Frauenquote in Vorständen: Koalition einigt sich aufs Drittel
Die Regierungsparteien plädieren für mehr Frauen an Firmenspitzen. Künftig muss von drei Vorstandsmitgliedern mindestens eins weiblich sein.
Damit gilt – zum ersten Mal in Deutschland – für dieses Gremium eine feste Regel – ähnlich wie bei den Aufsichtsräten. Für die Aufsichtsräte wurde die gesetzliche Frauenquote bereits 2016 durchgesetzt, als 30-Prozent-Regel.
Die Quote für Vorstände war lange umstritten, sowohl innerhalb der Wirtschaftslobby als auch in der Koalition. CDU und CSU wehrten sich vehement dagegen. Nun konnte der Koalitionsausschuss mit Hilfe einer eigens dafür eingesetztene Arbeitsgruppe eine Einigung erzielen. „Wir setzen ein Zeichen für eine zukunftsfähige, moderne Gesellschaft“, erklärte Giffey: „Wir schöpfen alle Potentiale unseres Landes aus, damit die Besten in gemischten Teams erfolgreicher sein können. Weil sich freiwillig nichts tut und wir Vorgaben brauchen, um voranzukommen.“
Die Spitzen der Koalition wollen nächste Woche abschließend über den Quotenkompromiss entscheiden, so dass ein Kabinettsbeschluss in Kürze erfolgen kann. Justizministerin Christine Lambrecht sieht in der Vorstandsquote einen „großen Erfolg für die Frauen in Deutschland“. Sie biete „gleichzeitig eine große Chance sowohl für die Gesellschaft als auch für die Unternehmen selbst“.
Vor allem den beiden SPD-Ministerinnen Giffey und Lambrecht ist es in jüngster Zeit zu verdanken, dass Frauen nun einen stärkeren Zugang zu Unternehmensspitzen bekommen. Grundsätzlich jedoch fußt die Quote, sowohl jene für Aufsichtsräte als auch die für Vorstände, auf dem Engagement von Lobbyorganisationen wie FidAR (Frauen in die Aufsichtsräte) und deren Präsidentin Monika Schulz-Strelow sowie das Frauennetzwerk Business and Professional Women und deren Ex-Chefin Henrike von Platen. Sie haben jahrelang für diese Form der Gleichstellung gekämpft.
Nur knapp 13 Prozent Frauen in den Vorständen
Die Quote für Vorstände ist Teil des sogenannten Führungspositionengesetzes, das der Bundestag im März 2015 beschlossen hatte. Es legt eine 30-Prozent-Quote von Frauen in Aufsichtsräten und Vorständen fest. In den Aufsichtsräten ist der Frauenanteil seit Inkrafttreten der gesetzlichen Vorgabe stark gestiegen. In den 100 größten Unternehmen in Deutschland sind dem Onlinestatistikportal Statista zufolge mittlerweile rund ein Drittel der Aufsichtsräte weiblich.
In den Vorständen hingegen sieht es anders aus. Dort sind derzeit nur knapp 13 Prozent Frauen zu finden, hat die gemeinnützige deutsch-schwedische Allbrigt Stiftung herausgefunden. Infolge von Corona ist der Frauenanteil in den Vorständen in diesem Jahr sogar um knapp 2 Prozent gesunken. Das sei ein deutsches Phänomen, wie Allbright-Geschäftsführerin Wiebke Ankersen sagte. In anderen europäischen Ländern seien an der Unternehmensspitze mehr Frauen als in den Vorjahren zu finden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden