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Gesperrte Twitter-AccountsMusk lässt Journalisten wieder rein

Nachdem ihn sogar die UNO kritisiert hat, schaltet Musk die Twitter-Accounts mehrerer US-Reporter frei. Dem ging eine Umfrage unter Nutzern des Netzwerks voraus.

„Pressefreiheit darf nicht nach Belieben ein- und ausgeschaltet werden“, erklärte das Auswärtige Amt in Berlin Foto: Gregory Bull/ap

San Francisco dpa/rtr | Nach internationaler Kritik hat Twitter mehrere gesperrte Accounts von US-Journalisten wieder freigeschaltet. Twitter-Eigentümer Elon Musk kündigte den Schritt unter Verweis auf eine Umfrage unter Nutzern des Online-Netzwerks an, bei der sich eine Mehrheit der knapp 3,7 Millionen Teilnehmer für ein sofortiges Ende der Sperren ausgesprochen hatte. Mehrere zuvor gesperrte Accounts von Journalisten unter anderem der New York Times, der Washington Post und von CNN konnten am Samstagmorgen deutscher Zeit wieder aufgerufen werden.

Am Donnerstagabend hatte Twitter die Konten von mindestens sechs prominenten US-Journalisten gesperrt. Die Sperrungen seien ohne Vorwarnung erfolgt, berichtete die Washington Post. Die Vereinten Nationen hatten sich daraufhin zutiefst beunruhigt über die Entwicklung des Online-Netzwerkes unter ihrem neuen Besitzer Musk gezeigt. Reporter dürften auf einer Plattform, die vorgebe, ein Raum für Meinungsfreiheit zu sein, nicht durch die willkürliche Sperrung von Konten zum Schweigen gebracht werden, sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric. „Diese Maßnahme ist ein gefährlicher Präzedenzfall in einer Zeit, in der Journalisten auf der ganzen Welt mit Zensur, körperlichen Drohungen und Schlimmerem konfrontiert sind.“

Die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Věra Jourová, nannte die Entwicklung besorgniserregend. Die EU-Gesetzgebung schreibe vor, die Pressefreiheit zu respektieren. Musk müsse sich bewusst sein, dass es rote Linien gebe und zu Sanktionen kommen könne. Die Bundesregierung sprach von einer wachsenden Sorge und kündigte an, über Konsequenzen nachzudenken. Das Auswärtige Amt erklärte: „Pressefreiheit darf nicht nach Belieben ein- und ausgeschaltet werden.“ Auch aus Frankreich und Großbritannien kam Kritik

Bereits am Mittwoch hatte Twitter einen Account gesperrt, über den man den Privatjet von Konzernchef Elon Musk verfolgen konnte. Einige der zeitweise gesperrten Journalisten hatten darüber berichtet sowie über Musks Äußerung, er und seine Familie seien durch die Weitergabe von Standortdaten gefährdet worden. In mehreren Tweets in der Nacht zum Freitag schrieb Musk, für Journalisten gälten dieselben Regeln wie für alle anderen.

Er bezog sich dabei auf „Doxxing“, nämlich die Weitergabe von persönlichen Daten einer Person, einschließlich Informationen wie der Adresse. „Sie haben meinen exakten Echtzeit-Standort gepostet, im Grunde die Koordinaten für ein Attentat“, schrieb Musk. Er sprach von einem Verstoß gegen die Twitter-Nutzungsbedingungen und drohte mit rechtlichen Schritten gegen den Betreiber von @elonjet, da sein Sohn von einem „verrückten Stalker“ verfolgt worden sei. „Mich den ganzen Tag lang zu kritisieren, ist völlig in Ordnung, aber meinen Standort in Echtzeit zu veröffentlichen und meine Familie zu gefährden, ist es nicht“, erklärte Musk.

Der Journalist Tony Webster, der ebenfalls von der Sperrung betroffen war, schrieb nach seiner Entsperrung auf Twitter, es habe kein „Doxxing“ gegeben – „auch wenn ein leicht erregbarer, niemandem rechenschaftspflichtiger Oligarch das gesagt hat“.

Der Online-Dienst hatte sich in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Kommunikationsplattform entwickelt: Auf der ganzen Welt nutzen Regierungen, Behörden und Politiker Twitter für ihre Öffentlichkeitsarbeit. Tech-Milliardär und Tesla-Chef Musk hatte Twitter im Oktober übernommen und setzt bei dem Online-Dienst seitdem seine Vorstellungen durch.

Den Tesla-Anlegern bereitet offenbar Sorgen, dass Musk von der Führung des Elektroautobauers in Zeiten globaler Konjunkturschwäche zunehmend abgelenkt sein könnte. Die Tesla-Aktien brachen am Freitagabend um 4,7 Prozent ein und verzeichneten den schwersten Wochenverlust seit dem Börsencrash zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020.

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6 Kommentare

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  • Wieso schleicht sein Sohn denn 24 Stunden um ein Flugzeug herum? Leicht durchgeknallt, Herr Musk?

  • Interessant, das man aus den Standortdaten seines Flugzeugs gleich auch den Echtzeitstandort seiner gesamten Familie kennt.

    Nun ja...



    Offensichtich geht der Kleine nicht zur Schule.

  • Übrigens hört man so, dass Mitteilungen auf Twitter, die auf Mastodon verweisen, auf geheimnisvolle Art verschwinden würden.

    Ich habe ja von Anfang an nicht verstanden, wieso man eine so wichtige gesellschaftliche Funktion einem kapitalistischem Silo anvertraut -- ob's Second Life (erinnert sich noch wer dran?), Facebook, Twitter oder sonstwie heisst.

    Offene Standards, bei denen jede*r (ob kommerziell oder privat) einsteigen kann sind doch fundamental.

    Zur Erheiterung hier eine Bastelaktion aus der Frühzeit (2009) [1]: Das war auch damals mein Gefühl zu Twitter. Aus einem Leserkommentar dort:

    "i cant wait for this twitter phase to end"

    Es scheint, dass wir nun, 13 Jahre später, so weit kommen.

    [1] hackaday.com/2009/...hairs-perspective/

  • Soll er doch blocken, wen er will. Dann wäre bald Mal Ruhe.

  • Twitter unter Musk ist tot, und die öffentlichen Institutionen und Medien täten gut daran es zu begreifen, und jegliche Zitate von dort einzustellen. Twitter war ohnehin nie eine staatl. oder relevante Organisation, weswegen ich es schon immer eigenartig fand, warum man immer wieder darauf zurückgriff. Aber nun wäre ein perfekter Zeitpunkt um die Reißleine zu ziehen.

    • @Shasu:

      Ja, genau!