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Friedensforscherin„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“

An höheren Militärausgaben führe kein Weg vorbei, sagt die Friedensforscherin Nicole Deitelhoff. Die Weltlage erfordere Einsparungen beim Klimaschutz.

Britische Soldaten bei einer Nato-Übung in Nordmazedonien, 2022 Foto: Ognen Teofilovski/reuters

taz: Frau Deitelhoff, was sagen Sie als Friedensforscherin: Wie schlimm ist die Lage?

Nicole Deitelhoff: Wir haben eine US-amerikanische Regierung, die keinerlei Interesse an Europa hat und das deutlich in die Welt hinausposaunt. Das ist schlecht. Aber noch ist nichts passiert. Es gibt kein schriftliches Statement, in dem steht: Schluss mit der Nato und Schluss mit dem transatlantischen Bündnis. Die Lage ist also schlimm, aber es geht noch schlimmer.

Bild: Uwe Dettmar
Im Interview: Nicole Deitelhoff

50, ist seit 2016 Direktorin des Leibniz-Instituts für Friedens- und Konfliktforschung und Professorin für Internationale Beziehungen an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.

taz: Im Ukraine-Krieg scheint es so, als ob die USA schon die Seiten gewechselt haben.

Deitelhoff: Es gab Gespräche zwischen den USA und Russland in Riad. Auch da ist nichts Belastbares herausgekommen, das eine neue Realität schafft. Das kann nur durch das Handeln der US-Regierung passieren. Sieht es da gut aus? Nein. Haben wir den Eindruck, dass sie die richtigen Positionen in diese Vorgespräche eingebracht hat? Nein. Doch wie gesagt: Noch ist nichts passiert oder vereinbart worden.

wochentaz

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taz: Sehen Sie für Deutschland und Europa eine Chance, bei den Ukraine-Verhandlungen einen Fuß in die Tür zu bekommen?

Deitelhoff: Es gibt Handlungsspielraum. Man darf jetzt nicht panisch erstarrt über den Atlantik schauen. Europa muss seine eigenen Ziele formulieren, Strategien für die Umsetzung entwickeln und sie mit Ressourcen hinterlegen. Deutschland sitzt da momentan nicht gerade auf dem Fahrersitz. Aber unabhängig davon, wer in Europa die Führungsrolle übernimmt, müssen schnell Entscheidungen fallen. Manche davon liegen schon in der Luft.

taz: Worauf kommt es an?

Deitelhoff: Erstens müssen wir stärker in Rüstung investieren. Über die Aufhebung der EU-Defizitgrenzen kann man den Mitgliedstaaten den Spielraum einräumen, den es dafür braucht. Zweitens sind die Truppenstärken in fast allen Mitgliedstaaten zu niedrig und Einheiten nicht schnell genug einsatzfähig und verlegbar. Drittens braucht die Ukrai­ne weitere Militär- und Finanzhilfen. Wenn wir wollen, dass ihre Interessen gleichberechtigt mitverhandelt werden, muss sie sich im Krieg erst mal behaupten können. Und viertens: Egal wo jetzt gerade Parlamentswahlen stattfinden, muss Europa etwas in eine mögliche Verhandlungsmasse einbringen. Dazu gehören ernsthafte Sicherheitsgarantien.

taz: Sind Sicherheitsgarantien ohne ausländische Truppen vor Ort möglich?

Deitelhoff: Nein, das wird nicht gehen. Dazu ist die mög­liche Waffenstillstandslinie zu lang und die Anreize sind zu groß, sie zu übertreten. Die Frage ist nur: Stehen die ukrainischen Streitkräfte an der Waffenstillstandslinie und die ausländischen Truppen stehen im Hinterland für den Fall einer Aggression bereit? Oder sind die ausländischen Truppen an vorderster Front nötig? Dann bräuchte es zwar weit weniger Sol­da­t*in­nen, aber das Eskala­tions­potenzial wäre ungleich höher, wenn sie aus Nato-Ländern kämen.

taz: Die nächste Bundesregierung muss also zwingend deutsche Sol­da­t*in­nen in die Ukraine schicken?

Deitelhoff: Noch mal: Es steht nichts fest. Diese Frage wird erst virulent, wenn es eine Waffenstillstandsvereinbarung gibt, der die Ukraine zustimmt. In dem Moment müssen die Europäer aber bereit sein, auch mit eigenen Soldatinnen und Soldaten dort reinzugehen. Das ist zumindest das Pfund, mit dem man wuchern kann, wenn man an den Verhandlungstisch will.

taz: Wie könnte der deutsche Beitrag zu so einer Mission aussehen?

Deitelhoff: Grundsätzlich hat Deutschland das gleiche Pro­blem wie viele andere europäische Staaten: Wir haben keine Truppenkontingente, die wir von heute auf morgen in die Ukrai­ne schicken könnten. Wir haben nirgends 20.000 Leute stehen, die nichts zu tun haben und innerhalb kürzester Zeit verlegungsfähig wären. Wir sind momentan dabei, eine Brigade für Litauen aufzustellen, und das ist schon eine enorme Anstrengung für eine über die Jahre stark reduzierte Bundeswehr. Sollten die USA tatsächlich entscheiden, ihre Truppen zum Beispiel an der Nordostflanke der Nato zurückzuziehen, wird das Problem noch größer. Dann müssten die europäischen Staaten eigentlich auch im Baltikum mit größeren Ressourcen reingehen, um Russland dort keine offene Tür zu hinterlassen.

taz: Laut einer Studie von Greenpeace ist Europa Russland bei Verteidigungsausgaben, den Truppenstärken und konventionellen Waffensystemen weit überlegen. Reicht das nicht?

Deitelhoff: So einfach ist es nicht. Ich bin Friedensforscherin, mein Interesse an einer Militarisierung unserer Gesellschaft ist gleich null. Aber man muss sich mit den Realitäten befassen. Wenn man sich die militärischen Fähigkeiten rein nach Ausgaben anguckt, dann stehen wir besser da als Russland. Tatsächlich haben wir aber das Problem, dass wir für das gleiche Geld nicht das Gleiche kriegen. Das liegt daran, dass die 27 EU-Staaten immer noch Rüstung nur für sich selbst beschaffen. Wir haben in jeder Kategorie von Rüstungsgütern unterschiedliche Modelle. Es sind außerdem bestimmte Fähigkeiten, die uns in Europa fehlen: Bei der Aufklärung, der Flugabwehr und bei Verlegekapazitäten haben wir große Lücken.

taz: Diesen Sonntag steht auch zur Wahl, die Verteidigungsausgaben beizubehalten, zu senken oder zu erhöhen. Was ist richtig?

Deitelhoff: Wir kommen gegenwärtig nicht umhin, mehr auszugeben. Punkt.

taz: Gleichzeitig haben wir eine zunehmend marode zivile Infrastruktur sowie große Finanzierungbedarfe bei der Pflege und im Gesundheitsbereich.

Deitelhoff: Es ist fürchterlich, dass wir im 21. Jahrhundert so über Verteidigung und Aufrüstung nachdenken müssen. Doch noch mal: Die USA ziehen sich zurück, und eventuell müssen wir in der Ukraine eine Waffenstillstandsvereinbarung absichern. Die Frage ist, wie man das finanziert. Und da liegen zwei Optionen auf dem Tisch: mehr Kredite aufnehmen oder die Schuldenbremse einhalten und irgendwo im Haushalt umschichten.

taz: Und was sagen Sie?

Deitelhoff: Ich vermisse im Kontext der Wahlen eine Ehrlichkeit in der Debatte. Wir können nicht so tun, als würden wir in Frieden leben, alle unsere Wünsche erfüllen und dabei auch in Verteidigung in dem Maße investieren, wie wir das möchten. Wir müssen darüber reden, wo wir Abstriche machen können. Das wird dazu führen, dass anderes, das genauso wichtig ist – Bildung, Klimaschutz – zumindest verschoben werden muss. Man kann nicht alles über Schulden finanzieren, sondern muss auch Prioritäten setzen.

taz: Das klingt, als sollte Deutschland auf Kriegswirtschaft umstellen und alle anderen gesellschaftlichen Fragen hinter der Geopolitik anstellen.

Deitelhoff: Nein, um Gottes Willen. Solche Eindrücke entstehen schnell, wenn man diese Gespräche führt. Wir können natürlich keinen sozialen Kahlschlag betreiben. Aber es geht darum, Umschichtungen vorzunehmen und manche Dinge auf die längere Bank zu schieben. Das kann man nicht im Federstreich machen, sondern muss darüber ernsthaft miteinander ringen. Und ohne eine Reform der Schuldenbremse wird es nicht gehen.

taz: Aber dieser Streit wird doch sehr intensiv geführt. Der Unmut in der Bevölkerung wurde bei dem Thema etwa prominent durch das BSW und die AfD kanalisiert.

Deitelhoff: Wenn AfD und BSW angeben, für den Frieden einzustehen, dann meinen sie etwas anderes. Sie sprechen dann von Verhandlungen mit Russland und werben dafür, dass die Sanktionen aufgehoben werden, um die Wirtschaft in Deutschland zu stärken. Sorry, aber das ist kein Friedenskonzept.

taz: Würden Sie sagen, der Bundestagswahlkampf ist der globalen Lage gerecht geworden?

Deitelhoff: Nein, das ist er sicher nicht. Die Ukraine ist erst eine Woche vor der Wahl zum Thema geworden. Die Kampagnen waren angesichts der Lage, in der sich Europa und dieses Land befinden, nicht angemessen.

taz: Wir haben in diesem Gespräch sehr viel über Aufrüstung gesprochen. Was braucht es neben Waffen noch, um langfristig in Sicherheit zu leben?

Deitelhoff: Eine Lehre des Kalten Kriegs ist: Es funktioniert nicht, sich nur massiv aufzu­rüsten und den anderen dominieren zu wollen. Sonst kommt man schnell an den Punkt, wo es um alles oder nichts geht. Denken Sie an die Kubakrise. Wir müssen auch über Wege nachdenken, wie man aus dieser Nummer wieder herauskommt, wie man zumindest friedliche Koexistenz wieder gewährleisten könnte. Mit anderen Worten: Wir müssen jetzt schon darüber nachdenken, wie irgendwann eine neue Sicherheits- und Friedensarchitektur in Europa aussehen könnte.

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24 Kommentare

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  • Jan van Aken brachte für die Ukraine Friedenstruppen aus China oder anderen BRICS-Staaten ins Gespräch. Europa muss die Welt und seinen eigenen Platz darin ganz neu denken.

  • Ich verstehe es nicht. Russland schafft es seit Jahren nicht, die kleine Ukraine einzunehmen. Wieso sollte man ernsthaft davon ausgehenn, dass Russland eine Gefahr für NATO Staaten ist, die ein vielfaches an Resourcen im Vergleich zur Ukraine haben? Wenn der Ukraine-Russland Krieg eines gezeigt hat, dann doch, dass wir eher abrüsten als aufrüsten sollten, insbesondere jetzt wo Russland tausende Soldaten, Panzer etc. verloren hat?

  • Typisch europäisch. Wir werfen viel Geld in ein System was bisher durch Ineffizienz und Inkompetenz glänzte und hoffen, dass dat denn alles besser wird.

  • Danke für das interessante Interview.

  • "Man kann nicht alles über Schulden finanzieren, sondern muss auch Prioritäten setzen."

    Doch, könnte man. Technisch gesehen sind Staatsschulden eine Geldschöpfung aus dem Nichts, genauso, wie es ein privater Bankkredit ist. Der Staat hat sein Konto bei der eigenen Zentralbank. Er könnte problemlos mehr ausgeben, als er einnimmt, ohne irgendwelche Staatsanleihen zu verkaufen. Diese bringen einfach nur irgendwelchen Privatleuten leistungslose Zinseinnahmen, sind also ein Auswuchs des Lobbyismus.



    Eine Erhöhung der Inflation durch mehr staatliches Geld wäre übrigens erst denkbar, wenn die Wirtschaft ausgelastet ist, also bei Vollbeschäftigung. Und selbst dann würden sich die Preise nur langsam erhöhen. Davon sind wir aber Lichtjahre entfernt. Und Hyperinflationen - besonders in Entwicklungs- und Schwellenländern - wurden ohnehin durch Angebotsschocks durch z.B. Kriege, Embargos oder Missernten verursacht. Zwar wurde in diesen Ländern oft auch viel Geld gedruckt, jedoch immer erst nach (!) dem Eintreten der Inflation.



    Immer mehr Ökonomen haben das bereits erkannt u.a. Maurice Höfgen, Dirk Ehnts, Stephanie Kelton, Warren Mosler.

  • Erstens sollte, wer über Investitionen in Rüstung entscheidet, erst einmal einen guten Plan dafür haben, welche Rüstung wofür gebraucht wird.



    Zweitens sollte, wer über größere Truppenstärken nachdenkt, den Menschen gute Gründe liefern, warum sie (im Ernstfall) freiwillig in einen Krieg ziehen wollen.



    Drittens brauchen die Menschen in der Ukrai­ne vor allem Frieden und es ist an den Menschen in der Ukraine sich zu entscheiden, ob und, wenn ja, wie sie weiterkämpfen wollen.



    Und viertens gehört es sich in parlamentarischen Demokratien in Wahlen und darüber hinaus, über den richtigen Weg zu streiten und nicht unter dem Diktat gemeinsamer Werte oder Partikularinteressen Entscheidungen herbeizuzwingen.



    Tatsächlich haben wir das Problem, dass unsere liberale Art zu leben und zu wirtschaften mit der Idee einer nationalen oder europäischen Kriegstüchtigkeit kaum zu vereinbaren ist.



    Den Nationalliberalismus durch die Hintertür einer Wehrhaftmachung von Wirtschaft und Gesellschaft zu stärken, macht aus dem „nie wieder !“ ein sehnsuchtsvolles „wann endlich wieder ?“.

  • "Wir können nicht so tun, als ob wir in Frieden leben."

    Anscheinend ist Nicole Deitelhoff der Meinung, dass wir aber so tun können, als ob die Polkappen nicht schmelzen und der Amoc nicht vor dem Kollaps steht.

    Und zur Finanzierung: Dieses "entweder wir machen Schulden oder Abstriche" ist Quatsch - Milliardäre besteuern ist halt auch noch ne Option

    • @Christoph Buck:

      So sympathisch ich das grundsätzlich auch finde, aber: wie nachhaltig kann denn eine Finanzierung durch eine „Milliardärssteuer“ sein?

      Das ist eine Scheinlösung.

    • @Christoph Buck:

      Was glauben Sie, wieviel da zusammenkommt.

      Meinetwegen enteignen Sie die Milliardäre komplett.

      Und dann?

      Was kommt danach?

    • @Christoph Buck:

      Vielen Dank für den wichtigen Hinweis, es brennte mir schon beim Lesen die ganze Zeit unter den Fingern.

  • Selten ein so sachlich nüchternes, sich strikt an der Realität orientierendes, ohne ideologische Scheuklappen auskommendes Interview in dieser Zeitung gelesen.



    Frau Deitelhoff stellt die richtigen Fragen, so jemand bräuchten wir in politischer Verantwortung - leider bietet keine einzige Partei aktuell eine Person dieser Klarheit zur Wahl 🗳️

  • Der Möchtegernkanzler Friedrich m. möchte das Alles weiterhin gerne durch "Umschichten" erreichen. Ein Wort, das leider auch im obigen Artikel genannt wird. Das funktioniert nicht!



    Angezeigt ist ein Weiteres 100Mrd. Programm.



    An dieser Stelle muss klar werden, dass auch die Bundeswehr unter Fachkräftemangel leidet und auch hier der Renteneintritt der BoomerInnen die Lage deutlich verschlechtert.



    Die Wiedereinführung der Wehrpflicht ist also geboten. Nachdem die Bundeswehr nun Milliarden in die Bestellung von Ausrüstung investiert hat, muss im zweiten Schritt in FacharbeiterInnen investiert werden .



    Eine entsprechende Bürokratie, Logistik und Kasernen müssen aufgebaut werden, Fachleute an den kommenden Waffensystemen ausgebildet werden.



    Flankiert man/frau das mit einem Zivildienst und Klimadienst, können wir in einem Schritt auch die Probleme in der Pflege und der Umwelt angehen. Als Jemand, in dessen Generation das noch normal war, kann ich nur sagen, es war Teil des erwachsen Werdens und keine verschenkte Zeit. Wir werden unsere Demokratie nicht allein mit Worten verteidigen können. Derzeit wird sie von mehreren Seiten angegriffen und Musk ist, wie Putin,Teil des Problems.

  • Ich schreibe das nicht gerne, aber ich würde Atomwaffen für viel sinnvoller halten, als konventionelle Waffen.



    Wenn es nur um Verteidigung geht, könnten wir uns viel Militär sparen, wenn wir einfach nur Angriffe auf uns sinnlos machen.



    Und das wäre ja einfach, ~50 Atombomben auf Interkontinentalraketen mit der Doktrin die bei Angriffen auf uns auch direkt einzusetzen. Und dafür stampfen wir die ganzen Panzer und Eurofighter die wir noch rum stehen haben einfach ein und bilden die Soldaten für einen zivilen Beruf aus (und stellen keine neuen mehr ein).

    Konventionelle Waffen bräuchten wir doch nur für eigene Militäraktionen bzw um uns den Aktionen der Amerikaner anschließen zu können, und ich persönlich finde nicht das wir dazu in der Lage sein müssten oder sollten...

    • @Rikard Dobos:

      Sie sprechen einen wichtigen Punkt an: Ohne eigene Nukleare Komponente wird Europa dauerhaft keine überzeuge Verteidigung darstellen können. Eine Doktrin die auf der Fähigkeit und Willen zum Zweitschlag basiert, wäre eine verantwortungsvolle Strategie der Verteidigung.



      Ihrer Theorie zur Abschaffung der konventionellen Streitkräfte möchte ich eine Überlegung entgegen setzen: Wenn wir die konventionellen Streitkräfte abschaffen, haben wir keine Möglichkeit mehr, in Eskalationsstufen zu reagieren. Soll heißen: Wenn "grüne Männchen" auf Bündnis- oder eigenem Gebiet auftauchen, könnten wir lediglich sofort mit Atomwaffen reagieren. Und, persönliche Meinung von mir, gerade deswegen müssen wir konventionell massiv aufrüsten. So das wir als Deutsche in Europa für unsere Werte einstehen und diese aktiv verteidigen können. In einem Szenario wo wir nicht direkt den Weltuntergang besiegeln.

    • @Rikard Dobos:

      Nicht sinnlos sondern eher selbstmörderisch.



      .



      Kommt es zum Einsatz von Atomwaffen zwischen 2 Kriegsparteien, die welche besitzen, geht die Welt unter.



      .



      Das war ja immer die Gefahr beim kalten Krieg und der Grund warum es nur zu Stellvertreterkriegen kam.



      .



      Das spricht für Ihre These, das Atomwaffen konventionelle Waffen praktisch überflüssig machen.



      .



      Einen gewissen Kontingent an letzteren halte ich dennoch für sinnvoll, allein schon als Katastrophenhilfe.

  • O.K, das ist immerhin eine klare Aussage. - "Erstens müssen wir stärker in Rüstung investieren." - Die Aussage ist ökonomisch Quatsch, denn Rüstung ist nicht Investition, sonden unproduktiver Staatskonsum, und die daraus erzielten Einnahmen werden zum überwiegenden Teil auch nicht in den Wirtschaftskreislauf zurückgespeist.



    .



    Geld für das Gesundheitssystem und die Pflege ist dagegen eine echte, wenn auch indirekte Investition, denn dadurch können Leute mehr oder länger arbeiten, die es sonst nicht könnten. Und es gäbe ein besseres Leben für viele. Die Rüstungsindustrie kann dagegen nur ein besseres Töten für viele anbieten.

  • Die Weltlage erfordert nicht Einsparungen beim Klimaschutz, sondern höhere Steuern auf höhere Einkommen aller Art, ein Solidarrentensystem, Sozialabgaben auf Einkommen jeglicher Art und eine weniger restriktive Svhuldenbremse. Am meisten sparen lässt sich per früheren und strengeren Klimaschutz!

  • Deitelhoff: "Die Frage ist, wie man das finanziert. Und da liegen zwei Optionen auf dem Tisch: mehr Kredite aufnehmen oder die Schuldenbremse einhalten und irgendwo im Haushalt umschichten."

    Das finde ich schon krass. Wie wäre es denn mal damit, das Geld bei den Leuten zu holen, die eh viel zu viel davon haben? Vielleicht so wie bei aktion.oxfam.de/milliardaerssteuer/ ?

  • Zutreffend: gegen einen Krieg rüsten, und das kostet! Dabei natürlich auf Hetzen gegen "den Molwanier" an sich verzichten, aber sehr standfest sein.



    Dass die Ressourcen dafür vom Klimaschutz abgehen sollen, ist Nonsens, da sonst die Folgekosten uns auffressen würden und auch unsere "soft power" schrumpft. Ex-VW-Leute in die Rüstungsproduktion, Zuschüsse und Ähnliches an die Autoindustrie stoppen, umweltschädliche Subventionen stoppen, Vermögenssteuer entpausieren, ... und eben auch effizient und schlagkräftig werden. Das Geld haben wir, nun noch Personal und Willen.

  • Im Kalten Krieg war Maß der Zeit Diplomatie, System gegenseitig atomarer, konventioneller Abschreckung durch Berechenbarkeit implementiert in Verhandlungsmarathon bi-, multinational eingebundener UNO, gegensätzliche Standpunkte in gelöster Atmosphäre auf vielen Ebenen begleitet von Beraterstäben kenntlich zu machen, sich auf nächsten Gipfel zu verständigen. Man definierte Interessenszonen, sprach von Wettbewerb der Systeme, jedem das Seine nach seiner System Facon.



    Seit Rep. US Präsident Ronald Reagans Ära 1980-1988 gewannen spieltheoretische Strategien Gewicht, Wetten des Alles oder Nichts gegenseitigen Totrüstens. Unberechenbarkeit war neue Währung der Zeit bis heute in Finanzen, Gesellschaft, Politik, Militär, Star War Rüstung, Wirtschaft. Silicon Valley Guys wie Palantir Peter Thiel verkünden Losung „ Wettbewerb ist out“ jetzt gilt Monopol „Alles für Einen“, Übriggebliebenen Null. Wettbewerb wieder aufzurufen braucht es Klimatransformation der Weltwirtshaft, angesichts Klimakastrophe von Menschnhand seit 200 Jahren industriellen Aufbruchs trotz Club of Rome Bericht 1972 vom Ende Wachstums als Teil militärisch-sozialer Verteidigung, Flamme fossil befeuerter Kriege auszublasen

  • Aufrüstung ist sicherlich notwendig, jedoch dafür Klimaschutzmaßnahmen zu verschieben wäre fatal. Prof. Deitelhoff scheint die Dringlichkeit und das Ausmass der Klimakrise zu unterschätzen, z.B. bezüglich der Nahrungsmittelsicherheit. Gegeben der zahlreichen feedback Mechanismen, bei denen nach Überschreitung sogenannter tipping points ein sich selbst verstärkender, und deshalb nicht mehr kontrollierbarer Temperaturanstieg ergibt, kann jede Verzögerung zu unvorhersehbaren Folgen führen. Das ist Physik, anders als Krieg und Frieden kann man darüber nicht verhandeln, und kann nicht davor fliehen. Und wer Bildung vernachlässigt verliert an allen Fronten, z.B. auch gegen den sich momentan ausbreitenden Rechtsextremismus und damit auch gegen Putin. Nun schliesst es sich natürlich nicht aus in Klimaschutz und Bildung zu investieren und dazu noch aufzurüsten. Anstelle die verschiedenen existenziellen Krisen wie Klimakollaps, Krieg, vielleicht auch die nächste Pandemie, gegeneinander auszuspielen, wäre es sinnvoller einen Mechanismus zu entwickeln auf jede Bedrohung angemessen finanziell zu reagieren, z.B. über entsprechende Eurobonds. Verschuldung ist im momentan sicher das kleinste Übel.

  • Kluge Frau, warum schickt man die nicht mal in eine Talkrunde mit den Realitätsverweigerern von AfD, BSW und Teilen der SPD?

  • An Bildung ist als allerletztes zu sparen. Es müssen einfach mehr SchülerInnen die Schule so abschließen, das sie immun gegen Belaberung aus TikTok & Co. sind. Und Ausbildung und Studium so abschließen, dass sie das Zeug zum qualitätvollen fachlichen Arbeiten haben. Was hilft eine top ausgerüstete Truppe, wenn das Volk nicht wenigstens weitgehend hinter ihr steht. Auch etwaige Bildungsmaßnahmen in der Truppe unter dem altbewährten Motto "Staatsbürger im Uniform" bleiben wichtig. Und an den Volkshochschulen für Staatsbürger in Zivil.

    Klimaschutz und Waffentechnik, vielleicht lässt sich das sogar verbinden. Es gibt nichts was es nicht gibt. Ein fettes Streichkonzert a la Milei zugunsten der Rüstung ist ein Schuss nach hinten. Beim Beschaffungswesen lässt sich was verbessern, wenn mehrere EU-Länder Sammelbestellungen machen. Im Dutzend billiger, dass sollte selbst die Rüstungsindustrie hinkriegen, wenn wir sie denn noch brauchen. Auch ein Beispiel, wofür es Bildung braucht!

  • Interessantes und ehrliches Interview.



    Über die AfD und das BSW muss in dieser Situation fast nichts mehr gesagt werden, sie wollen alles mögliche, "aber das ist kein Friedenskonzept."



    Die bitteren Wahrheiten, die Fr. Deitelhoff zu verkünden hat, dürften eher den linksdrehenden Kantonisten hierzulande übel aufstoßen, die ihrer Anhängerschaft gern das Blaue vom Himmel herunter versprechen, aber akute außenpolitische Erfordernisse konsequent verdrängen (und im logischen Endeffekt dann nur bei den "Friedenslösungen" der oben erwähnten Parteien landen müssen).



    Also wenn man anderen Mahnern wie z.B. Hr. Prof. Masala (BW-Uni München) nicht glauben möchte, dann bitte wenigstens dieser Friedensforscherin.