piwik no script img

Förderung von BatteriefahrzeugenE-Autos boomen

Elektro-Pkw erreichen in Deutschland einen zweistelligen Marktanteil. Zugleich lehnt das Kraftfahrtbundesamt ein Viertel der Förderanträge ab.

Elektroautos werden beliebter: Hier wird eins an einer Ladestation in Leipzig „aufgetankt“ Foto: Gabor Krieg/imago

Freiburg taz | Die üppige Förderung von Batteriefahrzeugen zeigt Wirkung: Im Juli war der Marktanteil der Elektro-Pkw bei den Neuzulassungen in Deutschland laut Kraftfahrt-Bundesamt mit 11,4 Prozent erstmals zweistellig. Zugleich allerdings lehnte das für die Förderung zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle auch erstaunlich viele Anträge ab: Wie die Bundesregierung auf Anfrage der FDP im Bundestag mitteilte, wurden seit Jahresbeginn nur 73 Prozent der Fördergesuche bewilligt. Insgesamt wurden bis Ende Juli 234.805 Anträge gestellt. Zum Vergleich: 2019 wurden in Deutschland gut 63.000 Elektroautos zugelassen, bei 3,6 Millionen Erstzulassungen gab es insgesamt.

Die Gründe für die hohe Quote an Ablehnungen der E-Förderanträge schlüsselt die Bundesregierung zwar nicht auf. In der Branche ist jedoch bekannt, dass speziell Anträge für geleaste Fahrzeuge mitunter unvollständig sind. So geht aus den Unterlagen offenbar nicht immer klar hervor, ob der Hersteller seinen Anteil am sogenannten Umweltbonus vollständig und formal korrekt gewährt hat.

Ein anderer Grund der Ablehnung mögen in Einzelfällen die Fahrzeugmodelle sein, da nur solche subventioniert werden, die in der Liste der förderfähigen Elektrofahrzeuge aufgeführt sind. Wichtigstes Kriterium: Der Netto-Listenpreis des Basismodells darf 65.000 Euro nicht übersteigen.

Die Bundesregierung hatte im Rahmen ihrer Konjunkturhilfen im Juni die Förderung von Elektroautos deutlich erhöht. Ein Fahrzeug mit einem Netto-Listenpreis von bis zu 40.000 Euro wird bis Ende 2021 statt mit 3.000 nun mit 6.000 Euro subventioniert. Hinzu kommen 3.000 Euro vom Hersteller, also in der Summe 9.000 Euro Prämie. Teurere Autos bis zur Preisobergrenze werden nun – inklusive Herstellerbonus – mit 7.500 statt zuvor 5.000 Euro gefördert.

Gut 53 Prozent Plug-In Hybride

Die Mehrheit der Käufer will sich aber noch nicht alleine auf die Batterie verlassen: Gut 53 Prozent der im Juli neu zugelassenen Elektroautos waren Plug-In Hybride. Das sind Fahrzeuge, die sowohl über einen Elektroantrieb verfügen, wie auch – für die größere Reichweite – über einen Verbrennungsmotor. Auch sie werden staatlich gefördert, wenngleich mit etwas geringeren Sätzen als die reinen Batteriefahrzeuge.

Wie der Verband der Automobilindustrie mitteilte, konnten die deutschen Hersteller ihren Marktanteil im Juli bei Elektro-Pkw auf 70 Prozent ausbauen. Im Vorjahresmonat habe der Anteil noch bei 57 Prozent gelegen. Als Grund für die Entwicklung nennt der Verband die „Modelloffensive“, die dazu geführt habe, dass es aktuell 70 verschiedene Elektromodelle deutscher Konzernmarken gebe.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

12 Kommentare

 / 
  • Die meisten E-Fahrer, die ich kenne, benutzen das Gerät als Zweitwagen. Der Erstwagen ist immer noch ein klassischer Verbrenner und im Regelfall das deutlich größere Auto. Ich sehe eher den Trend zum Elektro-Zweitwagen als zum Verbrennerersatz. Auch wir haben mit dem Gedanken gespielt, ein Elektroauto anzuschaffen. Aus Kostengründen ist es ein zuverlässiger gebrauchter Kompaktwagen mit Benzinantrieb geworden. Und bevor jemand schimpft: bei uns in der Großstadt (120.000 Einwohner) kommt man mit dem ÖV nicht weit. Für eine Strecke, die ich mehrmals die Woche fahre, brauche ich mit dem Auto 15-20min, mit dem ÖV mindestens 45min (wenn ich den knappen Anschluss erwische). Allein aus Zeitgründen ist die Sache damit klar.

  • Selbst wenn ich mir ein Elektroauto kaufen könnte, wo kann ich es tanken? In unserer Kleinstadt, immerhin 25.000 Einwohner, gibt es eine einzige Ladestation und die ist natürlich immer besetzt. Außerdem ist sie gut 20 Minuten von zuhause entfernt. Ich habe weder Garage noch Stellplatz mit Steckdose. Kabel aus dem 4. Stock über den Balkon über hunderte von Metern bis zu meinem Wagen? Wie soll das gehen? Wenn einer das macht, wäre das ja theoretisch noch denkbar mit mehreren Kabeltrommeln hintereinander, aber in unserem Haus sind 145 Wohnungen.

  • Plugin-Hybride mit 100km rein elektrischer Reichweite sind für mich die Lösung der Zukunft. Bevorzugt sollte dabei die Lithium-Eisenphosphat-Technik zum Zuge kommen. Diese bedarf keines Kobalts, nur billigen Eisens. Der elektrische Wirkungsgrad ist höher, ebenso die Haltbarkeit der Batterien. Die Batteriemasse ist mehr als zweifach wie der der Lihium-Kobalttechnik, deshalb nur 100km Reichweite plus range-extender-Verbrenner. Den Verbrennermotor kann man klein und sparsam halten 20 bis 30 kW reichen vollauf. Eine Mittelklassenlimousine kommt dann mit weniger als 4 Liter/100km aus, wenn rein mit dem Verbrenner gefahren wird.



    In der Regel wird aber 80% rein elektrisch gefahren werden, wenn sich die Schnellaufladetechnik mit Gleichstrom durchsetzt.

    Fahrradtechnik sehe ich als die der Zukunft überhaupt an, auch vierrädrig, elektrisch und verladbar in Züge.



    Car sharing zusätzlich, mit einfachsten Mobilen, für die 45km/h Geschwindigkeit ausreichen können.

    www.adac.de/rund-u...troen/citroen-ami/

    • @Bernd Schlüter:

      Da gebe ich Ihnen Recht. Nur würde ich statt einem Kolbenmotor eine Mikrogasturbine als Reichweitenverlängerer nehmen. Kleiner, leichter, robuster, deutlich einfacherer, ähnlicher Wirkungsgrad, vielstoffähig. Der Nachteil der relativ langen (Minutenbereich) Anfahr- und Lastwechselzeit schlägt bei der bereits vorhandenen Pufferbatterie nicht mehr zu Buche. Natürlich müsste das als serieller Hybrid ausgeführt werden.

  • Um die Fahrleistung der heute 40 Mio PKW (15.000 km/a) mit Elektroautos zu erbringen, würden pro Jahr 120 Mrd kWh elektrische Energie benötigt. Das ist ca. die Jahresleistung von 15 AKW oder 60.000 Windrädern. Möchte mal wissen, wo dieser Strom praktisch herkommen soll.

  • Mit der Prämie können (selbst für Privatleute) so günstige Leasing-Verträge gebaut werden, dass es fast schon wundert, dass der Anteil nicht noch höher ist. Und am Ende ist es halt noch eine schöne Finanzierung der Autokonzerne.

  • Auch E-Autos sind ... Autos.



    Fressen Energie in der Produktion. Fressen Platz im öffentlichen Raum. Haben Reifenabrieb und Roll-Lärm. Machen fett. Erzeugen Unfälle.



    Wir müssen (in den Städten) fast ganz weg von Autos. Die Straßen den Fahrrädern! Alles andere ist Realitätsverdrängung.

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @Janix:

      Das ist nicht ganz schlüssig. Die Mehrheit, also Multimillionen Menschen wollen doch viele Autos fahren. Will in den Innenstädten mit Autos präsent sein. Eine Minderheit will Leute aufs Fahrrad zwingen. Millionen Menschen wollen gar kein Rad fahren

    • @Janix:

      Sehe ich genauso. Elektrisch schön und gut, aber es sollte die dritte Linie sein. Zuerst: weniger; dann: kleiner. Zuletzt: elektrisch.

      Und klar, dass wir in den Städten anfangen müssen -- da sind schliesslich die Alternativen eher vorhanden.

      Und dazu gehört halt die hässliche Seite: es sollte ungleich schwieriger und unbequemer sein, in den Städten mit Auto unterwegs sein. Anders ändern Menschen ihr Verhalten nicht.

      Reclaim the cities!

    • @Janix:

      Naja, es wir in den Städten mindestens Zulieferungen und Handwerksfahrten geben. Und Umzüge lassen sich auch nicht mit Fahrrädern bewältigen.

      Ansonsten geht sicher viel mit dem Rad, aber das Auto wird nicht komplett zu verdrängen sein.

  • und dabei sind die großen fabriken noch nicht einmal in betrieb.nächstes jahr gibt es einen knick bei den großen suv wer eins will kauft dieses jahr.......