Grafit für E-Autos und Co.: Das unverzichtbare Mineral
China ist Weltmarktführer in der Grafitproduktion. Das könnte langfristig in Deutschland zu Problemen führen, warnt die Deutsche Rohstoffagentur.
Im Moment dominieren demnach noch die klassischen Anwendungsgebiete von Grafit, zum Beispiel die Herstellung von feuerfesten Abdeckmaterialien und Gussformen in der Industrie. Bis 2030 soll der Bedarf an Grafit für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien von 21.900 Tonnen im Jahr 2018 auf 961.000 Tonnen jährlich steigen, erklärt die Agentur, die unter anderem der deutschen Industrie Informationen über die Verfügbarkeit von Rohstoffen liefern soll. Insgesamt wurden im Jahr 2018 0,95 Millionen Tonnen natürliches Grafit und 1.57 Millionen Tonnen synthetisches Grafit hergestellt.
China ist sowohl in der Grafitförderung als auch in der Veredlung zu dem in den Batterien enthaltenen Anodenmaterial Weltmarktführer. Es fördert gut zwei Drittel des natürlichen und knapp die Hälfte des synthetisch hergestellten Grafits, das durch die Aufbereitung von kohlenstoffhaltigen Materialien gewonnen werden kann. Beide, also synthetisches und natürliches Grafit, können bei passender Qualität zur Herstellung des Anodenmaterials genutzt werden.
China stellt drei Viertel des weltweiten Anodenmaterials her
Die Rohstoffverfügbarkeit sei dabei jedoch nur ein Teil des Problems, erklärt Sophie Damm, Grafitexpertin bei der Dera. „Das Ganze verschärft sich weiter in der Wertschöpfungskette“, so die Expertin. Zwar gebe es in Ostafrika, Australien und Kanada schon ernsthafte Bestrebungen, auf moderne Autobatterien ausgerichtete Grafitproduktionen zu errichten. Es sei jedoch nicht klar, dass alle Produktionsstätten auch Grafit in der richtigen Qualität fördern werden, die die Batterieproduktion für E-Autos benötigt.
Außerdem betrieben chinesische Unternehmen drei Viertel der weltweiten Anodenmaterialproduktion. Aus dieser Abhängigkeit könnten sich in Zukunft Versorgungs- und Lieferrisiken ergeben, argumentiert die Dera. Konkrete Handlungsempfehlungen möchte das Institut nicht abgeben, spricht sich aber für die Etablierung einer europäischen Wertschöpfungskette auf dem Batteriemarkt und damit einhergehende politische Maßnahmen aus.
Ein weiteres Problem: Die Umweltbilanz der Grafitproduktion. Das Öko-Institut weist in einer Kurzstudie aus dem vergangenen Jahr darauf hin, dass bei dem Abbau von natürlichem Grafit große Mengen an Staub freigesetzt werden, die Bergarbeiter:innen und Anwohner:innen schaden können. Außerdem werde das Grafit mit Säuren gereinigt, die in China schon Flüsse verseucht haben.
Für die Herstellung von synthetischem Grafit hingegen muss das Ausgangsmaterial aus Kohlenstoff mit extremer Hitze bearbeitet werden. Das funktioniere nur in speziellen Öfen, die das Material für mehrere Tage auf über 2.500 Grad Celsius erhitzen, erklärt das Öko-Institut. Weltmarktführer China erzeugt den Großteil seiner Energie aus Kohle.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen