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Gastkommentar Tampon-TaxRunter mit dem Steuersatz

Die Mehrwertsteuer auf Tampons und Binden muss auf 7 Prozent gesenkt werden. Alles andere ist Frauen gegenüber ungerecht.

Wird gegenwärtig mit 19 Prozent besteuert: Menstruationsutensilien wie der Tampon Foto: imago-images/Panthermedia

E lisabeth Selbert erkämpfte als eine von vier Müttern unseres Grundgesetzes die Gleichstellung von Mann und Frau mit dem Satz: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich“. So stolz wir zurecht bis heute auf unsere Verfassung sind, so wenig ist die Gleichberechtigung tatsächlich umfassend in allen Gesellschaftsbereichen umgesetzt. Denn es gibt noch immer Regelungen, bei denen Frauen das Nachsehen haben.

Eigentlich, so jedenfalls die Begründung der geteilten Mehrwertsteuer, sollten vor allem Güter des täglichen Bedarfs mit dem reduzierten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent besteuert werden. Eigentlich. Hygieneartikel für Frauen sind weiterhin mit dem regulären Steuersatz belegt.

Ein Umstand, der nicht nur in Deutschland aufgefallen ist, sondern seit längerer Zeit auch internationale Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Weltweit schalten Frauenrechtler und Frauenrechtlerinnen Kampagnen, um gegen die deplatzierte Tabuisierung der Periode aufzubegehren und jungen Mädchen und Frauen den Zugang zu Periodenprodukten zu erleichtern. Mit Erfolg. Das gestiegene Bewusstsein für das Thema Periode hat in vielen Ländern, darunter als erstes Kenia, in den USA oder Kanada dazu geführt, steuerliche Ungerechtigkeiten zu beseitigen.

Die Perspektive der anderen einnehmen

Wolfgang Kubicki

Jahrgang 1952, ist Abgeodneter der FDP im Bundestag und Bundestagsvizepräsident. Außerdem ist er stellvertretender Parteichef.

Auch in Deutschland haben in den vergangenen Jahren Tausende die Aufrufe zur „Tampon Tax“ im Internet unterschrieben. Während die Große Koalition diesen Nachbesserungsbedarf verschläft, bringt nun eine Petition an den Deutschen Bundestag mit über 80.000 Unterstützern das Thema endlich dahin, wo es hingehört: ins Parlament.

Denn die „Anti-Tampon-Tax“-Bewegung ist im Kern eine Bürgerrechtsbewegung, eine die weltweit die berechtigte Forderung der Gleichberechtigung in den lange vernachlässigten Fokus bringt. Sie ist nicht nur ein Symbol für die Gleichberechtigung von Mann und Frau, sie hat ein berechtigtes Anliegen.

Es muss für uns immer darum gehen, die Perspektive des anderen einzunehmen, ein Phänomen, das wir generell in unserer Gesellschaft zu häufig vernachlässigen. Barack Obama hat es auf den Punkt gebracht: „I have no idea why states would tax these as luxury items, I suspect it’s because men were making the laws when those taxes were passed.“ Besonders deshalb wäre es jetzt an der Politik Frauen zuzuhören, sich ihrer Stimmen anzunehmen und selbst auf Willkürlichkeiten aufmerksam zu machen.

Gyde Jensen

1989 geboren, ist Abgeordnete der FDP im Bundestag. Sie ist Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe.

Zur Wahrheit gehört auch: In Deutschland werden Frauen bei Hygieneartikeln generell nicht mehr oder weniger diskriminiert als Männer. Gleichberechtigte Besteuerung sollte dann aber bitte auch bei gleichberechtigten Produkten erfolgen. Tampons sind keine Rasierer, Tampons sind Produkte, die nur Frauen benutzen. Es ist eben ungerecht, wenn Männer sich aus biologischen Gründen die Freiheit erlauben können, zusätzliche Kosten für Periodenartikel nicht aufbringen zu müssen.

Ungerechtigkeit mit einer kleinen Maßnahme beseitigen

Allen sollte daran gelegen sein, von diesem Kern der Debatte – der ungerechten Besteuerung von Frauen – nicht abzulenken. Denn es gibt die einen, die den Diskurs nur hoch empört führen können und sich generell als Diskriminierungsopfer einer gesamten Gesellschaft gerieren, und die anderen, die sich hinter der Forderung nach einer Reform des gesamten Mehrwertsteuersystems verstecken. Die Kunst von Politik besteht genau darin, sich von einem hochempörten Mediendiskurs nicht beeindrucken zu lassen, sondern politisch zu handeln.

Es sollte deshalb keine absurden Vergleiche brauchen, dass Teebeutel, Bücher, Rennpferde und Schnittblumen mit 7 Prozent besteuert werden und Periodenprodukte mit 19 Prozent, um zu merken, dass Frauen ihre Periode nicht verhindern können. Es sollte genauso wenig die berechtigte Forderung brauchen, die Mitte der Gesellschaft endlich zu entlasten.

Es geht schlicht darum, gezielt eine der Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen mit einer kleinen Maßnahme zu beseitigen.

Allein das wird natürlich nicht reichen. Gleichberechtigung braucht Zeit, sie braucht aber auch Mitstreiter. Dies sollte uns nicht davon abhalten, sie genau jetzt einzufordern. Gesellschaftlich anzuerkennen, dass es sich bei Periodenprodukten um Güter des täglichen Bedarfs handelt und sie aus diesem Grund geringer zu besteuern, wäre dafür ein richtiger Schritt und ein gutes Signal.

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43 Kommentare

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  • Na, das lohnt sich ja dann wirklich... Habe gerade mal nachgesehen: 80 von den Dingern kosten in einer bekannten Drogeriekette 2,55€. Das macht 3 Cent pro Stück. Durch eine Absenkung der Mehrwertsteuer lassen sich sensationelle 0,38 Cent sparen. - Es gibt echt wichtigere Dinge, um die es sich zu streiten oder einen Artikel zu schreiben lohnt. Oder?

  • Die Mehrwertsteuer gehört abgeschafft.



    0 Prozent auf alles - auch Tiernahrung!

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Es würde mich nicht überraschen, wenn zwei Drittel der deutschen Tampon- Umsätze über die Kreditkarte von Papa, Partner, Ehemann finanziert werden. Ironie off.

    Mit solchen Gesetzeseingaben veralbert und banalisiert frau das Thema Gleichberechtigung. Meine Meinung.

  • Nachdem ich mich durch alle Kommentare durchgekämpft habe: Ich werde ab jetzt für ein drei-geteiltes Mehrwertsteuergesetz kämpfen!!



    7% für Basisartikel (alles, was es im Supermarkt an der unteren Preisgrenze gibt, zB 'Die Weissen' oä)(meinshalben auch Tampons, Rasierer, und Seife).



    19% für 'normalen Bedarf' (hier erwarte ich eine nötige & intensive Diskussion).



    38% für echte Luxusgüter. Da wir das noch nicht haben, hier schon mal ein paar Vorschläge: Autos in Übergrösse, Flugreisen, Kaviar, Pelze, und was sonst noch so Luxus ist.



    PS: Ich fliege auch mal wo hin, es trifft mich also auch. Und das ist auch gut so!

  • An Dummheit sind Artikelinhalt bzw Argumentationsmuster mal wieder kaum bis nicht zu überbieten.

    Vermögenssteuer (wieder erheben) und Erbschaftssteuer hoch!

    • @Gerhard Krause:

      Hat das Gutachten für die SPD nicht ergeben das die Vermögenssteuer mehr schadet als nützt?^^

      • @Januß:

        Ich schenke dem (solchen) Gutachten keinen (kaum) Glauben, wohl aber meinen alten Lehrern und der Gruppe alternative Wirtschaftspolitik.

        Nicht zuletzt dem eigenen Verstand.

        Im einem stimme ich Ihnen gern zu, soweit Sie darauf Bezug nehmen wollten: die(se) Steuer muss von weiteren rechtlichen Regeln und drastischen Lohnerhöhungen begleitet werden.

      • @Januß:

        "Hat das Gutachten für die SPD nicht ergeben das die Vermögenssteuer mehr schadet als nützt?" (Janus)



        Gegenfragen: Wem würde die Vermögenssteuer schaden? Und wieso wurden die Anderen nicht auch gefragt?

  • Für Steuersenkungen bin ich zwar generell immer zu haben, doch für derartige Sonderregelungen eher nicht. Der Naheliegende Schritt wäre es die Mehrwertsteuer auf alle Produkte, die zum Leben mehr oder minder notwendig sind auf 7% abzusenken, dann wäre das tatsächlich ein diskussionswürdiges Thema. Warum man dieses Thema nun isoliert betrachten sollte wird im Artikel nicht erläutert, vermutlich weil auch den Autoren kein guter Grund dafür eingefallen ist.

    Was ich besonders ernüchternd finde ist jedoch, dass sich nun selbst jemand wie Herr Kubicki einreden lässt das Aktivisten wie diese in der Tradition der Bürgerrechtsbewegungen stünden. Identitätspolitische Grabengräber, die unentwegt Unterschiede hervorheben, kategorisieren wie Ethnofaschisten und zu allem Übel noch unter massiver Rechenschwäche und selektiver Wahrnehmung leiden haben mit den Ikonen von einst nichts mehr gemein. Martin Luther King und Co rotieren zweifelsfrei im Grabe bei der Vorstellung mit diesen Menschen in eine Schublade geschoben zu werden.

  • "Es ist eben ungerecht, wenn Männer sich aus biologischen Gründen die Freiheit erlauben können, zusätzliche Kosten für Periodenartikel nicht aufbringen zu müssen."

    So ungerecht wie die Tatsache, dass Männer einen höheren Kalorienbedarf haben und deshalb mehr Geld für Essen aufwenden müssen. Oder das Männer genauso viel in Pflege- und Rentenversicherung einzahlen müssen, aber wegen ihrer kürzeren Lebenserwartung weniger davon haben.

    Wieso wird eigentlich nicht gefordert, dass Menstruationsprodukte kostenlos zur Verfügung gestellt werden? Nur so könnte man den ungerechten Vorteil, den Männer aus ihrer fehlenden Monatsblutung ziehen, vollständig ausgleichen. Also bitte keine halben Sachen.

  • Ausgerechnet Herr Kubicki von der Hotelübernachtungs-Umsatzsteuer-Volksverdummungspartei!

    Was passiert, wenn der Umsatzsteuersatz auf Konsumgüter reduziert wird? Richtig: die Marge erhöht sich. Ansonsten passiert nichts!

  • Und wieder jemand voll auf den Leim gegangen... denn hinter der Diskussion versteckt sich eine Werbeaktion einer Werbeagentur, die hier für ihren Kunden ein schönes Image herstellen will; Man wedelt mit "Luxus" und mit "Menstruieren", gepaart mit "Diskriminierung" - und schon hat man einen schönen Aufhänger, über den sich initiiert verschiedene Zeitschriften und Fratzebook den Mund zerreissen...



    Es geht hier nicht um Diskriminierung - es geht hier nicht um Männlein und Weiblein - es geht hier nicht um "Luxus"; denn die MwSt. ist auch für andere benachteiligte Menschen gleich: Sonnencreme für hellhäutige Menschen, Sehhilfen für fehlsichtige Menschen, etc. pp. .... man braucht dafür weder menstruieren, noch benötigt man einen Penis.



    Also viel Lärm um ein paar Prozent für ein Saubermann-Image einer Company, welche sich die MwSt-Differenz einstecken möchte....



    Würde es wirklich um das Thema "Diskriminierung" gehen, sollte mal wer in's Reformhaus gehen: Gehbehinderte Menschen bezahlen 19% auf Rollstühle, Inontinenzeinlagen, Schuheinlagen, Schuhe, etc. pp. - ihr leben lang, auch nach Beginn der Meno-Pause....



    Man braucht dafür weder menstruieren, noch einen Penis... Aber damit lässt sich ja nicht so schön in's Gespräch kommen, noch das Image aufpolieren und Geld verdienen.



    Das ausgerechnet die TAZ so unreflektiert drauf anspringt, wie z.B. auch ein bekannter Radiosender - sorry, einfach nur traurig....

    • @Yoboo:

      Schrieb ich Reformhaus? Naja nicht soganz, das Sanitätshaus sollte es im Text werden.... ;-)



      Menschen mit Laktoseintolleranz, Gluten-Unverträglichkeit, Problemen mit Allergenen zahlen ausserdem auch 19% MwSt. .... aber wahrschinlich ist das auch wieder "Luxus" und man kann sich das sicher "aussuchen":.. *hust*

  • & Däh&Zisch - Mailtütenfrisch -

    “„In der Regel hatten die Vikinger rote Bärte."



    Unzumutbar ist die Härte,



    dass Folgen männlicher Natur



    in Form von Kosten der Rasur



    der vollen Steuer unterliegen.



    Da könnt ich Möven-Pickel kriegen.







    Das Leben ist oft so gemein.



    Drum fällt mir gleich der Guido ein.



    Der ruft noch heut aus der Versenkung



    sein altes Mantra: "Steuersenkung!"



    Kubicki greift nun auch zur List



    und outet sich als Feminist."

  • Die angebliche Ungerechtigkeit sollte durch eine Streichung des ermässigten Steuersatzes geschehen. Dann werden nahezu alle Produkte und Dienstleistungen gleich besteuert (steuerfreie ausgenommen) und solche leidigen Debatten wären beendet.

    • @DiMa:

      Hallo? Das ist Stuss pur... Das ist a)Steuererhöhung für alle, und b)Verlagerung der Diskussion auf 'Steuer 19%' oder 'Steuerfrei'. Geht's noch???

      • @dodolino:

        a) Die Steuererhöhung muss nicht sein. Zeitgleich kömnte der Regelsteuersatz um ein paar Prozentpunkte gesenkt werden, mit der Folge, dass das ganze steuerneutral bleibt.

        b) Die von ihnen befürchtete Verlagerung wird ausbleiben, da die Steuerfreiheit eine Ausnahme ist.

        Das Problem ist, dass heute niemand mehr erklären kann, weshalb Produkt a mit 19 Prozent besteuert wird, während Produkt b mit 7 Prozent daherkommt. Dann also lieber gleich weg mit dieser Willkür.

  • Ein gutes Beispiel warum das Streben nach (absoluter) Gerechtigkeit meistens kontraproduktiv ist.



    Stimmt, das ist einfach Produkt bei den einzig Frauen besteuert werden und dementsprechend Nachteile haben. Aber Mal Hand aufs Herz, die Nachteile sind minimal. Da geht's um wenige Cents. Aber dafür fordert man eine einzelne Ausnahme. Anstatt einen einfachen einheitlichen Steuersatz zu fordern, der Bürokratie reduziert.



    Gut, bei der Umsatzsteuer mag der bürokratische Aufwand eher gering sein, das zieht sich aber durch alle Debatten. Überall wird kontrolliert das ja niemand einen vor oder Nachteil hat, egal wieviel das kostet und am Ende einspart.

  • Völlig berechtigte Forderung.

    Da kann man doch nicht ernsthaft dagegen sein.

    Und die meisten Männer sind mitnichten gezwungen, sich zu rasieren. Bundeswehrsoldaten könnten ja eine Hygienezulage erhalten. Oder die BW stellt olivgrüne Einwegrasierer zur Verfügung. Gibt's sowas etwa noch nicht? Es gibt da doch sonst alles in BW-Ausführung. Liegt's vielleicht daran, daß eine Frau Verteidigungsministerin ist? OMG

    LOL

    • @kditd:

      ....sind gehbehinderte verpflichtet einen Rollstuhl zu benutzen? Oder fehlsichtige eine Brille? Hellhäutige Sonnencreme? Kranke ihre Medizin? ......



      Es geht hier nicht um Luxus, sondern um das Saubermannimage, was hier eine Werbeagentur für einen Kunden pushed - damit man sich die paar Prozente am Ende doch wahrscheinlich selbst einsteckt.



      Mit "Diskriminierung" hat das nichts zu tun... kommen Sie mal mit in's Sanitätshaus und ich zeige Ihnen mal, was 19% Diskriminierung bis an's Lebensende sind... in Form von Inkontinenzeinlagen, Schuheinlagen, Schuhe, Rollstuhl, etc. pp. --- auch noch nach Beginn der Menopause - ein Leben lang - egal ob man menstruiert oder einen Penis hat....

    • @kditd:

      Ein gepflegter Bart verursacht auch Kosten. Oder sollen alle Männer sich einen ungepflegten Salafistenbart stehen lassen? Dann könnte man auch argumentieren, Frauen könnten auch Menstruationstassen statt Damenbinden oder Tampons verwenden.

  • So macht sich der Feminismus lächerlich. Für sämtliche Hygieneartikel, ob Seife, Toilettenpapier oder Shampoo gilt ebenfalls der normale Mehrwertsteuersatz. Der normale Mehrwertsteuersatz ist aber keine Luxussteuer. Und wo Frauen vergleichsweise geringfügige zusätzliche Kosten durch die Menstruation entstehen, haben Männer erheblich höhere Mehraufwendungen durch ihren Bartwuchs. Die Kosten für Intimrasur, wenn man sie denn für notwendig hält, sind für beide Geschlechter gleich, denn niemand zwingt Frauen überteuerte Damenprodukte dafür zu verwenden. Bei Männern kommen aber zusätzlich die durch den Bartwuchs entstehenden Kosten für Rasierer, Rasierschaum und Rasierwasser oder alternativ die Kosten für Bartpflege hinzu.



    Wenn man schon über die Mehrwertsteuer nachdenkt, dann sollte man die Energie lieber darauf verwenden, über nach dem CO2-Fussabdruck gestaffelte Mehrwertsteuersätze nachzudenken. Angesichts des Klimawandels ist es geradezu lächerlich, wenn überdrehte Feministinnen dafür kämpfen, dass die Tampons ein paar Cent billiger werden, weil sie eine in Wirklichkeit gar nicht vorhandene geschlechtsspezifische Benachteiligung herbeifantasieren.

    • @vulkansturm:

      Wenn man so argumentiert, könnte man das Rad immer weiter spinnen und anmerken, dass Frauen auch erhebliche Mehrkosten haben durch Rasur der Beine (anderes ist leider gesellschaftlich oft nicht akzeptiert), Höhere Friseurkosten, Makeup, etc.. Das gravierende und absurde daran ist, dass man dabei das Wesentliche an dieser Debatte aus den Augen verliert: Frauen bluten einmal im Monat, haben dabei Schmerzen, müssen Stimmungsschwankungen in Kauf nehmen und dabei werden Binden und Tampons als LUXUS versteuert. Es geht dabei auch um viel mehr als um das eingesparte Geld, es geht darum, dass der Staat in der heutigen Zeit, in der es eben noch KEINE Gleichberechtigung gibt, einen Schritt auf die Frauen zugeht und anerkennt, dass Menstruation zu den Dingen des täglichen Lebens gehört. Das sollte selbsverständlich sein. Und eine Frage die mir wirklich unter den Fingern brennt ist, warum es tatsächlich Leute gibt, die ein Problem damit haben wenn Frauen weniger für Tampons bezahlen - was genau hat man denn davon?!

      • @füchschen:

        Betr. rasierte Beine: anderes ist Gott sei Dank gesellschaftlich oft nicht akzeptiert

      • @füchschen:

        ...also das mit den Stimmungsschwankungen: das betrifft natürlich auch die Männer, weil an deren Gemütslage die Stimmungsschwankungen manchmal wie ein Tsunami ranknallen !

      • @füchschen:

        Bloß blöd das der normale Umsatzsteuersatz eben keine Luxussteuer ist, sondern der normale. Das mag in USA oder Australien anders sein, keine Ahnung, für Deutschland ist der Begriff jedenfalls falsch.

    • @vulkansturm:

      Männer sind in keinster Weise von Natur aus gezwungen, sich zu rasieren, Frauen aber sind gezwungen, irgendwie mit ihrer Periode umzugehen. Oder möchten Sie, daß Frauen und Mädchen in deutschen Shopping-Malls, Büros etc. einfach so in ihre Kleidung bluten? Oder auf den Fußboden?

      Es ist nicht dasselbe.

      Wenn der Arbeitgeber fordert, daß der Angestellte sich rasiere, soll der Arbeitgeber auch für die Kosten aufkommen. Die männliche Rasur ist manchmal den Umständen geschuldet, aber Mann blutet nicht auf den Teppich, wenn er sich keine Rasierer kauft. Und es gibt ja auch Scheren.

  • Schwere Zeiten für Männer,in der Tat.

    Kommentarbereich der taz ist auch nicht mehr das,was er mal war.

  • Ein Gastkommentar, der mich zum Lachen bringt.

  • Ich habe drei Anmerkungen:

    - Wieso wird einer Person wie Kubicki in der taz eine Plattform gegeben? In der er sich als ausgeglichener Bürgerrechtler gerieren kann, was er einfach nicht ist, wenn man sich seine Aussagen der letzten Jahre mal ins Gedächtnis ruft.

    "[...] Tampons sind Produkte, die nur Frauen benutzen." -- das ist schlicht nicht richtig. hier sind zwar schon Kommentare von wegen "aus einer Mücke einen Elefanten machen", aber entweder erkennen wir die Realität an oder wir kürzen alle Leute weg, die nicht in unsere Weltsicht passen. will heißen: auch manche nicht-binären Menschen und trans Männer menstruieren. auch sie werden durch die Steuer diskriminiert (zusammen mit dem restlichen Stigma)

    "Es sollte genauso wenig die berechtigte Forderung brauchen, die Mitte der Gesellschaft endlich zu entlasten." - kann dieses hohle Gefasel von "der Mitte" mal bitte aufhören? Menstruierende Personen sind in allen Schichten, Bereichen, Nischen, Szenen, etc. vertreten. nicht nur in "der Mitte"

  • Fair wäre übrigens ein einheitlicher Mehrwertsteuersatz auf sämtliche Produkte. Wurde von den Grünen schon gefordert.

  • Sehr geehrte Frau Jensen,



    danke für diesen ausführlichen Kommentar.



    Ich habe da einige Fragen an Sie:



    Wieso zitieren Sie den ehemaligen US Präsidenten, der vom deutschen Steuerrecht nichts versteht. Der regulären Steuersatz der Mehrwertsteuer ist kein Steueratz für Luxusgüter ("luxury items") und der reduzierte Steuersatz von 7% ist nicht ausgerichtet auf " Güter des täglichen Bedarfs".



    Gerade die Partei, für die Sie im Bundestag sitzen, hat durchgesetzt, dass Übernachtungen mit dem reduzierten Mehrwertsteuersatz besteuert werden.



    www.gesetze-im-int...stg_1980/__12.html



    www.gesetze-im-int...1980/anlage_2.html

    Natürlich sind auch Männer strukturell diskriminiert. Laut der FWDV 7 "Atemschutz" bin ich verpflichtet, mich zu rasieren, meine Kameradinnen müssen das (aus biologischen Gründen) eben nicht.



    Ich will steuerreduzierte Rasierer haben!

    • 9G
      93649 (Profil gelöscht)
      @Saccharomyces cerevisiae:

      Will ich auch!

  • Und auch hier ist nicht ersichtlich, was dagegen spräche, wenn einfach alle Hygieneartikel ermäßigt besteuert werden würden.

    "Gleichberechtigte Besteuerung sollte dann aber bitte auch bei gleichberechtigten Produkten erfolgen. Tampons sind keine Rasierer, Tampons sind Produkte, die nur Frauen benutzen. Es ist eben ungerecht, wenn Männer sich aus biologischen Gründen die Freiheit erlauben können, zusätzliche Kosten für Periodenartikel nicht aufbringen zu müssen."

    Dieser ganze Absatz macht von sich aus keinen Sinn. Was für eine Freiheit können sich denn Männer erlauben? Männer brauchen keine Tampons. Punkt. Das hat doch nichts mit Freiheit zu tun. Oder soll es darum gehen, dass geschelchtsübergreifende Hygieneartikel weiterhin mit 19% besteuert werden sollen, damit Männer den Frauen den ermäßigten Steuersatz auf Periodenprodukten quersubventionieren?

    Und doch, der Vergleich mit Schnittblumen macht Sinn. Denn die "tampon tax" (die es in der Form ja in Deutschland im Gegensatz zu den Ländern, aus denen die Forderung stammt, ja garnicht gibt) ist ja nur die Spitze des Eisberges. Die ganze Aufteilung auf die Steuersätze ist hochgradig reformbedürftig. Aber anstatt das aufzugreifen, greift man lieber eine Forderung auf, die in den USA oder auch Australien ja noch Sinn macht(e), da dort Hygieneprodukte tatsächlich ermäßigt besteuert wurden, Tampons etc. aber nicht. Einfach weil die Forderung en vogue ist. Und als man dann merkte, dass es in Deutschland nicht so ganz passt, kam man zu diesen gewöhnungsbedürftigen Verrenkungen wie in dem zitierten Absatz demonstriert.

    • @sart:

      "Und auch hier ist nicht ersichtlich, was dagegen spräche, wenn einfach alle Hygieneartikel ermäßigt besteuert werden würden."

      Dagegen spricht, dass alle etwas davon hätten. Feminismus beruht aber auf dem Narrativ von der unterdrückten Frau und dem privilegierten Mann. Verbesserungen, die allen zugute kommen, sind aus feministischer Sicht vollkommen uninteressant.

    • @sart:

      Es ist auch ungerecht, wie andere Menschengruppen für das alltägliche Leben 19% Luxussteuer bezahlen....



      Man beachte die Ironie.



      Wahrscheinlich können sich Gluten-, Laktoseintolerante, Gehbehinderte, Fehlsichtige, Hellhäutige, behaarte, .... Menschen alle aussuchen, wie die Biologie tickt... Wer braucht schon Teig und Milchprodukte, Rollstühle, Brillen, Sonnencreme, Rasierzeug, Inkontinenzeinlagen, Antihystermine, (...)? ....man braucht hier nicht mal menstruieren, noch einen Penis.



      Unterm Strich geht es hier um eine nette Werbeaktion für ein Saubermannimage einer Firma, die hier anscheinend ein paar Prozente einsammeln möchte und sich ins Gespräch bringen will.



      Technisch sicherlich toll gemacht -



      Sozial gesehen letzte Schublade!



      Hier eine Fahne von "Feminismus" zu schwenken ist eher ein Bärendienst...

  • Der 3. Beitrag zu dem Thema, der auf der Startseite platziert wird? Man kann aus einer Mücke auch einen Elefanten machen.

    • @Strolch:

      heute bei "geht mich nichts an, also ist es nicht wichtig". inspirierend. bitte gerne überall kommentieren, dass die Artikel auch schön weit oben platziert bleiben. dann kann mensch sich gleich doppelt und dreifach ärgern.



      und: wenn es so einfach ist, warum ist es dann noch so?

      • @LajosH:

        Ja, es ist nicht wichtig. Das deutsche Steuerrecht ist derart kompliziert, dass der „Normalbürger“ kaum durchblickt. Es gibt Abertausende Abschreibemöglichkeiten. Da blicken nur noch Profis durch und die wollen bezahlt werden. Mit anderen Worten: profitieren von einem solchen Steuerrecht tun eher die Reichen. (Das wäre ein Thema für die Tat, da geht es dann auch um Milliarden). Wenn man jetzt noch anfängt für jedes Produkt den gendergerrchten Steuersatz zu suchen, macht es das System nicht gerechter, sondern nur noch komplizierter und damit auf Dauer ungerechter. Aus dem ganzen eine Verschwörung gegen die Frauen zu basteln passt halt doppelt nicht.

        • @Strolch:

          die einzige Anzeichen einer Verschwörung sehe ich eigentlich bei dir. aber sowas ist aus Geschriebenem ja immer schwer zu orakeln. wiedemauchsei:

          machst du eine Steuererklärung für die Mehrwertsteuer? oder wieso der plötzliche Schwenk zum deutschen Steuersystem? ist das nicht ein wenig Themenverfehlung?

          und es geht nicht um 'jedes Produkt' -- es geht um eine beschränkte Produktpalette (Tapons und Binden noch als bekannteste Teile; Menstruationstassen und besondere Unterwäsche (noch) eher unbekannt), die notwendigerweise regelmäßig gekauft werden müssen und trotzdem nicht zum 'täglichen Bedarf' zählen. die Alternative ist nicht nur sozial stigmatisiert, sondern ruiniert auch schlicht Kleidungsstücke. inwiefern das eine Verschwörung sein soll kann ich nicht nachvollziehen. es ist eher ein Symptom davon, dass Menschen, die menstruieren (oder menstruiert haben), wahrscheinlich nicht bei der Erstellung der Regelung beteiligt waren.

          aber diese Kommentarspalte ist eh ein Bullshitbingoparadies der 'Manosphere' geworden...

  • "Es ist eben ungerecht, wenn Männer sich aus biologischen Gründen die Freiheit erlauben können, zusätzliche Kosten für Periodenartikel nicht aufbringen zu müssen."

    Dieses Verständnis von Freiheit ist bemerkenswert. Aber nur dann, wenn es keine Satire ist.

    • @Rolf B.:

      .....wer hier ein "Männlein-Weiblein"-Thema draus macht, ist selber schuld und dumm.... denn es geht weder um "Luxus", noch um "Menstruieren", noch um "Gleichberechtigung" -



      sondern um eine Steuer - die genau so auf Brillen, Sonnencreme, Laktose- / Glutenfreie Lebensmittel, auf Inkontinenzmaterialien, Schuheinlagen, Schuhe, Rollstühle, etc. pp. - bis an das Lebensende und nicht nur bis zur Menopause - zu tragen sind... selbst von denen mit einem Penis....



      Wo ist hier also die Gleich-Berechtigung...?