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Fußball-EM-2025-Berichte in 3 SätzenFisch geputzt

Gastgeber Schweiz nimmt Island aus dem Turnier und bringt sich selbst zurück ins Rennen. Das ganze Spiel in drei Sätzen.

Nicht schlecht, oder? Geraldine Reuteler jubelt nach ihrem Tor gegen Island Foto: dpa

Ein Spiel kann episch sein, kann Geschichten liefern, die ganze Bücher füllen. Es kann spannend, öde, aufregend oder einschläfernd sein. Und doch lässt sich jedes Spiel in drei Sätzen zusammenfassen. Das behaupten wir jedenfalls und erzählen die Geschichte aller Spiele dieser EM der Frauen in würziger Kürze.

Schweiz – Island 2:0 (0:0)

Die erste große Chance kommt in der ersten Minute für Island und etwa eine halbe Stunde später fällt dann das Tor für die Schweiz – wird aber wieder zurückgenommen wegen Foulspiel.

Ansonsten ist es hektisch, aggressiv, verregnet und der Ball muss etwas zu oft von Jónsdóttir geputzt werden.

Fünfzehn Minuten vor Ende platzt der Knoten bei den Schweizerinnen und zur 90. Minuten ist entschieden: Island ist ausgeschieden aus der EM. (rlf)

Fußball-EM 2025

Emanzipation kickt! Der Fußballsommer 2025 ist Frauensache: Vom 2. bis zum 27. Juli spielen die 16 besten Teams des Kontinents in Bern, Basel, Zürich, Genf, Luzern, St. Gallen, Sion und Thun um den Titel. Alle Texte und Tabellen zur Europameisterinnenschaft auf taz.de/em2025

Norwegen – Finnland 2:1 (1:1)

Sion, mein Sitten – vor bergiger Kulisse, ach weh, im EM-Nordduell ein Eigentor der flinken Finninnen durch Eva Nyström in Minute 3: und schon steht es 1:0 für Norwegen!

Doch ein sauberer Schlenzer mit links in die rechte obere Ecke, platziert von Oana Sevenius in Minute 32, lässt Suomi zurückkommen, 1:1, kaikki avoinna, alles drin für die zweite Halbzeit.

In der die Norwegerin Caroline Graham Hansen unter Zuhilfenahme des gegnerischen Torinnenpfosten einen geflankten Ball zum 2:1 Endstand verwandelt – und basta, aus, die streckenweise stärker wirkenden Finninnen verlieren dann doch dieses EM-Nordduell zu Sion. (hwolff)

Frankreich – England 2:1 (2:0)

Nach einer Schweigeminute für Diogo Jota und einem kollektiven Kniefall gegen jede Art von Diskriminierung geht es los und die zunächst starken Engländerinnen schießen ein erstes Tor – leider im Abseits.

Dann kommen die Französinnen in Fahrt, voller Ballsicherheit und Passgenauigkeit treffen sie innerhalb weniger Zeit zweimal.

In der zweiten Halbzeit scheint die Puste raus und dann kommt er doch noch drei Minuten vor Schluss: der Anschlusstreffer für England, jedoch zu spät. (rlf)

Wales – Niederlande 0:3 (0:1)

Lange konnte Wales das Spiel offen halten.

Es brauchte das 100. Lãnderspiel-Tor von Vivianne Miedema, um die Ex-Europameisterinnen von Oranje, diesmal in hellblauen Trikots unterwegs, kurz vor der Pause in Führung zu bringen.

Danach wurde es standesgemäß – und der einfache Auftaktsieg, den die Niederländerinnen vor den harten Nüssen gegen England und Frankreich brauchen. (Tobias Müller)

Deutschland – Polen 2:0 (0:0)

Neeeiiiin!

Kapitänin Giulia Gwinn ist überall, vorne, hinten und genau am richtigen Platz, um ein Tor der Polinnen im Strafraum zu verhindern.

Dann muss sie, die schon zweil Mal am Kreuzband operiert worden ist, mit einer Knieverletzung vom Platz, und der 2:0-Erfolg der Deutschen ist am Ende nicht mehr als eine Nebensache. (arue)

Dänemark – Schweden 0:1 (0:0)

Von drei Spielphasen ist zu berichten, von denen die erste nur 9 Minuten dauerte, aber die schönste war, bloß dass sie schnell durch eine gleichermaßen überflüssige wie folgenlose VAR-Prüfung beendet wurde.

Die zweite Phase dauerte dann tatsächlich noch eine dreiviertel Stunde, weil es unsinnige 7 Minuten Nachspielzeit gab, doch da passierte nicht sehr viel, schon überhaupt nicht waren zwingende Torchancen zu sehen.

Und in der dritten Phase – offiziell als zweite Halbzeit tituliert – kam dann Leben in die Bude und der Ball ins Netz (nach exzellentem Doppelpass zwischen Kosovare Asllani und Filippa Angeldahl) und trotz sinnloser 9-Minuten-Nachspielzeit blieb's dabei. (mak)

Spanien – Portugal 5:0 (4:0)

Es dauert keine 90 Sekunden da liegt der Ball schon im portugiesischen Tor, ein wunderschönes 1:0 von Stürmerin Esther González.

Den Rest des Spiels spielen gefühlt nur noch die Spanierinnen, schnell, präzise, dominant und voller Energie – beim Pfiff zur Halbzeitpause ist eigentlich schon klar, wer gewinnen wird.

Am Ende erreichen die Portugiesinnen nicht einmal ihr Minimalziel für die zweite Hälfte: Schadensbegrenzung, stattdessen fällt im allerletzten Angriff Spaniens auch noch das 5:0 – bitter. (rlf)

Belgien – Italien 0:1 (0:1)

Im belgischen Fernsehen kommentieren Frauen das Länderspiel der Frauen gegen Italien – macht Sinn.

Die Belgierinnen dominieren die ersten 40 Minuten und fangen sich dann ein unnötiges Tor ein – macht keinen Sinn.

Für die belgischen „Red Flames“ hätte ein Punkt gereicht – doch trotz zahlreicher Trinkpausen, die Trainerin Elisabet Gunnarsdottir ganz locker genutzt hat, um ihren Frauen noch ein paar taktische Tipps zu geben, wollte der Ausgleich einfach nicht gelingen. (ebo)

Schweiz – Norwegen 1:2 (1:0)

Dem kleinen Eröffnungsfeierchen in Basel mit viel Silber und bunten Pappen auf den Rängen folgte ein ordentlicher Auftritt der Gastgeberinnen und eine verdiente Führung.

Irgendwie stand es dann nach der Pause plötzlich 1:1, was sich so recht niemand erklären konnte.

Und dann zeigte die Schweiz, welche gute Gastgeberin sie doch ist, und und besorgte das Siegtor für Norwegen durch Julia Stierli höchstselbst. (arue)

Finnland – Island 1:0 (0:0)

Das Spiel vor dem Eröffnungsspiel der EM begann an diesem heißen Tag wohltuend unterkühlt.

Dabei waren die Finninen zunächst viel besser als die vor dem Turnier hochgelobten Töchter Islands und überraschten mit gepflegtem Spielaufbau nicht nur die zahlreichen isländischen Fans („Huh!“) im niedlichen Stadion von Thun.

Dann wird das Spiel doch noch leicht hitzig, Island verliert eine Spielerin nach einer gelb-roten Karte, spielt dann besser, kassiert dann doch ein Tor durch die Finnin Katariina Kosola, das man getrost als schön bezeichnen kann, versucht, sich noch einmal ins Spiel zu beißen, und muss am Ende zusehen, wie die Gegnerinnen über die erste Überraschung im ersten EM-Spiel jubeln. (arue)

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2 Kommentare

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  • 80% der taz Artikel zur EM sind von Männern. Wolltet ihr nicht Nachwuchsjournalistinnen fördern?

  • Nur leider hat die Schiedsrichterin aus dem schon zu erwartenden nicht allzu technischen Kick eine oft unnötig unterbrochene Gähnpartie gemacht, bis selbst die Fans sich beschwerten. Die soll mal ein Jahr in England pfeifen.