Gesetze zum Schutz der Artenvielfalt: Weniger Pestizide, mehr Biotope
Die EU-Kommission macht Vorschläge zum Schutz der Artenvielfalt: Der Pestizideinsatz soll drastisch reduziert, Biotope sollen renaturiert werden.

Die EU-Kommission hat am Mittwoch zwei Entwürfe für Verordnungen zum Schutz der Ökosysteme und der Artenvielfalt in der Europäischen Union vorgestellt. So sollen bis 2030 der Einsatz von Pestiziden und die durch ihn entstehenden Risiken halbiert werden. Außerdem sollen bis 2050 80 Prozent der in schlechtem Zustand befindlichen Biotope repariert werden.
Zu diesem Zweck will die Kommission den Mitgliedstaaten rechtlich bindende Renaturierungsziele vorschreiben. Demnach müssen bis 2030 mindestens 20 Prozent der Land- und Seeflächen der EU mit entsprechenden Maßnahmen belegt werden, die dann im Idealfall bis 2050 auf alle Ökosysteme ausgeweitet werden.
Auch für die Reduktion des Pestizideinsatzes sollen sich die Mitgliedstaaten verbindliche Ziele setzen und Strategien entwickeln, um diese zu erreichen. Landwirt*innen würden außerdem über die nächsten fünf Jahre bei der Umstellung mit EU-Geldern unterstützt.
„Heute ist ein guter Tag für die biologische Vielfalt und die menschliche Gesundheit in Europa“, erklärte Antje von Broock, Geschäftsführerin des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND).
Umweltverbände kritisieren Lücken
Sie kritisierte aber, das Paket zur Pestizidreduktion sei nicht ausreichend, um das Artensterben zu stoppen: „Wir müssen aus den besonders gefährlichen Pestiziden bis 2030 komplett aussteigen.“ Auch das Renaturierungsgesetz weise Lücken auf, die „den Mitgliedstaaten zu viel Spielraum beim wirksamen Schutz der Natur an Land und auf See“ ließen.
Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament, begrüßte die neuen und verschärften Ziele zur Pestizidreduktion: „Es ist allerhöchste Zeit, dass der Einsatz von Pestiziden verbindlich geregelt wird. Die bisherige unverbindliche Richtlinie zur Verwendung von Pestiziden krankte an mangelnder Umsetzung.“
Martin Dermine, Referent für Gesundheits- und Umweltpolitik beim Pesticide Action Network Europe, bemängelte, dass die Länder mit intensiven Landwirtschaftssystemen weniger ehrgeizige Einsparungsziele verfolgen müssen. Diese erlaubten es diesen Mitgliedstaaten, „das Business as usual fortzuführen.“
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