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Gender Pay GapLohnlücke zwischen Frauen und Männern schrumpft – langsam

Der Abstand wird zwar kleiner, aber Frauen verdienen immer noch weniger als Männer. Sechs Prozent der Lohnlücke können weiterhin nicht erklärt werden.

Auch in der Pflege: Berufe, in denen viele Frauen beschäftigt sind, werden meist schlechter bezahlt Foto: Marijan Murat/dpa

Wiesbaden dpa | Erstmals seit 2020 ist im vergangenen Jahr die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in Deutschland wieder geschrumpft. Der festgestellte Verdienstunterschied ist von 18 auf 16 Prozent zurückgegangen, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Grund waren die etwas höheren Lohnsteigerungen, die Frauen im Gegensatz zu den Männern im Jahr 2024 erzielen konnten.

Seit 2006 hat sich die Lohnlücke, die auch als Gender Pay Gap bezeichnet wird, noch nie innerhalb eines Jahres so schnell geschlossen wie im vergangenen Jahr. 2006 hatte der Verdienstunterschied noch 23 Prozent betragen.

Bereinigter Gender Pay Gap unverändert

Männer haben demnach im Jahr 2024 durchschnittlich 26,34 Euro in der Stunde verdient und damit 4,10 Euro mehr als die Frauen. Knapp zwei Drittel der Lohnlücke erklärt das Statistikamt mit höheren Teilzeitquoten bei den Frauen und geringeren Gehältern in frauentypischen Berufen. Es bleibt eine Lücke (bereinigter Gender Pay Gap) von 1,52 Euro oder rund 6 Prozent des Brutto-Stundenlohns ohne eindeutige Erklärung. Dieser Wert hat sich auch 2024 nicht geändert.

Auch bei vergleichbarer Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie verdienen also Frauen 6 Prozent weniger als Männer. Die Behörde vermutet, dass hier Erwerbsunterbrechungen etwa bei Schwangerschaften, zur Kindererziehung oder zur Pflege von Angehörigen eine Rolle spielen, die aber nicht näher erfasst seien. Man gehe davon aus, dass sich damit weitere Anteile des Lohnunterschieds erklären lassen. Die 6 Prozent stellten insofern eine Obergrenze für eine mögliche Verdienstdiskriminierung durch die Arbeitgeber dar.

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6 Kommentare

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  • So wie hier dargestellt, ist der Skandal kein Skandal mehr.



    Wenn selbst im "bereinigten Gendergap" keine Schwangerschaften und Erziehungszeiten eingerechnet sind (was offensichtlich nicht mal die Statistikstelle weiss), dann gibt es vielleicht gar keinen Unterschied bei der Entlohnung für die tatsächliche Arbeit.

    Zumal ja immer noch der öffentliche Dienst nicht mit aufgenommen wird. Dabei gibt es da auch Teilzeit und Schwangerschaften, nur eben sicher keinen tariflichen Unterschied.

  • Kann mir jemand erklären, warum sich Teilzeitquoten auf den Stundenlohn auswirken sollten? Die Produktivität ist in Teilzeit nicht selten höher. Es muss also daran liegen, dass in Teilzeit öfter als in Vollzeit schlecht entlohnte Tätigkeiten ausgeführt werden.

    • @Aurego:

      In Teilzeit wird man kaum genauso schnell beruflich aufsteigen wie in Vollzeit.

    • @Aurego:

      Wenn nicht gerade in Teilzeit ein Ingenieur arbeitet sondern Regaleinräumer beim Discounter oder eine Empfangsdame in der Gemeindeverwaltung, dann ist das durchschnittliche Gehalt geringer als bei bei Fachleuten jeglicher Art.

    • @Aurego:

      Ja, wir reden hier vermutlich in Summe eher von der Teilzeitstelle im Lebensmitteleinzelhandel als vom Architekturbüro. In manchen Branchen sind Teilzeitjobs die Regel, in manchen eher die Ausnahme. Insbesondere wenn wir von vglw. niedrigen Stundenzahlen reden und nicht von 32 statt 39 Stunden oder so.

    • @Aurego:

      "Es muss also daran liegen, dass in Teilzeit öfter als in Vollzeit schlecht entlohnte Tätigkeiten ausgeführt werden."



      Eine sehr plausible und nachvollziehbare Erklärung. Was wollen Sie noch erklärt haben?