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Geldtheorie aus den USASchulden sind kein Problem

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Bei den US-Demokraten ist eine neue Geldtheorie populär: die Modern Money Theory. Wenn Biden Präsident wird, dürfte MMT eine wichtige Rolle spielen.

Mehr als zehn Millionen US-Bürger haben während der Corona-Krise ihren Job verloren Foto: Bryan Woolston

W as nun? Der Demokrat Joe Biden dürfte zwar die US-Wahlen gewonnen haben, aber damit ist die Corona-Krise nicht vorbei. Das Defizit im amerikanischen Bundeshaushalt liegt bei sensationellen 3,3 Billionen Dollar, und mehr als zehn Millionen US-Bürger haben ihre Stelle verloren. Es dürfte sogar noch schlimmer kommen: Die Infektionszahlen schnellen weiter in die Höhe, und in vielen Bundesstaaten droht ein Lockdown.

Die USA häufen Defizite auf, wie sie es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr getan haben. Kommt also die Pleite? Nein, natürlich nicht. Stattdessen zeigt sich, dass sich reiche Staaten mühelos verschulden können – und dies von den Finanzmärkten erwartet wird.

Die USA sind das beste Beispiel: Als im Februar deutlich wurde, dass sich das Corona-Virus auch in Nordamerika rasant verbreiten würde, brach der Aktienindex Dow Jones um rund 37 Prozent ein. Doch sobald die US-Regierung schuldenfinanzierte Hilfsprogramme versprach, ging es mit den Börsen zügig wieder aufwärts. Defizite waren nicht das Problem – sondern die Lösung.

Die Corona-Krise bestätigt damit eine Geldtheorie, die in den USA derzeit Furore macht: die „Modern Money Theory“, gern zu MMT abgekürzt. Im Kern besagt diese Theorie, dass unser Wirtschaftssystem ohne Staatsschulden gar nicht funktionieren kann. Defizite sind gut, nicht schlecht.

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Dieses Konzept wird von verschiedenen Volkswirten vertreten, aber der Star ist Stephanie Kelton. Die 51-Jährige lehrt an der Stony Brook University auf Long Island und ist Beraterin linker Demokraten; sie hat mit Bernie Sanders, Elizabeth Warren und Alexandria Ocasio-Cortez zusammengearbeitet. Im Juni erschien ihr Bestseller „The Deficit Myth“, der die Modern Money Theory für Laien gut verständlich erklärt.

Die Vor- und Nachteile der MMT werden in den USA schon deswegen eine politische Rolle spielen, weil die Republikaner die Staatsschulden ab jetzt ununterbrochen skandalisieren werden. Nimmermüde werden sie die Pleite der USA herbei reden. Denn das Thema hat zwei unschlagbare Vorteile für die Opposition: Die Defizite werden garantiert weiter steigen, schon weil die Corona-Krise nicht vorbei ist, und gleichzeitig zeigen Umfragen, dass fast die Hälfte aller US-Bürger fest überzeugt sind, dass die Staatsschulden ein enormes Problem seien.

Als Präsident hat Obama zu wenig Schulden gemacht – das rächt sich bis heute für die Demokraten

Trump hat zwar ebenfalls permanent Defizite eingefahren, auch schon vor Corona, weil er unbedingt die Mega-Reichen mit Steuersenkungen erfreuen wollte. Aber Tatsachen sind für die Republikaner unerheblich und „alternative Fakten“ längst ihr Markenzeichen. Nobelpreisträger Paul Krugman prophezeite daher schon vor der Wahl düster: „Wenn Trump verliert, werden die Republikaner nur etwa 30 Sekunden brauchen, um zur Behauptung zurückzukehren, dass Haushaltsdefizite eine existenzielle Bedrohung seien.“

Die Demokraten sitzen damit in der gleichen Falle, in der sich auch schon Barack Obama ab 2008 befand. Wie Biden sah sich Obama mit einer schweren Wirtschaftskrise konfrontiert. Damals waren die Banken zusammengebrochen, weil sie mit Ramschhypotheken gehandelt hatten – diesmal legt das Corona-Virus die Wirtschaft teilweise lahm. In beiden Fällen waren und sind Konjunkturpakete nötig.

Einen Unterschied gab es allerdings: Obama verfügte in den ersten zwei Jahren über eine Mehrheit im Senat. Er war also allmächtig. Trotzdem rang er sich nicht dazu durch, ein Konjunkturpaket aufzulegen, das groß genug gewesen wäre. Damals wären mindestens 1,3 Billionen Dollar nötig gewesen, wie Obamas ökonomische Beraterin Christina Romer vorrechnete. Noch besser wären 1,8 Billionen Dollar gewesen. Doch Obama segnete schließlich nur 787 Milliarden Dollar ab, weil er die Schuldenphobie vieler Wähler fürchtete. Die Folge: Es dauerte mehr als sechs Jahre, um die Jobs wieder neu zu schaffen, die in der Finanzkrise verloren gegangen waren. Trump hat die Wahlen 2016 auch gewonnen, weil viele Nicht-Akademiker das Gefühl hatten, dass sie von den Demokraten verraten worden waren. Dieses Misstrauen ist bis heute nicht gänzlich verflogen, wie sich daran zeigt, dass Biden Wisconsin und Michigan nur knapp gewinnen konnte.

Die Demokraten haben aus ihren Fehlern gelernt. Diesmal wollen sie ein großes Konjunkturpaket, um in Infrastruktur und Klimaschutz zu investieren. Dieser Stimmungsumschwung ist teils Keynesianern wie Paul Krugman zu verdanken, die schon immer staatliche Investitionen gefordert haben, wenn die Wirtschaft lahmt.

Geld aus dem Nichts

Aber auch die Modern Money Theory war wichtig, weil das Konzept einleuchtend erklärt, warum Staatsschulden im Kapitalismus meist gar kein Problem, sondern zwingend nötig sind. Der Ausgangspunkt ist, dass Geld aus dem Nichts entsteht, wenn ein Kredit vergeben wird. Der Staat muss also nicht erst Steuern einsammeln, um Ausgaben zu tätigen – sondern die Regierung kreiert einfach das Geld, das sie braucht, indem sie sich verschuldet. Der Staat kann autonom agieren.

Nur eine Grenze ist zu beachten: Der Staat darf keine Inflation erzeugen, indem er munter Geld schöpft. Doch solange die Arbeitslosigkeit hoch ist, sind steigende Preise unwahrscheinlich – weil viele Menschen gar nicht das nötige Geld haben, um Waren zu kaufen.

MMT ist keine perfekte Theorie, sondern hat auch Schwächen. Aber es würde hier zu weit führen, die Fehler aufzuzählen. Wichtig ist, dass die demokratische Partei begriffen hat, dass Staatsdefizite nicht „böse“ sind.

Bleibt nur ein Problem: Die Republikaner dürften weiterhin die Mehrheit im Senat stellen – und können dort den US-Haushalt blockieren. Allerdings agieren auch die Republikaner nicht im luftleeren Raum. Viele ihrer Wähler besitzen Aktien, aber die Börsenkurse bleiben nur stabil, wenn der Staat eingreift. Dies ist ja die Lehre aus Corona.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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27 Kommentare

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  • Ergänzt:

    „Im Kern besagt Modern Monetary Theory (MMT), dass unser Wirtschaftssystem ohne Staatsschulden gar nicht funktionieren kann. Defizite sind gut, nicht schlecht.“

    Roosevelts New Deal im Höhepunkt der Weltwirtschaftsdepression ab 1933 hob darauf ab, nicht nur Schulden für Beschäftigungsprogramme aufzunehmen, Menschen in Arbeit zu bringen für Strukturprojekte, in bis dahin unbekannter Höhe aufzunehmen, nicht um Reichen was wegzunehmen, sondern gleichzeitig aus geldpolitischen Prämissen, Einkommens-, Vermögenssteuer in dahin unbekannter Höhe stufenweise bis zu 96 % zu schrauben, was bis in die Reagan Ära ab 1980 beibehalten wurde, Kaufkraft abzuschöpfen, Inflation vorzubeugen. weil es an Konsumgüterindustriegütern fehlen würde, angesichts Aufbau militärisch-industriellen Komplexes auf dem Weg in absehbaren Krieg.

    Frage, wie wird bei MMT im Wege gigantisch staatlicher Schuldenaufnahme Inflationsgefahren entgegengewirkt, wenn ja, anders als beim New Deal Credit Spending, oder gar nicht?, werden die in einem deregulierten Weltfinanzmarkt, Schattenwirtschaft, Blockchain Valuta, Bicoins, angesichts Endloskrieg gegen internationalen Terrorismus nach Nine Eleven 01, über Kreditvolumen Ausweitung fremdfinanziert spekulativ computergesteuert hochfrequent getaktet beim Börsengeschehen global unterwegs zu sein, weltweit in Immobilienmärkte auf der Suche nach Grund, Boden, Anbauflächen, Betongold, Schattenwirtschaft, Blockchain Währungen, Bitcoins zu investieren, Blasenwirtschaft zu nähren bis die platzt?

    Auch wenn trotz Schuldenaufnahme bei MMT Innen Inflation ausbleibt, wo geht diese Inflation in deregulierter Weltwirtschaft hin, an die Peripherie großer Währungsräume, China, EU, Japan, USA mit systemimmanenten Abhängigkeiten an Exportwirtschaft, z. B. wie neueste Nachrichten melden, Mittel-, Südamerika, Venezuela, in die Türkei?

  • Bernhard Schulz , Autor*in ,

    Das mit den Schulden...kommt darauf an! Die USA können sich praktisch unbegrenzt verschulden, weil sie die Währung drucken, in der die Schulden gemacht werden, und alle Welt diese Währung - den Dollar - akzeptiert, schätzt und nach Möglichkeit hortet. Dahinter steht aber eine gigantsiche Volkswirtschaft, die die Schuleden bedienen könnte. Auf diesen Konjunktiv kommt es an! Kleine Länder mit schwacher Volkswirtschaft hingegen müssen sich in Fremdwährungen verschulden und können sie im Zweifelsfall nicht bedienen, nicht einmal im Konjunktiv, denn sie produzieren zu wenig...das Beispiel Griechenland. Also: die feinen Unterschiede beachten!

  • "Stattdessen zeigt sich, dass sich reiche Staaten mühelos verschulden können"

    Dann sind sie eben nicht mehr reich, sondern pleite ;=)

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    "Im Kern besagt diese Theorie, dass unser Wirtschaftssystem ohne Staatsschulden gar nicht funktionieren kann."

    Kann sein. Das ist aber das Problem, unser Wirtschaftsystem funktioniert nicht. Denn es ruiniert die Erde. Es funktioniert nur, wenn das Wachstum grenzenlos ist, deshalb klappt das dann auch mit den Schulden, die die Umweltzerstörung von Morgen sind.

  • MMT sagt aus, dass Schulden eines Landes kein nennenswertes Problem sind, wenn diese Schulden in der eigenen Währung von Inländern gehalten werden.



    Das ist in Japan überwiegend der Fall. In den meisten anderen Ländern, insbesondere in den hochverschuldeten Ländern, ist das nicht der Fall. Viele dieser Länder bekommen Kredite nur in einer fremden Währung, nie in eigener Währung, und die eigene Bevölkerung hat entweder nichts oder bringt das, was noch in eigener Währung vorhanden ist, außer Landes.

    Die Überschrift "Schulden sind kein Problem" ist deshalb eine gefährliche Verkürzung der Realität, die wir auch bei Keynes erlebt haben. Keynes hat dafür plädiert, dass Staaten antizyklisch handeln, also in guten Zeiten Geld ansparen und in schlechten Zeiten wieder Geld ausgeben. Eine völlig richtige Idee, die aber von Politikern, die permanent im Kirsenmodus sind, kaputtgemacht wurde. Aus der Selbsterkenntnis der Politik, dass es ohne äußeren Druck nicht geht, sind dann die Verschuldungskriterien entstanden. Die Corona-Krise hat gezeigt, dass Keynes recht hatte: Länder, die weniger veschuldet waren, konnten mehr Geld ausgeben, um die Wirtschaft zu stützen. Einer der Gründe, warum wir in Deutschland wirtschaftlich bisher relativ gut durch die Krise gekommen sind.

    • @Martin74:

      "Eine völlig richtige Idee, die aber von Politikern, die permanent im Kirsenmodus sind, kaputtgemacht wurde. "

      Nicht nur die Politiker. Es fallen vielen Interessensgruppen immer Dinge ein, die jetzt unbedingt noch verbessert gehören. "Wir sind ein reiches Land!" bekommt man dann zu hören. Die taz ist zur Hälfte gefüllt mit solchen "Analysen". Was wurde und wird gegen die "Schwarze Null" gewettert - häufig auch unsachlich. So ist antizyklisches Wirtschaften natürlich niemals möglich.

  • Das hört sich solange gut an, wie es mich selbst betrifft.

    Es geht nicht, dass es Bevorzugungen geben soll. Also Staat ja, große Unternehmen ja. Andere nein.

    Das heist, wenn ich ebenfalls in der gleichen Weise agiere kann.

  • Jemand der kein Geld leiht und nur das ausgibt was er einnimmt, wird sich kaum überschulden.



    Wer zuviel leiht geht unter.



    Irgendwo dazwischen ist eine Grenze die Dritte ziehen werden.



    Schauen wir uns Erdukan an.

    Bei Staatschulden gehen es meinst nicht um Investitionen die Renditen erzeugen, sonder eher um welchen die den Aktionären Geld einbringen.

    Weniger Subventionen - mehr Steuern und Gebühren. Dann hat man das selbe erreicht und kann das eingenommene Geld an den Bürger auszahlen. Dem Bürger der durch Automatisierung immer weniger Geld verdient ...

  • solange mit dem kredit eine höhere rendite erwirtschaftet wird als er kostet(nach abzug der inflation)ist ein kredit sinnvoll.wenn der kredit aber bloss verkonsumiert wird ist er negativ.das ist der große unterschied für sinnvolle investitionen ist er fast immer sinnvoll bloss für spass nicht.es ist durchaus sinnvoll 1 billion kredit aufzunehmen um die energiewirtschaft komplett umzustellen es ist aber nicht sinnvoll mit regulierung die wirtschaft zu quälen der schuss geht nach hinten los verbote bringen nichts wenn dann fördern.

    • @Sinulog:

      "solange mit dem kredit eine höhere rendite erwirtschaftet wird als er kostet(nach abzug der inflation)ist ein kredit sinnvoll.wenn der kredit aber bloss verkonsumiert wird ist er negativ"



      Diese zwei Sätze sind meiner Meinung nach ein Paradoxon, da durch die Steigung der Konsums durch den Kredit Arbeitsplätze geschaffen und unterstüzt werden, die letztlich auch zu Renditen für den Staat (sprich Steuern führen). Keynes sagt beispielsweise ganz explizit, dass Staatsschulden auch für den Lohn unnützer Arbeit fließen kann, da der positive Effekt der Staatsausgaben durch die spätere Ankurblung des Konsums geschieht.

  • Man gönnt den "Schwarze Null"- Fetischisten natürlich die Schnappatmung, aber das reicht nicht als Argument. Statsschulden sind zwar ein brauchbares Kriseninstrument, MMT funktioniert aber wie bedchrieben nur, wenn genügend Menschen arm genug sind um die Inflation niedrig zu halten. Und das kann ja wohl nicht ernsthaft eine dauernde Bedingung von Politik sein. Es würde ja auch Ziel von Politik sein müssen Menschen arm zu halten, das ist nicht akzeptabel. Fakt ist, dass Geld immer Wirkung hat, auch solches, dass aus den Nichts erzeugt wird. Übrigens auch natürlich solches, dass zuviel da ist, ob beim Staat oder bei Privaten.

    • Bernhard Schulz , Autor*in ,
      @Benedikt Bräutigam:

      "Arm" ist relativ. In USA beträgt die Haus- und Wohneigentumsrate unter der schwarzen Bevölkerung "nur" 45 %, das gilt als "arm", in Deutschland beträgt diese Rate generell rund 45 %, und wir gelten als "reich" - komisch, nicht wahr? Arm ist immer relativ zum Reichtum, und wenn die Upper Ten Mercedes fährt, gelte ich mit nem VW als arm und fühle mich auch so. Andersherum: Armut verschwindet NIE, solange es nicht absolute Vermögensgleichheit gibt.

    • @Benedikt Bräutigam:

      "...wenn genügend Menschen arm genug sind um die Inflation niedrig zu halten."



      Nein. Die Inflationsrate bleibt auch dann niedrig, wenn das Warenangebot mit der Geldmenge Schritt hält.

      • @Adam Weishaupt:

        "Nein. Die Inflationsrate bleibt auch dann niedrig, wenn das Warenangebot mit der Geldmenge Schritt hält."

        Wenn es nach FFF geht, darf genau das ja nicht passieren, insofern hat der Vorredner da schon Recht.

  • Ottmar Issing, der frühere Chefvolkswirt und Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank:

    "Die MMT erkennt das Inflationsproblem und sieht daher vor, dass die Regierung beziehungsweise das Parlament die Steuern erhöht, um gegebenenfalls so viel Geld aus dem Verkehr zu ziehen, dass es nicht zur Inflation kommt. Man stelle sich vor: Zunächst gibt es keine finanzielle Beschränkung für die Staatsausgaben, und dann sollen plötzlich nicht nur die Ausgaben der öffentlichen Hand beschränkt, sondern sogar Steuern erhoben werden, nur um Geld stillzulegen? Eine naivere Vorstellung des politischen Prozesses in einer Demokratie kann man sich kaum vorstellen. Und ab welcher Inflationsrate soll der Einzug von Geld starten, wo doch so viele bereits beschlossene wunderbare Projekte noch in der Pipeline sind? Inzwischen dürften sich die Inflationserwartungen bereits in Löhnen, Zinsen und zahlreichen Vereinbarungen niedergeschlagen haben. Das Abstoppen eines einmal in Gang gesetzten Inflationsprozesses ist dann nur unter erheblichen gesamtwirtschaftlichen Kosten möglich – nicht zuletzt steigender Arbeitslosigkeit.

    In Zeiten des politischen Chaos werden alle Regeln außer Kraft gesetzt. Es herrscht der Notstand. Dazu passt dann auch der Vorschlag der MMT.

    www.wiwo.de/politi...eory/26290998.html

    Das Mises-Institut: "Die MMT-Anhänger glauben voller Arroganz, dass sie – wie der Zauberer von Oz – den Lauf der Wirtschaft bis ins Detail managen und so Wohlstand schaffen, Inflation verhindern, Ungleichheit beenden und auch noch den Planeten retten können.

    MMT ist eine verrückte Idee. Sie ist das monetäre Äquivalent zum Perpetuum Mobile – sie ignoriert die Gesetze der Ökonomie. Sie ist ungefähr so, als ob man Drittklässler bitten würde, Geld zu erschaffen.

    www.misesde.org/20...isation-zerstoert/

  • Lach! Da muss ich lachen!

  • "Doch sobald die US-Regierung schuldenfinanzierte Hilfsprogramme versprach, ging es mit den Börsen zügig wieder aufwärts. Defizite waren nicht das Problem – sondern die Lösung."

    Das ist doch kein Wunder dass die Aktienkurse hochgehen wenn der Staat sich verschuldet um den Superreichen Steuergeschenke zu machen und das Geld den Aktiengesellschaften zu schenken.

    Jeff Bezos hat 2020 Aktien für 9 Mrd. USD zu Geld gemacht. Kein Problem nachdem sich der Börsenwert von Amazon in der Krise fast verdoppelt hat.

    Jetzt muss mir nur noch einer erklären was genau "links" an einer Politik ist die das Volk, genauer gesagt die jungen Generation, hoch verschuldet, um Milliardäre glücklich zu machen. Trickle-down economics?

    • @Descartes:

      volle Zustimmun!g

  • Klassischerweise wird ja auch argumentiert, dass das Defizit mit dem Wachstum des BIP zur Bedeutungslosigkeit schrumpft.

    Was ist, wenn es kein Wachstum mehr gibt?

    • @tomás zerolo:

      Na ja, wenn mit den Schulden das Wachstum kreiert wird dreht sich das ganze ja im Kreis.

    • @tomás zerolo:

      Warum sollte es? BIP-Wachstum geht auch ohne zusätzlichen Umwelt- und Ressourcenverbrauch.

    • @tomás zerolo:

      Top Einwand. Ich generalisiere:

      Was hält die MMT von der logistischen Wachstumsgleichung? Von der ressourcenlimitierten Sättigungskurve, statt dem exponentiellem Kornukopia bis in die Jupiterumlaufbahn and beyond?

      Dass endliche Ressourcen ein unendliches Wachstum verbieten, konnte Marx zwar noch nicht mathematisch exakt formulieren, aber er verstand es bereits gut genug, um den Malthusianern und Zinskritikern seiner Zeit ein paar Meisterwerke des trockenen Sarkasmus um die Ohren zu hauen.

      Da aber marxistische Ökonomik und marxistisch-leninistische Ideologe vom Liberalismus wahrheitswidrig gleichgesetzt wurden, wurde Marx' Erkenntnis unter einem Gebirge aus Nonsens und Zahlenalchimie verschüttet, und ist in den sogenannten Wirtschafts"wissenschaften" heutzutage so gut wie niemandem mehr geläufig.

      Wird die MMT das ändern? Wenn nicht, ist sie leider nur sehr begrenzt brauchbar.

      Es gab mal die "Real-Bills-Doktrin". Von den Märchenonkeln aus dem Wachstumswunderland wird sie als "überholt und falsch" bezeichnet - und an Fiatwährungen scheitert sie in der originalen, für Gold/Silbergeld entwickelten Form tatsächlich und evident, wie denn auch nicht.



      Aber unabhängig vom irrigen Beiwerk erscheint die zentrale Idee - dass Geldschöpfung und "Schulden" unerheblich sind, solange sie durch Realwerte (die Gesamtressourcen einer Volkswirtschaft) gedeckt sind - doch beachtenswert.



      Denn zB in der PIIGS-Krise gingen immense Bilanzbeträge verloren, Valorisierungen kollabierten, Kredite konnten folglich nicht mehr bedient werden. Aber nur das "Geld" verschwand, die Werte blieben - nichts von alledem verminderte die real existierenden Bodenschätze, Ackerland, Fabriken, Werkstätten, Häfen und Flughäfen und die Arbeitskraft der betroffenen Volkswirtschaften um einen Cent!



      Schäubles neoklassisch-neoliberalistisches Austeritätsregime hingegen tat dies in eklatantem Ausmaß.

      Findet das in der MMT Beachtung?

      • @Ajuga:

        BIP-Wachstum geht auch ohne zusätzlichen Umwelt- und Ressourcenverbrauch. Auch Investitionen in ressourcen- und energiesparende Techniken steigern das BIP.

        • @Adam Weishaupt:

          Karl-Heinz Kahnt



          @ Adam Weishaupt



          Na ja, auch die Tankerkatastrophe steigert das BIP - aber sie schafft keinen Wohlstand, sondern vernichtet ihn. Insofern ist die Orientierung am BIP ohnehin unsinnig.

          Die weit wichtigere Frage ist: WIE und durch WAS schaffen wir WOHLSTAND - denn der ist es, von dem wir leben. Und Wohlstand fängt mit Nahrung an. Und das wird immer Ressourcen und Umwelt verbrauchen. Und je mehr Menschen es gibt, wird dieser Verbrauch immer größer.

      • @Ajuga:

        Natürlich ist in allen ökonomischen Modellen der Fehler, von Wachstum auszugehen, spätestens seit Sollow. Schade, dass uns die Autorin die Schwächen der MMT verschweigt, die frage ist auch, ob sie ALLE Schwächen überhaupt kennt, wie z.B. die Kapitalismus-Falle: Wenn es nicht läuft, muss eine demokratische Regierung die Volkswirtschaft retten, sonst wird sie eben nicht gewählt, die, die darunter leiden, sind Pflanzen, Natur, "Resourcen", die Arbeitslosen!!!, deren Quote hoch sein muss, damit es keine Inflation gibt, ebenso darf die regierung kein Grundeinkommen und nicht zuviel AloGeld raustun. Dies ganze funktiuoniert noch in den USA, solange Reiche die Demokratie kaufen können. Abere soweit hat Fr. Herrmann leider nicht gedacht. Geschichte zu studierwen ist ekinen Deut hilfrecih, denn es geht um die Zukunft, VWL wäre schon nicht schlecht gewesen, aber es braucht zusätzlich ein bisschen mehr. Z.B. Biologie: Grenzenloses Wachstum ist tödlich: Krebs...

    • 9G
      90857 (Profil gelöscht)
      @tomás zerolo:

      Ja, "Wachstum" war doch bislang der Fetisch allen kapitalistischen Handelns; auch hierzulande.

      Ebenso die sog. Schuldenbremse, bis vor einem halben Jahr politisch-großmedial als unabdingbar dargestellt.

      Und nun? Auf Jahre absehbar ein negatives Wachstum nebst Geld aus dem Nichts; und dennoch wird alles gut?