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Gerichtsurteil im Mordfall Víctor JaraGerechtigkeit nach 50 Jahren

Mit Beginn der Militärdiktatur in Chile 1973 wurde der kommunistische Sänger ermordet. Endlich werden die Urteile gegen seine Mörder rechtskräftig.

Der chilenische Sänger Víctor Jara – 1973 während des Militärputsches ermordet Foto: Fundacion Victor Jara, Antonio L AP HO

Buenos Aires taz | 50 Jahre nach dem Tod von Víctor Jara hat der Oberste Gerichtshof Chiles die Urteile gegen sieben ehemalige Militäroffiziere wegen der Entführung und Ermordung des Sängers bestätigt. Am Montag wies die Zweite Kammer des Obersten Gerichtshofs die „formellen und materiellen Berufungen“ der Anwälte der Angeklagten gegen die Urteile einstimmig ab.

Damit sind die Haftstrafen von 25 Jahren wegen Entführung und Mordes gegen sechs Militärangehörige in letzter Instanz rechtskräftig. Ein weiterer Ex-Militär war zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Auch dieses Urteil wurde bestätigt. Die Verurteilten sind zwischen 73 und 85 Jahre alt und befanden sich bisher auf freiem Fuß. Einer hatte sich am Dienstag das Leben genommen, um der Inhaftierung zu entgehen.

Der kommunistische Sänger und Gitarrist Víctor Jara war am 12. September 1973 verschleppt und mit Tausenden von Mitgefangenen im Sportstadion Estadio Chile in Santiago eingesperrt worden. Der damals 41-Jährige wurde gefoltert, seine Hände verstümmelt, vier Tage später wurde er ermordet. Einem Gutachten österreichischer Gerichtsmediziner zufolge wurden dabei mehr als vierzig Schüsse auf ihn abgegeben. Víctor Jara gilt bis heute als einer der wichtigsten politischen Sänger Lateinamerikas. Im Jahr 2003 wurde das Stadion in Santiago ihm zu Ehren in Estadio Víctor Jara umbenannt.

Militär spielte russisches Roulette

„Als er das Gelände betrat, mit den Händen hinter dem Kopf wie die anderen Gefangenen, war Jara von einem der Offiziere erkannt worden“, erinnert sich Boris Navia, ein Überlebender der Gefangenen im Stadion. „‚Bringt diesen Hurensohn hierher‘, schrie der Offizier und schlug ihn. Immer und immer wieder. Auf den Körper, auf den Kopf, mit wütenden Tritten. Er hat ihm fast ein Auge ausgeschlagen. Nie werde ich das Geräusch des Stiefels gegen seine Rippen vergessen. Víctor hat gelächelt“, erzählt Navia weiter. „Dann begannen die Militärs, russisches Roulette zu spielen, setzten ihm eine Pistole an die Schläfe und überließen jeden Versuch dem Zufall, bis sich eine der Kugeln entlud und Víctor Jara tötete. Später gaben sie weitere 43 Schüsse auf ihn ab“, so Navia.

Am 16. September fanden zwei Anwohnerinnen in der Nähe des städtischen Friedhofs von Santiago sechs Leichen. Sie wurden zur Gerichtsmedizin verbracht, wo einer der Beamten den Sänger identifizierte und seine Frau Joan Jara informierte. Joan Jara gelang es, die Leiche auf dem Allgemeinen Friedhof von Santiago anonym zu beerdigen, um sie vor dem Zugriff des Militärs zu schützen. Danach ging sie mit ihren zwei Töchtern ins Exil nach Großbritannien.

Ende eines langen Rechtsstreits

Mit der höchstrichterlichen Entscheidung ist der Rechtsstreit um die Umstände und die Verantwortung für Jaras gewaltsamen Tod zu Ende. Die chilenische Justiz hatte erst im Dezember 2012 gegen sieben ehemalige Militärs Haftbefehle und Anklage wegen Mordes und Beihilfe zum Mord erlassen. 2018 wurden sie zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, die 2021 von einem Berufungsgericht bestätigt wurden. Im Juli hatte schließlich der Oberste Gerichtshof mit der Revision der Urteile begonnen, nachdem die Angeklagten weiterhin eine Verantwortung für den Mord bestritten und erneut Berufung eingelegt hatten.

„Die Tatsache, dass 50 Jahre vergangen sind, hat zwei Seiten: die saure Seite, die besagt, ‚wie konnte so viel Zeit vergehen‘, und die süße Seite, die besagt, ‚wie gut, dass es Gerechtigkeit für Verbrechen gibt, von denen man einst dachte, sie würden nie aufgeklärt und gesühnt werden‘“, kommentierte der Anwalt der Familie von Victor Jara, Nelson Caucoto, die Entscheidung. „Endlich haben wir eine Justiz, die sich die internationalen Menschenrechtsnormen zu Eigen gemacht und ein modernes und fortschrittliches Urteil gefällt hat“, fügte er hinzu.

Die nun endgültige Urteilsbestätigung kommt nur drei Wochen vor dem 50. Jahrestag des Putsches. Am 11. September 1973 hatte das Militär den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende gewaltsam aus dem Amt geputscht und den damaligen militärischen Oberbefehlshaber Augusto Pinochet an die Spitze einer Junta gesetzt. Erst 1990 kehrte Chile zur parlamentarischen Demokratie zurück.

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8 Kommentare

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  • GERECHTIGKEIT FÜR VICTOR JARA!!!



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    youtu.be/2tX62mtPa...i=-GFYtCiJyMtlIUo9



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    Das Lied hab ich mehr als tausend Mal gehört, einen inneren Schmerz dabei immer verspürt.



    //



    Das Bild im Video hängt an meiner Wand im Arbeitszimmer, als Inspiration und seit einigen Jahren wegen des Rechtsrucks auch als Warnung.



    //



    Es gibt Lieder, die ewig nachklingen und Bilder, die mehr als tausend Worte sagen.

    • @Martin Rees:

      anschließe mich & Danke für Zupfgeigenhansel - das sind Erich Schmeckenbecher und Thomas Friz



      (im Pläne-Verlag Dortmund! Woll;))



      de.wikipedia.org/wiki/Zupfgeigenhansel

      • @Lowandorder:

        Thomas Fritz ist leider vor knapp 2Wochen im Alter von 73 Jahren verstorben.



        Seine Stimme war aussergewöhnlich.

  • Guter Artikel. Danke.

  • Danke. Erschütternd & endlich •

    Ja. Es bleibt dabei.



    Nine - Eleven - steht für Linke für: Chile 🇨🇱 Putsch 1973 •



    “Am 11. September 1973 putschte das Militär in Chile. Der drei Jahre zuvor demokratisch gewählte sozialistische Präsident Salvador Allende nahm sich das Leben, nachdem die Luftwaffe begonnen hatte, den Präsidentenpalast La Moneda zu bombardieren, und Militär in den Palast eingedrungen war. Eine Junta unter der Führung von Augusto Pinochet regierte Chile daraufhin bis zum 11. März 1990 als Militärdiktatur. Der Putsch wurde von den USA politisch und finanziell unterstützt, vor allem durch verdeckte Operationen der CIA. Er war ein zentrales Ereignis im Kalten Krieg mit ähnlich symbolhafter Bedeutung wie die Revolution in Kuba.“



    & der Friedensfürst der Dunkelheit - Henry Kissinger mittenmang! Woll.



    “Als 1969 Richard Nixon zum Präsidenten der USA gewählt wurde und Henry Kissinger zu seinem einflussreichen Sicherheitsberater aufstieg, wurde die direkte und illegale Einflussnahme im Namen der „Realpolitik“ auf ganz Lateinamerika deutlich stärker – auch auf Chile. …& weiterlesen - unbedingt -



    de.wikipedia.org/w...tsch_in_Chile_1973



    & Däh



    Im Estadio Chile e Santiago & entlarvt die CDU via Bruno Heck & Philipp Jenninger!



    “Das Leben im Stadion ist bei sonnigem Wetter recht angenehm“



    Klaus Staeck “Seit Chile wissen wir genauer, was die CDU von Demokratie hält!“



    www.edition-staeck.../2020/03/90025.jpg



    & VICTOR JARA - Quel homme Quel Músico -



    Victor Jara - Venceremos -



    www.youtube.com/wa...VuY2VyZW1vcw%3D%3D



    &



    Victor Jara - Victor Jara - complettes Album



    www.youtube.com/watch?v=Nhak9bEyjwA



    &



    Concierto Víctor Jara en Perú - 17 de Julio de 1973 (Recital Completo)



    www.youtube.com/watch?v=UhXBrp3oAIM



    Concierto de Víctor Jara en Panamericana Televisión de Lima, Perú, el 17 de julio de 1973. Este es uno de los…

    que descanse en paz - Victor Jara

    • @Lowandorder:

      Großartig!



      Die Linie ist klar,



      Kommentar wunderbar,



      Zu Victor Jara,



      In diesem Jahr!



      Schön zu vernehmen,



      Sie konnten ihm nehmen



      Nicht seine Perzeption



      Zu der Revolution.

      • @Martin Rees:

        Der Bericht ist informativ und im taz-Archiv in voller Länge:



        //



        "Am 11. September 1973 putschte Militärgeneral Augusto Pinochet gegen die sozialistische Regierung von Salvador Allende. Die Militärs und die Geheimpolizei Dina verfolgten, inhaftierten, folterten und ermordeten während der 17 Jahre währenden Diktatur Tausende Mitglieder von linken Parteien und Organisationen, Gewerkschaften und Nachbarschaftsversammlungen. Die offi­zielle Zahl der Opfer beläuft sich auf über 40.000, darunter 3.065 Tote oder Verschwundene. Viele Täter wurden nie verurteilt und sind mittlerweile gestorben."



        Quelle:



        taz.de/Bodo-Ramelo...ht-Chile/!5885753/

    • @Lowandorder:

      Ich danke Dir für diesen Deinen Kommentar.



      Diesen damaligen Putsch und die Menschenverachtung habe ich damals körperlich verspürt ohne dabei gewesen zu sein.



      Venceramos