Klimagerechte Forstwirtschaft: Geldregen für vertrocknete Wälder
Waldbesitzer:innen sollen finanzielle Anreize erhalten, ihre Wälder nachhaltiger zu gestalten. Interessenverbände mahnen Nachbesserungsbedarf an.
BERLIN taz | Waldbesitzer:innen sollen in Zukunft finanzielle Anreize erhalten, ihre Wälder naturnah und klimawandelresistent zu bewirtschaften. Ein entsprechendes Konzept, das der taz vorliegt, hat das Bundeslandwirtschaftsministerium dem Haushaltsausschuss des Bundestags vorgelegt. In den nächsten fünf Jahren sollen dafür 900 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden.
Ziel des Entwurfs ist es, nicht nur die Wälder selbst, sondern auch ihre Funktion als CO2-Senken und Horte der Biodiversität zu erhalten, die durch den fortschreitenden Klimawandel bedroht sei. Der Waldbestand entlaste die Atmosphäre jährlich um 62 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, sieben Prozent der Emissionen in Deutschland. Ein Viertel der deutschen Waldfläche sei aufgrund der dort kultivierten Baumarten jedoch besonders anfällig für Hitze und Dürren.
Waldbesitzer:innen sollen deshalb Geld erhalten, wenn sie bestimmte Maßnahmen zur Stabilisierung ihrer Wälder umsetzen. Dazu gehören eine vorausschauende, gleichmäßige Verjüngung des Baumbestands sowie die Einhaltung der Baumartenempfehlungen der Länder bei der Aufforstung. Waldbewirtschaftende sollen auf Kahlschläge, Düngung und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verzichten. Auch eine Förderung für Baumaßnahmen, die eine effizientere Wassernutzung ermöglichen, ist vorgesehen.
Andreas Bitter, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW), begrüßte den Vorstoß, mahnte aber auch Nachbesserungsbedarf an. Der im Entwurf vorgesehene 20-jährige Nutzungsstopp für bestimmte Baumarten würde nicht nur zu Engpässen in der Holzversorgung führen. Weil Kohlenstoff in Holzprodukten gebunden bleibe und Holz andere klimaschädliche Rohstoffe ersetzen könne, würden so auch Klimaschutzpotenziale verschenkt.
Das Konzept bleibe außerdem finanziell hinter den Notwendigkeiten zurück – der Finanzierungsbedarf liege jährlich nicht bei 200 Millionen, sondern bei 1,4 Milliarden Euro.
Leser*innenkommentare
Rudolf Fissner
Waldbesitzer sind nicht doof.
Wenn der Standort / das Klima den Wuchs bestimmter Baumarten unmöglich machen, werden sie diese auch nicht anpflanzen.
Axel Donning
@Rudolf Fissner Die Realität zeigt aber leider, dass das Gegenteil der Fall ist.
sollndas
"Dazu gehören eine vorausschauende, gleichmäßige Verjüngung des Baumbestands...
Endlich scheint jemand mal begriffen zu haben, dass nur ein WACHSENDER Wald eine CO2-Senke ist.
Axel Donning
Geld dafür, dass die Holzwirtschaft 30 Jahre lang alle Warnungen von Ökologen ignoriert hat? Die haben sich nicht einmal an die FFH Regelungen gehalten. Das ist ein ganz schlechter Witz.
lesnmachtdumm
@Axel Donning Ja, verspekuliert: Nach Trockenheit schon in den 60ern nochmal ne Generation Nadel-Stängel-Farm riskiert, statt Mischwald, ganz gegen besseres Wissen(können) - un jetz Handaufhalten ? Große Waldbrände entlang der hessischen DDR-Grenze gabs schon in den 70ies. Fuhr man im Zug Kassel-Bebra direkt dran entlang.
Rudi Hamm
Wenn Förderung, dann aber kein Holzexport bis USA und China mehr.
Der Export vom Holz in andere Kontinente hat zu einer lokalen Holzknappheit und explodierenden Holzpreisen geführt.
Wenn man nun Waldbesitzer dafür belohnen will, dass die ökologisch bessere Wälder aufbauen, dann muss dieses Förderung aber auch mit einem Exportstop in andere Kontinente gekoppelt werden, denn sonst ist es in der CO2-Bilanz unnütz.