Forderungen des Renault-Chefs: Schluss mit dem EU-Bashing
Der Renault-Chef schießt gegen die EU-Flottengrenzwerte. Dabei sind die Autobauer selbst Schuld, wenn sie die nicht einhalten.
S chon wieder so eine völlig unsinnige EU-Regelung: Alle neu zugelassenen Pkws dürfen ab kommendem Jahr im Flottendurchschnitt nicht mehr als 95 Gramm CO2 pro Kilometer emittieren.
Hersteller, die das nicht schaffen, bekommen dann für jedes Gramm mehr eine Geldbuße von 95 Euro pro verkauftem Fahrzeug aufgebrummt. Dann müsse Europas Autoindustrie „15 Milliarden Euro an Strafen zahlen oder die Produktion von mehr als 2,5 Millionen Fahrzeugen aufgeben“, jammerte nun Renault-Chef Luca de Meo.
Die arme Branche! VW kündigt an, ganze Fabriken schließen zu müssen, die Lage sei „alarmierend“, weil chinesische Hersteller den Markt überrollten – und die Europäische Union drangsaliert die ohnehin geschwächte Industrie weiter mit ihren Klimawahnsinnsgesetzen?
So klingt der Spinn von Herrn de Meo jedenfalls, der nebenbei auch Chef des europäischen Autolobbyverbands ACEA ist. Aber Schluss mit dem EU-Bashing, das Gegenteil ist richtig: Weil Europas Hersteller in den Coronajahren die Antriebswende verschlafen haben, verkaufen sie jetzt wenige wettbewerbsfähige Elektroautos – und reißen deshalb möglicherweise die EU-Marke.
Volkswagen kann nach der Einstellung des „e-up!“ im vergangenen Jahr erst 2027 wieder mit einem Stromer im volumenstarken Kleinwagensegment aufwarten. Chinesische Hersteller bedienen derweil nicht nur diesen Markt, sondern werkeln auch längst am Mega-Akku mit 1.000 Kilometern Reichweite und mehr. Hiesige Hersteller können davon nur träumen.
Wenn Autoboss de Meo nun um die Ecke das Schleifen der EU-Regeln fordert, verschweigt er, dass die Europäer selbstverschuldet in die Krise geschlittert sind – und sich besser auch selber wieder aus dieser herausbugsieren. Zum Beispiel mit besonders sparsamen E-Autos anstatt Monster-SUVs: Energieeffiziente Stromer sind wichtig, weil die riesigen Kisten vor allem der deutschen Industrie zu viel des immer knapperen Stroms wegschnappen und zu viel Fläche verbrauchen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Start der Münchner Sicherheitskonferenz
Kulturkampf gegen Europa
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Zukunft der Ukraine
Gewissheiten waren gestern