Feuer in Klinik bei Moskau: Suche nach der Brandursache
Mindestens 38 Menschen sind bei einem Feuer in einer psychiatrischen Klinik nahe Moskau ums Leben gekommen. Die nächste Feuerwehrwache war 42 Kilometer weit weg.
MOSKAU dpa/taz | Mindestens 38 Menschen sind in der Nacht zu Freitag bei einem Feuer in einer psychiatrischen Klinik in der Nähe von Moskau ums Leben gekommen. Experten begannen mit der Suche nach der Ursache des verheerenden Großbrandes.
Infrage kämen ein Kurzschluss oder sorgloser Umgang mit offenem Feuer, sagte Irina Gumennaja von der Ermittlungsbehörde des Gebiets Moskau am Freitagmorgen der Agentur Interfax. Allerdings sei auch Brandstiftung nicht ausgeschlossen.
In Russland kommt es wegen Schlamperei, Baumängeln und Missachtung von Brandschutzregeln immer wieder zu tödlichen Unglücksfällen in Kliniken und Pflegeheimen. Im März 2007 kamen bei einem Brand in einem Pflegeheim in der russischen Region Krasnodar 62 meist bettlägerige Männer und Frauen ums Leben.
Im Dezember 2006 erstickten in einer geschlossenen Moskauer Suchtklinik 46 Frauen an den Rauchgasen eines nächtlichen Feuers. Die Fluchtwege warenblockiert und die Fenster vergittert.
Eine Krankenschwester und zwei Patienten überleben
Das Feuer sei in dem Gebäude ausgebrochen, in dem neue Patienten untergebracht seien, sagte Gumennaja. Eine Krankenschwester und zwei Patienten hätten den Brand im Dorf Ramenski etwa 120 Kilometer nördlich von Moskau überlebt.
Die Behörde leitete Ermittlungen wegen des Verstoßes von Sicherheitsvorschriften ein. In Russland kommt es deshalb immer wieder zu Bränden mit vielen Opfern. Der geschäftsführende Gouverneur des Moskauer Gebiets, Andrej Worobjow, ordnete eine Sicherheitsüberprüfung aller medizinischen Einrichtungen an.
„Ersten Ermittlungen zufolge starben die meisten Opfer an einer Rauchvergiftung“, sagte Gumennaja. Unter den Toten waren 36 Patienten und 2 Krankenschwestern. Das ausgebrannte Gebäude sei eines von insgesamt vier in der psychiatrischen Klinik Nr. 14 und habe Platz für 50 Betten geboten, teilte die Krankenhausleitung mit. Behandelt würden geistig Behinderte, Alkoholiker und Drogenabhängige.
Medienberichten zufolge waren einige Fenster vergittert. Weil die Feuerwehr nicht auf direktem Wege zum Brandort gelangen konnte, brauchten die Helfer für die 42 Kilometer lange Strecke etwa eine Stunde und nicht wie üblich 20 Minuten. Insgesamt seien in der Klinik etwa 200 Menschen untergebracht, sagte Gumennaja. An diesem Samstag will die Region mit einem Tag der Trauer der Opfer gedenken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
FDP stellt Wahlkampf Kampagne vor
Lindner ist das Gesicht des fulminanten Scheiterns
Paragraf 218 im Rechtsausschuss
CDU gegen Selbstbestimmung von Frauen
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen
Sednaya Gefängnis in Syrien
Sednaya, Syriens schlimmste Folterstätte
Schwarz-Grün als Option nach der Wahl
Söder, sei still!