratie nicht?

      • @Ciro:

        Wenn die Bürokratie für die Bauern zu groß wird könnte man gleich mal mit der Streichung der EU-Zahlungen anfangen. Dann fällt der Arbeitsaufwand für das Ausfüllen dieser Anträge schon mal weg. Ist ja auch eine Zumutung, sich für geschenkte 30.000 € einen halben Tag Papierkrieg auszusetzen.

  • @Axel Donning: .... aber, aber - die Verbände sind doch nicht "rückständig" - sie schwimmen im wirtschaftlichen Zeitgeist "Profit und Wachstum" um (fast) jeden Preis - hierbei nicht vergessen, auch die Rüstungsindustrie mit ihrem enormen Wachstumspotential (Stichwort Ukraine und angeblich russische Bedrohung von ganz NATO-Europa) gehört in diesen "Profit und Wachstum Kanon" - kräftig unterstützt auch von den GRÜNEN.



    Wer solche Manager und Politiker hat kann alle Maßnahmen zu Stop/Umkehr des Klimawandels vergessen.



    (ob die Inanspruchnahme des Widerstandsparagraf im Grundgesetz da Abhilfe schaffen kann?)

  • Diese Vorschläge erinnern an den berühmten "Einfältigen", der den Ast absägt, auf dem er selber sitzt !



    (Oder: ... nach uns die Sintflut ! betrifft "uns" ja nicht mehr selber !)

  • Was bei diesen "Bauern" wohl immer noch nicht begriffen wurde ist der simple Fakt, dass wenn die Insekten weiter so wegsterben wie sie es im Moment tun, dass dann gar nix mehr wächst!



    Wenn wir also nicht aufhören, sog. Pflanzenschutzmittel, Schädlingsbekämpfungsmittel oder Gülle in die Natur auszubringen, brechen die Populationen vieler Insekten und somit komplette Nahrungsnetze zusammen. Die Folgen sind unberechenbar aber eines sind sie mit Sicherheit, schlecht für die Nahrungsmittelproduktion!

  • Auch wenn das hier anders behauptet wird, ist der Bauernverband auch für Naturschutz.



    Gut gemeint ist aber nicht immer gut gemacht und deshalb fordern die Landwirtschaftsminister nicht die Abschaffung von Naturschutz sondern praxistauglichere Lösungen.



    Hier haben sich Bürokraten mal wieder was ausgedacht und geben Milliarden aus, von denen aber nur ein kleiner Teil wirklich der Natur zugute kommt.

    • @Thomas2023:

      Ach - und das liegt dann vermutlich daran, dass hauptsächlich Ökologen und Naturschutz- Fachleute am Renaturierungsgesetz beteiligt waren, oder? Praxistauglich heißt dann wohl auch, dass es weder Mühe machen darf noch der (ja so im Sinne des Naturschutzes bewährten) Land- und Forstwirtschaft in ihrem Bestreben, Geld zu verdienen entgegenstehen darf. Die derzeitige Landwirtschaft mit den angerichteten Schäden ist es doch, die nicht praxistauglich ist.

  • Was kann man von den rückständigen Verbänden schon erwarten? War doch klar, dass die die derzeitige Stimmung gegen Naturschutz und jeglichen Fortschritt nutzen, um ihre in den letzten 500 Jahren erworbenen (teils auch ergaunerten oder auf zwielichtige Art und Weise erworbenen) Pfründe in Sicherheit zu bringen. Die eigentlich schlimme Botschaft ist, dass die mit einer starken, nach rechts gedrifteten CDU in der Regierung einen dankbaren Erfüllungsgehilfen für den totalen Rückschritt in die 50er haben. Hoffen wir, dass die EU standhaft bleibt, damit Politik nicht wieder durch zu einem großen Teil von in der Feudalzeit ermächtigtem Landadel bestimmt wird.

  • Bauernverband möchte lieber die Natur und unsere Gesundheit weiter zerstören. Und die Klimakrise ist ihm solange egal, bis sie die eigenen Ernte zerstört.



    -



    Die Wirtschaft erpresst die Politik mit Arbeitsplätzen, die Landwirtschaft mit Versorgungssicherheit. Als wenn die nicht auch mit der Achtung der Natur möglich wäre.

    • @Ciro:

      Als wenn die industrielle Landwirtschaft Versorgungssicherheit bringen würde. Dank Monokultur sind wir dauerhaft einen resistenten Schädling vom Desaster entfernt. Mal ganz davon ab, dass die übermäßige Wasserentnahme, die Zerstörung der Böden und die Überdüngung der Gewässer alles tickende Zeibomben sind.

      Diese Landwirtschaft kann nicht langfristig aufrechterhalten werden. Und es gibt etliche Beispiele in der Geschichte, was passiert, wenn die Landwirtschaft nicht aufrechterhalten werden kann. Das geht nie gut aus.

    • @Ciro:

      Versorgungssicherheit.

      Vor 100 Jahren hatte Deutschland fast 65 Millionen Einwohner.

      Keine Ernährungsprobleme. Ganz ohne Insektizide, Herbizide etc. Und exorbitant teure Monstertraktoren, die die Boden zerstören aber praktisch sind um unter Gleichgesinnten angeben zu können.

      Kühe durften noch auf die Weide. Und ihre Hörner behalten.

      300 Millionen Brutpaare der kleinen Singvögel, die von Insekten abhängig, mehr.

      Die EU-Biodiversitätsstrategie ist anyway schon viel zu lasch formuliert.

    • @Ciro:

      Die wissen ja auch, dass wenn die Ernte ausfällt der Subventionshammer kommen wird.

    • @Ciro:

      Viele Bauern glauben ja leider nicht mehr daran, dass Böden mindestens ein Jahr lang Ruhe brauchen, um wieder Nährstoffe abgeben zu können.

      Kapitalistischer Druck, der Konkurrent China und Zauberdünger machen die Böden dauerhaft fruchtbar. Und wenn die Ernte doch ausfallen sollte, ist es eine Verschwörung.

      Alle zukünftigen Menschen werden das bereuen. Die Verantwortlichen sind da schon längst unter der Erde.

  • "Mittel, die in zahlreichen sinnvollen Projekten besser investiert wären"??

    Ich hätte da einen Vorschlag an die Junkergilde:



    Vollständige Streichung aller Agrarsubventionen und dann Naturschutz per Überwachung der Einhaltung bestehender oder EU-konformer neuer Gesetze.



    Ich bin es leid, dass meinem Nachbarn jährlich 140.000 € überwiesen werden (steuer- und abgabenfrei!!) und diese Herren dann per Gilden-Lobby ihre "Gegenleistung" weiter runterhandeln, während der Steuerzahler für die angerichteten Schäden doppelt zahlen muss.



    Von Klima- und Naturschutzkosten ganz zu schweigen.



    Umd dann wieder das furchtbar gelogene Nahrungsmittelversorgungs- "Argument": 60% des in D angebauten Getreides ist Tierfutter!



    Der N-Dünger ist veredeltes Russengas.



    Die Lebensmittel"Einzel"-Handelskonzerne sind Oligopole.



    Raiffeisen handelt weiter munter mit Diktator Putin.



    Molkereigenossenschaften ähneln eher Mafiaorganisationen ('Liefer mir Deine Milch, aber ich bestimme den Preis').



    Deutsche Landwirtschaft am am Limit.



    Neuseeland hat alle Agrarsubventionen abgeschafft.



    Das sollten wir auch.

  • "den Holzeinschlag in der EU je nach Szenario um bis zu 48 Prozent beziehungsweise rund 36 Millionen Kubikmeter pro Jahr verringern würde." - 3/4 der Bäume in Deutschland leiden. Wenn wir und die Bauern nicht zurück rudern, dann gibt es bald gar keinen Nutzen mehr aus Waldwirtschaft. Ziemlich kurzsichtig was da die Lobbyverbände fordern. Ich glaube nicht, dass der kleine weitblickende Biolandwirt das genau so sieht.

  • "Vor dem Hintergrund der „Krisen- und Kriegssituation in Europa“ dürfe die heimische Versorgung nicht eingeschränkt werden"



    uiuiui — die Bauernschaft schon im Kriegsmodus?

    Da wartet man doch gerneauf den Ernstfall, bei dem man dann für nen Liter Milch wieder 24 Teile Meißener Porzellan Eintausch darf.