Gerichtsverfahren gegen Linke in Hamburg: Eisige Stimmung im Parkbank-Prozess
Verteidigung und Staatsanwaltschaft streiten im G20-Prozess gegen die Drei von der Parkbank um störungsfreien Ablauf.
Seit vergangenem Mittwoch verhandelt das Landgericht gegen drei junge Menschen, denen die Staatsanwaltschaft vorwirft, sich am zweiten G20-Jahrestag für Brandstiftungen verabredet zu haben. Polizist*innen hatten sie auf einer Parkbank in Hamburg-Eimsbüttel mit Brandsätzen festgenommen.
Am Donnerstag ging die Verhandlung in die zweite Runde. Die rund 60 Zuschauer*innen begrüßten die drei Angeklagten, von denen zwei seit Juli in U-Haft sitzen, mit Applaus. Die Angeklagten winkten und begrüßten einander und ihre Verteidiger*innen mit herzlichen Umarmungen.
Derweil wird die Stimmung zwischen der Verteidigung und den beiden Staatsanwälten zunehmend eisig. Der Generalstaatsanwalt Ralf Schakau bemängelte am Donnerstag Zwischenrufe aus dem Publikum und forderte die Richterin zur Abmahnung auf. „Das Publikum hat aufzustehen, wenn die Vorsitzende Richterin den Saal betritt“, beschwerte er sich außerdem.
Deeskalation fördere extremistische Taten
Der Verteidiger Alexander Kienzle forderte Schakau daraufhin auf, nicht den Ablauf zu stören, der Prozess brauche dringend Deeskalation. Schakau erwiderte: „Genau diese Art Deeskalation ist es, die den Nährboden für extremistische Taten bereitet!“
Der Prozesstag endete mit dem Antrag der Verteidigung, beim nächsten Termin festzustellen, ob sich Undercover-Polzist*innen oder Geheimdienstler*innen zur Prozessbeobachtung im Publikum befinden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen