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Geldwünsche der KrankenkassenAlle sollten zahlen

Kommentar von Gunnar Hinck

Die Coronakrise legt die Schwächen des Nebeneinanders von privater und gesetzlicher Krankenversicherung offen.

Die Bekämpfung der Pandemie ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe Foto: Patrick Scheiber/imago

D er Verband der gesetzlichen Krankenkassen fordert einen höheren Bundesanteil aus Steuermitteln. Der Grund: Die Krankenkassen befürchten wegen Covid-19 einen Absturz ihrer Beitragseinnahmen. Zum einen liegt das an der zu befürchtenden Insolvenzwelle: Die Unternehmen können ihren Arbeitgeberanteil nicht mehr zahlen oder weigern sich schlicht. Zum anderen trifft die Kassen der Anstieg der Arbeitslosenzahlen und vor allem an Kurzarbeit hart – denn weil Arbeitslosengeld und Kurzarbeitergeld niedriger sind als der Lohn, sinken auch die Beitragseinnahmen. Gleichzeitig steigen wegen der Pandemie die Ausgaben. Zwar fallen andere Kosten weg – viele Versicherte scheuen derzeit Arztbesuche, Operationen werden verschoben –, doch unterm Strich dürften die Kassen über Monate hinaus mehr Geld ausgeben müssen.

Die Forderung der Krankenkassen ist richtig. Die Bekämpfung der Pandemie ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht nur den Versicherten aufgebürdet werden darf. Durch einen höheren Zuschuss des Staats können steigende Beiträge vermieden werden. Mehr Steuergeld bedeutet zugleich, dass auch die Gutverdienenden und Beamten, die meist privat versichert und damit nicht Teil des Solidarsystems sind, die Lasten mittragen.

Corona ist aber auch ein Anlass, das absurde und sozial ungerechte Nebeneinander von gesetzlichen und privaten Versicherungen, das aus dem 19. Jahrhundert stammt, zu hinterfragen. Aufseiten der gesetzlichen Kassen sind die Beiträge an das Einkommen gekoppelt, die Privaten ziehen für den Beitrag die Lebensumstände heran.

Einen überzeugenden Grund, warum eigentlich Mieteinnahmen, Gewinne oder Zinserträge ausgespart werden, gibt es nicht. Für eine Bürgerversicherung – von der auch kleine Selbstständige profitieren würden – gibt es zwar keine Mehrheiten: Union und FDP sind dagegen, und die Grünen sichern den Privaten trotz ihrer Reformkonzepte Bestandsschutz zu, um ihre Beamtenklientel nicht zu vergraulen. Aber die Krise hat etwas Gutes: Sie legt die Schwächen des bisherigen Systems offen.

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ist Redakteur im taz-Ressort Meinung.
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13 Kommentare

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  • Der Artikel nennt nur CDU, FDP und Grüne als Gegbner der Bürgerversicherung.

    Nun sind warme Worte pro Bürgerversicherung ja schnell gesagt.

    Interessant wird es, wo die anderen Parteien - SPD und Linke - an der Regierung sind und ihre Beamt_innen mit einem Arbeitgeberzuschuss zur Mitgliedschaft in einer gesetzlichen Krankenkasse motivieren könnten.

    Da hört es dann aber schnell auch bei den beiden auf.

    In Berlin hat Rot-rot-grün mal laut darüber nachgedacht. Umgesetzt ist das bislang nicht.

    In anderen Bundesländern ist es nicht anders.

    Wohlfeile Reden, aber als Regierung wollen auch SPD und Linke sich dann doch lieber das Geld sparen.

    • @rero:

      Es wäre ganz einfach:



      Beamten werden je nach Familienstand zwischen 50% und 80% der Kosten von der jeweiligen Versorgungskasse ersetzt.



      Für den restlichen Anteil MÜSSEN sie sich versichern.



      Bei den privaten Krankenkassen ist eine Teilversicherung möglich.



      In den gesetzlichen Krankenkassen können sie sich nur freiwillig Versichern lassen zum vollen Tarif (Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil der Einkommens bzw. der Beitragsbemessungsgrenze).



      Das "Hamburger Modell" der gesetzlichen Krankenversicherung muss nur bundesweit etabliert werden und für alle zugänglich sein.

      • @Saccharomyces cerevisiae:

        Na klar ist es einfach.

        Es will nur keine weitere Landesregierung ihr Privileg aufgeben.

        • @rero:

          Da geht es nicht um die Bundesländer, sondern darum, dass die gesetzlichen Krankenversicherungsträger keine Versicherungen mit Teilabdeckungen anbieten.



          Im übrigen erachte ich das Schweizer System der Bürgerversicherung mit Selbstbeteiligungsoption als besser.

  • Es sind also nur die gesetzlichen, die wegen Corona in Schwierigkeiten kommen? Liegt das vielleicht daran, dass die Prämie für die Private einfach gleich hoch bleibt, egal wie die Situation sich ergibt?



    Ich fände eine einheitliche Kasse ja sehr gut, aber in der Diskussion um die Unsolidarität der PK fehlt mir eigentlich immer die Tiefe.

    • @LeSti:

      Sie meinen die Tiefe, das sich die alten die in der Krise besonders hart getroffen werden, ihren privat Anteil nicht mehr leisten können und entweder nicht zahlen oder fehlende Kisten durch das deutsche Sozialisten Querfinanziert werden müssen?

      Das heißt die alten die vor der Rente den Umschwung zur gesetzlichen nicht mehr geschafft haben.

    • @LeSti:

      Das ist meiner Meinung nach ein weiterer Grund, dieses Doppelsystem endlich abzuschaffen. Ich habe mir sagen lassen, dass der Staat bei Beamten letztlich einfach den Arbeitgeberanteil spart und darauf setzt, dass sie über die Beihilfe weniger Kosten verursachen als eingespart werden. Das bedeutet aber auch, dass am Ende noch nicht einmal die Beamten besonders gut wegkommen, wenn sie nicht exorbitant gut verdienen (und das tun sie entgegen dem Mythos in der Regel auch nicht): Wie Sie schon sagen, bleiben sie auf regelmäßig steigenden Beiträgen sitzen.



      Besonders eklig ist dann dieser Lobbysprech, die Privaten "finanzierten" mit soundsoviel das Gesundheitssystem. Zuvor haben sie es eben diesem System entzogen und in Vorstandsgehälter und repräsentative Monsterbauten gesteckt.

  • Mehr Geld? Nur unter Bedingungen!

    Überhöhte Medikamentenpreise runter so wie im Ausland! Ich zahle nicht für einen "Leitmarkt"!

    Krankenhäuser verstaatlichen und sofort umbauen auf das Schleusen & Quarantänestationen wie in Belgien / Niederlanden: Fallende MRSA Fallzahlen bei stabilen Kosten statt wie bei uns steigende Fallzahlen und Kosten

    Keine Unnötigen Behandlungen / Untersuchungen. Wir zahlen nicht um Apparatepraxen Auslastung zu bescheren.

    Vernünftige Finanzierung / Versicherung von Hebammen

    ggf. Abschaffung teurer Behandlungen im hohen Alter - Das Geld ist nicht endlich! In anderen Ländern muss man sich selbst den Stock noch selbst kaufen und hier ist die Hüft-OP selbstverständlich. OK, aber wenn es dann um zig hundertausende Euro geht für Krebs was auch immer. Irgendwo ist auch mal Schluß!

    Die unteren 90% dieses Landes haben seit Jahren stagnierende Löhne bei steigenden Kosten. Mehr Geld fürs Gesundheitssystem kann es nur geben wenn die Löhne steigen oder die Arbeitgeber mehr Anteil übernehmen. Man kann die Leute nicht weiter belasten. Oder soll der Konsum komplett zusammenbrechen?

  • Aufseiten gesetzlicher Krankenkassen sind Beiträge zwar grundsätzlich an das Einkommen gekoppelt, aber mit Beitragsbemessungsgrenze nach oben zugunsten Gutverdienender gedeckelt.

    Darüber hinaus wechseln Privatkassen Mitglieder zur gesetzlichen Kasse, wenn sie in Rente gehen, wenn sie nicht ohnehin durch drastsiche Beitragserhöhungen hinausgemobbt werden, überhaupt zur Risikogruppe mit Vorerkrankungen zählen, weil Privatkassen, anders als die gesetzlichen, bei Erkrankungen besonders chronischen Beiträge gestaffelt erhöhen. Weshalb ja Mindeststandard Versicherungstarife bei Privaten Krankenversichrung wenigstens vor ein paar Jahren, neben dem Gesundsheitsfonds, eingeführt wurden, der jetzt durch die Corona Pandemie leerzulaufen droht, damit belegt, dass dieser von Grund auf eine Fehlkonstruktion ist

    • @Joachim Petrick:

      Sie scheinen die rechtlichen Voraussetzungen nicht zu kennen:



      "Darüber hinaus wechseln Privatkassen Mitglieder zur gesetzlichen Kasse, wenn sie in Rente gehen"



      Das können sie nicht!



      www.krankenversich...ckkehr-gesetzliche



      Bitte keine falschen Thesen verbreiten.

  • Wieso sollten die Policen der privaten Krankenversicherungen nicht auch durch Zahlungsunfähigkeit der selbstständigen Versicherten steigen?



    Stimmt, das System ist ungerecht. Beamte, die in der gesetzlichen Krankenversicherung freiwillig versichert wären, müssten den vollen Satz (Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil) bezahlen.



    In der Privaten Krankenversicherung gibt es keine Familienmitversicherung, die Rechnungen müssen zuerst selbst bezahlt und auch geprüft werden, Kostenpläne müssen vor der Behandlung eingereicht werden (sonst werden nur 50% erstattet), Kosten für Vorerkrankungen wie Kieferorthopädische Behandlungen werden nicht vom Versicherer getragen.



    Welche Vorteile der Versicherte einer Privaten Krankenversicherung haben sollte erschließt sich mit nicht.

  • gibt es eigentlich quellen dafuer, dass z.b. es antraege der gruenen gab und diese vom bundesvorstand abgelehnt wurden? oder gab es einfach noch nie die forderung im programm, die beiden systeme zusammenzulegen?

    • @the real günni:

      Hier ist die Forderung der Grünen: www.gruene-bundest...ng-fuer-gesundheit



      Die Grünen wollen eine Art Bürgerversicherung, aber nur als "Dach" über KGV und PKV mit leichteren Wechselmöglichkeiten. Die PKV an sich soll erhalten bleiben. MfG Gunnar Hinck, Autor